Die großen Western 133: Mit Gesetz und Colt
By G.F. Barner
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Lannon sieht jene Lichter nicht mehr, die ihm die Nähe von Clarkdale zeigen. Er sieht nur das Blinken, und für einen Mann, der die letzten zwei Meilen in halben Träumen geritten ist, wird Lannon blitzartig hellwach.
Das Blinken ist über ihm an einem Busch abseits des Hügelweges nach Clarkdale, den nur wenige reiten. Der Mond, der als schmale Sichel am frühen Abendhimmel steht, wirft seinen bleichen Schein auf die Buschreihe. So matt das Licht auch ist, der Gewehrlauf, der sich dort hebt, ist deutlich zu erkennen.
Im ersten Augenblick will er sein Pferd herumreißen und zurück in die Senke, aus der er gerade gekommen ist. Aber dann sagt er sich grimmig, dass der Mann auf sein Pferd schießen wird.
Ruhig, denkt Lannon eiskalt und sieht, wie der Lauf nun stillsteht, nur immer ruhig. Der Kerl zielt bereits. Wie lange braucht er, um abzudrücken?
Keine zwei Sekunden, auch das weiß Lannon und nimmt den linken Fuß sacht aus dem Steigbügel. Dann verlagert er unmerklich sein Gewicht.
"Eins!", zählt Josef Lannon leise. "Zwei!"
Dann gibt er sich einen Ruck. Er schreit einmal gellend, als die Feuerwolke vor ihm unter dem Busch herausbricht und durch die Nacht das wilde Krachen des Gewehres tönt.
Josef Lannon wirft die Hände hoch. Dann kippt er zur rechten Seite in das lange, wogende Gras, das sich unter dem Nachtwind beugt, und lässt sein Gewehr im Scabbard stecken. Im nächsten Moment prallt er auch schon auf. Er verschwindet hinter dem Gewoge des Grases, rollt sich sofort herum und sieht den Busch in der Bodenrinne neben
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Die großen Western 133 - G.F. Barner
Die großen Western
– 133 –
Mit Gesetz und Colt
G.F. Barner
Lannon sieht jene Lichter nicht mehr, die ihm die Nähe von Clarkdale zeigen. Er sieht nur das Blinken, und für einen Mann, der die letzten zwei Meilen in halben Träumen geritten ist, wird Lannon blitzartig hellwach.
Das Blinken ist über ihm an einem Busch abseits des Hügelweges nach Clarkdale, den nur wenige reiten. Der Mond, der als schmale Sichel am frühen Abendhimmel steht, wirft seinen bleichen Schein auf die Buschreihe. So matt das Licht auch ist, der Gewehrlauf, der sich dort hebt, ist deutlich zu erkennen.
Im ersten Augenblick will er sein Pferd herumreißen und zurück in die Senke, aus der er gerade gekommen ist. Aber dann sagt er sich grimmig, dass der Mann auf sein Pferd schießen wird.
Ruhig, denkt Lannon eiskalt und sieht, wie der Lauf nun stillsteht, nur immer ruhig. Der Kerl zielt bereits. Wie lange braucht er, um abzudrücken?
Keine zwei Sekunden, auch das weiß Lannon und nimmt den linken Fuß sacht aus dem Steigbügel. Dann verlagert er unmerklich sein Gewicht.
»Eins!«, zählt Josef Lannon leise. »Zwei!«
Dann gibt er sich einen Ruck. Er schreit einmal gellend, als die Feuerwolke vor ihm unter dem Busch herausbricht und durch die Nacht das wilde Krachen des Gewehres tönt.
Josef Lannon wirft die Hände hoch. Dann kippt er zur rechten Seite in das lange, wogende Gras, das sich unter dem Nachtwind beugt, und lässt sein Gewehr im Scabbard stecken. Im nächsten Moment prallt er auch schon auf. Er verschwindet hinter dem Gewoge des Grases, rollt sich sofort herum und sieht den Busch in der Bodenrinne neben dem Weg.
Gleich danach ist Lannon bereits hinter dem Busch. Er wirft noch einen blitzschnellen Blick zurück auf sein Pferd, das ruhig stehen geblieben ist und nur zweimal prustet.
»Das hast du dir gedacht, Halunke«, zischt Joe Lannon bissig, als er sich in die Rinne wirft und sofort zurückkriecht.
»Jetzt denkst du, du hast mich erwischt, was? Dann komm, Hundesohn!«
Er weiß genau, dass der heimtückische Schütze eine Weile warten wird, ob sich noch etwas neben dem Pferd regt. Danach wird der Kerl heranschleichen, und wenn sich Lannon nicht ganz irrt, dann muss der Mann genau in diese Rinne kommen, wenn er sich ungesehen seinem vermeintlichen Opfer nähern will.
Als er etwa zehn Schritte weit gekrochen ist, sind zwei andere Büsche rechts von ihm. Er schiebt sich lautlos, ohne das lange Gras zu sehr zu bewegen, hinter sie und dreht sich um. Jetzt liegt er gut fünfzehn Schritte von seinem Braunen entfernt, einem Durchschnittstier, dem kaum jemand ansehen wird, dass es einem Deputy-Marshal gehört. Es könnte genauso gut einem einfachen Cowpuncher gehören.
»Komm«, sagt Lannon noch einmal grimmig. »Du Narr wirst vor dem Busch, hinter den ich gerollt bin, aus der Rinne wollen. Vielleicht stößt du auf meine Spur, aber dann bist du schon zu dicht vor mir. Freundchen, das am Sattel steckende Gewehr macht dich irre, wette ich. Wer lebt, nachdem man auf ihn gefeuert hat, der nimmt sein Gewehr mit, was?«
Er greift zu seinem Revolver, die langläufige schwere Waffe mit den schwarzen abgewetzten Griffschalen liegt kühl und glatt in Lannons Hand. Kein Zufall!, denkt er bitter, einer hat es gewusst, dass man einen Marshal angefordert hat, und jemand auf den Hügelweg geschickt. Ich will wetten, dass auch an der Fahrstraße einer lauert. Vielleicht haben sie sich meine Beschreibung besorgt und konnten mich beim Mondschein mit keinem anderen verwechseln. Also ist es wahr, was man sich erzählt und der Sheriff von Clarkdale berichtet hat. Die Stadt ist die wahre Hölle. Spieler, Gauner, Zuhälter und Banditen haben sich dort eingenistet. Wenn sie vor dem Sheriff auch keine Furcht haben, vor einem Marshal nehmen sie sich in Acht. Der soll erst gar nicht seine Nase in ihre schmutzigen Geschäfte stecken, was?
Lannon blickt nur auf das Gras. Er sieht jetzt, wie sich die Spitzen der Halme kurz unter dem Hang bewegen. Sein Mann kommt, er kriecht drüben hinter der Bodenwelle heran, muss gleich an der Rinne sein und wird herunterkommen.
Drei, vier Minuten verstreichen, ohne dass sich nach diesem knappen Bewegen der Halme etwas rührt. Dann aber taucht vor Lannon der Schatten in der Rinne auf. Der Mann dort kriecht auf den Busch zu, hinter den Lannon vor vier Minuten gerollt ist.
Jetzt gleitet Lannon los. An dem Wippen der Grashalme erkennt er ganz deutlich, dass sein Mann sich mehr links hält. Es können keine zehn Sekunden vergehen, dann wird der Kerl auf die breite Rollspur Lannons stoßen. Lannon schiebt sich, so schnell er kann, vorwärts. Er erreicht die Fährte des Burschen, sieht ihn jetzt etwa acht Schritte vor sich und hebt langsam den Revolver an. Der Heckenschütze ist keine zwei Schritte mehr von der Rollfährte entfernt. Er kriecht langsam, stößt jäh auf die breite Bahn der platt gewalzten Halme und zuckt heftig zusammen.
Dies ist der Augenblick, in dem Joe Lannon eiskalt hinter ihm sagt: »Keine Bewegung, Mister! Das Gewehr weg, lass fallen, sonst frisst dich mein Blei!«
Der Mann liegt plötzlich ganz still. Er rührt sich nicht für drei, vier Sekunden, in denen sich Lannon aufrichtet, den Colt auf den Rücken des Mannes hält und den Daumen auf dem Hammer liegen hat.
»Lass fallen!«, sagt Lannon noch einmal scharf und kalt. »Ich drücke ab, Halunke, wenn du noch einen Trick versuchst!«
Der Mann öffnet die rechte Hand. Sein Gewehr bleibt liegen, dann wandert die Hand langsam wieder nach vorn.
Deutlich kann Lannon den hochragenden Revolverkolben an der rechten Seite des Burschen sehen. Es ist ein breitschultriger, untersetzter Mann, der beide Hände vorgestreckt hält und den Kopf gesenkt hat.
»Gut so«, fährt ihn Lannon an. »Jetzt die rechte Hand hinter den Nacken legen, schnell, Mister, ich warte nicht lange. Dann die linke Hand aufstemmen, sieh dich besser um, ehe du versuchst, wegzuspringen.«
»Verflucht!«, knurrt der Kerl heiser. »Link, wenn du Satan mir noch mal begegnest, dann schieße ich besser. Deine verdammten Spielschulden …«
»Hier rede ich, und du antwortest!«, stoppt ihn Lannon scharf. »So, bin ich Link, Mister?«
Der Mann richtet sich auf. Dann wendet er langsam den Kopf, und im gleichen Augenblick, in dem Lannon das Gesicht im bleichen Mondlicht erkennt, weiß er auch, wer der Halunke ist. Es ist Eddy Bronks, der als Totschläger und Herauswerfer einige Zeit in Aguas Caliente an der Grenze nach Mexiko einen gefürchteten Namen hatte. Bronks erschoss dort zwei Männer. Zeugen, die sich zu seinen Freunden zählten, beschworen, dass es Notwehr war.
Im gleichen Augenblick zuckt auch Bronks zusammen und sperrt die Augen weit auf.
»Hölle, du bist ja gar nicht Link!«, stellt er fest. »Mann, dich habe ich doch schon mal gesehen … Leute, da hätte ich beinahe den Falschen über den Jordan geblasen! He, wir kennen uns doch, mein Freund?«
»Bronks!«, sagt Lannon eisig. »Ich bin nicht Link, was? Du Schurke, dem man nie einen glatten Mord beweisen konnte, erinnerst du dich jetzt?«
Eddy Bronks sieht Lannon groß an und stößt dann erschrocken heraus: »Das ist doch, alle Teufel, das ist ja der Richtergehilfe, der mal in Aguas Caliente bei der Gerichtssitzung den Ankläger machte. Mister, ich weiß Ihren Namen nicht mehr, auf Ehre, ich dachte wirklich, ich hätte Link, diesen Sohn eines Coyoten, vor mir. Sir, ich …«
»Genug!«, unterbricht ihn Lannon. »Linke Hand runter, Bronks, die Gurtschnalle aufmachen. Fasst du an den Colt oder versuchst du, den Gurt nach mir zu werfen, dann bist du tot, Mann. Und lass dir etwas anderes einfallen, ich bin kein Narr, Bronks. Wer hat dich geschickt, und was hat man dir bezahlt?«
»Geschickt, bezahlt?«, fragte der Halunke Bronks, dessen pockennarbiges Gesicht sich zu ungläubigem Staunen verzieht. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Mister. Ich habe auf Link gewartet, der mich beim Kartenspiel betrogen hat.«
Nun öffnet er die Gurtschnalle und schleudert den Gurt weg.
»Taschen umdrehen, Bronks und keine Lügen mehr!«, fährt ihn Lannon an. »Zieh mit der rechten Hand die linke Tasche heraus, und dann mach es umgekehrt mit der anderen. Los, öffne ebenfalls die Weste.«
»Mister, ich habe keine Waffe mehr«, erklärt Eddy Bronks beschwörend. »Das war ein verdammtes Versehen. Ich würde doch nie auf einen Mann des Gesetzes schießen, ich bin doch nicht wahnsinnig, Sir!«
»Spar dir deine Worte für die Verhandlung!«, antwortet Lannon fauchend. »Los, weiter, dreh die linke Tasche nach außen.«
Eddy Bronks flucht, beteuert seine Unschuld und hat wirklich keine Waffe mehr bei sich.
»Dein Pferd, wo ist es?«
»Drüben, hinter dem Kamm«, stottert der Totschläger. »Mann, das können Sie nicht mit mir machen, ich dachte, es sei Link, der verfluchte Kerl. Wenn ich den noch mal sehe, ich schlage ihm allein deshalb die Zähne aus, weil ich auf den falschen Mann gefeuert habe. Richter …«
»Ich bin hier nicht Richter«, sagt Lannon kalt. »Ich bin Deputy-Marshal, Bronks, und ich wette, du hast es gewusst. Was hast du denn oben in der Hemdtasche stecken?«
Die Hemdtasche beult sich leicht aus. Bronks schüttelt sich, als fröre ihn, bevor er sagt: »’ne Zigarre, Marshal, auf Ehre, nur ’ne Zigarre. Sie wollen mich doch nicht einlochen, Marshal? Ich kann Freunde bringen, die wissen, dass ich Geld von Link, dem Schurken, zu bekommen habe, die werden bezeugen …«
»Genau dasselbe wie damals in Aguas Caliente, was?«, faucht ihn Lannon an. »Schluss jetzt, umdrehen, Hände über den Kopf heben und zehn Schritt zur Seite vor mein Pferd!«
»Oh, Hölle und Pest, was habe ich für ein Pech!«, jammert Bronks. »Erst schuldet mir dieser Satan Link Geld, und dann gehe ich auf einen Marshal los. Mister, lassen Sie mich laufen, ich schieße bestimmt nie wieder.«
»Bestimmt nicht!«, knurrt Lannon. »Geh schon!«
Bronks setzt sich fluchend in Bewegung, bleibt gehorsam stehen und hält die Hände über dem Hut verschränkt. Dann sieht er sich um und spuckt aus.
»Dreck verdammter, ich wollte Link nur anschießen. Der Kerl ist sonst zu schnell für mich. Freiwillig rückt der sein Geld nie heraus, Marshal. Wenn Sie Link kennen, dann wissen Sie, dass er ein Satansbraten ist.«
Er redet zu viel, denkt Lannon und bückt sich, um den Gurt von Bronks aufzuheben. Verdammt, der