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Weltensucher - Aufbruch (Band 1)
Weltensucher - Aufbruch (Band 1)
Weltensucher - Aufbruch (Band 1)
Ebook459 pages5 hours

Weltensucher - Aufbruch (Band 1)

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About this ebook

Der ›unbekannte Teil der Galaxie‹ birgt ein mysteriöses Geheimnis. Er wird durch keine erkennbaren physikalischen Eigenschaften von der erforschten Zone abgegrenzt. Warum also verschwindet jedes Raumschiff auf rätselhafte Weise, das in ihn vorgedrungen ist?

Die ›Weltensucher‹, das neuste, größte und am besten ausgestattete Forschungsraumschiff der ›Republik der Vereinigten Imperianischen Planeten‹ bricht gerade in diesen Bereich der heimischen Milchstraße auf, um nach bewohnbaren Planeten zu suchen und sie zu erkunden.

Die fast tausend Personen zählende Besatzung wird von der jüngsten und einzigen terranischen Kommandantin der imperianischen Flotte, Lucinda Kramer, befehligt. Gegen ihren Willen hat man Lucy allerdings den erfahrenen Kriegsveteranen Arek als Vizekapitän zur Seite gestellt.

Die Spannungen zwischen den Menschen an Bord verblassen jedoch im Angesicht der bevorstehenden Aufgabe. Jeder weiß, schon der erste ›Sprung‹ in den ›unbekannten Teil der Galaxie‹ kann den Tod bedeuten.

›Weltensucher‹ ist eine Science-Fiction Serie. Einerseits ist sie als Nachfolge der Serie ›Lucy‹ konzipiert. So werden Lucy-Fans viele ihrer Lieblingscharaktere wiederfinden und an ihrer weiteren Entwicklung teilhaben können. Andererseits ist sie so aufgebaut, dass auch ›Neueinsteiger‹ mit Band 1 beginnen können. Die Kenntnisse der Vorgeschichte aus der Lucy-Serie sind zwar nützlich, aber zum Verständnis der Handlung nicht notwendig.

Anders als die Serie ›Lucy‹ ist sie nicht als Jugendbuch geschrieben worden. Sie enthält aber keine Elemente, die eine Altersbeschränkung notwendig machen würden, sodass sie auch jugendlichen Sience-Fiction-Fans ans Herz gelegt werden kann.

LanguageDeutsch
PublisherFred Kruse
Release dateMar 9, 2016
ISBN9781311642615
Weltensucher - Aufbruch (Band 1)
Author

Fred Kruse

Fred Kruse schreibt seit einigen Jahren Romane, die er im Selbstverlag herausgibt und auf jeder größeren Plattform als eBook oder auch als Taschenbuch erhältlich sind. Insbesondere die 7 Romane und 2 Erzählungen, die im Rahmen der Serie »Lucy – ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« erschienen sind, erfreuen sich einer für von Verlagen unabhängige Publikationen erfreulich großen Leserschaft.Alle Informationen zu Inhalten und Vertrieb der Werke erhalten Sie Sie auf der Homepage des Autors:fred-kruse.lucy-sf.de.HINTERGRUND:Der Autor lebt in Norddeutschland, ist verheiratet und Vater von drei Töchtern und einem Sohn. Während des Physikstudiums beschäftigte er sich besonders mit Elementarteilchen- und Astrophysik. Seit Jahren arbeitet er jetzt allerdings im IT-Management. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Reihe wissenschaftlicher Texte sowie Publikationen im IT-Umfeld veröffentlicht.VERÖFFENTLICHUNGEN:Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche»Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« ist eine Science-Fiction Serie (Space Opera), die als Jugendbuch konzipiert wurde, aber auch gerne von Erwachsenen gelesen wird. Mittlerweile hat sich eine wachsende Fan-Gemeinde um die Geschichte gebildet.INHALT: Zusammen mit ihren irdischen Begleitern bricht das 16-jährige Mädchen Lucy zu einem Weltraumabenteuer auf. Anfangs glauben die vier unfreiwilligen Schicksalsgenossen noch, dass sie nur ihren Planeten Terra, die Erde, retten müssen. Im weiteren Verlauf der Odyssee, die sich über die insgesamt sieben Bände erstreckt, müssen sie aber erfahren, dass es sich um weitaus größere Ziele handelt. Es geht um nicht weniger, als das Überleben des ganzen bekannten Teils der Galaxie.Lucy, das mutige Mädchen mit dem etwas herben Charme, der etwas verschrobene aber geniale Christoph, der gut aussehende und mutige Lars mit dem gut versteckten, großen Herzen und die hübsche, auf den ersten Blick etwas naiv wirkende Kim, die aber ganz unvorhergesehene Fähigkeiten entwickelt, haben gemeinsam gefährlichste Abenteuer zu bestehen. Von exotischen Umgebungen auf fremden Planeten bis hin zu wilden Weltraumschlachten müssen sie bedrohlichste Situationen meistern.Dabei lernen sie nicht nur die weiterentwickelte Technik des Biologiezeitalters kennen, die Lucy noch nicht einmal aus Science-Fiction-Filmen oder -Romanen kennt, die vier müssen auch mit dem fremdartigen Verhalten ihrer neuen außerirdischen Freunde zurechtkommen.Folgende Bände sind bisher in der Reihe erschienen:Band 1: Besuch aus fernen WeltenBand 2: Im Herzen des FeindesBand 3: Der Bund der DreiBand 4: GorgozBand 5: Der SchlüsselBand 6: Die Rückkehr der SchattenBand 7: Die EntscheidungGeisterschiff (Erzählung)Gemeingefährlich (Erzählung)Final Shutdown:Der Roman »Final Shutdown« ist ein Cyber-Thriller. Zu dem Buch Final Shutdown regte den Autor die Sorge um die zunehmende Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der Informationstechnologie an. Für besonders besorgniserregend hält er den Verlust der Kontrolle über entscheidende Komponenten unserer Infrastruktur. Der Großteil der Menschen in unserem Land sowie in ganz Europa verlässt sich darauf, dass die Technik funktioniert, ohne dass die für sie verantwortlichen Unternehmen kontrolliert werden können. Genauso wenig kann ausgeschlossen werden, dass insbesondere amerikanische Geheimdienste tief in die Struktur der Software und damit in lebenswichtige Teile unserer Infrastruktur eingreifen können.INHALT: Der erfolgreiche Kriminalautor Marko Geiger lässt sich von seinem alten Freund und IT-Spezialisten Oliver Vogt überreden, den mysteriösen Unfalltod zweier Kollegen zu recherchieren. Marko wittert einen interessanten Romanstoff und engagiert die couragierte Privatdetektivin Jana Brand, ihn bei der Recherche zu unterstützen. Was als spleenige Idee beginnt, entwickelt sich für die drei ungleichen Gefährten schnell zu einem Kampf ums nackte Überleben.

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    Book preview

    Weltensucher - Aufbruch (Band 1) - Fred Kruse

    Teil 1: Der unbekannte Teil der Galaxie

    Routineflug

    Der rote Zwergstern lag am Rande der Galaxie. Sieben Planeten umkreisten ihn. Der zweite, der einzige von ihnen, der seine Bahn in der lebensfreundlichen Zone zog, war so klein, dass er keine ausreichende Gravitation besaß, um eine Atmosphäre zu halten. Staubig und mit Kratern übersät lud er nicht gerade zu einem Besuch ein.

    Für die ›Republik der Vereinigten Imperianischen Planeten‹ erhielt dieses Planetensystem nur durch seine strategische Lage Bedeutung, weil er am äußeren Rand ihres Territoriums lag. Und genau das war der Grund, warum man auf dem vierten Planeten eine Militärstation errichtet hatte.

    Von ihr aus war das rote Zentralgestirn nur noch als ein größerer, alle anderen Himmelskörper überstrahlender Stern zu erkennen. Der Planet besaß auch keinen Mond, der den Himmel etwas abwechslungsreicher hätte gestalten können. Die Station hatte man in der Nähe des Äquators errichtet. Tag und Nacht wechselten sich über das gesamte Jahr in fast unverändertem Rhythmus ab. Durch die große Entfernung zum Zentralgestirn änderten sich allerdings die Lichtverhältnisse kaum.

    Diesen dunklen Planeten hatte man wegen seiner fast idealen Gravitation gewählt. Dieser Umstand und die Tatsache, dass man den Aufgang des hellen, roten Sterns jeden Tag aufs Neue bewundern konnte, waren schon die einzigen positiven Eigenschaften, die man der Station nachsagen konnte.

    Die diensttuenden Soldatinnen und Soldaten fühlten sich in der künstlichen Kuppel gefangen, die sie vor der lebensfeindlichen Umwelt schützte.

    Genau diesen Umstand auszunutzen, war das Ziel des mittelgroßen Raumfrachters, der wie aus dem Nichts in sicherem Abstand zu dem äußersten Gasplaneten materialisierte. Zielstrebig schwenkte er auf den Kurs in Richtung der Militärstation ein.

    Zu diesem Zeitpunkt ahnte die Besatzung noch nicht, dass die Probleme auf dem vom Zentrum der Republik am entferntest liegenden, militärischen Außenposten mittlerweile der Admiralität der Raumflotte bekannt geworden waren.

    Nur wenige Hundert Kilometer hinter dem Frachter materialisierte eines der gigantischen Kriegsschiffe, die man für den monatelangen Aufenthalt im Raum konstruiert hatte. Es war sicher zwanzig Mal so groß wie das zuerst aufgetauchte Raumfahrzeug.

    Eine der großen Strahlenwaffen aktivierte sich und feuerte einen Schuss auf das kleinere Schiff ab. Er war so ausgerichtet, dass er gerade den energetischen Schutzschirm streifte. Selbst das reichte aus, um den Schirm zum Flackern zu bringen.

    Dennoch wendete der kleinere Frachter und ging zum Angriff über. Aus den sechs vorhandenen Strahlenwaffen wurde abgefeuert, was sie an Leistung boten. Das große Kriegsschiff schwebte majestätisch im Raum. Sein Schutzschirm ließ sämtliche Angriffe mühelos abprallen.

    ***

    »Verdammt noch mal! Sind die total wahnsinnig?«, schimpfte die junge Schiffskommandantin auf der Brücke des Kriegsschiffes. »Ein Treffer, und von denen bleibt nicht einmal mehr Staub übrig!«

    Sie wandte sich an die Kommunikationsoffizierin:

    »Varenia, frage diese Idioten, ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben oder sich umbringen wollen?«

    »Das habe ich schon getan, auch wenn ich mich etwas anders ausgedrückt habe.« Die außergewöhnlich hübsche, junge Frau warf ihrer Kommandantin ein strahlendes Lächeln zu.

    »Ja und? Was antworten sie?« Die Schiffskommandantin konnte ihren Ärger nicht aus ihrer Stimme verbannen.

    »Sie sagen, sie werden sich nicht ergeben. Sie würden lieber sterben.«

    »Heiliges Universum! Fliegen hier nur noch Idioten herum? Kara, Gurian, wir gehen rüber!«

    »Das ist keine gute Idee, Kommandantin Lucinda. Sie sollten daran denken, dass ein Schlachtschiff jederzeit eine Führungsperson auf der Brücke benötigt«, erinnerte sie eine ruhige, sonore Stimme. Sie gehörte einem Mann, der fast doppelt so alt war wie seine Kommandantin.

    »Ich bin sicher, Sie werden mich während meiner Abwesenheit würdig vertreten, Vizekapitän Arek«, fauchte die junge Frau zurück.

    »Wie Sie wissen, geht das nicht. Ich muss Sie bei jeder Aktion begleiten. Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich.«

    »Sie meinen, Sie sollen mich überwachen!«

    »Ich darf Sie nicht aus den Augen lassen, Befehl von ganz oben!« Der Vizekapitän zauberte ein freundliches Grinsen auf sein Gesicht.

    »Lucy, Vizekapitän Arek hat recht. Das sind doch nur ein paar Piraten. Mit denen wird doch unsere Sicherheitstruppe fertig«, versuchte Varenia zu vermitteln.

    Lucy starrte sie mit einem vernichtenden Blick an, bis sie die Augen senkte. Varenia war zwar eine Freundin, aber hier auf der Brücke zählte das nicht. Auch von ihren engsten Vertrauten erwartete sie, dass man sie uneingeschränkt als Schiffskommandantin anerkannte und ihr Wort galt.

    »Trixi, Transfer vorbereiten!«, wies sie ihre Chefingenieurin an.

    Mit einem Handgriff holte sie die Fliegerstaffel auf den Schirm. Ein freches, aufsässiges Gesicht grinste ihr entgegen.

    »Lara, ausschwärmen und das Zielobjekt umzingeln.«

    »Haben wir freie Bahn?« Die Augen der jungen Frau glommen vor Eifer.

    »Nein, natürlich nicht! Wir befinden uns nicht im Krieg!«, schnauzte Lucy. »Das Zielobjekt umkreisen und auf weitere Anweisungen warten. Und haltet Abstand! Das ist ein Befehl! Man weiß nie, wie diese vernebelten Piratenhirne ticken.«

    »Ja, ja, wird gemacht Kommandantin«, erwiderte die jetzt recht enttäuscht aussehende, junge Kriegerin.

    Der Schirm erlosch.

    »Transfer vorbereitet!«, meldete die Chefingenieurin.

    »Varenia, du übernimmst das Kommando, bis ich wieder da bin. Oder wollen Sie doch nicht mit, Herr Vizekapitän?«

    Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss Lucy den Helm ihres Kampfanzugs. Er ließ sich nach hinten wie eine Ziehharmonika zusammenschieben. In geöffnetem Zustand sah er wie ein breiterer Kragen aus. Lucy zog ihn über den Kopf, wo er sich kugelförmig entfaltete. Das Visier war von außen verspiegelt. Weder Falten noch Beschädigungen irgendwelcher Art beeinträchtigten den Blick nach draußen.

    »Und passen Sie auf sich auf, Arek, diese Verrückten werden uns nicht gerade freundlich empfangen.«

    Der Vizekapitän schenkte seiner jungen Vorgesetzten ein mitleidiges Grinsen. Auch Lucy wusste, dass es sich bei ihrem Wachhund um einen erfahrenen Kriegsveteranen handelte. Sie fragte sich ohnehin, warum man die Erfahrung eines solchen Mannes auf diese Weise verschwendete.

    Sie konzentrierte sich wieder voll auf die bevorstehende Operation. Alles andere wäre nicht nur gefährlich gewesen, sondern würde auch ihre Wut wieder hochkochen lassen.

    Schlachtschiffe dieser Größenordnung besaßen mehrere Transferstationen auf jedem Deck. Sie nahmen die, die man direkt von der Brücke aus erreichen konnte.

    Natürlich war es im Normalfall möglich, einen Transfer zwischen zwei Schiffen einseitig zu blockieren, und genau das hatten die Piraten in dem Frachter auch getan. Allerdings verfügten Schlachtkreuzer, die den Raum bis an die Grenzen der Republik kontrollierten und Polizeigewalt besaßen, über Möglichkeiten, diese Barrieren zu überwinden.

    Lucy atmete noch einmal kräftig durch, dann löste sie den Sprung aus. Die moderne, gut ausgestattete Transferkabine verwandelte sich in ein wesentlich einfacheres und älteres Modell, das den maroden Zustand des gesamten Frachters widerspiegelte.

    Lucy hechtete zur Seite und rollte sich ab. Im gleichen Moment schlugen mehrere Strahlen neben ihr ein. Der Energieschirm ihres Schutzanzuges leuchtete auf. Dennoch brannte es siedend heiß auf der Haut des rechten Oberarms. Ein Schuss hatte sie dort gestreift. Wütend schoss Lucy zurück.

    Im Gegensatz zu ihren Gegnern benutzte sie den Betäubungsmodus, wie es die Raummarine für die Verwendung von Waffen vorschrieb.

    Alle Strahlenwaffen besaßen über die beiden unterschiedlich starken Betäubungsmodi hinaus aber auch noch den Tötungs- und den Zerstörungsmodus. Die Mitglieder der Piratenmannschaft schossen in Letzterem. In dieser Einstellung pumpte eine Strahlenwaffe eine gewaltige Menge Energie in den Punkt, den sie traf, was zum Verdampfen der Materie führte, häufig verbunden mit mehr oder weniger starken Explosionen.

    Dummerweise waren die Waffen der Gegner wesentlich jünger und effektiver als der klapperige Frachter, den sie flogen. Diese neuen Mordinstrumente durchschlugen tatsächlich den Schutzschirm ihrer Raumanzüge, wie Lucy schmerzhaft erfahren musste.

    Allerdings nutzte das den Piraten nicht besonders viel. Etwa sechs von ihnen hielten sich im Vorraum zur Transferstation auf. Die ersten zwei lagen bereits bewusstlos am Boden. Die anderen vier feuerten, was ihre Waffen hergaben.

    Lucy hockte gemeinsam mit Arek hinter einer kastenförmigen Ausbuchtung. In diesen Ausbuchtungen, die überall auf jedem Raumschiff zu finden waren, verbargen sich die technischen Einrichtungen des Gefährts. Über viele von ihnen ließen sich zentrale Funktionen mithilfe einer virtuellen Bedienung steuern. Daher wurden sie meistens nur Konsolen genannt.

    Der Kasten, hinter dem Lucy hockte, wurde immer wieder von den gegnerischen Strahlen getroffen. Kleine Explosionen sprengten bei jedem Treffer Substanz aus ihm heraus. Dadurch schrumpfte die Deckung, die er bot beängstigend schnell zusammen.

    Hinzukam, dass immer einzelne Schüsse die Wände durchschlugen und vereinzelt sogar die Außenhaut des Frachters beschädigten. Immer wieder hörte Lucy länger werdende Zischlaute. Die automatischen Reparaturmechanismen des Schiffs schienen zunehmend Probleme zu haben, mit den Schäden fertig zu werden.

    »Diese verdammten Deppen zerstören ihr eigenes Schiff«, fluchte Lucy.

    »Ich denke, es ist Gefahr in Verzug, oder wie sehen Sie das, Herr Vizekapitän?«, rief Gurian.

    Lucys getreuer Freund wartete aber eine Antwort gar nicht erst ab. Als er aufsprang, erkannte die Schiffskommandantin, dass er seine Waffe in den zweiten Betäubungsmodus gestellt hatte. Wütend feuerte er in die Richtung der Gegner.

    »Oh je, das wird Ärger geben«, dachte Lucy. Schließlich hatte man ihr Arek in die Mannschaft gedrückt, um ihr Verhalten und das der Mannschaft zu kontrollieren.

    Ihr Vizekapitän hechtete aber fast gleichzeitig mit Gurian hinter der Konsole hervor und feuerte ebenfalls. Lucy traute ihren Augen nicht. Auch seine Waffe befand sich im zweiten Modus.

    Keine Sekunde später herrschte Ruhe im Vorraum der Transferstation. Die Piraten lagen leblos am Boden. Ihre Verstecke hatten ihnen nicht genug Schutz vor den härteren Strahlen geboten. Lucy hatte vor Erstaunen keinen Schuss abgegeben.

    »War das eben korrekt?«, fragte sie Arek.

    »Wieso? Ihr Waffenoffizier hatte recht, es war Gefahr im Verzug. In so einem Fall darf man ausnahmsweise den zweiten Modus benutzen«, antwortete der Vizekapitän unschuldig grinsend.

    »Sie müssen es ja wissen.«

    Lucy wusste nicht, warum diese lockere Haltung sie noch mehr ärgerte, als das formale Getue, dass dieses Mannschaftsmitglied in den letzten drei Wochen an den Tag gelegt hatte, seit man ihn ihr gegen ihren Willen zugeteilt hatte.

    Gurian und Kara schienen sich um das Verhalten ihres Vizekapitäns weniger Gedanken zu machen, sie beschäftigten sich mittlerweile schon mit dem Verschnüren der betäubten Piraten.

    »Wir sollten uns beeilen, ich weiß nicht, wie hart es die Typen erwischt hat«, sagte Kara und nickte in Richtung der vier Männer und zwei Frauen, die bewusstlos am Boden lagen.

    »Gurian, schaff sie aufs Schiff und komm sofort zurück! Die Sache ist noch nicht überstanden«, wies Lucy ihren ersten Waffenoffizier an.

    Gurian sah sie zweifelnd an und ließ seinen Blick demonstrativ zu Arek wandern. Lucy wusste, dass es ihm ganz und gar nicht gefiel, sie mit ihm allein auf diesem Schiff zu lassen. Lucy ersparte sich aber jeden Kommentar in diese Richtung.

    »Wir sollten uns schnell zur Brücke vorarbeiten, bevor diese Idioten auf völlig verrückte Ideen kommen!«, sagte sie stattdessen zu ihren anderen beiden Mannschaftsmitgliedern. Die nickten.

    Leichtfüßig eilten alle drei zur Tür und verschanzten sich an den Seiten. Mithilfe eines speziellen Schlüssels öffnete Kara die verriegelte Tür. In der Wand entstand ein ovales Loch. Blitzschnell sprangen Arek und Lucy vor und zielten in den dahinter liegenden Gang. Aber er war leer.

    Auf diese Weise arbeiteten sie sich zwei weitere Türen vor. Die Kabine für den Personentransfer lag zwei Decks unterhalb der Etage, auf der sich die Brücke befand. Natürlich gab es Fahrstühle, die technisch allerdings auf dem Prinzip der Transferkabinen arbeiteten. Für das Entern eines illegalen Schiffes war ihre Benutzung allerdings zu gefährlich. Deshalb nahmen sie die Treppe.

    Mit gezogenen Waffen eilten sie die Stufen hinauf. Lucy setzte die Füße automatisch und beobachtete den Ausgang über ihr, bereit bei der geringsten Bewegung das Feuer zu eröffnen. Aber es zeigte sich bis zum nächsten Flur nichts.

    Sie nahmen die Stufen, die zum Stockwerk darüber führten, zu dem, auf dem die Brücke lag. Als sie die Tür erreichten, hatte sie sich noch immer nicht geöffnet. Ein kurzes Verschnaufen, ein ausgetauschter Blick, dann öffnete Kara den Eingang.

    Schussbereit schwenkten Arek und Lucy ihre Waffen in den Flur, der sich vor ihnen öffnete, aber dort trafen sie noch immer auf niemanden. Lucy hörte unter ihr Geräusche auf der Treppe. Es war Gurian. Er hatte die Gefangenen offenbar im Rekordtempo abgeliefert, um möglichst schnell wieder zu ihnen zu stoßen. Lucy sah sich unterdessen im Flur um.

    »Wo sind die, verdammt?«, schimpfte sie.

    »Keine Angst, die werden wir noch früh genug zu Gesicht bekommen«, meinte Arek.

    Sie liefen den Flur entlang, spähten um eine Ecke, an der der Gang einen Knick machte, aber auch dort trafen sie auf niemanden. Sie erreichten die nächste Tür. Kara zog ihren Schlüssel aus der Tasche.

    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ein Hüne von einem Mann tauchte in dem Loch auf, eine Strahlenkanone in der Hand, die normalerweise nur von Bodenlandetruppen bei der Besetzung eines Planeten verwendet wurden. Ohne Vorwarnung feuerte er seine Waffe ab.

    Lucy, die direkt in Zielrichtung des Schusses stand, spürte einen unsanften Stoß, der sie gegen die Außenwand schleuderte. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass es Arek gewesen war, der ihr das Leben gerettet hatte.

    Kurz neben ihr traf der Strahl auf die Wand. Mit einem ohrenbetäubenden Knall durchschlug er sie vollständig. Splitter stoben explosionsartig aus der Stelle. Ein feiner Sprühregen verteilte sich im Raum, um gleich danach zusammen mit der Innenluft hinaus ins All gesogen zu werden.

    Der Sog des Luftstroms zog sie in Richtung des Lochs. Reflexartig ergriff sie einen der Haltegriffe, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden der Flure angebracht waren. Der Sog zerrte an ihrem Körper, dass es ihr fast den Arm abriss.

    Arek schlidderte an ihr vorbei. Sie bekam einen Ärmel seines Anzugs zu fassen, rutschte aber wieder ab. Der Stoff rutschte ihr durch die Finger. Ihr Vizekapitän wurde gnadenlos in Richtung der ausströmenden Luft gezogen. Im letzten Moment bekam Lucy seine Hand zu fassen. Die Finger der beiden krallten sich ineinander.

    In der Zwischenzeit hob der Hüne seine große Strahlenwaffe, um den nächsten Schuss abzufeuern. Er hatte sich mit beiden Füßen im Türrahmen verkeilt und fand so im Gegensatz zu Lucys Mannschaft Halt.

    Sein Finger beugte sich um den Abzug. In diesem Moment traf ihn ein Schuss ins Bein. Diesmal handelte es sich nicht um einen Betäubungsstrahl. Gurian hatte im Zerstörungsmodus geschossen.

    Der Hüne stieß einen Schrei aus. Blut spritze aus der Wunde. Der rote Sprühregen wurde in Richtung des Lochs in der Schiffwand gelenkt. Er traf Lucy und ihre Mannschaft.

    Der Pirat verlor den Halt. Ein weiterer Schuss löste sich aus der Waffe. Er durchschlug die Decke des Flurs. Glücklicherweise lagen mehrere Etagen über dem Gang. Man konnte nur hoffen, dass nicht zufällig ein Mensch über ihnen herumgelaufen war.

    Der Hüne wurde durch den Sog in Richtung des sich bereits wieder schließenden Lochs geschleudert. Er verlor endgültig den Halt. Mit den Füßen voran wurde er in den leeren Raum gesogen. Seine Beine und sein Unterkörper verschwanden in der Wand. Der Vorgang endete erst, als sich seine Schultern am Lochrand verkeilten.

    Der Mann schrie zum Fürchten. Er hielt noch immer die große Waffe in der Hand und fuchtelte mit ihr. Lucy befürchtete, er würde noch einmal feuern, aber in diesem Moment stieß er einen schrecklichen Schrei aus. Der gewaltige Unterdruck presste ihn durch das Loch hinaus in den Weltraum.

    Während der Verstopfung des Loches hatte Lucys Mannschaft kurz aufatmen können. Der erneute Sog riss diesmal Gurian von den Füßen. Er wirbelte herum und schlug an der Wand auf. Mit knapper Not gelang es ihm, sich mit der gesamten Fläche seines Rückens vor das Loch zu drücken. Der Kampfanzug presste sich an die Wand und verschloss so weitgehend das Leck in der Außenhaut des Schiffes. Lucy fing sich als Erste und eilte zu ihm.

    »Alles in Ordnung?«

    »Ich hoffe, dass wenigstens die Selbstheilungskräfte dieser Schrottkiste noch soweit funktionieren, dass ich hier nicht den Rest meines Lebens rumstehen muss«, knurrte Gurian.

    Kara klopfte ihm grinsend auf die Schulter.

    »Verdammter Mist, auf diesem Abfallhaufen scheint es nur Verrückte zu geben«, schimpfte Lucy.

    »Ich denke, wir haben es hier mit einer Besatzung zu tun, die nichts zu verlieren hat«, erwiderte Arek sachlich.

    »Und damit ist sie extrem gefährlich!« Gurian stellte ein noch verwegeneres Gesicht als ohnehin üblich zur Schau.

    Endlich löste sich der Druck in seinem Rücken. Die Selbstreparaturmechanismen des Schiffes funktionierten noch, auch wenn die gerade wieder verschlossene Stelle keinen vertrauenswürdigen Eindruck machte.

    Kara und Lucy hatten währenddessen die Tür und den Raum dahinter inspiziert.

    »Hier ist alles soweit sauber«, rief Kara den beiden Männern zu.

    Das blieb auch in dem Gang, der bis zur Brücke führte, so.

    »Vorsicht Leute! Jede Wette, die warten dort auf uns«, kommentierte Kara und machte sich mit ihrem Spezialgerät an der Tür zur Brücke zu schaffen.

    Lucy, Gurian und Arek standen mit ihren Handstrahlern im Anschlag vor der Tür. Als sie sich öffnete, sprang Kara zur Seite. Noch bevor ihre Füße den Boden wieder berührten, hatte auch sie ihre Waffe in der Hand.

    Im nächsten Moment zischte die Luft vor tödlicher Energie. Die Strahlen der Piraten schlugen vor ihren Füßen, in den Wänden hinter ihnen und in der Decke ein. Dass sie nicht getroffen wurden, lag einzig an ihrer Reaktion und der extrem guten Ausbildung, die alle vier durchlaufen hatten.

    Lucy ließ sich unter den auf sie gerichteten Strahlen hindurch rollen. Noch im Fallen feuerte sie ihre Waffe ab. Einer der Piraten besaß eine weitere große Strahlenwaffe. Er schien damit aber noch schlechter umgehen zu können, als sein toter Mitstreiter.

    Er feuerte wild um sich, aber die Gefahr für das Schiff war größer als für Lucys Mannschaft. Besonders zielsicher wirkte er nicht. Lucy überzog ihn noch im Abrollen mit einer Salve aus ihrem Handstrahler, die ihn bewusstlos zu Boden sinken ließ, bevor er weiteres Unheil anstellen konnte.

    Unterdessen kümmerten sich die anderen drei Mannschaftsmitglieder um das restliche Dutzend Piraten. Einige lagen schon nach wenigen Sekunden bewusstlos am Boden, andere hatten sich gut verschanzt.

    Gurian schrie leise auf und fluchte wild. Aus dem Ärmel seines Kampfanzugs quoll Blut. Auch wenn die Gesetzlosen weder gut ausgebildet noch in der notwendigen körperlichen Verfassung waren, um den Soldaten der Raummarine ernsthaft etwas entgegensetzen zu können, so stellten ihre modernen Waffen, die im Zerstörungsmodus auch einen Kampfanzug durchschlugen, für Lucy und ihre Leute doch eine ernsthafte Gefahr dar.

    »Ergebt euch oder ich mache ernst!«, brüllte Gurian wütend. »Mein Strahler hat auch einen Zerstörungsmodus!«

    Zur Unterstützung seines Aufrufs feuerte er in eine Konsole, hinter der sich zwei Piraten verschanzt hatten. Es knallte und zischte. Wieder spritzte undefinierbare Flüssigkeit durch den Raum und verbreitete einen unangenehmen Geruch.

    »Ich ergebe mich. Nicht schießen!«, rief ein männlicher Pirat mit überschlagender Stimme und richtete sich mit erhobenen Händen auf.

    Im nächsten Moment traf ihn ein Strahl in den Rücken, der ihn über die Konsole hinweg in Richtung von Lucys Mannschaft schleuderte. Eine Frau, die ebenfalls hinter ihrem Versteck hervorgekommen war, sprang in Panik auf Arek zu und suchte Schutz hinter ihm.

    Das war auch dringend notwendig, weil der Pirat, der ihren Kameraden hinterrücks erschossen hatte, auch auf sie das Feuer eröffnete.

    Lucy reichte es endgültig. Sie wollte die Sache nur noch so schnell wie möglich beenden und herunter von diesem Schiff von Verrückten. Sie schaltete ihren Strahler in den zweiten Betäubungsmodus. Sollten diese Idioten doch selbst sehen, wie sie mit dieser Dosis zurechtkamen.

    Mit wildentschlossener Miene feuerte sie in Richtung der Gegner, was ihr Handstrahler hergab. Wieder einmal schienen ihre langjährigen Kampfgenossen Kara und Gurian den gleichen Gedanken gehabt zu haben. Sie reagierten in gleicher Weise.

    Da auch die Piraten, jetzt in wilder Verzweiflung, ihre Zerstörungsstrahlen abschossen, brach für wenige Minuten ein Tumult auf der Brücke aus, der die Lage unübersichtlich machte. Lucy hechtete zwischen Konsolen und Pulten hin und her, die nur kurze Zeit Schutz boten, da sie durch die Strahlen der Gegner zerstört wurden.

    Ein stinkender Nebel breitete sich im gesamten Raum aus und führte dazu, dass die Gegner nur schwer zu erkennen waren. Lucy reichten allerdings die Schatten und das Mündungsfeuer der Waffen aus, um ihre Strahlen in die richtige Richtung abzufeuern.

    Aus dem Nebel heraus hörte sie die kurzen Aufschreie der Getroffenen, bevor sie das Bewusstsein verloren. Als Lucy ihren letzten Gegner kampfunfähig machte, nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie sich eine der Kommandoraumtüren schloss. Einer der Piraten musste entkommen sein.

    Am anderen Ende des Raums hörte sie noch Kampfgetümmel. Ein letzter erstickter Aufschrei durchdrang den Nebel, dann kehrte Ruhe ein.

    »Verdammter Scheiß!« Gurians Umrisse schälten sich aus dem Nebel. »Wie kommen solche Gestalten an derart moderne Waffen?«

    »Dein Arm sieht schlimm aus. Hoffentlich gibt es auf diesem Schrotthaufen einen medizinischen Notfallkoffer.«

    »Du glaubst doch nicht, dass ich mich mit irgendwas behandeln lasse, das von diesem Misthaufen stammt. Da kann ich besser gleich aus der Luftschleuse springen!«

    »Ich habe einen Notfallkoffer dabei«, mischte sich Arek ein.

    Gurian warf erst ihm einen kritischen und dann Lucy einen fragenden Blick zu.

    »Was ist? Nun mach schon!«, fauchte die. »Invaliden können wir hier wirklich nicht gebrauchen.«

    Gurian nahm sich eines der medizinischen Geräte aus dem Koffer und begann, damit seinen Arm zu behandeln. Arek sah so aus, als wolle er ihm helfen, machte aber, nachdem er in Gurians brummiges Gesicht geblickt hatte, doch keinen Versuch.

    »Die Piraten sind verschnürt.« Kara gesellte sich zu ihnen. »Einer ist abgehauen. Den müssen wir wohl suchen gehen.«

    »Wie siehst du denn aus!« Lucy sah entgeistert auf Karas Kampfanzug. Auf Anhieb erkannte sie gleich drei Stellen, aus denen die junge Kämpferin blutete. Wahrscheinlich hatte sie genauso viele Gegner erledigt, wie der Rest der Mannschaft zusammen. Dabei hätte sie aber ein wenig mehr Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit nehmen können.

    »Ihr beide versorgt euch erstmal gegenseitig«, bestimmte Lucy. »Danach schaffen wir die Piratenmannschaft auf unser Schiff. Anschließend müssen wir wohl den letzten Verrückten suchen.«

    Lucy stöhnte auf. Dabei fiel ihr Blick auf die Piratin, die leicht zitternd neben Arek stand. Ein kalter Schauer lief der Kommandantin über den Rücken.

    Blasse Haut, dunkle Augenringe und viel zu jung. Da stand keine Frau vor ihr, sondern ein Mädchen. Es erinnerte Lucy fatal an eine irdische, drogensüchtige Jugendliche.

    »Wo kommst du her?«, fragte sie barsch.

    Das Mädchen senkte trotzig die Augen, auch wenn sie ihre Angst nicht verbergen konnte.

    »Das hat doch keinen Sinn«, sagte Arek sanft zu ihr. »Glaubst du nicht, dass wir, wenn wir auf unserem Raumkreuzer sind, in wenigen Minuten heraushaben, woher du kommst und wer du bist? Du kannst uns nichts verheimlichen. Wenn du kooperierst, ist das nur zu deinem Vorteil.«

    »Ich bin von Adres.« Das Mädchen klang unsicher und schüchtern.

    Lucy sah Arek in die Augen. Auch wenn sie den Kerl nicht mochte, so dachten sie beide das Gleiche: Sie hatten recht gehabt. Sie befanden sich auf einem Kurierschiff, das Drogen von Adres zu abgelegenen Militärbasen transportierte.

    »Ihr habt Krysto geladen, richtig?«, fragte Arek. Das Mädchen senkte die Augen, nickte aber.

    Lucy hätte auch vorher darauf gewettet, dass es bei der Ladung um dieses Rauschmittel ging. Spätestens als sie dem Mädchen in die Augen gesehen hatte, war sie sich sicher. Bei dieser Droge handelte es sich um ein Teufelszeug, dass den Konsumenten zwar anfangs das Glück auf Erden vorgaukelte, sie aber schon nach dem Schlucken von ein oder spätestens zwei Pillen abhängig machte.

    Auf den Körper wirkte sie sich verheerend aus. Spätestens nach einem halben Jahr des Missbrauchs begann er, unwiederbringlich zu verfallen. Das sicher vorher ausgesprochen hübsche Mädchen musste am Anfang dieses Zerfalls stehen. Die ersten Anzeichen waren nicht zu übersehen.

    »Dieses Zeug macht eure Kunden kaputt. Das weißt du sicherlich.« Lucy konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme barsch und verächtlich klang. »Das ist auch nicht besser als Mord, ein langsamer, qualvoller noch dazu!«

    »Aber, aber … Ich war doch nicht an dem Geschäft beteiligt. Ich bin doch nur mit meinem Freund mitgeflogen«, stotterte das Mädchen.

    »Ach ja? Und für was für eine ›Dienstleistung‹ hat er dich dann mit dem Stoff bezahlt?«

    Das Mädchen begann, unkontrolliert zu zittern.

    »Wer von denen ist dein Freund?«, fragte Arek mit sanfter Stimme. Lucy warf ihm einen wütenden Blick zu. Sie empfand absolut kein Mitleid mit dieser gewissenlosen, jungen Frau.

    »Der ist abgehauen, nachdem er mich erschießen wollte.« Dem Mädchen traten Tränen in die Augen.

    »Muss wirklich die ganz große Liebe sein«, erwiderte Lucy kalt. »Wer ist der Kapitän?«

    »Das ist Jarik, mein Freund, der, der abgehauen ist.« Trotzig sah die junge Piratin der Flottenkommandantin in die Augen.

    »Wir sollten uns beeilen, diesem uralten Kahn traue ich nicht. Der sollte schon seit Jahrzehnten ausgemustert sein«, unterbrach Kara die Befragung.

    »Und diesem noch frei herumlaufenden Verrückten trau ich noch weniger«, ergänzte Gurian.

    Die beiden schienen wieder einigermaßen fit zu sein. Auf dem Schiff würden sie sich allerdings noch einmal gründlich versorgen lassen müssen.

    »Gut, lasst uns die Gefangenen in die Transferkabine schaffen. Wir vernehmen sie nachher weiter.«

    Lucy orderte ein halbes Dutzend Transportroboter herbei, die so alt und verschlissen wie das gesamte Schiff wirkten. Sie luden die bewusstlosen Piraten auf und marschierten hinter Gurian und Kara her, die in Richtung der Transferkabine voranliefen.

    »Und du solltest keine Zicken machen, wenn du nicht auch in der Waagerechten transportiert werden willst!« Lucy winkte der jungen Piratin mit ihrem Handstrahler, dem kleinen Zug zu folgen.

    Die sah einmal ängstlich zu Arek, der ihr freundlich zunickte. Dann schloss sie sich mit gesenktem Blick dem Tross an. Lucy und Arek sicherten die Truppe nach hinten ab. Man wusste schließlich nicht, was dieser Verrückte noch vorhatte und ob er allein war.

    Ohne Zwischenfälle erreichten sie den Vorraum zur Transferkabine. Gurian und Kara verluden die bewusstlosen Gestalten in die Kabine. Lucy suchte den Raum mit den Augen nach verdächtigen Bewegungen ab. Das war zwar übertrieben, denn sie hatten den Raum durchsucht. In ihm befand sich keine Menschenseele.

    Er war auch nicht so groß, dass man ihn von Lucys Standpunkt aus nicht überblicken konnte. Trotzdem spürte die Kommandantin eine Gefahr. Sie fühlte fast körperlich, dass dieser verrückte Piratenkapitän etwas ausheckte.

    Kara löste in der Zwischenzeit den Transfer aus. Als sich die Kabinentür wieder öffnete, waren die bewusstlosen Piraten verschwunden.

    »Arek, Sie bringen die Gefangene zum Flottenschiff. Lassen Sie sich nicht von ihr übertölpeln. Die ist abgebrühter als sie tut.« Lucy konnte es sich nicht nehmen lassen, ihrem älteren, männlichen Kollegen diesen Ratschlag zu geben. Der lächelte aber nur.

    »Kommandantin, Sie wissen doch, dass das nicht geht. Ich habe den Auftrag der Admiralität auf Sie aufzupassen.«

    »Dann beeilen Sie sich, dass Sie wieder hier sind, bevor wir diesen Piratenkapitän stellen. Das ist ein Befehl, Vizekapitän Arek!«

    Bevor der Streit weiter eskalieren konnte, öffnete sich die Tür. Der Piratenkapitän sprang in den Raum. Er hielt ein Gerät in der Hand, das mit einem schlauchähnlichen Gegenstand verbunden war, den er sich um den Körper gewickelt hatte.

    »Keiner rührt sich, sonst fliegt hier alles in die Luft!«, schrie er.

    Gurian hob seinen Handstrahler.

    »Das Gerät ist mit meinen Hirnfrequenzen gekoppelt. Wenn ich bewusstlos werde oder sterbe, wird die Bombe ausgelöst«, rief der Pirat mit überschlagender Stimme.

    »Scheiße!« Gurian warf Lucy einen fragenden Blick zu. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Er ließ die Waffe sinken.

    »Keiner tut dir etwas. Lass uns von Bord gehen. Wir verhandeln dann über Interkom.« Lucy gab sich Mühe ihre Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen.

    »Haltet ihr mich für bescheuert? Nachdem ihr von Bord gegangen seid, werdet ihr mein Schiff pulverisieren!«

    »Was willst du dann? Ich kann dir einen Transfer zu einem Planeten deiner Wahl anbieten.«

    »Ha, damit ich dort gleich von einer Militäreinheit in Empfang genommen werde!«

    »Viele Alternativen gibt es nicht. Ich verspreche dir, dass du einen fairen Prozess bekommst.«

    Der Piratenkapitän begann, irre zu kichern.

    »Wenn man mich noch mal erwischt, bringt man mich nach Gorgoz. Lieber jage ich mich selbst mitsamt euch allen in die Luft, als auf diesem Horrorplaneten zu verrecken.«

    Auf dem Gefängnisplaneten Gorgoz wurden alle Schwerverbrecher ausgesetzt, wenn der einmalige Versuch einer Rehabilitation eines Verurteilten fehlgeschlagen war. Offensichtlich hatte man den Piratenkapitän schon einmal verurteilt.

    Lucy konnte ihn sogar verstehen. Das Leben auf Gorgoz war hart. Ein nicht vollkommen fitter Mensch überlebte nicht lange auf ihm. Dieser ganz offensichtlich drogensüchtige Pirat hatte dort keine Chance. Für ihn wäre es in der Tat wahrlich eine Gnade, einen schnellen Tod zu sterben. Eine verdammt schlechte Verhandlungsbasis!

    »Was willst du dann?« Lucy unterdrückte mit Gewalt die aufkeimende Panik.

    »Karinia! Ihr habt sie gerettet. Ihr werdet doch mein Schiff nicht zerstören, wenn so ein minderjähriges Provinzmädchen an Bord ist.«

    Lucy wollte schon mit dem Kopf nicken, als Arek sich einmischte:

    »Das kommt nicht infrage. Wir können keine Gefangene als Geisel benutzen.«

    Lucy warf ihm einen wütenden Blick zu. In so einer Situation war es das Vorrecht der Schiffskommandantin, die Verhandlungen zu führen.

    Der Piratenkapitän kicherte wieder nervös.

    »Geisel, dass ich nicht lache! Karinia, Schätzchen, erzähl dem Kerl, dass du meine Freundin bist.«

    Das Mädchen ließ unsicher den Blick zwischen ihm und Arek wandern.

    »Du willst doch auch nicht nach Gorgoz, oder?«, fragte der Pirat. »Wir gehören doch zusammen. Du möchtest doch sicher bei mir bleiben. Der ganze Frachtraum ist voller Krysto. Damit machen wir es uns richtig gemütlich.«

    Das Mädchen machte einen Schritt auf ihn zu.

    »Karinia, du musst das nicht machen. Du stammst von Adres. Von dort wird niemand nach Gorgoz geschickt. Ihr habt eure eigene Gerichtsbarkeit und eigene Gefängnisse auf dem Planeten. Du bist noch minderjährig. Sicher wird man das auch auf Adres berücksichtigen.« Arek sprach mit beschwörender Stimme.

    »Lasst sie in Ruhe. Sie kommt mit oder ich zünde die Bombe!« Der Piratenkapitän zitterte. Er sah so aus, als brauche er dringend seinen Stoff.

    Der ist vollkommen durchgeknallt, wurde Lucy klar. Warum musste Arek sich einmischen. Wenn dieser Idiotin ihre Drogen wichtiger waren als ihre Sicherheit, so sollte man sie nicht aufhalten.

    Das Mädchen machte einen weiteren Schritt auf den Piratenkapitän zu, dann sah sie sich nach Arek um.

    »Jarik hat recht. Für mich gibt es keine Zukunft. Ich komme von dem Zeug nicht mehr los. Bitte lasst uns in Ruhe und bringt euch in Sicherheit.«

    Lucy sah aus den Augenwinkeln, wie Gurian blitzschnell seine Waffe hob. Er feuerte. Diesmal schoss er nicht im Betäubungs-, sondern im Zerstörungsmodus. Er traf den Piratenkapitän in den Arm. Der ließ das Gerät fast fallen. Durch die Wunde fiel es ihm zwar schwer, seinen Plan auszuführen und die Bombe zu zünden, aber es gelang ihm doch. Die Explosion wurde nur für Bruchteile von Sekunden verzögert.

    Lucy wollte vorspringen, um das Mädchen in die Transferkabine zu retten. Aber ein Arm umschloss ihren Bauch wie ein Schraubstock. Hinterrücks fiel sie in die Kabine und landete dabei auf Arek, der sie fest umklammert hielt.

    Gurian hechtete in die Kabine und betätigte noch im Flug den Auslöser für den Transfer, bevor er an die Rückwand knallte. Die Tür schloss sich, während sie durch das sich verkleinernde Oval den Piratenkommandanten sahen, wie er mit letzter Kraft den Auslöser für die Bombe betätigte. In diesem Moment schoss ein Körper durch das sich schließende Loch.

    Es war Kara, die Karinia fest umklammert hielt. Sie hatte den

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