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Science-Fiction Interstellare Scharade
Science-Fiction Interstellare Scharade
Science-Fiction Interstellare Scharade
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Science-Fiction Interstellare Scharade

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About this ebook

In der bekannten Galaxis gibt es zwei miteinander konkurrierende Systeme.
Während das eine Diesseits, Ordnung, Superior oder Perle der Welten genannt wird, bezeichnet man das andere als Jenseits, Chaos, Inferior und Anarchie.
Unser Protagonist gerät zwischen die Fronten und muss bald erkennen, dass auch in ihm diese Konkurrenz herrscht, zwischen Chaos und Feudalismus zum einen und zwischen seinem Auftrag und der Freiheit zum anderen.
Doch wer ist diese Frau, die sich ihm anschloss und die er möglicherweise schon zuvor irgendwo in der Galaxis getroffen hat?
So muss er sich auf eine Reise nicht nur zu den Planeten Vancetti und Xenorum begeben, sondern auch in die tiefsten Abgründe seines eigenen ICHs.
Und wer kann die Bombe entschärfen, die irgendjemand in seinem Körper versteckt hat?
LanguageDeutsch
Release dateOct 20, 2016
ISBN9783741254642
Science-Fiction Interstellare Scharade
Author

Udo Müller-Christian

Seit dem achten Lebensjahr hat der Autor sich als Schreibenden gesehen und wenn er Aufsätze für die Schule schrieb, wurde ihm seitens der Lehrer immer wieder vorgeschlagen, Politiker oder Schriftsteller zu werden. Nun war es in einer Arbeiterfamilie in den Sechzigern nicht so einfach, wenn man den Eltern mitteilte, was die Lehrer so sagten. In der Regel führte das zu unangenehmen Konsequenzen oder wochenlangen Diskussionen und einen Ausbildungsplatz als Schriftsteller gab es auch nicht. Als seine Mutter im zweiten Schuljahr erfuhr, er hätte viel Phantasie, war das eine Katastrophe mittleren Ausmaßes. "Du hast zu viel Phantasie!" Man wusste aber nicht viel, was man dagegen tun konnte. Als er vierzehn war und immer noch eine Schule besuchte, wurde ihm von seinen Eltern signalisiert, ein guter Sohn wäre ja bereits in einer Lehre und würde das verdiente Geld zu hause abgeben. Als er mit achtzehn immer noch eine Schule besuchte wurde seine Mutter krank und damit hatten seine Eltern andere Sorgen. Aber wie das nun 'mal im menschlichen Leben so ist, weder die Miete wird einem erlassen, noch füllt sich der Kühlschrank selbsttätig. Da der Autor nicht sofort einen Studienplatz bekam ( ZVS ), begann er eine Ausbildung im Krankenhaus. Dazu sei noch angemerkt, dass das einzige Krankenhaus in dem das möglich war, das Soester Stadtkrankenhaus war, da alle anderen keinesfalls konfessionslose Krankenpflegeschüler an nahmen. Die Bundeswehr suchte zwischenzeitig nach einem wackeren Recken, den er ihnen auch nicht bieten konnte und der Unterzeichner gewöhnte sich an monatliche Tantiemen, die er für geleistete Arbeit in der Krankenpflege erhielt. Immerhin wurde er nach Erhalt des Krankenpflegediploms an vielen Stellen des Krankenhauses eingesetzt und hatte für die Kolleginnen und Kollegen den Vorteil, nie in den Sommerferien verreisen zu wollen. Na ja, bis auf ein Mal. Im Sommer 1983 kaufte sich eine gebrauchte elektrische Schreibmaschine namens Triumph Gabriele 5000.

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    Book preview

    Science-Fiction Interstellare Scharade - Udo Müller-Christian

    Entdeckung

    Der Mann kroch keine zwei Meter von mir entfernt vorbei, ohne mich zu bemerken.

    Ich hatte mir in diesem Busch ein gutes Versteck ausgesucht, das ich auch, ohne zu rascheln, verlassen konnte. Die Dunkelheit hatte in den letzten Minuten erheblich zugenommen.

    Ich versuchte den anderen auszumachen, was mir aber nicht gelang.

    Knirsch!

    Das war direkt hinter mir!

    Sollte er mich entdeckt haben?

    Nein! Es konnte nur Zufall sein, dass er hier vorbei kam.

    'Zufall?!'

    Die vertraute Stimme entstand direkt in meinem Bewusstsein und hatte den Sinn, mich von abstrusen Gedanken abzuhalten. Ich korrigierte meinen Gedankengang und postulierte, dass er mich entdeckt haben musste.

    Knack!

    Das Geräusch kam von rechts hinten, der Fremde hatte sich also bewegt. Da er sich an mir vorbei bewegte, nahm ich an, dass er mich möglicherweise doch nicht entdeckt hatte, oder mich zumindest in Sicherheit wiegen wollte.

    Es war inzwischen so dunkel geworden, dass ich mich geräuschlos aus dem Gebüsch rollte, ohne gesehen werden zu können.

    Der Brunnen ragte als noch dunkleres Schemen aus der Schwärze, dass ich mich langsam auf ihn zu zu bewegen begann.

    Gebückt schlich ich durch die Dunkelheit, immer auf Geräusche der anderen achtend, die wahrscheinlich verharrten, um mich mit ihrem Gehör zu orten.

    Als ich den Brunnen fast erreicht hatte, bekam ich einen mörderischen Schlag in den Rücken, der mich zu Boden schleuderte.

    Ich blieb regungslos liegen und spürte hinter mir eine Bewegung.

    Ein Bild manifestierte sich vor meinem geistigen Auge.

    Eine Frau, die sich vorsichtig zwischen Bäumen bewegte, um eine Lichtung zu erreichen.

    Die Frau war mir wichtig, äußerst wichtig...

    So unvermittelt wie das Bild aufgetaucht war, verschwand es auch schon wieder.

    Im letzten Augenblick wirbelte ich herum, um die Stelle zu verlassen, an der ich eben noch gelegen hatte. Den Speer, der an der Stelle aus dem Boden ragte, die ich soeben verlassen hatte, konnte ich mehr ahnen als sehen.

    Ich sprang auf die Beine und versetzte dem Speerträger einen Schlag. Durch meinen Fehler den Speerträger zu übersehen, hatte ich mich in ernsthafte Gefahr gebracht.

    Ein Surren vom Brunnen!

    Mit einem Satz brachte ich mich aus der Gefahrenlinie.

    Mein eigentliches Ziel, der Brunnen, war zur Zeit nicht zu erreichen, ohne ein unkalkulierbares Risiko einzugehen.

    Wenn ich meine Jäger nicht sehen konnte, konnten mich auch meine Jäger nicht sehen, an dieses Gesetz würden SIE sich halten.

    Ich verzichtete auf die Infraroteinrichtungen meiner Augen, weil man es in der Testzentrale bemerkt hätte. So lange ich nichts erkennen konnte, konnten meine Gegner auch nichts sehen.

    Ich rührte mich nicht und lauschte. Normalerweise musste ich davon ausgehen, dass auch meine Gegner jetzt lauschen würden, denn sie hatten den Vorteil, der längeren Zeit. Ich musste versuchen durch den Brunnen zu gelangen, sonst gab es für mich keine Möglichkeit, den Garten zu verlassen. Aber diese Information fehlte meinen Gegnern. Sie wussten nur, dass sie mich innerhalb des Gartens töten sollten, ohne zu wissen, welche Möglichkeit des Verlassens mir blieb.

    Mir gefielen die Spielregeln auch nicht, ich hatte sie nicht gemacht.

    Ich schien keine andere Möglichkeit zu haben, als die Initiative zu ergreifen.

    In einem weiten Bogen schlich ich durch den Garten, um zu versuchen, mich dem Brunnen von einer anderen Seite zu nähern.

    Ich durfte nicht das Risiko eingehen, meine Gegner auf den Brunnen aufmerksam werden zu lassen. Ich wollte mich bücken, um einen Stein aufzuheben, den ich in die richtige Richtung werfen wollte um meine Gegner, die den Stein durchschauen würden doch noch in die falsche Richtung zu schicken. Was ich aber ergriff, war alles andere als ein Stein. Ich griff zu, mit aller Kraft, die mein Körper her gab, warf mich mit meinem ganzen Gewicht herum und brach dem Mann mit einer Drehbewegung den Arm. Ein dumpfer Laut drang aus seiner Kehle. Ich trat zu. Jetzt brauchte ich keinen Stein mehr zu werfen, weil ich sicher sein konnte, dass mein verbliebener Gegner auf dem direkten. Weg zu mir war.

    Was mich wunderte, als ich zum Brunnen rannte, war die Tatsache, dass der Knochen den Mannes zu leicht zu brechen gewesen war.

    Kopfüber sprang ich in den Brunnen, der gar kein echter Brunnen war. Der Grund des Schachts war mit dünnen, harten Matten ausgelegt, die kaum nachgaben, als ich mich abrollte.

    Im Infrarotbereich meiner Augen konnte ich eine Tür erkennen.

    Als ich sie öffnete, wurde ich von der strahlenden Helligkeit irritiert, die auf dem dahinter liegenden Gang herrschte.

    Augenblicklich blendeten meine Augen ab. Hatten wir schon Wachperiode?

    Ich verschloss die Tür wieder hinter mir und ging nach rechts. Es war niemand zu sehen, darum beschleunigte ich meine Schritte und bog in den nächsten Gang ein, der ein Nebenkorridor war.

    Nach einigen Metern gelangte ich in eine kleine Verteilerhalle, in deren Mitte ein Naturkübel stand, in dem völlig andere Pflanzen wuchsen, als in dem Garten, den ich soeben verlassen hatte, umrundete den Kübel und setzt meinen Weg in der ursprünglichen Richtung fort.

    Dieser Gang war nicht so hell beleuchtet, wie die anderen. In regelmäßigen Abständen zweigten Seitengänge ab, die teils dunkel, teils mäßig ausgeleuchtet waren.

    Als ich vor mir im Gang ein Geräusch hörte, machte ich einen Satz zurück und setzte spontan meinen Weg in einem der Seitengänge fort.

    Irrte ich mich, oder wurde es wirklich dunkler?

    Spielten mir meine Sinne einen Streich?

    Spielten mir die Überwacher der Strecke einen Streich?

    In solchen Situationen sollte man sicherheitshalber immer seine schlimmsten Befürchtungen für völlig reale Bedrohungen halten, um zu bestehen, um zu überleben. Also nahm ich zumindest an, entdeckt worden zu sein und begann zu rennen.

    Der Gang beschrieb eine leichte Biegung nach rechts.

    Ich glitt mit dem linken Arm an der Wand entlang.

    Ssssst Krach!

    Wieder hinter mir.

    Ich versuchte schneller zu laufen.

    Der Gang wurde wieder gerade.

    Scheiße! Direkt vor mir stand Wasser im Gang! Ich konnte nicht mehr anhalten, der Boden verschwand unter meinen Füßen.

    Ich versuchte einigermaßen elegant im Wasser anzukommen, was mir aber gründlich misslang.

    Als ich ins Wasser getaucht war, gab es kein Zurück mehr.

    Vor Wasser hatte ich fast so viel Angst gehabt, wie vor dem Feuer. Man sollte sich in allen Lebenslagen eine gesunde Portion Angst bewahren. Wenn man dann aber einmal in eine Situation gerät, vor der man Angst hatte, gab es nur eins.

    Die Angst beseitigen!

    Es gab keine Alternative.

    Ich versuchte erst gar nicht, aufzutauchen, sondern tauchte der Strömung des Soges folgend in die Tiefe, um Kraft und Sauerstoff zu sparen.

    Die Strömung wurde immer stärker. Ich versuchte ohne viel Anstrengung in der Mitte der pipelineartigen Röhre zu bleiben.

    Es würde sich in den nächsten Minuten sowieso keine Gelegenheit zum Atmen ergeben.

    Ich sollte recht behalten. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis ich fühlte, dass die Strömung Fallgeschwindigkeit an nahm. Es ging nun senkrecht in die Tiefe.

    Jähe Helligkeit blendete mich, als die Röhre zu Ende war und ich in einem Wasserstrahl, von der Decke einer hohen Halle aus, in den See des letzten Zuckens stürzte.

    Auch in der Wassersäule hatte ich keine Gelegenheit, zu atmen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, noch einige Zeit ohne die Möglichkeit des Luftpolens auskommen zu müssen und aktivierte durch einen Gedankenimpuls den aeroben Sauerstoffspeicher meines Körpers, der immer dann in Aktion zu treten hatte, wenn ich länger als drei Minuten die Luft anzuhalten hatte.

    Ich tauchte mitsamt dem Wasserstrahl in den See, den ich nur von Erzählungen her kannte. Es war mir klar, dass die nächsten Minuten entscheidend sein würden.

    Der erste Hai ließ nicht lange auf sich warten. Er schoss mit eindeutiger Absicht auf mich zu. Er war größer als alle, die ich bisher gesehen hatte. Ich schlug seinen Kopf zur Seite und umschlang seinen Körper. Als ich zudrückte, bemerkte ich, dass ein Knorpelskelett auch seine Vorteile hatte.

    Ich musste einen wesentlich höheren Druck ausüben, als bei einem knöchernen Skelett nötig gewesen wäre. Es dauerte eine Weile, bis die Knorpelrippen nachgaben. Er drehte sich nach einigen Minuten auf den Rücken.

    Meine Hoffnung bestand darin, dass nicht mehrere Haie auf einmal angreifen würden. Ich durfte aus diesem Grund kein Blut vergießen. Es war schon schlimm genug, dass das Zappeln der Haie Artgenossen anlockte. Dem Nächsten brach ich ein paar Zähne ab und riss ihm das Maul so lange auseinander, bis die Kaumuskeln rissen.

    Ein Schatten glitt unter mir durch.

    Es war ein ungefähr sieben Meter langer Hai.

    Es ist nicht einfach, Entfernungen und Größen unter Wasser zu schätzen. Ich schwamm tiefer und versuchte mich dem Hai von hinten zu nähern. Er glitt langsam dahin. Als ich ihn von hinten oben erreichte, befand ich mich außerhalb seines Gesichtsfeldes. Ich verzichtete bewusst auf mein Messer, um nicht zu viele Haie auf einmal anzulocken.

    Er hatte verspielt, als ich ihn mit beiden Armen umschlang und seine Kiemen zudrückte. Da nützte ihm auch sein wahnsinniges Schwanzschlagen nichts mehr. Er tauchte immer tiefer und zog, mich mit. Ich verstärkte meinen Druck, bis seine Bewegungen erlahmten. Als ich ihn nach seinem letzten Aufbäumen losließ, drehte er sich auf den Bauch und schwebte majestätisch langsam dem Grund des Sees entgegen.

    Langsam, aber zielstrebig hatte ich mich einem Schott, auf dem Grund des Sees genähert, in dessen Mitte ein Handrad prangte. Als ich eine kleine Ruhepause hatte, drehte ich am Rad, dass Schott öffnete sich. Ich beeilte mich, durch die schmale Öffnung zu gleiten, um das Schott wieder hinter mir schließen zu können.

    Eine Pumpe pumpte das Wasser ab und ich öffnete das innere Schleusentor, um tief durchzuatmen und im Rahmen einer Hyperventilation mein Sauerstoffreservoir wieder aufzufüllen. Hinter der Schleuse befand sich ein Raum, der mit allerlei technischem Gerät aus vorigen Jahrhunderten angefüllt war. Ich zwängte mich zwischen den Rohren und Schläuchen hindurch, um in eine enge Röhre zu kriechen, durch die ich den Raum verlassen wollte.

    Ich beobachtete, dass ich unwillkürlich im Rahmen meiner Atmung, die ganze Vitalkapazität meiner Lunge ausnutzte, um das Sauerstoffdepot so schnell wie möglich wieder füllen zu können. Man konnte nie wissen, wann man wieder auf seinen Sauerstoffvorrat zurückgreifen musste.

    Am Ende der Röhre fand ich ein Handrad, durch das ein Schott von so geringem Durchmesser geöffnet werden konnte, dass ich mich fragte, ob ich mich erfolgreich hindurch zwängen konnte. Als ich an dem Handrad zu drehen versuchte, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass es einem üblichen Kraftaufwand widerstand.

    Eigentlich hätte es mir nun schon klar sein müssen, dass es keinen Sinn hatte, in einem solchen Fall die Muskelkraft zu potenzieren, aber in dieser Richtung verschwendete ich keinen Gedanken.

    Ich versuchte, mit kontinuierlich ansteigender Kraft zu drehen. Das Rad gab nach, aber zu abrupt, ich hatte es abgedreht und legte es zur Seite.

    Einige Klopfversuche zeigten mir, an welchen Stellen hinter der Röhrenwand keine massiven Widerstände zu erwarten waren.

    Ich potenzierte meine Kraft, spreizte Zeige- und Mittelfinger ab und stach zu. Meine Finger steckten im Metall der Röhre.

    Mit gekrümmten Fingern riss ich einen Streifen des Materials heraus und erweiterte die Öffnung, bis sie so groß war, dass ich mich hindurch quetschen konnte.

    Ich befand mich in einer Halle von beachtlicher Größe, unter deren hoher Decke helle Beleuchtungsquadrate hingen.

    Ich stellte mich seufzend in Position. Mir gegenüber standen an die fünfzig Männer in Ritterrüstungen, bereit, mich am durchqueren der Halle zu hindern.

    Der Erste kam auf mich zu und hob sein Schwert mit beiden Händen. Seine Augen schienen unter dem Visier zu funkeln, was ich mir auch vielleicht nur einbildete.

    Ich wusste, dass man diesen Männern erzählt hatte, dass von ihrem Eingreifen der Bestand ihrer christlichen Kultur abhängen würde. Sie hatten den festen Vorsatz, mich nicht lebend aus der Halle zu lassen, um ihre Zivilisation vor dem Teufel zu bewahren; ich kannte und hasste solche Situationen, seit dem ich denken konnte. Das hätten sich die Herren der Organisation wirklich sparen können. Es widerstrebte mir, unschuldige Leute zu verletzen, oder gar töten zu müssen, deren Verstand nur in Kreuzzugmaßstäben zu funktionieren vermochte.

    Es wurde Zeit, mit so wenig Blutvergießen wie möglich, die Halle zu durchqueren. Mein Problem bestand darin, dass ich nicht voraus zu sagen vermochte, in welchem Grad die antiquierten Herren raumangepasst worden waren.

    Ich wich seinem ersten Schwerthieb aus, stellte fest, dass seine Bewegungen von der schweren Rüstung kaum behindert wurden und kam zu der Schlussfolgerung, dass man diese feudalen Rittersleut raumangepasst hatte, um mir keine zu große Chance zu lassen.

    Haken schlagend und Ritter zur Seite stoßend, bahnte ich mir einen Weg durch die Halle, immer bedacht, den ritterlichen Mordinstrumenten aus zu weichen. Ich ging sehr vorsichtig vor, weil ich in früheren Zeiten schon die Erfahrung gemacht hatte, dass man Ritter nicht immer mit harmlosen Stahlschwertern ausgerüstet hatte, sondern ihnen auch Vibratoren aus Kompristal gab, die einem Raumangepassten ohne Schwierigkeiten ganze Körperteile abtrennen konnten.

    Ich wich Hieben und gerittenen Attacken aus und befand mich innerhalb kürzester Zeit mitten im Tumult.

    Die Ritter taten ihr Bestes, behinderten sich aber gegenseitig, weil jeder glaubte, ihm müsse die Ehre zuteil werden, den Teufel persönlich zu erschlagen.

    Als es mir gelang die Halle zu verlassen, atmete ich auf, weil ich sicher war, keinen der Kreuzfahrer ernsthaft verletzt zu haben. Ich selbst war mit einigen blauen Flecken davongekommen.

    Durch ein riesenhaftes Portal kam ich in die nächste Halle, auf deren Boden eine verwilderte Parklandschaft angelegt worden war.

    Mit einem Satz sprang ich hinter den nächsten Busch und sah an der Stelle, an der ich kurz vorher noch gestanden hatte, eine Sandfahne aufsteigen. Sekundenbruchteile später kam der detonative Knall bei mir an.

    Man hatte also Scharfschützen auf mich angesetzt.

    Scharfschützen, die ohne Schwierigkeiten auf unbewaffnete schossen. So etwas hatte mir noch nie gefallen.

    Wer konnte es schon gutheißen, unbewaffnete wie Hasen abschießen zu lassen?

    Wut kam in mir auf, eine Wut, vor der ich schon immer Angst gehabt hatte. Es war die Angst, vor der Unberechenbarkeit meiner selbst.

    Ein weiterer Schuss bellte auf, wobei aber kein Einschlag in meiner unmittelbaren Nähe festzustellen war. Als ich mich umsah, lag ein gottesfürchtiger Kreuzfahrer erschossen am Boden, der mir in die Halle der Flintenträger gefolgt war.

    Die Wut entglitt meiner Kontrolle.

    - Es erforderte eine unsagbare Konzentration, bei diesem Spiel zu bestehen. Die Eingeborenen spielten es schon als Kinder. Ich konnte mit ihren Erfahrungen nicht mithalten. Mit äußerster Konzentration, verdrängte ich alle Konsequenzen, die meinem Versagen folgen - würden. Ich hatte keine Zeit für solche Überlegungen, nicht jetzt.

    Eine schnelle Bewegung auf der anderen Seite des Platzes, das Schemen der Kugel und mein subcortikales Handeln.

    Erst, als ich die Halle der Scharfschützen verließ, gewann ich allmählich die Kontrolle über mich zurück.

    Ich hielt die Kugel in der Hand, wir hatten gesiegt, wir...

    Die toten Flintenträger konnte ich nicht bedauern. Allerdings ist es nicht einfach, die Kontrolle über sich zu verlieren, und hinterher zu handeln, als wäre nichts geschehen; besonders, wenn man die Kontrolle in einem Maße verlor, wie ich und sich hinterher an nichts erinnern konnte.

    Es war mir völlig klar, dass ich die Scharfschützen getötet haben musste, um die Halle zu verlassen und diesen Gang zu erreichen, aber es war äußerst beunruhigend, dass es unter Umgehung meines Wachbewusstseins geschehen war. Ich hatte Angst, einmal aus einer solchen Bewusstseinstrübung nicht mehr zu erwachen und so ein schnelles unbewusstes Ende zu finden. Oder war es möglich, dass man in einem solchen Fall, bewusstseinsmäßig in irgend einer imaginären Welt blieb, die zum Ausbildungsprogramm gehört hatte?

    Es hatte keinen Sinn, sich jetzt, angesichts unmittelbarer Gefahren, Gedanken darüber zu machen. Außerdem bestand kaum eine Möglichkeit im Nachhinein zu rekonstruieren was man in der Zwischenzeit so alles getan hatte, nein danke.

    In der nächsten Halle konnte ich nichts als glatte Wände erkennen.

    Der Boden war glasglatt und spiegelblank.

    Ich ging mit einem unguten Gefühl weiter, nicht dass ich Angst vor großen Plätzen hatte, aber Deckungsmöglichkeiten sollte es schon geben. Selbstverständlich war ich auch kein Klaustrophilist.

    Ich beobachtete aufmerksam die Wände. Der einzige Ausgang lag auf der gegenüberliegenden Seite der Halle, was mir einen langen Weg einhandelte.

    Die Decke der Halle war ausgesprochen hoch, kuppelartig und so glatt wie der Boden.

    Ich verstärkte meine Sinneseindrücke und stellte während der Umstellung fest, dass sich meine Hyperventilationsatmung gelegt hatte, was mir bislang noch nicht aufgefallen war, man konnte auch nicht auf alles achten.

    'Muss man aber!' das war mein Gedankenkorrektor und er hatte recht.

    Ich versuchte meine Aufmerksamkeit noch weiter zu steigern.

    Den Gedanken, die Halle im Laufschritt zu durchqueren, verwarf ich sofort wieder. Es hatte keinen Sinn. Wenn man mich an einer bestimmten Stelle der Halle angreifen wollte, würde man es tun, ob ich nun ging oder lief.

    Die Mitte der Halle war erreicht, wenn ein Angriff erfolgte, dann jetzt.

    Richtig!

    Von der Decke aus stürzten sich zwei Flugscheiben auf mich zu.

    Keine Deckung!

    Keine Panik!

    Sie umkreisten mich geräuschlos. Ich bewegte mich vorsichtig zum Ausgang der Halle, jederzeit bereit, auszuweichen.

    Was für eine Veränderung ging da an den Flugscheiben vor sich?

    Und dann wusste ich es. Mit einer ungeheuren Präzision gaben die Scheiben Strahlschüsse von schwacher, aber schmerzhafter Intensität auf mich ab.

    Ohne dass ich einen entsprechenden Gedankenbefehl gedacht hatte, wurden Analgetika in mein Blut gepumpt, um die Schmerzschwelle zu erhöhen, dass ich nicht abgelenkt wurde.

    Ich sprang zur Seite. Es erwies sich als fast unmöglich, auf beide Gegner zu achten. Ich sprang wieder. Man hatte mich knapp verfehlt. Noch ein Sprung. Die Angriffe erfolgten in immer kürzeren Zeitabständen.

    Meine Ausweichmanöver stammten aus einem präkognitiven Instinkt, der in mir wachgerufen wurde.

    Ich bewegte mich zwar immer noch zielstrebig auf den Ausgang zu, musste dabei aber Umwege in Kauf nehmen. Die Flugscheiben folgten mir und umkreisten mich.

    Verdammt! Ein Treffer! Diesmal schmerzhafter als beim ersten Mal. Wahrscheinlich, würden sie die Kapazität langsam bis zur tödlichen Dosis steigern.

    Ich konnte nur hoffen, dass die Berechnungskapazität ihrer Computer nicht ausreichte, um ein System in meinen Ausweichmanövern zu finden. Ich hatte zwar kein bewusstes Ausweichsystem und überließ die Richtungsentscheidungen meinem Unterbewusstsein, aber auch mein Unterbewusstsein konnte nach einem willkürlichen. System arbeiten.

    Es kam auch keine der Flugscheiben nah genug an mich heran, um einen Gegenangriff meinerseits zu ermöglichen. War das die Rache für die Scharfschützen, dass man mir nun keine Chance gab?

    Ich sollte mich nicht irren, man verringerte meine Chancen sogar noch dadurch, dass man zwei weitere Flugscheiben in die Halle schickte, die den einzigen Ausgang bewachten.

    Ein Zurück gab es nicht, ich konnte eine Halle nie durch den Eingang verlassen. Ein solches Verhalten hätte zu meiner sofortigen Determination geführt.

    Den Eingang konnte ich auf keinen Fall als Ausgang benutzen.

    Der Ausgang wurde von zwei Flugscheiben bewacht. Die Decke war zu hoch.

    Ich bewegte mich mittlerweile haken schlagend und richtungswechselnd an der Wand entlang und versuchte einen Abstand von fünf bis zehn Metern einzuhalten.

    Ich konnte nur hoffen dass meine Geschwindigkeit ausreichen würde und potenzierte meine Körperkraft und Widerstandsfähigkeit bis zum Äußersten.

    Je länger ich in der Halle blieb, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Treffers.

    Die Wand!

    Ich setzte alles, was meinem Körper an Kraft zur Verfügung stand, in den Sprung.

    Wie das von einer Kanone abgefeuerte Geschoss, durchschlug ich die Kunststoffwand und blieb benommen in dem dahinter liegenden Geräteraum liegen.

    Ich war den mörderischen Flugscheiben entkommen.

    Der Geräteraum war bis zur Decke angefüllt mit Gegenständen, die wie Theaterkulissen aussahen. Wo war der Ausgang?

    Schritte! Hinter der Wand musste sich ein Gang befinden.

    Da ich ohnehin dieser Übung überdrüssig war, entschloss ich mich zur Flucht nach vorn.

    Ich nahm Anlauf und durchschlug die nächste Wand.

    Tatsächlich ein Gang.

    Die Schritte waren verstummt, niemand zu sehen.

    Ich wandte mich nach links und setzte meinen Weg fort, die Lust, um mein armseliges Leben zu kämpfen war mir ohnehin vergangen.

    Aber es war mir unmöglich, mich von einer der zahlreichen Gefahren töten zu lassen, um nicht wieder in die Zelle zu müssen, wenn ich einen Auftrag erfolgreich beendet hatte, beim Misserfolg gab es sowieso kein zurück. Mein Selbsterhaltungstrieb war ungeheuer stark ausgeprägt.

    Die Schritte waren wieder zu hören, diesmal direkt hinter mir.

    Doch als ich mich umdrehte, verstummten sie und niemand war zu sehen.

    Wollte man mich psychisch fertig machen?

    Ich ging weiter und hörte die Schritte wieder hinter mir.

    Als ich sah, dass der Gang in der Ferne einen Neunziggradknick machte, wusste ich, wie ich mich vergewissern konnte, ob mir ein akustischer Streich gespielt wurde oder nicht und begann zu rennen.

    Mit Befriedigung musste ich feststellen, dass die mir folgenden Schritte, nun ebenfalls zu rennen begonnen hatten.

    Am Neunziggradknick verringerte ich meine Geschwindigkeit nur unerheblich, sprang die Wand an, stieß mich mit den Beinen ab und flog zurück, in die Richtung, aus der ich gekommen war.

    Was ich vor mir sah, war nichts als leerer Gang, bis zum Aufprall.

    Ich war nicht weiter als drei Meter zurückgeflogen, als ich auf ein unsichtbares Hindernis stieß. Ich griff sofort zu, noch während der Unsichtbare und ich zu Boden stürzten und hielt ihn fest. Als wir auf den Bodenbelag des Gangs prallten, hörte ich deutlich, dass die Luft, infolge meines hohen Gewichts, pfeifend aus seinen Lungen wich.

    Er rührte sich nicht mehr.

    Ich tastete ihn ab und fand an seinem Gürtel einen kleinen quaderförmigen Kasten. Das musste es sein. Es sah schon merkwürdig aus, meine Hände verschwanden, wenn ich ihn berührte.

    Ich näherte mich ihm mit dem Gesicht, und war nicht überrascht,

    dass er für mich sichtbar wurde, wenn meine Augen sich ihm bis auf zwanzig Zentimeter genähert hatten. Ich bewegte meinen Kopf zurück und der Unsichtbare war wieder verschwunden.

    Mittlerweile hatte ich den kleinen Kasten von seinem Gürtel entfernt und einen Knopf gefunden. Das Unsichtbarkeitsgerät war deaktiviert Ich ließ den Fremden bewusstlos zurück und setzte meinen Weg fort.

    Ich kam nicht weit, vor mir entstand eine Energiebarriere, die mich zum Halten zwang. Ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu wissen, dass man mich in ein Energiefeld gehüllt hatte, aus dem es kein Entkommen gab.

    Ich hatte meine Prüfung bestanden.

    Ein leeres Gefühl machte sich in mir breit, so wie es immer war, wenn ich unmittelbar vor einem neuen Auftrag stand.

    Was würde es nun sein? Sollte ich wieder Planeten besuchen, deren Bewohner noch in Höhlen hausten, oder sollte ich fremden Raumschiffen nachjagen?

    *

    ...gibt es doch immer noch erschreckend viele Institute, die die Meinung vertreten, dass Bedürfnis nach neuen politischen Gesellschaftsformen, wäre erst mit Beginn der interstellaren Raumfahrt zum Tragen gekommen.

    Tatsächlich ist es aber so, dass in jeder natürlich aufwachsenden Intelligenz, der genügend pluralistische Informationen zur Verfügung stehen, das Bedürfnis nach uneingeschränkter Freiheit nicht zu unterdrücken ist.

    Mit der interstellaren Raumfahrt gab es erstmals die Gelegenheit, diese neuen Staatsformen, die keine Staatsformen waren, auszuprobieren.

    Konflikte im pangalaktischen Gedankengut

    Nestor von Levtan

    Es dauerte nicht lange und das weiße Energiefeld wurde durchsichtig. Ich stand nicht mehr in dem Gang, in dem mein Test beendet wurde, sondern in einem Raum, der nur in der Mitte, in der ich nun stand, beleuchtet war.

    Ich konnte, wie immer nichts erkennen, auch das Infrarotlicht wurde von den Scheinwerfern überstrahlt, die auf mich gerichtet waren. Ich konnte nur vermuten, dass um mich herum, außerhalb meines Wahrnehmungsbereichs, ein runder Tisch stand, an dem die Damen und Herren der Organisation Platz genommen hatten, um mich zu instruieren.

    Ich bewegte mich nicht und unterbrach die Verbindung zwischen dem Emotionalteil meines Gehirns und der Gesichtsmuskulatur.

    Egal was man sagte, man würde keine Gelegenheit haben zu erfahren, dass ich mir Gefühle erlaubte.

    Man richtete das Wort an mich, die Stimme schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen.

    „Du hast den Test bestanden!"

    Das war überflüssig, denn man hatte den Test immer bestanden, wenn man überlebte.

    Ich hatte es schon lange aufgegeben, erfahren zu wollen, wer die Herren der Organisation waren, ob sie sich nun tatsächlich mit mir in einem Raum aufhielten oder nicht. Wenn man sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, konnte man Schatten erahnen, oder sich zumindest einbilden, Schatten zu erahnen. Ich glaube, ich wollte gar nicht mehr wissen, wer sie waren, diese uneingeschränkten Herrscher über Leben und Tod so vieler Wesen. Ich nahm zumindest an, dass ich meine Aufträge von den Herren der Organisation erhielt, konnte aber nicht sicher sein. Die Stimme konnte man nicht als weiblich oder männlich einstufen, sie war beides und auch beides nicht.

    Ich war mir darüber im klaren, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Automatenstimme handeln musste.

    Irgendwie hatte man mich, für einen Auftrag ausgewählt, weil man mich für jemanden hielt, der Aufträge ohne zu fragen erfüllte, was ja auch der Realität entsprach, wobei es ungeklärt blieb, was für Konsequenzen Fragen haben würden.

    Nach einer eindrucksvollen Kunstpause richtete man das Wort wieder an mich.

    „Du bekommst einen Auftrag, 1789! Wenn du versagst, werden wir dich auslöschen. Du wirst eine Liste erhalten, von Personen, die du töten sollst. Du wirst gleichzeitig die Organisation, die hinter diesen Leuten steckt, zerschlagen. Wie immer stehen Schiffe im Hangar bereit. Du findest alles nötige an Bord des Schiffes, das du erwählst. Und - die Personen sind äußerst gefährlich, gefährlich für uns alle."

    Das war neu, man hatte mich noch nie gewarnt. Es würde wohl seinen Sinn haben, äußerst vorsichtig zu Werke zu gehen. Die Stimme, die ich nicht beschreiben kann, verstummte, das Energiefeld wurde wieder weiß und ich erahnte einen Transport.

    Als das Energiefeld erlosch, stand ich in einem röhrenförmigen Korridor von beachtlichem Durchmesser, der, wie ich vermutete, zu den Raumschiffen führte.

    Vor mir öffnete sich ein Tor und ich betrat die Halle, die in ihrer Riesenhaftigkeit ihres Gleichen suchte. Alle möglichen Raumschiffstypen waren hier zu finden. Ich wusste, dass sie alle die gleichen verborgenen Qualitäten aufwiesen.

    Ich suchte nach einem Raumschiff, das noch keine Spuren eines Einsatzes aufwies, also mit mir seinen ersten Einsatz haben würde.

    Es dauerte einige Zeit, bis ich vor einem Allzweckraumer stand der nicht einen Kratzer aufwies und sicher noch nie im Vakuum des Alls gewesen sein konnte, zumindest nicht aus eigener Kraft.

    Dieser Raumer war eine zylindrische Konstruktion von hundert Metern Höhe und mit einem Durchmesser von ebenfalls hundert Metern. Ich hatte immer schon kleine und kompakte Typen bevorzugt, die auf fremden Raumhäfen gar nicht auffielen.

    Dieser Raumer war in jeder Beziehung genau das Richtige für mich, was augenblicklich zu einer besseren Stimmung meinerseits führte.

    Die Hauptschleuse öffnete sich ohne zu zögern, als ich auf sie zu trat.

    Im Schiffshangar konnte ich alle möglichen Arten von kleinen bodengebundenen Fahrzeugen erkennen, die zwischen ultraleichten Schwebern und Lastenschwebern herum standen. Ein Teil dieser Fortbewegungsmittel sah schon reichlich alt aus, also würde ich für jeden Planeten das richtige Fortbewegungsmittel haben.

    Wenn das Raumschiff so neu war, wie ich dachte, war es nicht verwunderlich, dass es noch kein Wort gesagt hatte. Wahrscheinlich würde es warten, bis ich die Zentrale erreicht hatte.

    Ich fuhr mit dem Lift, der über eine manuelle Steuereinheit verfügte, zur ungefähren Mitte des Zylinders, wo sich die Zentrale befand. In der Zentrale fand ich die Zylinderform wieder, Wände, Decke und Boden zeigten sich in einem beruhigenden gelb. Ich konnte die Farbe jederzeit ändern lassen, wenn ich wollte. Ich legte mich in den Kommandositz, entspannte mich und rief mit meinen Gedanken das Schiffsbewusstsein.

    Es war üblich, dass der erste Kontakt in der Zentrale erfolgte.

    'Ich bin bereit zum Empfang der Informationen!'

    In meinen Gedanken vernahm ich die direkte Antwort. Es hatte sich herausgestellt, dass eine Gedankenverbindung die absolute Kommunikation zwischen Raumern und Passagieren ermöglichte.

    'Ich bin bereit, 1789! Die Informationen kann ich dir noch nicht geben, sie sind gesperrt, bis wir uns im Raum befinden.

    Erst wenn wir die Basis hinter uns gelassen haben, kann ich über alle Informationen verfügen.

    Das war noch nie vorgekommen, ich beschloss, mir diesen Umstand, wie auch die Warnung tief einzuprägen.

    Na gut, Zeit ein gutes Verhältnis zum Schiff aufzubauen.

    'Ab jetzt bin ich nicht mehr 1789, sondern Erdan. Ich werde auch dir einen Namen geben - was hältst du von Vipah?'

    'Danke, Erdan, Vipah ist nicht nur mein erster Name, sondern auch ein Name, der mir gut gefällt.'

    Sehr schön, mehr hatte ich nicht wissen wollen. Wenn ich Vipah den ersten Namen gegeben hatte, war das gleichzeitig auch der allererste Raumaufenthalt für sie.

    Für sie! Sie! Klangen meine Gedanken nach. Es war eine Eigenart von mir, Raumschiffen eine weibliche Persönlichkeit anzudichten.

    Jedenfalls konnte ich jetzt sicher sein, dass Vipah ihren ersten Weltraumaufenthalt als Raumschiff mit mir hatte, was mir wichtig war, weil die meisten Leute weder Gefühl, noch Verständnis für Raumschiffsbewusstseine aufbrachten. Der erste Raumaufenthalt konnte ein Schiffsbewusstsein schädigen, wenn nicht ruinieren, aber das war den meisten Leuten ja sowieso egal.

    Ich war immer schon bestrebt gewesen, nur mit Raumern in den Einsatz zu gehen, die ihren ersten Raumaufenthalt mit mir erlebt hatten, auf solche Schiffsbewusstseine konnte ich mich besser verlassen, als auf mich selbst.

    Zufrieden mit mir und meinem Glück, was Vipah anging, nahm ich wieder Kontakt zu ihr auf.

    'Vipah! Hast du was dagegen, wenn ich hier in der Zentrale bleibe, während du die Basis verlässt, oder soll ich mich schon mal ausruhen!?'

    'Vielleicht kannst du ja auch in der Zentrale bleiben und dich ausruhen, während ich die Basis verlasse. Ich kann dich ja wecken, wenn der Abstand zur Basis ausreicht, um dich voll zu informieren.'

    Ich merkte, dass sie zögerte.

    'Erdan?! Vielleicht, könntest du doch inzwischen was anderes tun, als dich in der Zentrale auszuruhen, ich habe einen phantastischen Raum für dich.'

    Ich konnte Vipah sehr gut verstehen, sie wollte sich nicht über die Schulter sehen lassen, bei ihren ersten Bewegungen im Weltraum, vielleicht hatte sie auch Angst, etwas falsch zu machen. Sollte ich mich ihren Wünschen widersetzen?

    Nein! Ich wusste, wie wichtig es für ein zunächst labiles Schiffsbewusstsein war, seine ersten Gehversuche zu machen.

    Ich wollte keinen negativen Einfluss auf Vipahs Selbstvertrauen ausüben.

    'In Ordnung, Vipah! Ich werde mich jetzt umziehen, in der Zeit kannst du schon Mal die Basis verlassen, um mir Bescheid zu geben, wenn der Abstand reicht, um mich zu informieren.'

    Ich verließ die Zentrale und spielte mit dem Gedanken, Vipah meiner uneingeschränkten Unterstützung zu versichern, was ich aber schnell verwarf. Wenn Vipah mich brauchte, würde sie sich sicher melden, diese Informationen musste sie schon aus meinem bisherigen Verhalten bezogen haben.

    Ich fühlte mich immer besser. Es ging mir gut, wenn ich auch etwas Zeit zum Erholen brauchte. Vor mir öffneten sich Türen und Schotts, um mir den Weg zu meinem Quartier zu weisen. Dieses Quartier war sicher in jeder Beziehung angenehmer, als meine Unterkunft in der Basis, die ich nicht ohne Grund als Zelle bezeichnete.

    Ich ertappte mich dabei, wieder an die Einschränkung zu denken. Was für ein Grund konnte dahinter stecken, die meinen Auftrag betreffenden Informationen, nicht in der Basis bekannt zu geben?

    Als ich den schmalen Korridor, zu meiner Kabine, bis zur Hälfte zurück gelegt hatte, ergriff mich plötzlich eine imaginäre Faust, um mich mit Wucht zu Boden zu schleudern.

    Der Start!

    Damit hatte ich nicht gerechnet.

    Mit Rücksicht auf Vipahs Seelenleben, begann ich lautstark zu lachen, obwohl mir einige Körperteile erhebliche Schmerzen signalisierten. Ich atmete auf, als ich bemerkte, dass mein Lachen zum Erfolg geführt hatte, denn Vipah nahm diesen Vorfall nicht Ernst.

    'Was ist los, Erdan? Hast du schon Schwierigkeiten bei neun g?'

    'Nein, Vipah! Meine Knochen sind aus Kompristal und darum sehr weit belastbar, aber meine Muskulatur ist nur bis zwanzig g ausgelegt,' spielerisch stand ich auf, 'ich konnte ja nicht ahnen, wie eilig du es hast, in dein Element zu gelangen!'

    Ich ging weiter, 'du brauchst mir nur Bescheid zu sagen, wenn du zwanzig g überschreitest. Ab zweihundert g brauche ich ein Dämpflager.'

    'Alles klar, Erdan! Ich werde mich melden, wenn unser Abstand reicht, um meine Speicher zu öffnen.'

    Also wusste auch Vipah nicht, was für einen Auftrag man mir erteilen wollte. Was sollte diese Geheimniskrämerei?

    Unter neun g Belastung betrat ich meine Kabine.

    Man war in den letzten Jahrhunderten wieder von Antigravantrieben abgekommen. Auf den meisten Planeten waren A-grav-Starts schon seit langer Zeit verboten, weil jeder Einsatz dieses Antriebs unweigerlich zu einem Verlust des Atmosphärevolumens führte.

    Durch Gravitationsneutralisationsfelder kam es zu einer gravitationslosen Säule, die über dem Feld bis in den freien Raum reichte. Dadurch kam es infolge der Gravitationsaufhebung

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