Dr. Laurin 77 – Arztroman: Stiefschwestern liebt man nicht!
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Sandra Rüschegg war eine charmante, temperamentvolle Frau, vierzig Jahre jung. Ja, man musste sie als jung bezeichnen, denn vierzig Jahre hätte ihr niemand abgenommen, und erst recht nicht eine erwachsene Tochter.
Dr. Leon Laurin kannte sie seit Jahren. Bernhard Rüschegg, Sandras Mann, war vor sieben Jahren an einem Gehirntumor gestorben.
Sie ließ sich regelmäßig untersuchen, doch sie war eine kerngesunde, sehr vitale Frau, die ihr Leben so meisterte, dass sie von ihren vermögenden Schwiegereltern nicht abhängig war. Dafür nahm sie es sogar in Kauf, dass ihre Tochter Patricia von den Großeltern erzogen wurde. Sandra mochte ihre Schwiegereltern, und es gab eigentlich keinerlei Differenzen zwischen ihnen. Jobst und Bertine Rüschegg waren ihrer schönen Schwiegertochter unendlich dankbar, dass sie ihnen das Kind ließ, da sie den Tod des einzigen Sohnes nicht verwinden konnten.
Sandra hatte mit Bernhard eine glückliche Ehe geführt. Seine Krankheit und sein früher Tod hatten ihr einen schweren Schock versetzt. Er war in der Prof.-Kayser-Klinik gestorben, und dann waren es die Ärzte Dr. Eckart Sternberg und Dr. Leon Laurin gewesen, die sie aufgerüttelt hatten. Sandra hätte niemals andere Ärzte konsultiert.
Schlank, schön und schick kam sie auch an diesem Vormittag in die Prof.-Kayser-Klinik gewirbelt. Anders konnte man es nicht bezeichnen.
Moni Hillenberg, Dr. Laurins Sekretärin, gleichzeitig auch die junge Ehefrau des Assistenzarztes von der chirurgischen Station, freute sich immer, wenn Sandra kam, und das gewiss nicht nur deshalb, weil Sandra ihr immer ein hübsches Geschenk mitbrachte.
Sie nahm sich die Freiheit, Dr. Sternberg mit dem Vornamen anzureden, und auch Dr. Laurin genoss diesen Vorzug. Tatsächlich
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Dr. Laurin 77 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 77 –
Stiefschwestern liebt man nicht!
Patricia Vandenberg
Sandra Rüschegg war eine charmante, temperamentvolle Frau, vierzig Jahre jung. Ja, man musste sie als jung bezeichnen, denn vierzig Jahre hätte ihr niemand abgenommen, und erst recht nicht eine erwachsene Tochter.
Dr. Leon Laurin kannte sie seit Jahren. Bernhard Rüschegg, Sandras Mann, war vor sieben Jahren an einem Gehirntumor gestorben.
Sie ließ sich regelmäßig untersuchen, doch sie war eine kerngesunde, sehr vitale Frau, die ihr Leben so meisterte, dass sie von ihren vermögenden Schwiegereltern nicht abhängig war. Dafür nahm sie es sogar in Kauf, dass ihre Tochter Patricia von den Großeltern erzogen wurde. Sandra mochte ihre Schwiegereltern, und es gab eigentlich keinerlei Differenzen zwischen ihnen. Jobst und Bertine Rüschegg waren ihrer schönen Schwiegertochter unendlich dankbar, dass sie ihnen das Kind ließ, da sie den Tod des einzigen Sohnes nicht verwinden konnten.
Sandra hatte mit Bernhard eine glückliche Ehe geführt. Seine Krankheit und sein früher Tod hatten ihr einen schweren Schock versetzt. Er war in der Prof.-Kayser-Klinik gestorben, und dann waren es die Ärzte Dr. Eckart Sternberg und Dr. Leon Laurin gewesen, die sie aufgerüttelt hatten. Sandra hätte niemals andere Ärzte konsultiert.
Schlank, schön und schick kam sie auch an diesem Vormittag in die Prof.-Kayser-Klinik gewirbelt. Anders konnte man es nicht bezeichnen.
Moni Hillenberg, Dr. Laurins Sekretärin, gleichzeitig auch die junge Ehefrau des Assistenzarztes von der chirurgischen Station, freute sich immer, wenn Sandra kam, und das gewiss nicht nur deshalb, weil Sandra ihr immer ein hübsches Geschenk mitbrachte.
Sie nahm sich die Freiheit, Dr. Sternberg mit dem Vornamen anzureden, und auch Dr. Laurin genoss diesen Vorzug. Tatsächlich betrachteten sie es beide als Kompliment, und dagegen hatten auch ihre Ehefrauen nichts einzuwenden, denn einer Sandra Rüschegg konnte eigentlich niemand böse sein.
»Und wohin geht es diesmal?«, fragte Dr. Laurin.
»Rund um die Welt. Nicht in achtzig Tagen, wie der gute Jules Verne es der Nachwelt hinterließ. Nur sechzig Tage werde ich unterwegs sein. Aber auch das ist oder kann eine lange Zeit sein. Nun mal an die Arbeit, die Herren Doktoren.«
Ja, sie war umwerfend. Und die Herren Doktoren stellten wieder einmal fest, dass sie auch kerngesund war.
»Könnte ich auch noch ein Kind bekommen?«, fragte Sandra.
Da waren die beiden Ärzte erst einmal sprachlos.
»Haben Sie die Absicht?«, fragte Dr. Laurin verblüfft.
»Wissen kann man es ja nie«, erwiderte sie. »Jedenfalls fahre ich diesmal nicht allein, und da ich mich ja auf Ihr Stillschweigen verlassen kann, will ich Ihnen anvertrauen, dass ich nach dieser Reise heiraten werde. Allerdings wäre ich sehr froh, wenn ich bis dahin auch Patricia unter der Haube hätte.«
Dieses überaus nette Mädchen war auch den Ärzten der Prof.-Kayser-Klinik bekannt, allerdings bisher nur als eine blendende Reiterin.
»Gibt es da auch schon einen bestimmten Mann?«, fragte Dr. Laurin.
»Ich hoffe, dass dies der Fall ist. Patricia weiß es nur noch nicht«, erwiderte Sandra. »Aber irgendwie wird das zu arrangieren sein. Den Großeltern ist er bestimmt willkommen. Es handelt sich um Rasso von Straden, den Sohn meiner besten Freundin, die ja auch leider viel zu jung von dieser Welt gehen musste.«
Ihr schönes Gesicht war ernst geworden. Das Leuchten in ihren
Augen war erloschen. Sandra
Rüschegg war keine oberflächliche Frau. Sie hatte mehr Gefühl, als sie zeigen wollte.
»Kinder haben oftmals ganz andere Pläne als Eltern«, sagte Dr. Laurin vorsichtig.
»Ja, ich weiß es, und zwingen will ich Patricia nicht«, erwiderte Sandra. »Aber als Mutter, und dazu, wenn man nicht viel Zeit hatte, sich um sein einziges Kind zu kümmern, wünscht man sich doch eigentlich nicht so sehr, als dieses Kind glücklich zu sehen. Patricia ist neunzehn, und sie sucht von sich aus keine Kontakte. Aber Rasso kennt sie, und sie mag ihn auch. So kann ich nur hoffen. Es ist doch komisch, dass ich Ihnen immer alles erzählen muss«, fügte sie dann nach einer kurzen Pause hinzu.
»Es ist ein Vertrauensbeweis, für den wir dankbar sind«, sagte Dr. Laurin.
»Ich bin dankbar, dass ich Ihnen in den schwersten Stunden meines Lebens begegnet bin«, sagte Sandra.
Sie schenkte jedem ein Lächeln.
»Auf ein gesundes Wiedersehen«, sagte sie leise. »Und grüßen Sie mir Ihre bezaubernden Frauen. Falls mir aber doch etwas Unvorhersehbares geschehen sollte, trösten Sie meine Patricia, wie Sie mich getröstet haben. Wir haben es ja nicht in der Hand, was uns das Schicksal bringt.«
»Denken wir lieber an ein frohes Wiedersehen«, sagte Dr. Sternberg.
»Auf ein ganz frohes«, schloss Dr. Laurin sich an.
Sie warf jedem eine Kusshand zu, bevor sie verschwand.
Und schon war sie davon, auf hohen schlanken Beinen. Eben einfach umwerfend, wie Moni wieder einmal feststellte.
*
Julian Lorenzen war sieben Jahre älter als Sandra und Vater eines dreiundzwanzigjährigen Sohnes, der einmal der Grund zu einer überstürzten Heirat gewesen war.
Julian Lorenzen war damals ein mittelloser, wenn auch blendend aussehender Student gewesen. Seine Frau Isa war sechs Jahre älter als er und eine sehr vermögende Industriellentochter, die ihn um jeden Preis an sich binden wollte.
Sie hatte erreicht, was sie wollte, aber sie hatte sich dieses Triumphes nicht freuen können, da sie bei der Geburt ihres Sohnes starb.
Doch selbst diese so kurze Ehe hatte Julian Lorenzen einen Schock versetzt, und er hatte sich niemals wieder binden wollen, bis er dann Sandra kennenlernte, die für ihn die Traumfrau überhaupt bedeutete.
Ihm schauten heute noch die jungen Mädchen nach.
Aber bestimmend in seinem Leben war dann tatsächlich nur sein Sohn gewesen, auch ein Julian Lorenzen.
Aber jetzt dachte er nur noch an Sandra, die er abgöttisch liebte.
Noch hatte er mit seinem Sohn Julian nicht über sie gesprochen, doch an diesem Tag, als Sandra auch ihre Entscheidung getroffen hatte, wollte er ihn vorbereiten.
Julian, der Jüngere, war das Ebenbild seines Vaters. Sie waren gleich groß, sie hatten die gleichen dunklen Augen, nur waren die Haare des Sohnes noch tiefschwarz, während die des Vaters an den Schläfen leicht ergraut waren. Der Vater hatte ein paar Falten, aber doch nicht zu viele, um nicht als der ältere Bruder gelten zu können.
Der Sohn jedoch wirkte weitaus verschlossener als sein Vater.
Sein Vater nannte ihn einen Tüftler, aber immerhin hatte das dem Apparate- und Instrumentenbau, den Isa geerbt hatte, beträchtliche Gewinne eingebracht. Der ältere Julian verhandelte lieber, aber man musste ihm zugestehen, dass er dies mit großem Erfolg verstand.
Von seinen Auslandsreisen, die er in letzter Zeit noch häufiger machte als früher, brachte er stets große Aufträge mit.
Als Julian Lorenzen nun seinem Sohn eröffnete, dass er die neue geplante Reise mit einer Frau machen würde, lächelte der Sohn nur sarkastisch.
»Du willst mir doch nicht weismachen, dass du sonst solo gereist bist«, sagte er anzüglich.
Er war tatsächlich der einzige Mensch, der den Älteren in Verlegenheit bringen konnte.
»Du hast Recht«, gab er zu, »aber es war immer dieselbe Frau. Und nach dieser Reise werden wir heiraten.«
Sein Sohn sagte nichts. Er kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander.
»In diesem Zusammenhang möchte ich dich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass du Haupterbe wirst, wenn du vor mir heiraten