Der letzte Bombardier
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Über dieses E-Book
Hackländer wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern in ärmlichen Verhältnissen bei verschiedenen Verwandten auf.
In seinen Romanen schrieb Hackländer seine Erfahrungen und Erlebnisse nieder und wurde schnell zu einem der meistgelesenen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.
Der Roman "Der letzte Bombardier" wurde erstmals 1870 veröffentlicht.
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Buchvorschau
Der letzte Bombardier - Friedrich Wilhelm Hackländer
Inhaltsverzeichnis
Der letzte Bombardier
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
Impressum
Der letzte Bombardier
1. Kapitel
Welches den geneigten Leser statt eines Vorwortes davon unterrichtet, was er vom Titel dieser Erzählung zu halten hat.
Es gibt Titel, welche man dem geneigten Leser zu erklären schuldig ist, wozu auch der der vorliegenden Geschichte gehört.
Nicht, als ob ich einen Augenblick in Zweifel wäre, dass jeder unter dem letzten Bombardier den letzten in einer Reihe von Bombardieren verstehen wird; aber doch muss ich hinzusetzen, dass es sich hier um den zuletzt erschaffenen sämtlicher Bombardiere der Christenheit handelt, und nicht um jenen anderen letzten, der vielleicht dadurch eine lange, glänzende Reihe dass er sich als Unteroffizier entpuppte oder vielleicht als wirklich letzter in seiner Eigenschaft als Bombardier von dem kriegerischen Himmelspförtner gern und gastlich aufgenommen wurde. Es handelt sich also um jenen letzten Bombardier, nach welchem kein weiterer mehr erschaffen wurde, sei es, dass man die Bombardiere zu gut für diese Welt hielt oder die Welt zu gut für die Bombardiere, immerhin war es aber der letzte dieser glänzenden Reihe, und welcher Reihe, ah! wenn sie vor meinem inneren Auge vorüberfliegt, diese Reihe von Jugend, Kraft und Schönheit, von Schwäche und Hässlichkeit, von bestem Wissen und von der kläglichsten Dummheit, so fasst mich beinahe ein eben solcher Schwindel, als wenn ich eine Reihe phantastischer Wolkengebilde, vom Sturmwinde gejagt, gepeitscht, nebel- und schattenhaft an mir vorüber gleichfalls in die ewige Vergessenheit ziehen sehe. Auch jene glänzend strahlende Reihe hat sich aufgelöst, und es ist nichts von ihr übrig geblieben als ein Name, ein Begriff. Ja, sie haben aufgehört, jene eigentümlichen Wesen, welche man Bombardiere nannte, nicht Unteroffizier, nicht Gemeiner, nicht Fisch, nicht Fleisch, ein Zwischengeschöpf, und deshalb wohl auch nicht fortpflanzungsfähig. Sie sind ausgestrichen aus den Listen der Armee – die Natur ist um eine Schöpfung ärmer.
Es ist also der letzte dieses zahlreichen, gewaltigen Geschlechtes, um den es sich handelt, und wie wir vorhin schon angedeutet, nicht das letzte Glied einer noch bestehenden Kette, sondern der letzte, der je geschaffen wurde, und hinter dem, was die Bombardierschaft überhaupt anbelangt, ein kalter, trockener Schlussstrich wie ein Grabstein steht. Statt uns aber einer gewiss gerechtfertigten Wehmut hinzugeben, wollen wir es versuchen, dem geneigten Leser den Titel unserer Geschichte einigermaßen zu erklären, indem wir ihm sagen, was denn eigentlich ein Bombardier war.
Mit der wissenschaftlichen Erklärung anzufangen, so besagt der Artillerie-Leitfaden, dass der Bombardier auf der untersten Stufe jener Leiter steht, welche das Unteroffiziercorps bildet, dass ihm bei der Geschützbedienung Nr. 3 zufällt, das Richten vermittelst der Aufsatzstange bei der Kanone und des Quadranten bei der Haubitze und dem Mörser, dass er eine Wache selbständig zu kommandieren hat, dass ihm beim Batteriebaue nach Umständen die Überwachung beim Anfertigen der Faschinen und Schanzkörbe anvertraut werden darf, und dass er beim Appell auf dem linken Flügel der Unteroffiziere vor der Front steht. Für alle diese Obliegenheiten hat er ein paar Pfennige täglicher Löhnung mehr wie der Gemeine, wird statt des traulichen »Du« mit »Sie« angeredet und gehört zu den Avancierten, weshalb er auch berechtigt ist, an dem Ärmelaufschlage seines Waffenrockes eine goldene Tresse zu tragen. In den Augen des Brigadekommandanten, wenn er nach vortrefflicher Schießübung gut gelaunt war und vom Pferde herab in irgendeiner Batterie oder draußen beim Kugelfange einige passende Worte sprach, war das Bombardiercorps die Pflanzschule der Artilleriewissenschaften. Schöne Keime, durch bessere Erziehung und einiges Wissen getrieben und ausgesät, um auf dem praktischen Boden des Dienstes zu kräftigen Stämmen heranzuwachsen, um das Unteroffiziercorps zu jener Blüte zu bringen, die dringend notwendig ist, um dadurch der ganzen Armee ein solides Fundament zu verleihen.
Und gerade so erschienen die Bombardiere alsdann auch in den Augen des Majors und Abteilungskommandanten, der natürlich das getreue Echo des Herrn Obersten war, und dass jener noch zuletzt mit aufgehobenem Finger hinzusetzte: »Es wäre in der Tat eine wahre Freude, ein solches Bombardiercorps zu besitzen, wenn nicht in den Freistunden – bei allen Göttern – dies war eine Redensart, welche der Major und Abteilungskommandant stets gebrauchte – mit gewissen Dingen so viel Unfug getrieben würde. Sie werden mich verstehen, ohne dass ich gerade nötig habe, von der Missachtung des Zapfenstreichs zu reden, vom ungehörigen Anzuge, wozu ich bei allen Göttern besonders Vatermörder rechne, und weiße Westen – pfui Teufel!«
In den Augen des betreffenden Hauptmanns und Batteriechefs erschienen wir aber leider ganz anders, als uns die gute Laune des Brigadekommandanten bezeichnet. Ich sehe ihn alsdann immer noch vor der Front auf und ab rennen, die Hände auf dem Rücken, mit einer heftigen Wendung des Kopfes bald nach rechts, bald nach links, als wollte er etwas Unsichtbares beißen, wobei man deutlich das Klappern seiner falschen Zähne hörte, und sehe ihn alsdann vor uns hintreten, uns kopfnickend von oben bis unten messend, ehe er anfing: »Nun, das muss ich gestehen, ich hoffe nicht, dass einer von euch so vernagelt ist, um das Lob, welches der Herr Oberst in seiner unbegreiflichen Güte über das Bombardiercorps ausgoss, speziell auf euch zu beziehen; ist aber jemand unter euch, der in der Tat glaubt, eines solch hohen Wohlgefallens würdig zu sein, der trete vor, damit ich ihm sage, dass ich auf Gottes weiter Welt nichts Nichtsnutzigeres kenne, nichts Schlapperes in und außer dem Dienste, nichts Fauleres und Unwissenderes, nichts zu unverzeihlichen Streichen Aufgelegteres, als die Bombardiere, die ich in meiner Batterie zu kommandieren das Glück habe. Herr–r–r–r Bombardier Schmetterer, ich bemerke auf Ihrer Physiognomie ein aufsteigendes Lächeln und will Ihnen nur sagen, dass, wenn dieses Lächeln zum Ausbruch kommt, ich Sie drei Tage aufs Holz schicke, Herr–r–r–r, Ihnen soll das grüne Gewitter auf den Kopf fahren!«
In den Augen des ersten Leutnants waren wir eine unverbesserliche Schwefelbande.
In den Augen des zweiten Leutnants, eines dicken, alten, schlagflußfähigen Offiziers, dessen Züge vom Tiefrot ins Bläuliche übergingen, so oft er sein Pferd bestieg oder den Säbel zog, ja, überhaupt bei der geringsten Anstrengung, waren wir ebenso viele Nägel zu seinem Sarge.
In den drei Augen des dritten Leutnants – er trug nämlich beständig ein eingeklemmtes Glas –, eines jungen Barons, der bei der Garde gedient hatte, existierten wir gar nicht, was uns insofern am meisten verdross, weil er sich häufig die Miene gab, einen Bombardier vom gewöhnlichen Kanonier nicht unterscheiden zu können.
Für den Oberfeuerwerker, besonders wenn wir im Laboratorium zu arbeiten hatten, waren wir nichts weiter als der einschlagende Blitz oder als vorsätzliche Brandstiftung.
Der Feuerwerker, welcher die Haubitze kommandierte, bei der zuweilen acht Bombardiere die Bedienungsmannschaft bildeten, sprach sich häufig dahin aus, dass es hart sei für einen Unteroffizier wie er, welcher tadellos gedient habe, durch die niederträchtigste Geschützbemannung zur auffallendsten Blamage verurteilt zu sein. »Aber das verspreche ich euch,« setzte er hinzu, »das schwöre ich euch – bei – bei – nun bei irgendetwas, das ich nicht aussprechen mag, weil ihr doch keinen richtigen Begriff davon habt, fällt wieder, wie gewöhnlich, eine Hauptschweinerei vor, so ruhe ich nicht eher, bis der Hauptmann Standrecht verfügt.«
Was nun den Unteroffizier unserer Korporalschaft anbelangte, so war dies ein schon bejahrter Mann, der sehr leise sprach und dabei tief zu seufzen pflegte, wozu er auch einige Ursache hatte. Zum Avancement eingetreten, würde er es vielleicht auch zu den Epauletten gebracht haben, wenn er das Trinken hätte lassen können; so aber verharrte er, trotz sonstiger vortrefflicher Eigenschaften, bei der Wein-, später bei der Schnapsflasche und blieb ewiger Unteroffizier. Statt zu fluchen oder grobe Redensarten anzuwenden, benutzte er seltsame Gleichnisse oder sein sollende Wendungen, um uns seinen Unwillen zu erkennen zu geben, wobei er gewöhnlich bei Erschaffung der Welt anfing und uns bewies, dass jedes Geschöpf Gottes zu etwas nütze und zu gebrauchen sei. Wir hassen die Fliegen, sprach er seufzend, und den gemeinen Mistkäfer; auch die Kröten sind uns widerwärtig, und manchen Menschen die Maulwürfe. Aber alle diese Wesen haben die Berechtigung, da zu sein, ja, alles, was kreucht und fleucht, ist nach reiflicher Überlegung geschaffen, ein einziges Wesen ausgenommen – der Bombardier. Wozu nutzt er? Zu gar nichts. Was tut er Gutes? Nicht das Geringste aus eigenem Antriebe. Ist er pünktlich im Dienste? Ja, nur wenn moralisch die Karbatsche über ihm schwebt. Er ist gefräßig, aber ohne Nutzen, wie der Maikäfer, er ist faul, unordentlich, hinterlistig, boshaft, und wenn man sogar mit Wohlwollen irgendeine gute Eigenschaft an ihm sucht, so wird man doch keine finden, ja, man wird auf die gotteslästerliche Idee kommen, dass der Schöpfer bei Erschaffung des Bombardiers einen unverzeihlichen Fehler begangen hat.
Für den Capitaine d'armes, das ist der Unteroffizier, der Monturen und Waffen unter sich hat, waren die Bombardiere schlimmer als Rostflecken und Schaben. Denn die letzteren harmlosen Tiere, wie er sagte, gehen doch nur ihrem Lebensunterhalte nach und ruinieren weder Monturen noch Mäntel aus Mutwillen, sind auch mit einem schmierigen Lappen zufrieden, während die Bombardiere immer geputzt sein wollen wie die Affen und den Paraderock gerade so gut und so schlecht behandeln wie die Montierung Nr. 4.
Der Kanonier allein fühlte einige Sympathie für uns, denn auch er hatte immer noch die Hoffnung, unseresgleichen zu werden, und bewegte sich beim Exerzieren, besonders aber bei Batterie- und Schanzenarbeiten, behaglicher unter dem milden und nachsichtigen Kommando eines jungen, lebenslustigen, ja auch wohl leichtsinnigen Bombardiers, als unter dem strengen Ernste eines griesgrämigen, diensteifrigen Unteroffiziers. Um nun dieser tiefschattierten Schilderung einige gerechte Lichter aufzusetzen, so muss ich hinzufügen, dass, was in derselben von dem Bombardiercorps im allgemeinen gesagt wurde, allerdings für den Wert des Einzelnen nicht maßgebend war, dass aus demselben die bravsten Unteroffiziere, die tüchtigsten Offiziere hervorgegangen sind, brauchbar im Frieden, tapfer im Kriege, und dass ich selbst die Ehre gehabt, demselben anzugehören.
Es war in diesem Corps eine eigene Zusammenstellung; was von Freiwilligen in der Hoffnung eintrat, später Offizier zu werden – und darunter war recht viel leichtes Tuch –, brachte in den meisten Fä