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Vokabeln der Lust: Ein Wörterbuch
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Vokabeln der Lust: Ein Wörterbuch

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Vokabeln der Lust - dieser Titel ist ein- und vieldeutig zugleich. Vokabeln muss man lernen, und dazu hat man meistens keine Lust. Und um die Lust zu lernen, fehlen einem oftmals die Vokabeln. Nun ist natürlich die Frage, ob man jene zur Ausübung sinnlicher Tätigkeiten unbedingt braucht. Sicherlich erst einmal nicht, doch schon wenn man von seinen Erlebnissen und Empfindungen berichten möchte, eine Frage stellt oder eine Antwort zu geben hat, fehlen einem oft die Worte. So versteht sich dieses Buch als Anregung: nicht für exotisch-amouröse Tricks und Kniffe oder für den lexikalisch zu befriedigenden Wissensdurst, sondern dafür, in den vielleicht nur kurzen Pausen konkret erotischer Inanspruchnahme den Wörtern auf den Zahn zu fühlen.

»Handreichungen« in der Edition diá:

Dirk Ludigs
Ran an den Mann!
Sextipps für Frauen
ISBN 978-3-86034-552-8

Dirk Ludigs
Beziehungsweise Sex
Tipps für Paare
ISBN 978-3-86034-553-5

Sibylle von den Steinen
Let's talk about Sex - and Aging
Geschichten und Erfahrungen von Menschen in der Mitte ihres Lebens
ISBN 978-3-86034-554-2
LanguageDeutsch
PublisherEdition diá
Release dateMar 28, 2013
ISBN9783860345511
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    Book preview

    Vokabeln der Lust - Max Christian Graeff

    diá

    Über dieses Buch

    Vokabeln der Lust – dieser Titel ist ein- und vieldeutig zugleich. Vokabeln muss man lernen, und dazu hat man meistens keine Lust. Und um die Lust zu lernen, fehlen einem oftmals die Vokabeln. Nun ist natürlich die Frage, ob man jene zur Ausübung sinnlicher Tätigkeiten unbedingt braucht. Sicherlich erst einmal nicht, doch schon wenn man von seinen Erlebnissen und Empfindungen berichten möchte, eine Frage stellt oder eine Antwort zu geben hat, fehlen einem oft die Worte. So versteht sich dieses Buch als Anregung: nicht für exotisch-amouröse Tricks und Kniffe oder für den lexikalisch zu befriedigenden Wissensdurst, sondern dafür, in den vielleicht nur kurzen Pausen konkret erotischer Inanspruchnahme den Wörtern auf den Zahn zu fühlen.

    »Das theoretische Fundament für die schönste Sache der Welt.« (Berliner Kurier)

    Der Autor

    Max Christian Graeff, geboren 1962 in Wuppertal. Neben den üblichen Brotberufen stehen Ausstellungen bildender Kunst, seltene Publikationen literarischer Texte und die Veröffentlichung mehrerer Sachbücher und Biografien. Ferner betreibt er die Kleinstverlage ›Romanfürsorge‹ und ›Das Fünfte Tier‹ und singt u. a. im Chansonduo ›Canaille du Jour‹. Er lebt in Luzern und arbeitet als Bordsteinschwalbe im Kulturbetrieb.

    Inhalt

    Vorbemerkung zur digitalen Neuausgabe

    Vorweg …

    A

    B

    C

    D

    E

    F

    G

    H

    I/J

    K

    L

    M

    N

    O

    P/Q

    R

    S

    T

    U/V/W

    X/Y/Z

    Register

    Impressum

    Vorbemerkung zur digitalen Neuausgabe

    Die Welt, so kann man meinen, drehe sich schneller, als die Polizei erlaubt. Pünktlich zum Erscheinen dieses Elektrobuches merken wir dank NSA und weiterer Vorfälle, dass das nicht ganz stimmt: Die Polizei dreht nämlich selbst fleißiger mit, als sie erlaubt. Was vor einem Jahr noch als leichtfertige, schwer belegbare Behauptung gegolten hätte, ist heuer schon etabliert; das Innerste ist längst nach außen gekehrt und das Raster der Fahndung nach unser aller Intimität viel dichter und funktionaler als je für möglich gehalten. Und in vielen, wenn nicht den meisten Fällen gingen wir wohl der eigenen Neugier auf den Leim, setzten uns selbst auf den großen Fliegenfänger, der da plötzlich im Kosmos hängt. Nichts bleibt mehr verborgen, sofern wir die Außenwelt nicht aktiv aus unserem Privatleben verbannen und erst den Stecker des interaktiven Kühlschranks ziehen, bevor wir uns mit der Nachbarin oder dem Briefträger auf dem Küchentisch vergnügen.

    Im Jahr 2000, als das Buch ›Vokabeln der Lust‹ entstand, war das Leben auch auf den kulturhistorischen Schattenseiten noch ein entzückend naives. In der Fernsehwelt bohrten sich gerade die Wühlmäuse der Comedyszene mit ihrer Infantilisierung unserer einstigen sexuellen Revolution durch das gutbürgerliche Mittelfeld (»Ficken – hihihi …«). Im Jahr zuvor war im britischen Channel 4 erstmals eine männliche Ejakulation im Normalprogramm versendet worden, ein Ausschnitt aus dem legendären Arthouse-Film ›Behind the green door‹ – freilich zu rein didaktischen Zwecken. Und kurz darauf war dies schon wieder kein Thema mehr, als sogar bei den Desperate Housewifes das Sperma im Vorabendprogramm auf das Gesicht einer – wenigstens noch verdutzt blickenden – Protagonistin klatschte. Eine Revolution? Mitnichten; dieser einst so hehre, aufrührende und befreiende Begriff wurde inzwischen von Automarken und Klassikfestivals vollends wund geritten. Die letzte Bastion ist gefallen; jeder Mensch (zumindest der verkabelten Hemisphäre) ist ein Sender, jeder ein Empfänger; der Alltag wird zum Drüsen-TV, wenn Heerscharen beiderlei Geschlechts unserer Spezies schon im zartesten Alter intermedial ihre Joysticks und Mäuschen manipulieren und ihre Sekrete live in alle Welt verströmen. Sinn- und Sinnlichkeitsentleerungen mittels neuer Präsentations- und Stimulationsstereotypen lassen allsekündlich mit Yottabytes an privatesten Äußerungen die Serverparks überschäumen und Gigawattstunden ins All tropfen, während daheim unsere Haut im weißlich-fahlen Licht der Energiesparlampen unser Dasein noch alienhafter erscheinen lässt als je zuvor. Das noch gänzlich unerforschte Thema der »Grauen Energie« unserer Sexualitäten – also des versteckten, nicht evaluierbaren Energieverzehrs physischer und psychischer Art – offenbart auch im populärphilosophischen Sinne ein Desaster: Wir opfern das einst höchste Gut der Fantasie auf den Altären der Hyperrealität, und physikalisch lautet die Kurzform unserer Gegenwartssinnlichkeit: Abkühlung biologischer Körper durch technische Erwärmung der Erdatmosphäre. Letztendlich letal. Eine mögliche Gesamtbetrachtung dieses neuen Sexualstatus des modernen Menschen vorausgesetzt – welcher durchschnittlich begabte Bonobo würde da nicht verzweifelt die Hände verwerfen und völlig zu Recht am Begriff der »Entwicklung der Menschheit« zweifeln?

    Doch halt – um all das geht es hier nur am Rande. Das Buch ›Vokabeln der Lust‹ dreht sich schließlich nicht um das Große und Ganze und ums letztendliche Verglühen, sondern schlichtweg um die Sprache, die uns bis dahin immerhin noch bleibt, um das tägliche Brot unseres Denkens, auf dem wir herumbeißen möchten bis zum Schluss. Und da dienen uns die neuen Medien auch auf zumindest amüsierende Weise zum leichthändigen, quasi frühstücksbegleitenden Aufspüren wesentlicher Phänomene unserer Sexualkulturgeschichte, wie als eines von Tausenden Beispielen die kürzliche »Wiederentdeckung« des sogenannten Phallographen zeigt, des Geräts, mit dem ein Leverkusener Professor in den siebziger Jahren im Bundesauftrag mittels Taxierung des Erektionsgrads und der Anstiegs- wie Abstiegswinkel und unter Zuhilfenahme (damals verbotener) pornografischer Lektüren die Auswirkungen von Anabolika auf die Sportler-Libido zu messen versuchte. »Phallograph«, ja, dieses skurrile Wort wäre eine treffliche »Vokabel der Lust« gewesen, wenn sie mir vor nunmehr 13 Jahren schon zugeflogen wäre. Selbstverständlich wären auch die »Feuchtgebiete« dabei gewesen, das »Zofenforum«, der »Titfight«, der »Vokuhila« (für den Intimbereich), das »Stretching« (fokussiert auf Vorhaut und Schamlippen) – doch halt, hier wäre das Lektorat eingeschritten, denn ein Ratgeber kann und sollte dieses kleine Nachschlagewerk nicht sein.

    Manche der enthaltenen Schlagwörter zeugen noch von einer mittlerweile vergangenen Bizarrheit und Exotik; sie sollen in aller Naivität bestehen bleiben, so zum Beispiel der Eintrag der »Teledildonik«, die mittlerweile im Nachtprogramm eines jeden Privatsenders angeboten wird und demnächst auch per App, mit Vorratsdatenspeicherung der Vorlieben, Ausdauer und aller weiterer Details. Sozusagen mit Reservoir. Letzteres Wort ist ja heute ganz – äh, überflüssig geworden, denn inzwischen hat jedes Kondom das, was vor gut einem Jahrzehnt noch als Bonus verkauft wurde. Manche Worte werden also wieder frei und können neu belegt werden. Das Reservoir heuer also die Datenreserve unserer Vorlieben zum Abruf einer halb zufälligen, halb individuell gesteuerten dildonischen Teledienstleistung …

    Andere Artikel hätten durch die digitalen Lektüren des Zwischenjahrzehnts deutliche Erweiterungen erfahren können, beispielsweise der »Delfin«, der natürlich um die heitere Episode des globalen Internet-Scherzes um »Fappy The Anti-Masturbation Dolphin« bereichert worden wäre. Oder das »Kekswichsen«, dem auf weiblicher Seite der seit Kurzem immer beliebter werdende Mädchensport des »Tampontausches« beigestellt werden darf – was vielleicht aufgrund bereits erwähnter ›Feuchtgebiete‹ von letztendlich doch enthemmenden Auswirkungen literarischer Populärwerke zeugen mag?

    Wie es auch immer sei, festzuhalten bleibt: Die menschliche Sexualität wird im mediokratischen Zeitalter immer noch surrealer und surrealistischer. Der Monitor ist der Spiegel zwischen den Welten, durch den wir täglich auf die andere Seite gehen, in die zweite Ebene unseres Lebens, die mal Himmel sein kann und mal Hölle. Was kommen wird, ist so schwer vorherzusagen wie kaum jemals zuvor: Der moralische und politische Rollback unserer Tage, die vehement anschwellende Prüderie, Kunstzensur und Sittengesetzmäßigkeit treffen sich zu einem paradoxen Engtanz mit dem neuen Unterbewusstsein einer Generation bürgerlicher Camwhores und sexueller Selbstpromoter, Tarnkappenwichser sozusagen, und irgendwo inmitten dieser modernen Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom-Eigentherapie sehen wir eine zukünftige Weltbankdirektorin oder den kommenden Bundeskanzler breitbeinig am Werk, und als Stimulanz dient ganz sicher nicht das vorliegende Buch.

    Apropos: Auch das Stichwort »Einhandliteratur« bedürfte natürlich einer Überarbeitung, denn der Reader gewährt ja noch ganz andere Möglichkeiten als das leichteste Paperback: Kein umständlich-gieriges Umblättern mehr mit der buchhaltenden Hand, während die andere noch in anderen Gefilden herumkramt; nur noch ein Klick mit dem mittlerweile durchtrainierten Daumen, und weiter geht der Spaß.

    Vorweg …

    »Darüber spricht man nicht«, so hieß es noch vor nicht langer Zeit oftmals, wenn es um das Thema ging, das die Menschen verbindet wie kein anderes: um Sex, Lust und Begehren. Immer wieder gab es während der letzten Jahrhunderte Phasen, in denen der verbale Austausch über diese Zustände verpönt und sogar untersagt war, weil er gegen irgendwelche guten Sitten verstieß. Gesprochen und geschrieben wurde dennoch darüber, in einer unvergleichlichen Vielfalt an Formen, Worten und Fantasien. Jede Generation brachte neue Ausdrücke, Modewörter und verbale wie körperliche Vorlieben ins Spiel; unzählige davon verschwanden wieder aus dem zeitgemäßen Gebrauch, doch manche blieben bis heute erhalten. Die Vokabulare der Sexualgeschichte künden von der Unberechenbarkeit des Themas zwischen Lust und Scham, zwischen Offenherzigkeit und vorgehaltener Hand. Für viele Phänomene, Dinge und Zustände gibt es bis heute keine festgelegten, definitiven Bezeichnungen.

    Restlos alles, was über das gesagt werden kann, »worüber man nicht spricht« oder besser »nicht zu sprechen weiß«, ist schon gesagt worden, doch täglich ist es uns neu. Wir sind uns selbst und unserer Sprache nicht mehr sicher, sobald die Lust den Raum des Bewusstseins betritt. Auch darum ist das Thema so angreifbar, unfrei, problembeladen und steht in solch unverminderter Spannung mit der gesellschaftlichen und moralischen Gegenwart. Bei aller Aufklärung unserer modernen Zeit ist die körperliche Liebe auch heute noch, wie Guillaume Apollinaire es 1910 formulierte, »die Statue eines nackten und kränkelnden Gottes mit entspanntem Bogen, ein schändlicher Gegenstand der Neugier, ein Thema für medizinische und retrospektive Beobachtung«.

    An alledem wird sich demnächst wohl kaum etwas ändern, auch wenn in den letzten hundert Jahren eine ganze Reihe revolutionärer Umwälzungen unsere Sexualität zuweilen gründlich auf den Kopf zu stellen vermochte. Die verschiedenen Stufen der Emanzipation, der Kommunismus und Sozialismus, die neuen Arbeitswelten, Kriege und Frieden, die Akzeptanz weiblicher und männlicher Homosexualität, die rasante Entwicklung der Massenmedien und letztlich deren Elektronisierung – jede historische Begebenheit hinterließ ihre Spuren auch in dem, was man Erotik nennt. Behauptet hat sich trotz allem bisher das Buch als eines der Objekte, die sich jenseits des lebenden Körpers im Zentrum der Lust befinden. Man könnte meinen, das Wort »Leben« sei zusammengesetzt aus »Lieben« und »Lesen« … Seit einigen Jahren wirkt jedoch ein neues Medium deutlich auf unsere themenbezogenen Wahrnehmungen ein: Das Internet lebt sozusagen von der Sexualität, ohne jene und ihre pornografischen Äußerungen wäre es wirtschaftlich längst schon wieder in sich zusammengefallen. Zwar spielt hier das Bild eindeutig die Hauptrolle, doch sind ebenso im sprachlichen Bereich die Folgen der Entwicklung noch kaum absehbar. Wie auch immer, ob analog oder digital: »Es sind die Wörter, die Liebe machen«, sagt der Psychoanalytiker J. B. Pontalis, und Witold Gombrowicz schreibt: »Es gibt kein Wort, das nicht Körper wäre.«

    Einer Handvoll solcher Wörter versucht dieses Buch durch kurze Einblicke in ihre Bedeutung, Geschichte und Anwendung auf die Schliche zu kommen. Es will keinesfalls ein Lexikon sein, welches den Lesern erklären kann, was ein eingesprungener Cunnilingus ist oder wie man die Impotenz besiegt. Ebenso wenig ist es eine Bettlektüre aus dem Bereich der → Einhandliteratur. Jeder Versuch einer Vollständigkeit wäre vergebens, denn dann wäre es nicht nur einen ganzen Regalmeter stark, sondern bereits beim Druck ungültig. Auch Wertungen zu formulieren überlässt es anderen Medien. Lieber wählt es nach undurchsichtigem System ein paar Begriffe verschiedenster Couleur aus, um so den Leser neugierig werden zu lassen auf den tieferen Hintergrund all jener Vokabeln, die ihm in seinem eigenen Leben über den Weg laufen. Apropos Leser: Tatsächlich hat dies Buch, wie die meisten Texte sexueller Thematik, ein gewisses Problem. Jahrhundertelang war die erotische Kultur eine Domäne der Männer, und auch heute hat die Sprache die gesellschaftlichen, philosophischen und sozialen Veränderungen noch nicht eingeholt. Die meisten Vokabeln dieser kleinen Sammlung folgen dem alten Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau. Dies lässt sich für eine andere Zukunft umso schneller nur ändern, je lustvoller jeder Einzelne sich mit den Eigenarten seiner Sprache auseinandersetzt, auch wenn – und vor allem, weil – die zunehmende Geschwindigkeit der Kommunikation unseren Wortschatz immer breiter und flacher werden lässt.

    Beachten wir die Worte, beobachten wir sie. Bei allem Erstaunen oder gar Erschrecken ist es ein wahres Vergnügen, eine Lust. Denn,

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