Watt soll dä Quatsch: Ruhrpöttisch oder watt?
By Etti Ruhöfer
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Ruhrpöttisch oder watt?“
Ich find, datt sich de Zeit orntlich vaändert hat und unheimlich schnell an vagehen is. Und je älter datte bis, je schneller geht se um, datt bisken, datte noch has.
Alze klein was, ging allet viel zu langsam, da wurze und wurze einfach nich erwachsen, wodet doch so schnell sein wolz. Abba datt is in Alter anders gewoden...
Humorvolle und besinnliche Geschichten aus dem Revier. Allerdings auf „Ruhrpöttisch“, also frisch von der Leber weg, so, wie den Leuten dort – und ganz speziell der Autorin – der Schnabel gewachsen ist…
Etti Ruhöfer
Etti Mentges-Ruhöfer, geboren 1930 in Duisburg, verwitwet, eine Tochter, lebt und schreibt in Duisburg. Gründungsmitglied der “Interessengemeinschaft Literatur, Kultur und Gesellschaft e.V.“ (Igel), sowie der „Zeitzeugenbörse Duisburg“. Ihre Geschichten stellte sie bei Lesungen in und um Duisburg vor, bei Radio Wesel (Gedankenflüge) und in zahlreichen Anthologien.
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Book preview
Watt soll dä Quatsch - Etti Ruhöfer
Presse
De Zeit is nich mehr datt, wattse ma wa
Ich find, datt sich de Zeit orntlich vaändert hat und unheimlich schnell an vagehen is. Und je älter datte bis, je schneller geht se um, datt bisken, datte noch has.
Alze klein was, ging allet viel zu langsam, da wurze und wurze einfach nich erwachsen, wodet doch so schnell sein wolz. Abba datt is in Alter anders gewoden...
Watt sind denn heut noch zwölf Monate? Kaum is datt Jahr angefangen, zappzarapp, schon iss de Hälfte widda um. Und de andere Hälfte von datt Jahr geht dann genauso schnell um wie datt de erste Hälfte schon iss. Als wenne dä Berch an runterfahren wärs, is datt – immer schneller und schneller. Eh de dich vasiehs, stehse sozusagen vor die Ausmusterung. Irgenzwann werden datt alle merken. Datt is nu ma dä Lauf von datt Leem. Und wie se sich vaändert hat, de Zeit. De Jungen merken datt nich, die wachsen ja mit se. Abba de Alten!!
Watt wa datt doch früher schön. Wennze da ma fürn Vatter watt kaufen wolz, en Sonntachsanzuch oder sonzwatt, gings dahin, wo „Herrenbekleidung" übern Eingang stand. Und egal watte brauchtes, ob ne Windjacke, oder fürn Sommer en sportlichet Sakko, de Vakäufer ham dich vastanden und du hass de Vakäufer vastanden.
Heut isset doch so, wennze ma en neuen Zwirn brauchs, wie ich neulich für mein Matthes. Da steht nich mehr über die Tür Herrenbekleidung, nä, da steht getz „Men’s Wear oder watt anderet Englischet. Und ene Windjacke, heißt getz „Windbraekers
, und en sportlichet Sommer-Sakko heißt „sportivet Jackets in Summer-Styling". Vonne Vakäufer krisse dann en mitleidigen Blick, weilze deutsch sprichs.
Muss datt denn sein? frach ich mich.
Da wirse doch, wennze alt bis, ganz ramdösich, weilze manchma nich mehr weiß, in watt von Land de eintlich bis. Und dann die Technik. Gegen die hab ich ja nix. Fortschritt muss ja sein. Abba va-such doch nur ma ne Gebrauchsanweisung zu lesen, oder mach, wennze alt bis ma en Computerkurs, willz ja auch auffen Laufenden sein. Nix is in Deutsch. Unsere schöne Sprache is total vaenglischt.
Watte heut, nur rein technisch gesehn, für datt ganz nomale Leem brauchs, watte dafür allet in dä alte Kopp kriegen solis, datt geht auf keine Kuhhaut. Et is ne Qual wennze mit se gehn wilz – mit de Zeit, mein ich, und wennze mitreden willz. Vadammich noch ma! datt Leem is echt problematisch geworden...
Datt krisse kaum in dä Kopp...
Jedenfalls bin ich getz endlich drin! – In Internet, mein ich. Hätt ich doch nie gedacht, datt ich datt aufen alten Tach noch in mein Kopp rein kriegen tu. Viele sagen ja, datt son Computer watt schlimmet is. Na ja, einfach iset nich, abba watt ich bis getz von die Technik vastanden hab, find ich supa. Zugegeben, de grauen Zellen machen da schon manchma Probleme. Und mein Matthes geht mich auch ganz schön auffen Wecker. Imma wenn ich ma watt nich finden tu, sacht dä: „Ohne Kurs schaffse datt nie."
Ja, mitte Theorie habbet ich et eben nich so. Praktisch klappt datt abba schon. Und dann bin ich ja auch nich so wie mein Matthes, von wegen ‘Fragen nee, lieber valofen’. Ich frach mich durch bei Nachba Harm. Richtich heißt dä Harm ja anders, abba watt so die richtigen Computer-Heinis sind, die geben sich so komische Namen. Brauch ja nich jeder wissen, mit wemer vakehren tut und so, ne?
Also, Nachba Harm tut mich datt allet ganz toll erklären, und so anschaulich. Und en bisken davon behalt ich soga.
En „Explorer, sacht Harm, is sozusagen datt Surfbrett mit datt man durch datt weltweite Datenmeer surfen kann. Datt vasteh ich schoma. Und en „Provider
, sachter, is en Vasorger dä datt Internet mit Daten vasorcht.
Ha! genau wie mein Matthes, der vasorcht mich ja auch, abba nich mit Daten, nää, mit Kohle. Dann is dä also mein Provider, denk ich ma, oder?
Schade, datt dä sich nich für Computer interessieren tut. Dä nimmt sich lieber sein Explorer und surft anne Nordsee.
Pö! anne Nordsee, ää! Dä müsste doch eintlich, wenner nur anne Nordsee rumsitzen tut, neidisch auf mich sein, datt ich so ganz bequem auf mein Stuhl sitzen und in weltweite Datenmeer rumsurfen tu.
Datt hatter nu davon. Warum isser auch nich drin – in Netz, mein ich. Datt iss doch so praktisch. Man brauch nirgenz mehr hinzugehen und hat trotzdem Spaß. Jede Menge Kontaktaufnahmen durch „Cyberspace". Ich glaub, so heißt datt.
Man ää, datt sind Worte, die kamma kaum schreiben und dann soll man se auch noch behalten. Da bin ich echt immer in Kampf mit meine grauen Zellen. Abba datt iss mich dä Spass wert. Ich hab nämich gern viel Kontakte. Bein Computer geht datt allerdings nur elektronisch. Dafür isset abba auch günstich, wennze willz. „Call by Call" nennt sich datt, glaub ich, da kannze jede Menge Billichanbieter wählen, sacht Nachba Harm. Toll, watt? Datt merkt sich doch jeder, oder? Wann und wo hattet für Bekanntschaften jeder Art auch schoma Billiganbieter gegeben?
Getz weiß ich auch, warum Harm gesacht hat, datt man Ordner anlegen muss. Klar, damit man dä Überblick nich verlieren tut. Könnt doch peinlich werden, und datt will doch