Passagier 91: Roman
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Lukas J. Herzog
Lukas J. Herzog lebt in Österreich. Passagier 91 ist sein erstes Buch.
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Book preview
Passagier 91 - Lukas J. Herzog
Epilog
Passagier 91 – Prolog
Hier stehe ich nun endlich. In der Warteschlange um ein Transportschiff zur Camarde betreten zu können. Damit werde ich diesen Planeten endgültig verlassen. Es ist ein regnerischer Abend. Der Mond und die ersten Sterne stehen schon am Himmel. Irgendwie erscheint alles in einheitlichem Grau. Die dunkelgrünen Uniformen, die alle Passagiere tragen müssen, hellen die ganze Situation auch nicht gerade auf.
Vor mir ist die Warteschlange noch gefühlte einhundert Meter lang. Die Transportschiffe hängen weiter vorne senkrecht nach oben in den Startvorrichtungen. Den Metallsteg, der alle Startrampen miteinander verbindet, erreichen die Passagiere über eine einzige Metallrampe. Etwa in der Mitte dieser Rampe stehen einige Soldaten, die die ID-Chips und die Papiere kontrollieren. Die Menschen verlassen das Sonnensystem und verteilen sich auf die Milchstraße, und auch jetzt will die Erdverwaltung noch wissen, wer auf welchem Schiff mitfliegt.
Sehr interessant finde ich, dass wir wieder Papierausweise erhalten haben. Die wurden auf der Erde vor etwa 100 Jahren abgeschafft. Aber man weiß ja nie, wie lange die Technik auf einem fremden Planeten durchhält. Trotzdem genieße ich die letzten sauren Regentropfen, die mir auf den Kopf prasseln. Ich werde diesen Planeten vermissen. Da die Erde aber unwiederbringlich zerstört ist, ist eine Entsiedelung der letzte Ausweg zur Rettung der Menschheit. Vielleicht schaffen es einige robustere Lebewesen und können diesen kleinen Planeten wieder neu besiedeln.
Glücklicherweise konnte seit dem Aufkommen der Quantentheorie vor etwa 500 Jahren eine Lösung für das Langstreckentransportproblem gefunden werden. Die Außenhaut unserer modernen Raumschiffe besteht immer noch aus der gleichen strahlungsabweisenden Metallschale, die kurz nach der Jahrtausendwende erfunden wurde. Aber seit 20 Jahren ist es endlich möglich große Objekte über weite Distanzen durch den Raum zu schicken, ohne sich auf der Zeitachse weiterzubewegen. Es hat sich zwar das Wort Tunnelling für die Transportmethode etabliert, obwohl es nichts mit dem Tunnelling auf Quantenebene zu tun hat. Leider hab ich selbst nicht so genau verstanden, wie es funktioniert. Aber wenn man sich den gesamten Raum als Seite in einem Buch vorstellt und man möchte von einem Eck zum anderen, muss man nicht mehr über die gesamte Seite. Die Seite kann zusammengefaltet werden und es ist möglich, wie eine Nadel durch das Blatt zu fahren. So wird es zumindest immer erklärt.
Obwohl die Antriebstechnik der Schiffe auf dem neuesten Stand ist, ist deren Innenausstattung wohl eher als zweckmäßig zu bezeichnen. Alles ist mit Metall ausgekleidet. Die Gänge und Aufenthaltsräume sind in langweiligem Graubraun gehalten. Der Boden ist in den Kapselbereichen zwar mit einer Kunststoffbeschichtung überzogen, aber sonst auch nur eine blanke kupferbraune Metalloberfläche.
Über die kleine Apparatur an meinem Handgelenk, das sogenannte Holo, konnte ich mir mein zukünftiges Zuhause schon vorab ansehen. Es zeigt außerdem noch die Kryokammern in denen wir uns aufhalten, bis wir dieses Sonnensystem verlassen haben. Die Holos sind unsere modernen Notizblöcke. Sie haben diese furchtbar klumpigen Tablets abgelöst. Sobald wir unsere Handflächen nach oben drehen, wird ein Hologramm gezeigt. Aber das ist jetzt eigentlich auch nicht mehr besonders wichtig. Die Holos funktionieren leider nur auf der Erde. Aufgrund des gewaltigen Energiehungers dieser Apparate, wäre es unverantwortlich sie auf einem fremden Planeten, ohne funktionierende Energieversorgung, zu aktivieren.
Zurück zu der Technik, die die Schiffe bewegt. Da der Raum um das Schiff leicht verzerrt wird, wenn man den Raumsprung durchführt, ist es aus Sicherheitsgründen notwendig ins äußere Gebiet des Systems zu reisen, um die Wechselwirkungen zwischen Planeten und Monden nicht zu stark zu beeinflussen. Seit Neuestem macht die Menschheit sich sogar Sorgen um den Einklang eines Sternensystems, aber wie einzelne Lebewesen auf den verschiedenen Planeten behandelt werden, ist egal.
Der eigene Planet ist ja schon vollkommen den Bach runter. Nach der Industrialisierung haben wir so viele Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt, dass der Treibhauseffekt den Planeten nun im Schnitt um dreieinhalb Grad Celsius erwärmt hat. Natürlich lebt die Menschheit in einer Zwischeneiszeit und dieser Planet hat schon weitaus höhere Temperaturen erlebt, aber die Menschheit hat es tatsächlich geschafft den eigenen Lebensraum zu zerstören. Zur Jahrtausendwende hätten schon alle Transportmittel, Energieproduzenten und die Lebensmittelindustrie von fossilen Brennstoffen Abstand nehmen müssen um den Planeten noch zu retten. Da dieser Prozess aber aufgrund diverser Interessensvertretungen nicht so schnell eintrat, musste die Menschheit erst auf die intelligenten Maschinen warten. Da war es aber schon längst zu spät. Den Treibhauseffekt merkt man ja nicht sofort. Die wahren Auswirkungen des Energiehungers unserer Vorfahren merkten erst deren Enkelkinder.
So langsam bewegt sich die Schlange nach vorne und ich steige aus dem Dreck auf die Metallrampe. Fremde Lebewesen. Ich kann seit Tagen an nichts anderes mehr denken. Die Drohnen auf unserem Zielplaneten meldeten zwar, dass es eine sehr aktive Flora gibt, die auch menschliches Leben möglich macht, aber über etwaige Fauna ist noch nichts bekannt. Von den anderen besiedelten Planeten sind in den letzten Jahren fantastische Meldungen von fremdartigen Lebensformen zu uns gekommen. Schon auf Alpha Humani, dem ersten besiedelten Planeten, konnte komplexes Leben gefunden werden. Nicht nur komplex, sondern auch bis zu einem gewissen Grad intelligent.
Die höchstentwickelten Tiere dort sind ähnlich schlau wie Hunde. Das Aussehen ist etwas ganz anderes. Sie haben weder Fell noch Federn, natürlich so etwas wie eine Haut, aber darüber, die äußerste Schutzschicht, ist etwas anderes. Sie ist weich, fast so wie Wolle. Man kann Sie aber an einzelnen Stäben aus der Haut ziehen, so wie bei einer Feder. Diese Tiere sind rot, sowie fast alles auf diesem Planeten rot ist. Die Presse behauptet, dass das an dem Stern in diesem System liegt. Dieser strahlt am stärksten im roten Bereich des Spektrums und der Planet ist auch relativ nahe an seinem Stern. Ob ich das jetzt glauben soll, muss ich mir noch überlegen. Ich hätte noch nie erlebt, dass ein Zeitungsredakteur ein guter Physiker ist. Es muss trotzdem ein seltsamer Anblick sein. Ein roter Planet und das intelligenteste Tier ist so etwas wie ein roter Wollfederhund. Und das Beste ist, das Tier heißt sogar so.
Was mich wohl auf meiner neuen Heimat erwartet. Die Drohnen haben erste Bilder gesendet, auf denen ist eine etwas gelbliche Vegetation erkennbar. Es scheint so, als wäre die Farbe der Steppen auf den tiefsten südamerikanischen Urwald übertragen worden. Tiere wurden noch keine gesichtet, dafür war die Energie der Drohnen zu begrenzt. Sie konnten nur die wichtigsten Messungen durchführen und erste Bilder schießen. Der Planet ist definitiv