E-Bibel: Wie machst du das?
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Denn ab und zu tauchen Fragen auf, die die Routine durchbrechen. Eine gute Antwort wäre da Gold wert: Müsste ich bei diesem Auftrag nicht besser eine Berufshaftpflicht haben? Warum stehen Arbeitsaufwand und Honorar bei mir in keinem guten Verhältnis? Und was mache ich, wenn mein Interviewpartner ein seltsamer Vogel ist? Antworten auf diese Fragen und noch viele mehr gibt es in diesem E-Book.
Viel Spaß beim Lesen !
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Book preview
E-Bibel - Freischreiber
E-Bibel
Herausgeber: Benno Stieber
Chefredaktion: Katharina Jakob,freienbibel@freischreiber.de
Redaktion: Carola Dorner, Frank Keil, Andrea Mertes, Yvonne Pöppelbaum, Julia Schoon, Agnes Steinbauer, Pia Volk, Katrin Wienefeld, Carolin Wilms
Lektorat: Katharina Jakob, Frank Keil, Andrea Mertes
Freischreiber e. V.
Hoheluftchaussee 53a
20253 Hamburg
ISBN 978-3-00-051122-6
Copyright: © 2015 Freischreiber e. V., www.freischreiber.de Die Rechte der Beiträge liegen bei den Autoren und der Redaktion
Cover-Illustration: Malte Knaack, www.malteknaack.com
Layout/Gestaltung: Maike Dunkhase, www.dunkhase.eu
Illustration (Kapiteltrenner): Birgit Schössow, http://birgit-schoessow.de
Das Elektronische: Paul Behrens, www.paulbehrens.de
ISBN 978-3-00-051122-6
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Vereins Freischreiber urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.
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Für die tapferen Mitglieder von Freischreiber und alle, die es noch werden wollen
Inhaltsverzeichnis
Willkommen!
1 Akquise
2 Handwerk
+ Selbstorganisation
+ Konflikte
3 Digitales
4 Schöner arbeiten
5 Freie Eltern
6 Geld + Vorsorge
7 Recht + Steuern
8 Radio + TV
9 Teamwork
10 Ich mach schon mal
Willkommen!
Kein Chef, kein 13. Monatsgehalt. Kein Präsentkorb zum 25. Jubiläum. Das verbindet alle Journalisten miteinander, die frei sind.
Unser Arbeitsalltag sieht dagegen total unterschiedlich aus: Einige fahren jeden Morgen zu einer festen Zeit in ihr Büro, andere verbringen den Tag daheim im Hausanzug. Manche arbeiten in wechselnden Teams und kommen vor lauter Diskussionen kaum zum Schreiben, andere haben am Ende ihres Tages zwar einige Tausend Zeichen abgeliefert, aber vielleicht mit niemanden gesprochen.
Ab und zu tauchen Fragen auf, die die Routine durchbrechen. Eine gute Antwort wäre da Gold wert: Müsste ich bei diesem Auftrag nicht besser eine Berufshaftpflicht haben? Warum stehen Arbeitsaufwand und Honorar bei mir in keinem guten Verhältnis? Und was mache ich, wenn mein Interviewpartner ein seltsamer Vogel ist?
Also sind wir im Redaktionsteam losgezogen und haben unseren Kollegen die beste aller Fragen gestellt:
Wie machst du das?
96 Autorinnen und Autoren haben uns geantwortet. Manche sachlich ausgewogen; andere mit Witz und Ironie. Auch Frustrierendes war dabei. Das freie Leben ist ja nicht nur Südsee.
Ihre Antworten haben wir in einen Sommer lang zusammengetragen und in ein E-Book gepackt.
Und hier ist sie nun, unsere E-Bibel, die kleine digitale Schwester der Freienbibel.
Sie erfüllt uns mit Freude und Stolz.
Möge sie uns schlauer machen, schlagkräftiger und tougher.
Aber auch gelassener – schließlich gibt’s noch was anderes im Leben außer Arbeit.
Möge sie uns in allen strittigen Lagen zur Seite stehen. Und wenn wir eine Frage haben, die sie nicht beantworten kann, haben wir jetzt immerhin ein Netzwerk aus grandiosen Kollegen, die wir anrufen können, um sie zu fragen:
Wie machst du das?
Natürlich auch mitten in der Nacht.
Habt Spaß beim Lesen!
Und heißen Dank an alle, die ihren Erfahrungsschatz mit uns geteilt haben. Ihr seid großartig!
Euer Redaktionsteam der E-Bibel
PS: Die E-Bibel lesen – wie machst du das? Ganz einfach: Geh im Inhaltsverzeichnis mit dem Cursor auf ein Kapitel, das dich interessiert. Durch einen Mausklick landest du direkt auf der ersten Seite des angewählten Kapitels. Das kleine Haussymbol auf jeder Seite führt dich per Mausklick wieder zum Inhaltsverzeichnis zurück.
Wie machst du das: Wie wird man eine gefragte Kolumnistin?
Es antwortet: Silke Burmester. Ihre journalistische Reise ging vor 20 Jahren mit „planet pussy los, einem selbst gebastelten pop-feministischen Magazin. Damals wie heute gilt der Fanta-Werbespruch: „Spaß ist, was du draus machst!
Foto: Eva Häberle
Die Kolumne ist in dieser nach „Marke" schreienden Zeit eine verlockende Form. Das Problem ist nur: Eine Kolumne ist nicht irgendein Artikel. Alle Anforderungen, die an einen Text gestellt werden – Stil und Sprache, Einstieg und Spannungsbogen, Relevanz – gelten für die Kolumne dreifach. Und das in der Häufigkeit ihres Erscheinens. Also oft wöchentlich. Diese Anforderung einzulösen muss man sich zutrauen. Tut man das, kann man loslegen. Ob es funktioniert, wird sich zeigen.
Noch größer ist die Herausforderung, eine Ich-Kolumne zu schreiben. Das, was als die leichteste aller Übungen eingeordnet wird, ist die schwierigste, denn man darf nicht trocken bleiben wollen. Wer Angst hat, sich nass und lächerlich zu machen, ist hier falsch. Die gelungene Kolumne – und die Texte von Harald Martenstein, Susanne Fischer und Bernd Gieseking belegen das –, lebt davon, dass sie ihr Schreiber oft wie der letzte Dussel darstellt. Der Kolumnist, die Kolumnistin ist der Clown der Gegenwart. Der dumme August. Wer vor dieser Blöße Angst hat, ist hier falsch. Schwierig ist auch, das Umfeld zum Gegenstand des Textes machen zu wollen. Gerade Kinder gehören eher geschützt als exponiert.
Eine Hilfestellung bietet die Kunstfigur. Wie etwa die Kriegsreporterin, die ich mir zugelegt habe. Gerade so eine „markenhafte" Figur erleichtert es, zu spielen, Grenzen auszutesten und Dinge zu schreiben, die wir unter unserem Namen nicht schreiben wollten oder könnten.
Tatsächlich sind gerade die Regionalzeitungen voll mit schlechten bis mittelmäßigen Kolumnen. Dafür gibt es zwei Gründe:
1. Die Schreibe glänzt nicht.
2. Man traut sich nicht, auf die Kacke zu hauen. Und weil man sich nicht traut, muss sich der Leser, die Leserin mit mittelmäßigem Gedankengut in Wahrheit langweiliger Autorinnen und Autoren auseinandersetzen.
Wie machst du das:Wie entwickelt ihr Kontakte mit unbekannten Redakteuren?
Es antwortet: Andrea Mertes. Sie arbeitet als Journalistin und Dozentin für Sprache und Kommunikation in München und ist Redakteurin dieses E-Books
Foto: Jörg Fokuhl
Eine Freundin aus der PR-Branche hat mir einmal einen Tipp für alle Arten von Akquise verraten. Der Tipp besteht aus einem einfachen Satz. Er lautet: „Das Nein hast du schon." Für mich ist dieser Satz wie ein Werkzeug. Jedes Mal, wenn ich vor einem Erstkontakt zurückweiche, nehme ich ihn aus dem Werkzeugkasten und schraube damit meine wackelig gewordene Selbstgewissheit fest. Bis mir wieder klar ist: Ablehnung brauche ich nicht zu fürchten. Das Nein habe ich ja schon. Ein Ja kann ich aber noch bekommen.
Gute mentale Vorbereitung ist mir wichtig, damit Kontakte zu unbekannten Redakteuren fruchten und nicht floppen. Der nächste Schritt ist ein gutes Angebot: Dazu gehört, dass ich weiß, wen ich ansprechen will und wie der Name dieses Menschen richtig geschrieben/ausgesprochen wird. Bei komplizierten Namen übe ich das manchmal ein paar Mal halblaut, bevor ich den Hörer in die Hand nehme!
Zur Vorbereitung gehört auch, dass ich kurz erklären kann, warum ich genau diesen Redakteur anspreche – das signalisiert, dass ich mich über mein Gegenüber informiert habe und ihn oder sie ernst nehme. Und: Ich habe etwas anzubieten, das diesem Menschen nützlich sein könnte.
Der weitere Teil der Wegstrecke hat mit Taktik zu tun. Meiner Erfahrung nach ist es besser, unbekannte Redakteure erst anzurufen und im Anschluss eine Mail mit dem Themenangebot hinauszuschicken.
Mache ich es umgekehrt, erhalte ich oft keine Antwort. Rufe ich aber zuerst ein, habe ich eine Verbindung aufgebaut und kann mich darauf in einem eventuellen Nachfass-Telefonat auch berufen.
Wie machst du das: Fünf Fragen zum Thema Zweitverwertung.
Es antwortet: Stephan Zimprich, Fieldfisher Hamburg, Rechtsanwalt der Freischreiber
Foto: Philipp Stricharz
Wie bekommt man Redaktionen dazu, ein Stück zweitzuverwerten, auch wenn es sich bei beiden Auftraggebern um dieselbe Medienart handelt (z.B. Print)?
Wie sind die guten Sitten: Wie lange warte ich bis zur Zweitverwertung?
Darf ich Zitate 1:1 noch mal verwenden?
Wie viel Offenheit in Sachen Zweitverkauf gegenüber Redaktion xyz ist angezeigt?
Darf ich Geschichten von einer Reise deren Kosten von Medium A bezahlt werden, an Medium B, C und D verkaufen?
Wie machst du das: Wie betreibt ihr Kundenpflege? Schreibt ihr etwa Weihnachtskarten?
Es antwortet: Pia Volk, Redakteurin dieses E-Books. Sie fragt gern andere Menschen Löcher in den Bauch. Theoretisch lebt sie in Leipzig, schweift aber ständig in die Ferne, manchmal nur in Gedanken, oft mit ganzem Körpereinsatz
Foto: privat
Weihnachtskarten schreiben fällt nicht unbedingt unter Kundenpflege, finde ich. Oft nerven sie ja mitunter, es hat so etwas von: Wir tun das, weil es alle anderen auch tun. Kundenpflege funktioniert aber nur, wenn sie ehrlich ist, glaube ich zumindest. Erst mal muss man sich natürlich fragen, was „Kundenpflege sein soll. Es klingt ja schon etwas nach „waschen, schneiden, föhnen, hier und da noch etwas Maniküre
. Darum geht es mir aber nicht, mein Job ist es nicht, Menschen Honig um den Mund zu schmieren. Ich möchte, dass meine Auftraggeber mich anrufen, mir vertrauen, mir mit einem guten Gefühl Aufträge geben. Dazu müssen sie zuerst mal an mich denken, sich an mich erinnern. Ich muss ihnen also etwas Erinnerungswürdiges geben, abseits meiner Texte. Das schafft man am besten durch Nostalgie oder Humor.
Vergangenes Jahr habe ich deshalb an Weihnachten eine E-Mail verschickt, mit dem Bild eines Tannenbaums, gebaut aus Pommes und einem vollkommen absurden Text, der von Glückskeksen, abgefrorenen Fingern, Siri und schönen Geschichten handelte. Ein Dutzend Antworten habe ich erhalten.
Im Jahr zuvor habe ich alle Rechnungen, die ich verschickt habe, mit Glitzeraufklebern versehen, die man früher in Poesiealben klebte, diese kitschigen Rosen und Pferdchen. Daraufhin haben mich einige Redakteure sogar angerufen und sich bedankt für diese Abwechslung.
Natürlich mache ich das nicht bei allen, sondern eben bei jenen, bei denen ich denke, dass es passt. Und zwar nicht aus einem Gefühl der Pflicht heraus, sondern weil ich Lust dazu habe. Die Glitzersticker habe ich auf irgendeinem Dorf in einem Tante-Emma-Laden gefunden und habe mich selbst erinnert gefühlt. Wieso sollte es anderen nicht auch so gehen? Niemand soll sich bei mir