Auf dem Weg zur Auferstehung: Andachten und Gottesdienste zur Passions- und Osterzeit
Von Achim Blackstein
Auf dem Weg zur Auferstehung: Andachten und Gottesdienste zur Passions- und Osterzeit
Von Achim Blackstein
Beschreibung
Das Buch bietet den Verantwortlichen für Gottesdienste in den Gemeinden eine hilfreiche Anregung und einen Ideenschatz zur direkten und unkomplizierten Umsetzung. Enthalten sind 15 Passionsandachten, drei Predigten zu Karfreitag und sieben
kreative Predigten zu Ostern.
Über den Autor
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Buchvorschau
Auf dem Weg zur Auferstehung - Achim Blackstein
Inhalt
Zusammenfassung
Vorwort
Teil 1: Die Passionszeit
Ablauf einer Passionsandacht
1. Ansprache: Die Blutstropfen (zu Mt 26,31–56)
2. Ansprache: Das Schweißtuch (zu Mt 26,57–75)
3. Ansprache: Der Nagel im Knöchel (zu Mt 27,1–30)
4. Ansprache: Das Schild am Kreuz (zu Mt 27,31–46)
5. Ansprache: Die Lanze des Longinus (zu Mt 27,47–56)
6. Ansprache: Das Grabtuch (zu Mt 27,57–66)
7. Ansprache: Heimat (zu Mk 14,12–25)
8. Ansprache: Stille (zu Mk 14,26–42)
9. Ansprache: Freiheit (zu Mk 14,43–72)
10. Ansprache: Mut (zu Mk 15,1–19)
11. Ansprache: 1. Kreuzwegstation (zu Lk 23,1–5 und 13–25)
12. Ansprache: 2. Kreuzwegstation (zu Joh 19,16b–17)
13. Ansprache: 3. Kreuzwegstation (zu Lk 23,26–32)
14. Ansprache: 4. Kreuzwegstation (zu Mt 27,33–36)
15. Ansprache: 5. Kreuzwegstation (zu Lk 23,33–43)
Teil 2: Karfreitag
Ablauf eines Gottesdienstes am Karfreitag
1. Predigt: Wer sein Leben gibt
2. Predigt: Der abgerissene Gott (zu Mt 27,33–50)
3. Predigt: Vom Kreuzzeichen (zu 4. Mose 21,4–9)
4. Predigt: Sie wurden alle satt
Teil 3: Ostern
Ablauf des Festgottesdienstes zu Ostern
1. Predigt: Aus Problemen werden Chancen (zu 1. Sam 2,1–2 und 6–8a)
2. Predigt: Manchmal kommt es anders (zu Joh 20,11–18)
3. Predigt: Aufstehen und nicht liegenbleiben
4. Predigt: Warum fallen wir?
5. Predigt: Arschkarte – Ein Fußballgottesdienst zu Ostern
6. Predigt: Wetten dass…? Mit Gott über Mauern springen
7. Predigt: Komm, verändere die Welt! Eine Predigt in Reimen (zu 1. Mose 12 und EG 506 mit EG 394 und 352)
Quellenhinweis
Zusammenfassung
Dieses Buch bietet in fünfzehn Passionsandachten, drei Predigten und einem Impuls zu Karfreitag und sieben kreativen Predigten zu Ostern Anregungen für die zeitgemäße und menschenfreundliche Verkündigung zur Passions- und Osterzeit.
Von traditionell bis modern und etwas gewagt, möchte ich mit den Besuchern der Gottesdienste Wege zur Auferstehung suchen und Anknüpfungspunkte finden, die unsere Lebenswege mit dem des Jesus Christus in Berührung bringen und verbinden.
Wenn dabei ein wenig von Jesus auf uns abfärbt, wir mit der Hoffnung die er verkündete erfüllt werden, und Kraft aus seiner Auferstehung ziehen, dann kann auch unser eigener Lebenslauf trotz mancher persönlicher Passionszeit gestärkt und ermutigt weiter beschritten werden.
Dieses Buch soll den Verantwortlichen der Gottesdienste in den Gemeinden hilfreiche Anregung und Ideen zur direkten und unkomplizierten Umsetzung bieten.
Vorwort
Wie können wir uns auf Ostern vorbereiten? Wie können wir den Weg von Jesus Christus mitgehen, wenigstens im Ansatz uns sein Leiden bewusstmachen, es eventuell sogar nachspüren und verstehen? Und was bedeutet Auferstehung eigentlich für mich? Was hat mir dieses Ereignis zu sagen, in meinem Leben, in meinem Alltag, in meinen Sorgen, auf meinem Lebensweg? Wie kann ich es begreifen, was damals passiert ist und zwar so, dass es mich nicht überfordert, das es mich noch mitdenken lässt, dass ich nachfragen und nachleben kann?
Als Pastor spüre ich diese große Ratlosigkeit in unserer Gesellschaft, was Passion und Ostern angeht. Für sehr viele Menschen ist dieser Leidensweg, ja, dieses gesamte Kreuzigungsgeschehen sehr weit weg. Es gibt ihnen keine Antworten mehr und sie ziehen keine Kraft mehr daraus. Die alten kirchlichen Zeiten im Jahreskreis sagen ihnen nicht mehr viel. Stattdessen bleiben viele Fragen offen, und achselzuckend wendet man sich ab.
Gleichzeitig bemerke ich jedoch ein großes Verlangen und Neugier, mehr zu erfahren. Viele sind heute offen für „transparente" Gottesdienste. Für kirchliche Feiern, die ihnen nichts überstülpen, sondern zum Nachdenken anregen, die offen und ehrlich ihre Fragen aufgreifen und überzeugende Antworten wagen.
Mit den folgenden Passionsandachten und Ostergottesdiensten möchte ich an die Lebenswirklichkeit von uns modernen Menschen anknüpfen und Verbindungen suchen. Es sind die Schnittmengen, die Spuren hinterlassen. Da, wo Mensch und Gott sich begegnen, kann Neues wachsen. Neuer Mut, neue Hoffnung, neues Vertrauen. Vergebung, Versöhnung, Frieden und Respekt im besseren Verständnis füreinander.
Aber vor allem führen die Andachten und Gottesdienste zu einem besseren Verstehen der Geschichte von Jesus Christus. Anspruchsvoll, aber nicht überfordernd nehmen sie uns moderne Menschen mit auf die spannende Reise in die Vergangenheit und ziehen hoffnungsvolle Schlüsse für die Zukunft. Darum kann sich hier jeder willkommen fühlen, egal ob er oder sie zur Kerngemeinde zählt oder als eher kirchenferner Besucher dabei ist. Gemeinsam feiern wir die Andachten und Gottesdienste und gehen den Weg von der Passion zur Auferstehung.
Pastor Achim Blackstein
Wietzendorf im Sommer 2014
Homepage: www.boje17.de
E-Mail: blackstein@boje17.de
Teil 1: Die Passionszeit
Ablauf einer Passionsandacht
Musik
Begrüßung
Lied
Gebet/Meditation
Lied
Lesung
Lied
Auslegung
Lied
Gebet, Vaterunser, Segen
Musik
Es soll während dieser 6 Passionsandachten um Reliquien gehen. Reliquien, auf Deutsch „Überbleibsel, sind kleine Fundstücke, die eine Geschichte erzählen können. Eine Geschichte aus alten Zeiten und von großen Ereignissen. Geschichten von Gott und Jesus und heiligen Menschen. Die Überbleibsel sind die Reste dieser Geschichten, das, was überbleibt, wenn die Weltgeschichte darüber hinweggegangen ist und sich die Aufmerksamkeit anderen Dingen zugewendet hat. Manche sammeln diese Überbleibsel, bewahren sie auf und verehren sie sogar. Im Mittelalter war das besonders wichtig. Wer eine Reliquie hatte, der hatte ein Stück von diesen wichtigen Männern und Frauen, ein Stück ihrer Geschichte mit Gott, ja ein Stück von Gott selbst. In jedem katholischen Altar steckt so eine Reliquie, ein Knochen, ein Zahn, ein Stück Holz, ein ganzes Skelett. Für uns evangelische Christen sind Reliquien fast unbekannt. Wir finden sie vielleicht historisch interessant, für unseren Glauben haben sie aber keine Bedeutung. Und manche dieser „Überbleibsel
finden wir vielleicht sogar abstoßend und ekelig.
Dabei können auch uns diese Reliquien helfen, manches besser zu verstehen, was auch für uns Glaubensgeschichte ist. Darum lade ich Sie ein, sich mit mir in diesen Andachten den „Überbleibseln Gottes" zu nähern. Um Gott auf die Spur zu kommen. Und los geht es heute Abend mit Blut.
Es gibt Reliquien, die enthalten Blut. Sogenannte Blutreliquien. Blutgetränkte Lappen, Verbände oder Pflaster. Blutige Erde. Getrocknetes Blut in kleinen Flaschen, das zu bestimmten Zeiten wieder flüssig wird. Madonnen, kleine Statuen, die plötzlich Blut weinen. Wunderblut.
1. Ansprache: Die Blutstropfen
(zu Mt 26,31–56)
Amaseno ist ein kleiner Bergort in der Mitte zwischen Rom und Neapel. Der Ort ist alt und malerisch. Trotzdem verirren sich kaum Touristen hierher. Neben den zahlreichen Olivenbäumen und den baulichen Sehenswürdigkeiten ist im August die Kirche Santa Maria Assunta die Hauptattraktion des Ortes. Aus einem Schrank holt der Pfarrer die Reliquie heraus und leuchtet mit einer starken Taschenlampe den Glaskolben an, im dem man eine dunkelrote Substanz erkennen kann. Es ist das Blut des Heiligen Laurentius, so erklärt der Pfarrer. Und Laurentius ist der Märtyrer der katholischen Kirche, der am 10. August 258 in Rom hingerichtet wurde. Auf einem Eisenrost hatte man ihn damals über dem Feuer zu Tode gegrillt. Und dieser Rost ist seitdem sein Erkennungszeichen.
Die Legende erzählt, dass ein Soldat nach der Hinrichtung das Blut von Laurentius mit einem Lappen aufgefangen haben soll. Anschließend brachte er dieses Tuch in seinen Heimatort, nach Amaseno.
Jedes Jahr am Todestag erinnert man sich dort nun an Laurentius und zeigt sein Blut der Öffentlichkeit. Und jedes Jahr passiert aufs Neue das Unglaubliche: Das getrocknete Blut wird wieder flüssig und man kann auch das Körperfett sehen, dass sich vom Blut getrennt hat. Ein paar Ascheflocken schwimmen ebenso in der roten Flüssigkeit.
Ist das wirklich echtes Blut? So, wie wir alle es in den Adern haben?
„Blut (lat. sanguis, altgriech. αἷμα, haima) ist eine Körperflüssigkeit, die mit Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems die Funktionalität der verschiedenen Körpergewebe über vielfältige Transport- und Verknüpfungsfunktionen sicherstellt", so heißt es im Lexikon.
Blut ist ein besonderer Saft. Jeder Mensch und jedes Tier haben Blut und auch Bäume können „bluten", so sagt man, wenn das Harz aus ihnen herausrinnt.
Rund fünf bis sechs Liter Blut haben Menschen in ihren Adern fließen. Männer haben durchschnittlich einen Liter mehr Blut als Frauen, was vor allem auf Größen- und Gewichtsunterschiede zurückzuführen ist.
Das Blut transportiert den Sauerstoff und die Nährstoffe zu den Zellen. Es bringt die Abfallstoffe des Stoffwechsels weg. Hormone und andere Wirkstoffe werden durch den Körper befördert. Blut dient der Regulation und Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushaltes, des pH-Werts sowie der Körpertemperatur.
Und als Teil des Immunsystems hat das Blut die Aufgabe, uns vor Fremdkörpern und eindringenden Viren oder Bakterien zu schützen.
Blut hilft.
2,3% der möglichen Blutspender zwischen 18 und 68 Jahren in Deutschland spenden Blut. Also so viele, wie auch zur Kirche gehen. In der Regel wird ein halber Liter gespendet. Das rettet Leben.
Blut ist ein richtig toller Saft! Kein Wunder, dass er zu Reliquien wurde …
Zwei weitere Beispiele:
Im Jahr 1589 berichtet Pfarrer Hoffius aus Walldürn in Baden-Württemberg von einer folgenreichen Begebenheit aus dem Jahre 1330: Bei einer Eucharistiefeier soll der Priester Heinrich Otto nach der Wandlung aus Unachtsamkeit den bereits konsekrierten Kelch umgestoßen haben. Der Abendmahlswein floss auf das Altartuch. Doch es entstand kein großer Fleck, wie eigentlich üblich, sondern der Wein, oder besser das vergossene Blut Christi, zeichnete auf der Altardecke das Bild des gekreuzigten Jesus und elf einzelne Häupter Christi mit Dornenkrone. Der erschrockene Priester versteckte daraufhin das Altartuch aus Angst hinter einem Stein des Altars. Kurz vor seinem Tod erzählte er dann aber doch davon und das Leinentuch wurde an der genannten Stelle gefunden. Das Wunderbild war noch immer zu sehen und man begann, das Tuch zu verehren.
Die Abtei Weingarten, ebenfalls in Baden-Württemberg, beherbergt seit 950 Jahren eine Heilig-Blut-Reliquie: einige Tropfen Blut in einem Erdklumpen, angeblich das Blut Jesu Christi. Diese Reliquie wird einmal im Jahr aus einem Tresor geholt und in der Weingartener Klosterkirche ausgestellt. Am sogenannten Blutfreitag trägt ein Priester des Klosters auf einem Pferd die Reliquie durch den Ort. Dieser Ordenspriester wird Blutreiter genannt. Er hält die Blutreliquie hoch in seiner Hand, dem Pilgervolk entgegen.
Echt oder Ente? Wahr oder falsch? Was sollen wir von diesen Erzählungen halten?
Diese Heiligblutreliquien werden auch heute noch verehrt. Auch wenn sich durch chemische Analysen im Labor nachweisen lässt, dass es sich meistens nur um Eisenchlorid, Eierkalk und Wasser handelt.