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Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion
Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion
Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion
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Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion

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About this ebook

Sie ist ein ganz normales Mädchen. Doch was passiert, wenn die Welt um sie herum, plötzlich ihre Fassaden fallen lässt und das Geheimnis lüftet. Der Wirbelsturm der Gefühle reist sie mit und zerrt sie in eine völlig neue Vorstellung einer „normalen“ Welt. Die Frage die sie sich stellt ist nur die eine: Wird er sie am ende ihres Pfades auffangen?

Skarlet und ihrem Traummann, denn sie leider (oder in ihrem Fall, glücklicherweise) noch nicht gefunden hat, war es eigentlich nie vorbestimmt sich zu begegnen. Doch da die Welt in der sie lebt gar nicht so normal ist wie sie es angenommen hat und sie selbst nun wirklich das komplette Gegenteil von „normal“ ist, kam es schließlich dazu, dass sie ihn kennenlernte. Doch bis es so weit war musste sie viele Hürden überwinden. Angefangen von ihrem Prinzen, der ihr im Traum erscheint und plötzlich reeller ist als sie es sich wünschte. Der Doppelgänger des perfekten Prinzen, der die Hände nicht von ihr lassen kann. Der eingebildete Anführer einer völlig anderen Ebene, der sich als Mega Playboy outet und zufälliger Weise Skarlets Aufmerksamkeit erliegt. Und dann gibt es da noch Skarlets besten Freund, der sie voll und ganz versteht und niemals im Leben ihre Freundschaft riskieren würde indem er plötzliche Gefühle für sie zulässt. Oder?
Und da Liebe und Gefühle im Leben nicht alles sind, kommt als i-Tüpfelchen noch ihre leicht hyperaktiver extrovertierte geschiedene Mum, ihr ruhiger freundlicher Dad (der das gefährlichste, aber dennoch interessanteste Geheimnis birgt was man sich vorstellen kann) und ihre tollen unterschiedlichen Freude hinzu. Ganz zu schweigen von den paar Menschen die Skarlet aus dem weg schaffen wollen.
Und wenn die kleine Perfekte Welt die sich jeder Mensch um sich herum aufbaut plötzlich durch eigenes verschulden einen Riss hat, dann sollte sich jeder vor den Konsequenzen hüten.
LanguageDeutsch
PublisherTWENTYSIX
Release dateMar 22, 2016
ISBN9783740711269
Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion
Author

Elena Klyban

Kreativität ist ihr Lebensmotto. Elena Klyban ist 1990 in Sibirien geboren. 1997 zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Im Alter von fünfzehn Jahren, und drei Jahre später, schrieb sie zwei kleine Romane. Diese fügte sie im Laufe der Zeit zu einem zusammen und es entstand ihr Werk EBENEN-ZWISCHEN WIRKLICHKEIT UND ILLUSION. Zur jetzigen Zeit arbeitet sie an der Fortsetzung ihres Projektes.

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    Ebenen - Zwischen Wirklichkeit und Illusion - Elena Klyban

    Inhaltsverzeichnis

    1.

    2.

    3.

    4.

    5.

    6.

    7.

    8.

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    25.

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    28.

    Impressum

    1.

    „Und schon wieder stehe ich alleine da!"

       Skarlet lehnte an der Scheibe der einsamen Bushaltestelle in der kleinen Vorstadt von Fermont im Staat Minnesota. Sie hat sich mit ihren Freundinnen Maggie und Eva auf ein Kaffee verabredet, ein reiner Mädchentag. Doch dieser hat sich seinem Ende geneigt und Maggie und Eva wurden von ihren Freunden Andy und Niclas abgeholt- ein Doppel Date. Skarlet war natürliche auch eingeladen worden, aber große Lust, sich als fünftes Rad am Wagen den vier Verliebten anzuschließen, hatte sie nicht. Am liebsten hätte sie, wenn die Jungs einfach wieder verschwinden würde und sie ihre Freundinnen für sich alleine haben könnte. Das war alles immer so furchtbar anstrengend wenn sich jemand einen Freund/Freundin anschafft, plötzlich scheint nichts mehr wichtiger als er/sie zu sein. Und das schlimmste ist wenn die beiden Besten Freundinnen auf einmal einen Kerl haben.

       Eva und Maggie schauten sie entschuldigend an, dann gaben sie Skarlet ein Kuss auf die Wange und hakten sich bei ihren Partnern ein. Sie liefen davon und Skarlet blieb alleine an der Haltestelle zurück.

       Sie fühlte sich mies, weil sie so eifersüchtig war, aber ihre Freunde konnten doch nicht dafür, dass sie ihren Mr. Right noch nicht gefunden hatte. Sie hatte schon oft von ihm geträumt, aber ihn getroffen hatte sie noch nie. Er hatte braune Haare, die sanft über seine Stirn fielen, seine grünen Augen leuchteten wie Smaragde, er war groß und muskulös. Immer wenn Skarlet ihn in ihren Träumen sah, bekam sie weiche Knie, er war ein Gentleman, einfühlsam und verständnisvoll, nett aber trotzdem cool. Er war kein Macho, kein Milchbubi und auch kein Mamasöhnchen. Er war ganz einfach perfekt.

       Aber wieso lässt dieser Typ bloß so lange auf sich warten? Leider war es immer und immer wieder nur ein Traum gewesen, ob es solche Menschen denn auch in der Wirklichkeit gab? Auf unserer Welt? Vielleicht sogar in Amerika? Oder hier in Fermont.

       Skarlet, du schweifst wieder total ab! Machte sie sich in Gedanken darauf aufmerksam.

       Es machte sie traurig, hier alleine zu stehen und zu wissen, dass ihre Freunde sich jetzt amüsieren. Sie schaute auf ihre Armbanduhr - bereits halb acht.

    „Kann dieser blöde Bus nicht einmal pünktlich sein?", fauchte sie vor sich hin.

       Eine kühle Sommerbriese ließ sie erschaudern und sie faltete die Hände vor der Brust, ihre Haut bedeckte sich mit Gänsehaut. Es war eindeutig zu kalt für diese Jahreszeit. Und in ihre kurzen Shorts mit der hellblauen leichten Bluse ließ es sich deutlich spüren. Die hellblaue Bluse hat sie sich erst gestern gekauft. Erstens, ihre Mutter fand die Bluse brachte ihre blauen Augen zum strahlen und zweitens hatte ihre Mum einen spendablen Tag und kleidete Skarlet von Kopf bis Fuß an.

       Skarlet war groß und schlank, sehr gut trainiert. Ihre Haare hellbraun und lang. Ihre zwei Freundinnen unterschieden sich sehr. Maggie war im Vergleich zu Skarlet etwas kleiner und hatte blonde kurze Haare, ihr Gesicht war oval und hatte weiche Rundungen, und Eva war ungefähr genauso groß wie Skarlet, hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare, und ein markantes Gesicht, das auf der Straße sofort positiv auffiel, ihr aber nicht wirklich bewusst war.

       An sich war Skarlet sehr selbstbewusst, keinesfalls eingebildet, außerdem hat ihre Mutter ihr von klein auf gesagt „wenn du dir etwas ganz fest vornimmst und es immer wieder vor Augen hältst, dann wirst du dein Ziel auch erreichen" (bei ihrer aufgedrehten Mum war diese Philosophie auf Männer gerichtet). Doch Skarlet hat es damals und jetzt, nicht auf Jungs bezogen. Wieso auch? Langsam glaubte sie selbst sie sei zurückgeblieben und würde sich niemals für jemanden reellen interessieren. Sie bezog die Lebenseinstellung ihrer Mum ehr darauf, dass wenn sie Älter ist, sie eine hübsche reiche Frau werden wird. Und in einer gewissen Hinsicht stimmt das auch, sie hat genug Geld um sich davon das College zu finanzieren und sich noch ein kleines Auto zu leisten, was sie im Moment aber nicht brauchte. Sie fährt lieber mit ihrem alten guten Freund, dem gelben Schulbus, zur Schule, was viele Mädchen aus ihrer Klassenstufe für uncool halten. Skarlet aber macht sich nicht viel aus dem Meinungen unwichtiger Mitmenschen. Skarlet und ihre Freundinnen waren vielleicht nicht die beliebtesten Mädels an ihrer Schule, weil sie sich mehr im Hintergrund aufhielten und nicht bei den Sportlern ihrer Schule an den Ärmeln hingen, wie andere Mädchen, aber definitiv wurde den Mädels viel Aufmerksamkeit gewidmet.

       Als die Scheinwerfer des Busses sie blendeten musste sie kurz blinzeln, um zu erkennen, ob es überhaupt ihr Bus war. Sie hatte Glück, sie musste nicht mehr im Kalten stehen. Sie wühlte in ihrer Tasche nach ein paar Münzen um das Ticket nach Hause zu bezahlen, dann stieg sie ein. Der Busfahrer lächelte als er Skarlet sah. Skarlet übersah dieses Lächeln bewusst um in kein Gespräch verwickelt zu werden, denn sie drückte ihm das Geld in die Hand und schaute sich nach einem geeigneten Platz im Bus um. Sie wollte nachdenken und in Ruhe Musik hören. Sie hatte eine große Auswahl an Sitzmöglichkeiten. Der Busfahrer drückte ihr mit demselben charmanten Lächeln das Ticket in die Hand und Skarlet lief an ihm vorbei. Eine ältere Dame saß direkt am Ausgang und schaute in ihre Zeitung, auf der anderen Seite saß ein junger Mann und hörte laut Musik, als Skarlet vorbei ging hob er den Kopf und ließ den Blick über sie gleiten. Sie setzte sich in die vorletzte Reihe ans Fenster. Sie nahm ihre Kopfhörer und steckte sie in die Ohren. Dann drückte sie auf die Taste Play auf ihrem iPod und laute Musik dröhnte ihr in den Ohren. Sie erschrak und schaltete die Lautstärke etwas runter. Der Typ der sie ausgiebig gemustert und immer noch den Blick an sie geheftet hatte, fing an zu grinsen und wandte sich wieder seiner Musik zu. Skarlet fand es nicht besonders amüsant, denn nach solcher lauter Musik hatte sie immer ein nerviges piepen in den Ohren. Ihre Mutter (die Krankenschwester) nannte es beim Fachnamen - Tinnitus.

       Der Bus schlich von einer Haltestelle zur anderen und sammelte einige weiter Fahrgäste auf, doch Jugendliche in ihrem Alter waren nicht im entferntesten zu sehen.

       Natürlich nicht! Wer fährt schon freiwillig an einem Freitagabend zurück aus der Stadt? Alle versammelten sich in der Stadt und gingen einen Kaffee trinken, ins Kino oder in die Disco - vorausgesetzt man war alt genug um reinzukommen. Doch Skarlet hatte sich einigermaßen damit abgefunden, dass sie jetzt öfters allein sein wird.

       Der junge Mann war bereits einige Haltestellen vor ihr ausgestiegen. Ihr war es recht, sicherlich fuhr er zu seiner Freundin und ganz bestimmt, wenn er mit Ihr aussteigen müsste, hätte er nichts dagegen gehabt Skarlet bis nach Hause zu folgen um eine kurze Nummer mit ihr zu schieben. Seinen Blicken nach zu urteilen würde er nicht mehr lange mit seiner Freundin zusammen sein.

    Sie war heil froh als der Bus an ihre Haltestelle fuhr und sie endlich die ältere Gesellschaft hinter sich lassen konnte. Die einsame aber ruhige Straße zu ihrem Haus trennte sie nur noch von ihrem Bett. Sie war müde, und freute sich unheimlich ins Land der Träume zu reisen. Es würde ihr gut tun heute eher schlafen zu gehen, denn führ ihr zartes Alter von 17 Jahren bekam sie eindeutig zu wenig Schlaf. Auch wenn sie sich dieses Problem ganz einfach erklären konnte.

       Ohne weiter in Selbstmitleid zu versinken, genoss sie die frische Sommerluft die sanft mit ihren Haaren spielte und ihr Gesicht kitzelte.

       Sie betrat das Haus. Ihre Mutter schien ausgegangen zu sein, sie ging in das Bad und machte sich Bettfertig. Dann ließ sie sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett fallen und schaltete den Fernseher an. Sie schaltete durch die Programme ohne genau zu wissen was sie eigentlich suchte, dann, als sie nichts gescheites fand, schaltete sie ihn wieder aus und schloss die Augen.

      „1,2,3,4,5,6 Schafe", dachte sie vor sich hin und bemerkte im nachhinein, dass es kein Sinn hatte sich zum schlafen zu zwingen. Sowas passierte ihr ständig. Sie war tot müde und sobald sie im Bett lag, schwups, hellwach. Also nahm sie ihr Telefon in die Hand und schaute darauf, 6 verpasste Anrufe. Sie hat ihr Telefon zu Hause gelassen, damit sie niemand stört bei dem Tag mit ihren Mädels.

       Sie klickte weiter um zu schauen wer sie angerufen hat. Drei verpasste Anrufe von Matthew, ein richtiger Macho der seine Freundinnen wie Unterhosen wechselt, und seit bereits drei Jahren versucht er es bei Skarlet, woher er ihre Nummer hatte war Skarlet ebenfalls ein echtes Rätsel. Ein Unbekannter Anruf und zwei Anrufe von Mum. Skarlet wählte ihre Nummer und hielt den Hörer ans Ohr, es piepte zwei Mal, dann ging ihre Mutter Jane ran.

       „Schatz wieso hast du dein Handy nicht dabei gehabt?" War ihre erst Frage.

       „Sorry Mum, ich hatte es zu Hause vergessen", rechtfertigte sich Skarlet.

       „Ist irgendwas passiert? Wieso bist du so früh zu Hause?", fragte ihre Mutter besorgt.

       „Nein, es ist alles Okay. Wo bist du?"

       „Ich bin mit Maik aus, er hat mich ins Restaurant eingeladen", erklärte sie.

       „Wieso Maik? Er hat doch schon alle in unserem Stadtviertel Ausgeführt", beschwerte sich Skarlet und verdrehte die Augen.

       „Ich hatte halt Hunger, soll ich dir was mitbringe?"

    Typisch Ihre Mutter, sie liebt es sich von Männern verwöhnen zu lassen und seitdem sie mit Skarlets Vater geschieden worden war, konnte sie ihre Leben endlich richtig genießen.

       „Nein Mum, wenn du so weiter machst geht dieser Millionär bald bankrott."

       „Solange er es noch ist müssen wir es ausnutzen. Ich bring dir was Schönes mit", flüsterte ihre Mutter in den Hörer und legte auf.

       Irgendwo tat ihr Maik leid. Aber das hat er sich eigentlich selbst zuzuschreiben, wenn er so viele Frauen hat. Im Vergleich zu den anderen war Skarlets Mutter noch sehr Bescheiden in ihren Wünsche anging. abgesehen von dem neuen 16 Quadratmeter Pool der auf ihrem Grundstück gebaut wird, dachte sich Skarlet und schloss die Augen.

    Warme Hände schlossen sich um meine Taille.

       „Schön dich wieder zu sehen", sagte er und küsste mich auf den Hals.

       „Alecsender, stöhnte ich und drehte mich zu ihm.  „Sind wir allein?

       Er nickte und blickte mit seinen Smaragd grünen Augen tief im meine Seele. Zu mindestens hatte ich so ein Gefühl als ob er tief in meine Seele blickte und sofort wusste was ich in diesem Moment wollte oder dachte.

       Er war größer als ich und auch viel breiter, sodass, wenn er mich fest an sich drückte ich mich an seine breite wohlgeformte Brust kuscheln und er mich mit seinen trainierten Armen halten konnte.

       „Wie lange bleibst du heute?", fragte er.

       „Lange", sagte ich und schloss zufrieden die Augen.

       Seine Lippen berührten sanft meine Lippen. In meinem Magen kribbelte es. Er drückte mich fester an sich heran und hielt mein Kopf in seine Hand gestützt. Als er sich von mir löste strich er mir die Haare aus dem Gesicht und lächelte mich an. Gott, wie ich diese Lächeln liebte.

       „Wollen wir spazieren gehen?", fragte er und nahm meine Hand.

       Ich nickte, denn zum reden war ich im Moment nicht fähig. Die Schmetterlinge in meinem Bauch, die mit voller Wucht gegen meine Magengrube flogen, hatten tatsächlich vor mich umzubringen.

       Vor uns erstreckte sich ein von Mond beleuchteter Pfad. (Wir romantisch er doch immer war.) In diesem Augenblick, war ich so froh, einen perfekten Abend mit dem perfekten Mann zu verbringen. (Auch wenn Alecsender nichts weiter als eine Einbildung war, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken.)

       Ich wollte nicht in mein Leben zurück, am liebsten würde ich hier bei ihm in meinem ganz persönlichen Traum, bleiben und für immer in Alecsenders Armen liegen.

       Wir unterhielten uns und ich erzählte ihm alles was mir heute zugestoßen ist. Er hörte mir aufmerksam zu, und so wie er mich anschaute und jedes einzelne meiner Worte in seinem Kopf auseinander nahm wusste ich, dass es ihn nicht langweilte. Manchmal musste ich sogar lächeln wenn ich sah wie vertieft er im meine Geschichten war. Noch nie ist mir jemand wie er begegnet.

       „Du scheinst aber heute ziemliche Probleme zu haben. Du wurdest von deinen Freundinnen alleine gelassen, dieser Matthew verfolgt dich auf Schritt und Tritt, und deine Mum, naja sie ist von Natur aus ein Problem."

       Ich lachte. „Nein, meine Mum ist schon in Ordnung, und meine Freunde können ja nichts dafür, dass ich keinen Freund hab. Ich drehte mich zu ihm um und umarmte ihn. „Könnte ich dich ihnen bloß vorstellen, dann wäre alles viel einfacher.

       „Sie werden dich für verrückt halten", sagte er und unterdrückte ein Auflachen.


       „Das glaube ich auch", bestätigte ich und seufzte. Nicht jede 17 Jährige hat einen Freund in ihrer Fantasie erschaffen, dem sie täglich im Traum begegnet. Und das schlimmste ist, dass sie in diesen Mann verliebt ist.

       Wir schwiegen uns eine Weile an, Maggie und Eva durften von Alecsender nichts wissen. Einerseits war er ja kein Geheimnis, aber es wäre einfach besser für meine Gesundheit ihnen nichts zu verraten.

    Das schlimmer war, dass die Träume mit ihm so realistisch waren. Ich merkte das er tatsächlich da war, ich spürte seine Wärme, ich spürte seine Hände an meinem Körper, seine Küsse auf meinen Lippen, aber nichts desto trotz, war das alles nur ein Traum.

       „Geh noch nicht", sagte er plötzlich und hielt meine Hand. Erst jetzt merkte ich, dass mich die Gegenwart ruft und ich begann langsam aufzuwachen.

    „Küss mich", flüsterte  ich und drückte mich an ihn um noch ein letztes Mal seine vollkommenen Lippen auf meinen zu spüren. Und dann verschwand ich.

    Helles Sonnenlicht leuchtete Skarlet ins Gesicht. Sie richtete sich auf und schaute sich im Zimmer um, keiner war da. Es war wieder nur ein Traum, dachte sie sich. Sie hob die Hand und berührte ihre Lippen, immer noch konnte sie die Wärme seiner Küsse spürte. Was ist bloß los mit mir? Dachte sie sich und ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen. Dann erinnerte sie noch mal an die heutige Nacht, an Alecsender, an den Spaziergang, an ihren Kuss. Sie hielt die Hände vor die Augen und rollte sich im Bett zusammen, dabei ließ sie einen leisen Freudenschrei von sich. Noch nie in ihrem Leben war sie so glücklich gewesen. Abgesehen von dem Tag als sie ein kleines Mädchen war und von ihrer Mutter endlich das pinke Barbieschloss zum Geburtstag bekommen hatte, dies waren aber zwei total verschiedene Sachen.

       „Skar, bist du schon wach?", schrie ihre Mutter aus der Küche.

       „Ja Mum", sagte sie und beschloss aufzustehen.

       „Wann bist du wiedergekommen?", wollte Skarlet wissen als sie die Küche betrat.

       „Gegen Mitternacht. Ich habe Pfannkuchen gemacht." Stolz präsentierte sie ihr Meisterwerk und reichte Skarlet eine Schüssel mit vier Pfannkuchen.

       „Seit wann kochst du?", fragte Skarlet misstrauisch. Bei ihrem letzten Kochversuch hat die Küche gebrannt, dachte sich Skarlet.


       „Maik hat mir gestern ein paar Backmischungen gekauft, da wollte ich dich heute überraschen", sagte sie und grinste.


       „Der Kerl ist so schleimig. Was findest du bloß an ihm?", fragte sie und setzte sich an den Tisch zu ihrer Mutter.


       „Wie soll eine arme alleinerziehende Krankenschwester, ein Kind versorgen, ich bin auf seine Hilfe angewiesen."

       Skarlet unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen, denn im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie guten Kontakt zu ihrem Vater, der reichlich und pünktlich Alimente zahlte. Außerdem besaß ihre Mutter eine moderne Küche, mit allem was man für das Leben benötigt, ein Flachbildschirm Fernseher stand auf dem riesigen teuren Kühlschrank, der kleine Eiswürfel auf Wunsch produzierte. Und das war nicht der einzige, im Wohnzimmer, im ihrem Zimmer und in dem Zimmer ihrer Mutter standen dreimal so große Fernseher.

       „Und du meinst wir sind arm?" fragte sie nach langem überlegen.

       „Das habe ich nicht gesagt. Aber bis zu meinem nächsten Gehalt müssen wir noch zwei Tage warten."

       „Und dann kaufen wir uns ein elektrischen Kamin", ergänzte Skarlet sie.

       „Genau, deshalb muss Maik für den Rest des Monats aufkommen."

       „Aber er wundert sich nicht."

       „Nein, ich liebe ihn doch, sagte ihre Mutter und dachte kurz über das gesagte nach. „Naja, zumindest habe ich Respekt vor ihm, dann dachte sie wieder kurz nach.    „Also wenn man es so sieht brauch er sein ganzes Geld doch gar nicht, da kann er uns dem Mittelstand schon etwas abgeben."

       Skarlet fasste sich an den Kopf.

       „Mum, wir fahren fast vier Mal im Jahr in den Urlaub und du nennst uns Mittelstand?"

       „Jetzt sein doch nicht so", sagte ihre Mum und biss genüsslich in ihren Pfannkuchen.

       Ich habe eine schräge Mutter, aber das hat Alecsender ja auch gesagt. Sie scheint nicht mal zu merken, dass sie sich etwas daneben benimmt was den armen Maik angeht. Aber das war ja ihre Sache. Dachte Skarle. Dennoch hatte sie ihre Mum wahnsinnig lieb.


    „Bist du verliebt?", fragte ihre Mutter wie aus der Pistole geschossen.

       „Was?? Nein", stotterte Skarlet und spürte die Wärme in ihr Gesicht steigen.

       Da passt man mal kurz nicht auf und schon erkennt ihre Mutter alle Geheimnisse.


       „Normalerweise nörgelst du mehr rum und grinst nicht vor dich hin. Also erzähl! In wen?", ihre Mutter bohrte weiter.

       „Mum, ich bin nicht verliebt", stritt sie ab und begann die geschenkten Backmischungspfannkuchen zu essen.
Ihre Mutter grinste, das konnte Skarlet aus dem Augenwinkel erkennen.

       „Willst du etwas Geld dazuverdienen?", fragte ihre Mutter nach einigen  Minuten des schweigen und des seitlichen an Gegrinse.

       Skarlet schaute auf und nickte. Geld war immer gut.

       „Du kannst ja heute mit ins Krankenhaus fahren und mir ein bisschen aushelfen, es sind zu viele Patienten. Ich weiß nicht wieso plötzlich jeder beschlossen hat, sich was zu brechen oder sich zu verletzen. Da deine Freundinnen sowieso besseres Vorhaben als sich mit einem Single rumzutreiben, hast du heute bestimmt nichts Besseres vor."

       „Okay", stimmte Skarlet mit gedrückter Stimme zu und stopfte sich das letzte Stückchen des Backmischungspfannkuchens in den Mund. Ihre Mutter traf den Nagel auf dem Kopf. Und es tat verdammt weh zu hören, dass sie nicht die einzige war die bemerkte, dass Eva und Maggie wirklich besseres zu tun hatten.

    Ihre Mutter hatte Mittagsschicht, Skarlet hatte nichts weiter zu tun als jedem Patienten im Krankenhaus sein Mittagessen zu bringen. Nicht sonderlich schwer, aber von dem Essen was manche Kranken bekamen, wurde es Skarlet manchmal ziemlich flau im Magen.

       Ihre Mutter hetzte der weile von einer Intensivstation zur anderen um es den Schwerverletzten oder Kranken recht zu machen, oder besser gesagt den Anweisungen die ihr der Arzt gegeben hat Folge zu leisten. Skarlet durfte dort nicht rein, weil sie keine Erfahrung auf diesem Gebiet hatte. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Erfahrung was Krankenhäuser anging, aber Essen zu verteilen hat selbst sie mit keinerlei Ausbildung geschafft.

       Bis 15 Uhr musste sie arbeiten, drei Stunden also, dann durfte sie von ihrer Mutter aus mit dem Bus nach Hause fahren.

       Für den Ost- und den Südflügel war Skarlet verantwortlich, den Nord- und Westflügel übernahm eine andere Krankenschwester.

       Ins Zimmer hinein gehen, sich vorstellen, Speisekarte anschauen und Essen bringen, nicht sonderlich schwer. Und so arbeitete sie sich von einem Zimmer in das Nächste. Kassler mit Kartoffeln und Rotkraut, Nudeln mit Tomatensoße, ein Pfirsich (entweder war diese Person sehr Krank oder die Ärzte mochten diese Person nicht besonders), Hühnerfrikassee, Suppe… Viele verschiedene Gerichte wurden in der Küche zubereitet, manche konnte Skarlet nicht benennen, sie sahen viel zu eigenartig aus, wie pürierte Erbsen, wahrscheinlich Diätfälle, dachte sie sich. Ihre Mutter sah sie während des ganzen, ach so langen, Arbeitstages nicht ein einziges Mal.

       Doch, ein Mal. Durch das Fenster. Sie lief von dem Krankenflügen in die Intensivstation und gestikulierte heftig mit den Händen, anscheinend war sie sauer auf etwas. Bei diesem Anblick musste Skarlet grinsen.

       Nach diesen sehr anstrengenden drei Arbeitsstunden, klingelte ihr Telefon.

       „Skar, wo bist du ich suche dich schon den ganzen Tag", sprach Maggie empört an der anderen Leitung.

       „Ich hab meiner Mum geholfen."

       „Ach so, hast du jetzt Zeit?", fragte Maggie

       „Ja, ist was passiert?"

       „Nein, nur so. Kommst du zum Park?"

       „Ja, bis dann."

       Skarlet legte auf. Ging sich schnell ihre Alltagskleidung anziehen und lief zum Bus. Maggie hat noch rechtzeitig angerufen, sonst hätte sie 30 Minuten bis zum nächsten Bus, der in die Innenstadt fährt, warten müssen. Das Krankenhaus befand sich am Stadtrand, welches mit dem Bus nicht weit von ihrem Haus entfernt war. Zu Fuß waren es vielleicht 40 Minuten, natürlich kommt es darauf an, wer diese Strecke läuft, Skarlet und ihre Freunde die fast 50 Minuten brauchen, oder Menschen die von Natur aus schnell laufen, die es in 30 Minuten erledigen.

       Sie kaufte sich ein Ticket und setzte sich auf ihren gewohnten Platz am Fenster. Heute war der Bus etwas voller. Geschäftsleute tummelten sich in den vorderen Reihen mit Aktentaschen und in Anzügen; Schulkinder mit Ranzen die beinahe größer waren als sie selbst saßen in den hintersten Reihen und alberten rum, sogar Rentner konnte man um diese Uhrzeit finden, sie saßen an ihren Krückstock gelehnt und lasen die heutigen Nachrichten in der Zeitung. Skarlet hatte mittlerweile Respekt vor Rentnern bekommen, und bat ihnen im Falle, dass alle Plätze besetzt waren ihren Platzt an. Ihr Respekt zu Älteren Menschen ist aufgeblüht als sie eines Tagen von der Schule nach Hause fuhr. Sie befand sich an der Haltestelle wo sie gewöhnlich ausstieg als der Bus endlich hielt. Die Tür ging auf und als Skarlet den Bus verlassen wollte kam ihr ein Krückstock entgegen geflogen. Nur ein Krückstock ohne Mensch. Als sie gerade Aussteigen wollte sah sie eine alte Frau auf allen vieren in den Bus kriechen. Skarlet wich zur Seite und starrte die Frau entgeistert an. Den in dem Moment wusste sie nicht ob sie Lachen oder Weinen sollte. Sie ließ sich auf den nahgelegenen Sitzt sinken und betrachtete dieses Merkwürdige Ereignis was zur Hälfte einem Exorzismus ähnelte und zur anderen Hälfte einer armen Oma die sich kaum auf den Beinen halten konnte. Die Oma war bereits im Bus und schnappte nach dem Krückstock den sie gegen die Wand geschleudert hatte. Sie verlagerte ihr Gewicht auf ihren Stock und richtete sich auf. Dann humpelte sie zu dem nähst gelegenen freien Platzt und setzte sich hin, holte einen Ipod raus und steckte sich die Kopfhörer mit zittrigen Händen in die Ohren. Der Bus schloss die Türen und fuhr weiter. Erst jetzt ließ Skarlet den Blick von der Moderne-Exorzistischen-Krückstock-Schmeißer-Oma sinken und bemerkte, dass sie ihre Haltestelle verpasst hatte.

       Seit diesem Ereignis nahm sie sich immer in Acht, wenn sie eine Oma auf der Straße mit einem Krückstock sah, die dazu merkwürdig mit den Kopf nickte und eine seltsame Melodie summte. Sicherlich hatte die Oma irgendwo einen Ipod versteckt und würde jeden Moment mit dem Krückstock nach ihr werfen. Skarlet würde das als Kindheitstrauma bezeichnen, nicht als eine Phobie. Und so beschloss Skarlet sich lieber bei ihnen einzschleimen als das sie im Endeffekt doch noch ein Krückstock erwischte.

    2.

    Maggie wartete an der Haltestelle vor dem Park.


       „Hallo Skar", Maggie eilte zu Skarlet und gab ihr ein Kuss auf die Wange.

       „Hey Maggie. Wie geht’s dir?"

       „Es geht, Eva hat keine Zeit, sie ist mit Niclas verabredet, und Andy und ich haben beschlossen Pause zu machen", sagte Maggie und seufzte.

       „Was? Wie kommt denn das?", Skarlet war verwundert, aber irgendwo tief in ihr freute sie sich, dass ihre Freundin jetzt mehr Zeit für sie hatte. Das war

    gemein und egoistisch, und das wusste sie auch. Wie ein kleines Kind, dass sich freut wenn seine böse Schwester stolpert und das flauschige Kuscheltier fallen lässt.

       „Das gestern hat wieder in einem Streit geendet, wir wollen sehen, ob es uns besser geht wenn wir getrennt sind", erklärte sie und zupfte mit dem Finger an ihrem Leoparden Schal.

       „Und wie geht’s dir?"

       „Ehrliche gesagt vermisse ich ihn."

       Das dachte sich Skarlet schon, Maggie und Andy waren bereits über 1 Jahre zusammen, sie konnte sich die beiden nicht ohne einander vorstellen. Sie stritten sich oft, aber sie waren wie für einander bestimmt. Sie lachten oft gemeinsam und man sah sie eigentlich nie alleine auf der Straße.

       „Meinst du das wird wieder?", fragte Skarlet.

       „Eigentlich dachte ich du könntest mir die Frage beantworten. Mit einem gespielten traurigen Blickte schaute sie zu Skarlet, dann aber setzte sie ein freches grinsen auf. „In einer Woche weiß ich mehr.

       Zum Glück kann es mir nicht passieren, dachte Skarlet und stellte sich Alecsender vor und dass er sie niemals verlassen würde. Dabei musste sie ungewollt lächeln.


       „Bist du verliebt?", fragte Maggie und holte sie aus den Gedanken.

       Nicht noch so eine wie ihre Mutter, dachte sich Skarlet und versuchte es zu überspielen.
Natürlich nicht.

       „Ach was? Wer ist es? Matthew?", dabei musste Maggie grinsen.


       „Nein! Das ist so eine Dumpfbacke."

       „Und wer dann?", hackte Maggie weiter nach, als Skarlet verlegen wegschaute und sich somit noch mehr verriet.


       „Lass uns spazieren gehen." Skarlet und zog sie am Arm in den Park, denn jetzt wo Maggie ein Fährte gewittert hat, würde es unmöglich sein sie loszuwerden.

       Sie liefen eine Weile schweigend da. Maggie wartete gespannt auf ihre Antwort, als sie merkte, dass sie anscheinend keine bekommen würde fing sie an zu drängen.

       „Jetzt sag schon!"

       „In meine Fantasie." Skarlet gab sich geschlagen und beschloss mir der Wahrheit rauszurücken. 


       „Wie soll ich das verstehen?"

       „Ich bin nicht verrückt, aber ich habe mir den perfekten Typen zusammengebaut, in meiner Fantasie."

       „So was habe ich auch früher gemacht, aber da war ich vier und mit dem Typen habe ich in meinem kleinen Teehaus gespielt, sagte sie und lachte. „Das waren Zeiten.

       „Ich meine es ernst!" Skarlet war beleidigt und verdrehte die Augen.

       „Das klingt aber ziemlich unrealistisch."

       „Das dachte ich ja auch, aber er wirkt so echt, wenn ich von ihm träume."

       Maggie schaute sie etwas unverständlich an. Du träumst von ihm?

       „Fast jede Nacht." Jetzt dachte sie sicherlich, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hab, schoss es Skarlet durch den Kopf. Aber sie konnte das Geheimnis ja nicht ihr ganzes Leben lang mit sich rumschleppen.


       „Cool.", Maggie zuckte mit den Schulter als ob es das normalste der Welt wäre.


       „Und du denkst das ist normal?" fragte Skarlet als sie merkte das Maggie das Thema fallen lassen wollte.


       „Das hab ich nicht gesagt, meinte sie. „Hast du mal deine Mum gefragt?

       „Spinnst du? Sie denkt doch jetzt schon, dass ich nicht normal bin. Ich hatte noch nie einen festen Freund und das bedeutet, entweder, sie ist sich ihrer Erziehung so sicher, dass sie denkt ich sei noch immer Jungfrau, oder sie ist tot traurig darüber, das ich es nicht packe ihr einen Kerl vorzustellen. Da kann ich nicht mit feuchten Fantasievorstellungen von einem unreellen Mann kommen."

       „Aber Jungfrau bist du ja immer noch, denn ihm Traum gilt ja nicht?"

       „Ich denk mal das passt jetzt nirgends zum Thema!" Nein, tut es in keinster Weise Skarlet. Was war denn das für eine Antwort? Das war doch genau zum Thema gewesen. Du bist eine wahnsinnig schlechte Lügnerin Skarlet und VomThemaAblenkerin.

       „Also doch, noch Jungfrau.", an Maggies fester Stimme war zu erkennen, dass dies nun ohne Wiederrede feststand.

       „Willst du jetzt meine Geschichte hören oder nicht?", fauchte Skarlet genervt. Ihr wurde diese Geschichte langsam zu viel, sie musste es dringend jemandem erzählen.

       „Schieß los!"

       „Ich kann ihn spüren.,
Maggies Miene ändere sich von gespannt auf verständnislos.
„Ich meine, wenn ich aufwache und wir uns im Traum geküsst haben, dann merke ich es an meine Lippen. erklärte Sie. Denn nach Maggies Ausdruck zu urteilen verstand sie die ganze Sache gerade etwas falsch.

       „Vielleicht knutscht du Nachts mit deiner Wand oder dem Kissen", entgegnete Maggie und grinste.

       „Wenn es so wäre würde doch mein ganzes Kissen nass sein, oder an der Wand wären Flecke."

       „Vielleicht küsst du jedes Mal eine andere Stelle und sie schafft es über Nacht zu trocknen", Maggie lachte.

       Skarlet kämpfte mit dem Bedürfnis die Augen zu verdrehen und Maggie klar zu machen wie sinnlos ihre Theorie doch war. Alecs Kuss war echt, er war warm und sanft und löste ein spürbares Kribbeln in ihr aus.

       „Stell ihm doch eine Falle", schlug Maggie vor nachdem sie ihre Gedanken wieder geordnet hat.

       Skarlet schaute sie an, wusste aber nicht was sie damit meinte.

       „Ich meine, es ist dein Traum, dort muss alles geschehen was du willst, du kannst den Traum selbst beeinflussen."

       Skarlet nickte.

       „Dann stell ihm doch eine Falle. Sag ihm etwas, zum Beispiel: -Schlaf mit mir-, dabei willst du das aber gar nicht. Wenn er es nicht macht ist alles in Ordnung, wenn er es macht dann ist etwas faul."


       „Das wird schwer. Er ist immer so verführerisch", schwärmte Skarlet.

       „Skar., Maggie schnipste mit dem Finger vor ihren Augen. „Aber wenn du das sagst achte darauf, dass du dich nicht von deinem Willen leiten lässt.

      
Skarlet dachte eine Weile über diese Sache nach, ließ sie aber in ihrem weiteren Gespräch fallen.

       Als das Hungergefühl die Freundinnen überfiel holten sie sich an einem Hotdogstand im Park zwei leckere warme Hotdogs. Während sie sich mit dem tropfenden Senf aus dem Hotdog beschäftigten, griff Maggie das Küssen-mit-der-Wand-im-Traum-Thema noch mal auf, und machte sich darüber lustig. Skarlet würde diese Theorie einerseits sogar besser gefallen, als wenn Alecsender sie im echten, nicht nur in ihrem Traum irgendwie küssen würde. Das wäre ihr doch etwas zu unheimlich.

       Der Tag ging mit Maggie zu schnell vorbei, doch als sie sich von ihr verabschiedet hat, konnte sie es nicht erwarten einzuschlafen. Sie wollte zu Alecsender.

       „Mum, ich bin auf meinem Zimmer", rief Skarlet und eilte nach oben.

       „Okay", schrie ihre Mutter ihr aus dem Wohnzimmer hinterher. Und diese Uhrzeit saß sie immer vor dem Fernsehen und schaute Desperative Housewives. Eigentlich würde sie sehr gut in eine Rolle in diesem Film passen. Die einsame Mutter auf die an Millionär steht und sie ihn schamlos ausnutzt und der Kracher ist ihre gestörte siebzehnjährige Tochter die auf ihren Imaginären Freund stehet, dachte Skarlet vor sich hin während sie sich Bettfertig machte.
Einschlafen würde ihr heute schwer fallen es war noch halb neun, und ein Samstag, eigentlich Zeit zum Feiern gehen und sich zu amüsieren. Aber es lockte sie furchtbar stark zu Alec, genau wie Wespen auf Honig, oder Fliegen auf Kackhäufchen. Auch wenn der erste vergleich ein bisschen treffender ist.

       Es verging einige Zeit bis sie sich ins Land der Träume begab.



    „Wie geht es dir?", fragte Alecsender.

       Er lag auf der Wiese und schaute zu mir hinauf. Ich schaute ihn an, dann gab ich ihm einen Kuss. An dieses wunderbare Gefühl könne ich mich gewöhnen, dachte ich mir und legte mich neben ihn.

       Mir fielen die Worte von Maggie wieder ein. Ob ich es vielleicht wirklich versucht sollte. Ich hatte nichts zu verlieren. Aber dennoch traute ich mich nicht die Worte „Schlaf mit mir" in den Mund zu nehmen. Und was macht ein treuer Soldat (was auch immer ein Soldat damit zu tun hat) wenn ihm die Worte fehlen? Er geht über zu Plan B und tut es einfach.

       So drehte ich mich auf ihn und gab ihn einen zarten leidenschaftlichen Kuss, den ich aber nicht ausklingen lies sondern immer intensiver steigerte. Ich spürte seine Hände, wie sie meinen Körper an ihn drückte. 
Er umschloss meinen Rücken und drehte mich so, dass ich auf der Wiese lag. Er auf mir.

       Oh man, Maggie hat gut reden. Wie soll man so jemandem wiederstehen können?

       Doch anstatt mich zu küssen und mir zu geben wonach ich verlangte oder so tat als ob ich danach verlangte, blickte er mir in die Augen.


       „Wie soll ich das verstehen?" fragte er.

       „Nach was sah es denn aus?", fragte ich und versuchte meine Stimme nicht zittrig klingen zu lassen. Ich war mächtig aufgeregt.

       „Es war ziemlich eindeutig Skarlet", gestand er und grinste.
Ich grinste zurück.

       Sag nein, sag nein, sag nein. Bitte, bitte sag nein.

       Doch sein grinsen verschwand. Er ließ mich los und stand auf.

       Jep, soviel zu luzide Träume. Ich bin eben ein Genie was meine Traumwelt angeht und vor allem wie ich sie zu steuern hab.

       Klar war ich enttäuscht dass alles doch so normal war und keine höhere Macht dahinter steckte. Doch hey, ich werden nicht in die Klapse kommen.

       Ich richtete mich auf und ging hinter ihm her. Er blieb stehen und blickte mich an.

       „Warum machst du mir das ganze so schwer?", fragte er, seine Miene hatte eine Mischung aus Angst und Enttäuschung. Und tief in seinem Blick sah ich die Lust, die er mir gegenüber verspürte.

       „Ist doch egal", meinte ich schnell um das Thema fallen zu lasse. Ich hatte jetzt echt keine Lust mich damit auseinanderzusetzen.

       „Es ist nicht egal Skarlet, es fällt mir sehr schwer mich zurückzuhalten. Normalerweise dürfte ich dich nicht einmal küssen. Normalerweise dürftest du auch gar nicht hier sein."

       Hm, das steht aber nicht im Drehbuch. Soviel zu Genie von luziden Träumen. Mein Traum macht grade, dass war er will.

       „Warte, kannst du mal bitte meinen Traum nicht kaputt machen indem du jetzt einen eigenen Willen entwickelst?", das war das einzige was mir so spontan einfiel.

       Er schaute mich einerseits verwirrt, andererseits ziemlich amüsiert an. „Eigenen Willen. Du bist lustig. Was wäre wenn ich dir all deine Fragen beantworten könnte, Skarlet?"

       Immer noch ein wenig verwirrt schaute ich ihn an. „Dann würde mir einiges nicht mehr so rätselhaft vorkommen", gestand ich.

    Ich hatte jetzt die Möglichkeit ihm zu glauben, dass er anscheinend doch einen eigenen Willen hat, mit der Gefahr der Einweisung in die Psychiatrie. Oder ich glaube weiter fest an die Theorie, dass ich nicht fähig bin luzide Träume zu erzeugen. Natürlich wäre es fabelhaft zu erfahren was er mir zu sagen hätte.

       Er zog mich zu sich heran und drückte mich an seine Brust. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Die Umarmung konnte ich ganz deutlich spüren. Er war warm und das spürte ich auch. Und das mein Magen zu explodieren schien, war ebenfalls keine Einbildung.

       „Auf die Frage ob ich echt bin, kann ich dir ganz einfach eine Antwort geben", sagte er und küsste mich, dann schritt er weiter zu meinem Kinn, dann zu meinem Hals. Ich konnte nicht mehr klar denken, alles schien vor meinen Augen zu verschwimmen. Meine Knie wurden butterweich und ich hatte das Gefühl ich würde zu Boden sinken. Er hielt mich auf und schaute mir in die Augen. Dann küsste er mich erneut.

    Skarlet wachte auf, ihr Herz raste. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus um sich wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Himmel, dachte sie sich und fächerte sich Luft zu. Daraufhin sprang sie vom Bett auf und lief ins Bad. Wie kann man an einem Sonntag schon so früh auf den Beinen sein? Dachte sie sich. Doch nach dieser Aktion war an Schlaf nicht mehr zu denken.

       Sie schaute in den Spiegel.

       Ihr Mund war gerötet, ihre Haare zerzaust. Sie sah aus als hätte sie ne wilde Nacht hinter sich. Kaltes Wasser half ihr, die wärme aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Dann nahm sie ein Handtuch um ihr Gesicht trocken zu wischen. Unbewusst schaute sie in den Spiegel und erschrack. Sie rückte bis auf 2mm Entfernung zum Spiegel und untersuchte ihren Hals. Ein Knutschfleck. Das kann doch nicht möglich sein, dachte sie sich. Dann schaute sie kurz weg, und dann wieder in den Spiegel, doch immer noch war der roteblaue Fleck an ihrem Hals vorhanden.

       „Auf die Frage ob ich echt bin, kann ich dir ganz einfach eine Antwort geben", Skarlet schallte die Worte von Alecsender im Kopf wieder.

       Gänsehaut

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