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Meine Advents- und Weihnachtsgeschichten
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Meine Advents- und Weihnachtsgeschichten
Ebook141 pages1 hour

Meine Advents- und Weihnachtsgeschichten

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About this ebook

Der Autor: Einen Kriminalroman zu schreiben ist für mich immer ein spannendes Erlebnis. Ich empfinde es wie ein Eintauchen in eine andere, spannende Welt.
Als Krimi-Autor ein Weihnachtsbuch zu schreiben, ist dagegen eine Herausforderung, der ich mich aber gerne gestellt habe.
Als ich in der Karnevalszeit die letzten beiden Weihnachtsgeschichten schrieb, stellte mir eines Abends meine Frau ein Teelicht auf meinen Schreibtisch. Sie wollte mich unterstützen, damit mir die Weihnachtsstimmung in dieser turbulenten Zeit nicht verloren ginge.

Manche Geschichten habe ich vielleicht so erlebt, wie ich sie niedergeschrieben habe. Andere dagegen, haben sich niemals in der realen Welt so abgespielt. Sie sind von mir frei erfunden. In allen Geschichten wären Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig.

Ich danke ganz herzlich Monika Minder, die es mir gestattet hat, ihre Weihnachtsgedichte zu veröffentlichen.
LanguageDeutsch
Release dateNov 20, 2015
ISBN9783939829812
Meine Advents- und Weihnachtsgeschichten

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    Meine Advents- und Weihnachtsgeschichten - Heribert Weishaupt

    Kind

    Ich bitte dich Sankt Niklaus sehr,

    In meinem Hause auch einkehr,

    Bring Bücher, Kleider und auch Schuh,

    Und noch viel schöne, gute Sachen dazu,

    So will ich lernen wohl,

    Und fromm sein, wie ich soll.

    Sankt Niklas

    Gott grüß euch lieben Kinderlein.

    Ihr sollt Vater und Mutter gehorsam sein.

    So soll euch was Schönes bescheret sein.

    Wenn ihr aber das selbige nicht tut,

    So bringe ich euch den Stecken und die Rut`.

    Amin Brentano (Hrsg)

    Auszug aus: Des Knaben Wunderhorn, erschienen 1806-08

    Nikolausabend in den 50er Jahren

    Es war der 6. Dezember, irgendwann Mitte der 50er Jahre – es war der Namenstag des Heiligen Nikolaus von Myra.

    Mutter Lisbeth hatte dieses Jahr einige nahestehende Verwandte und Freunde mit Kind und Kegel am Nikolaustag zum Abendessen eingeladen. Sie war immer bemüht, die Familienbande und gute Freundschaften zu pflegen und nicht zu weit auseinanderdriften zu lassen. Mit diesem Essen hoffte sie, ein weiteres Zeichen für die wohltuende und gedeihliche Verständigung zu setzen.

    Meine Mutter, mein Vater Rudolf und ich wohnten in einem über einhundert Jahre alten Vierfamilienhaus. Zwei Zimmer hatten wir im Parterre, wobei es sich um Küche und Wohnzimmer handelte. Zum Schlafen mussten wir hoch ins Dachgeschoss. Hier hatten meine Eltern ihr Schlafzimmer und ich ein eigenes Kinderzimmer. Die anderen beiden Zimmer neben unserer Wohnung im Parterre hatte ein ruhiges, kinderloses Ehepaar gemietet. In einer Zweizimmer-Wohnung in der ersten Etage lebte ein älteres Ehepaar. Und dann war da noch meine Großtante Sybilla Sie wohnte in der benachbarten Wohnung in der ersten Etage. Besser gesagt, sie residierte dort in ihren zweieinhalb Zimmern. Meine Großtante war eine beleibte, resolute, ältere Dame, die ihren Mann wenige Jahren zuvor verloren hatte. Von ihren Geschwistern, vier Mädchen und zwei Jungen, war sie die Älteste. Nachdem sie ihren Vater im ersten Weltkrieg früh verloren hatte, übernahm sie die strenge Führungsrolle ihres Vaters in der Familie. Ihre Geschwister akzeptierten das uneingeschränkt und ihr Selbstbewusstsein wuchs dadurch ins Unermessliche. Wie man mir berichtete, war ihr verstorbener Mann lediglich eine Marionette ihres Willens, den sie nach Belieben dirigierte, der seinerseits aber mit dieser, seiner Rolle, in der Ehe stets zufrieden war.

    Zu Beginn der dreißiger Jahre hatte sie das Haus für 4.500 Goldmark von der ortsansässigen „Bleihütte", wie sie im Volksmund genannt wurde, erstanden. Lange hatte sie diese Entscheidung vor sich her geschoben. Da sie keine Kinder hatte, sagte sie immer wieder:

    „Was soll ich mit einem Haus? Ich habe doch niemanden, dem ich es später vererben kann."

    Doch irgendwann gab sie dem Druck meiner Eltern und einiger Freunde nach, die sich durch Tante Sybillas Investition ein sicheres Zuhause erhofften. Nun gehörte ihr das Haus und es war daher für sie überhaupt keine Frage, dass sie über alles, was im Haus vor sich ging und geplant wurde, zu bestimmen und zu entscheiden hatte.

    Die Mieter verstanden sich recht gut. Die Herrschaft und Diktatur von Großtante Sybilla nahmen sie billigend in Kauf. Eine geringe Miete und die Nutzung des riesigen Gartens hinter dem Haus, die meine Großtante wohlwollend gestattete, entschädigten für so manche Bevormundung. Der einzige, der Großtante Sybilla uneingeschränkt und ohne Vorbehalte schätzte und verehrte, war ich. War sie doch diejenige, die mir immer ohne Ausnahme beistand und mich verteidigte, wenn ich Ärger mit meinen Eltern hatte. Außerdem erhielt ich jeden Sonntag eine Mark „Sonntagsgeld" von ihr.

    Natürlich musste meine Mutter auch das Nikolausessen vorab mit Tante Sybilla besprechen, abstimmen und sich ihren Segen holen.

    An einem Abend, einige Tage vor dem großen Festessen, fragte Vater Rudolf meine Mutter eher provokativ als neugierig: „Hast du dir auch die Genehmigung von „Oben eingeholt?

    „Ach Ruud, dat moss ich doch, du weß doch, wie sie is", verteidigte sich meine Mutter im rheinischen Dialekt.

    Den provokanten Ton meines Vaters überhörte sie ebenso, wie sie sein Grinsen übersah.

    „Selbstverständlich ist ihr das recht. Sie hat sich sogar gefreut", fügte sie noch schnell hinzu, bevor sie mit der Hausarbeit weitermachte.

    „Hast du dich auch genügend um den Nikolausauftritt gekümmert? Die Kinder sollen sich doch freuen und den Abend in guter Erinnerung behalten", fragte meine Mutter wenige Minuten später meinen Vater.

    „Natürlich. Er hat zwar jede Menge zu tun, aber er hat sofort zugesagt den Nikolaus zu spielen. Hoffentlich vergisst er es nicht und kommt pünktlich", antwortete er und zog die Stirn dabei in Falten.

    Mutter Liesbeth nickte verständnisvoll, teilte sie doch die Befürchtungen meines Vaters. Dieses Jahr sollte uns zum ersten Mal der leibhaftige Nikolaus besuchen und es wäre eine riesige Enttäuschung, wenn dieses Event nicht wie geplant stattfinden würde.

    *

    Der Nikolaustag begann für meine Mutter wie jeder andere Tag bereits recht früh – so gegen sechs Uhr. Sofort nachdem sie aufgestanden war, stapfte sie nur mit dem Nachtgewand bekleidet die Treppen hinunter zur Küche. Da das Treppenhaus natürlich unbeheizt und eiskalt war, hatte sie sich eine selbst gestrickte Weste um die Schultern gelegt. Sie schlang die Arme eng um ihren Körper, um dadurch ein wenig mehr gegen die eisige Kälte gewappnet zu sein. Es half nur wenig. Durch den viel zu großen Spalt unter der Hauseingangstür drang eiskalte Luft in den Hausflur. Zitternd schloss sie die Küchentür auf. Mit der einen Hand hielt sie die Weste fest, mit der anderen betätigte sie den Lichtschalter. Das fahle Licht einer wenige Watt starken Glühlampe erhellte die Szenerie. Bei einem Blick zum Küchenfenster stellte sie fest, dass der nächtliche Frost wundervolle Eisblumen auf die, für uns heute unvorstellbar, dünnen Fensterscheiben gezaubert hatte. Bevor sich der Rest der Familie aus den Federn zum Frühstück erheben würde, sollte die Küche in gemütliche Wärme getaucht sein. Daher begann sie, den mit Emaille und Nickel verzierten Küchenherd mit Papier und Holzstücken zu befeuern. Wenn dann das Feuer richtig loderte, würde sie einige Kohlebriketts nachlegen. Diese waren fein säuberlich in dem eigens dafür bestimmten Wagen unter dem Herd gestapelt. Erst wenn das Feuer im Herd so richtig brannte, würde sie zurück ins Schlafzimmer gehen und sich für den Tag herrichten.

    Heute, am Nikolausabend musste zusätzlich der Ofen im Wohnzimmer befeuert werden. Das hatte aber jetzt noch Zeit, denn unnötig früh wollte sie keine Briketts verfeuern. Dafür waren diese zu teuer. Nach dem Frühstück und dem Abwasch wollte sie mit dieser Arbeit beginnen.

    Da das Wohnzimmer höchstens an Sonntagen oder zu Feierlichkeiten, wie eben heute, genutzt und geheizt wurde, würde es fast einen ganzen Tag dauern, bis sich erträglich Wärme ausgebreitet hätte.

    Das Thermometer zeigte seit Tagen auch tagsüber einige Grade unter Null. In diesem Jahr fiel der Nikolaustag auf einen Sonntag, daher war auf den Straßen fast kein Verkehr. Nur wenige Passanten hetzten mit Schal und Mütze vermummt über die Bürgersteige. Kurz vor Einsetzen der Dämmerung, was an diesem Wintertag bereits am frühen Nachmittag der Fall war, begann es zum ersten Mal leicht zu schneien. In kurzer Zeit waren die Wege und Straßen wie von feinem Puderzucker überzogen. Im Laufe des Nachmittags und Abends wuchs dieser Überzug zu einer dicken Schneeschicht an.

    *

    Es war die Nachkriegszeit. Der Krieg war gerade etwas mehr als zehn Jahre vorüber, und der Wohlstand war noch ein junges, zartes Pflänzchen. Meine Mutter hatte „falschen Hasen" als Festschmaus vorgesehen. Unter diesem Gericht verstand man landläufig Gehacktes aus halb Schweinefleisch und halb Rindfleisch, das mit in Wasser aufgeweichten, alten Brötchen vermengt wurde. Der Wohlstand einer Familie zeigte sich am Verhältnis Gehacktes zur Brötchenmenge. Meine Mutter wollte natürlich nicht, dass man über sie nach der Feier redete und hatte daher das Verhältnis zu Gunsten des Hackfleisches bemessen lassen. Dazu sollte es Kartoffeln von einem bekannten Bauern geben, die im Winter in einer großen Kiste im Keller gelagert wurden. Als Gemüse war Grünkohl vorgesehen, den Mutter am Tag vor dem Festessen im eigenen Garten geerntet hatte. Der Grünkohl war das letzte Gemüse im Jahr, das im Garten geerntet werden konnte. Im Gegensatz zu anderen Kohlsorten, braucht der Grünkohl kräftige Fröste, um sein Aroma zu entwickeln. Erst die Kälte lässt den Zuckergehalt in den Blättern steigen. Und kalte, frostige Nächte hatte es in den letzten beiden Wochen zur Genüge gegeben.

    Der Beginn des Festmahls war für 17 Uhr festgesetzt. Für uns Kinder durfte es nicht zu spät werden. Wir sollten rechtzeitig ins Bett kommen, denn ein Kind ist nur dann ein liebes Kind, wenn es früh ins Bett geht und am nächsten Morgen ausgeschlafen ist. So hieß es bei uns seinerzeit offiziell. Die inoffizielle Begründung, über die aber nie jemand gesprochen hätte, war von wesentlich profanen Motiven geleitet: Um Punkt 20 Uhr begann damals das tägliche Fernsehprogramm mit der „Tagesschau". Ein Vorabendprogramm oder gar ein Programm über den helllichten Tag hinweg, gab es nicht und war auch überhaupt nicht vorstellbar. Wenn das Programm dann in der Regel so gegen zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Uhr mit den letzten Nachrichten endete, zeigte der Bildschirm

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