Heldenreise ins Herz des Autors: Das Handwerk der Inspiration
Von Ulrike Dietmann
()
Über dieses E-Book
Finde heraus, was deine Autorenseele im Innersten bewegt. Elf Schritte führen dich auf einer Heldenreise zu deinem kreativen Selbst, zur Quelle deiner Inspiration, zu authentischen Gefühlen und deiner persönlichen Ausdruckskraft.
Elf Aufgaben erwarten dich.
Ein Weg durch die Dunkelheit ins Licht.
Lass dich leiten von deiner Intuition und erlebe einen Prozess der Transformation.
Dann komm!
Ein Arbeitsbuch
Ein Weisheitsbuch
Ein Buch für dich
Mehr von Ulrike Dietmann lesen
Das Medizinpferd Jamaika – One Love: Wie ich die Liebe fand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise in die innere Wildnis: Urkraft für den Alltag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTierkommunikation mit Pferden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEpona - Die Pferdegöttin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLIEBEN UND FREI SEIN: Die Zukunft unserer Beziehungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeldenreise mit Pferden: 44 Inspirationen für den Mut, du selbst zu sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStella Compañera: Ein Stern begleitet mich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Heldenreise ins Herz des Autors
Ähnliche E-Books
Wie schreibe ich spannend?: Ideen für Autoren, Journalisten & Medienschaffende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErfolgreich im Ausland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFederwelt 100, 03-2013: Zeitschrift für Autorinnen und Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo werden Sie gelesen: 99 Tipps für den Weg zum erfolgreichen Autor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie man einen verdammt guten Roman schreibt 1 Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Aus dem Lektorat 1 und 2: 100 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHelden, Helfer und Halunken. Perfekte Figuren für Ihren Roman: Ein Schreibratgeber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen366 kreative Schreibimpulse Vol.1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Kurzgeschichten schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd plötzlich bist du Autor: Das Self-Publishing-Wunder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFederwelt 101, 04-2013: Zeitschrift für Autorinnen und Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreib täglich!: Selbstcoaching für Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zum eigenen Buch: Informationen, Tipps und Tricks für Selfpublisher — vom Einsteiger bis zum Profi (Stand: Juli 2019) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der Kreativität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStorytelling für Journalisten: Wie baue ich eine gute Geschichte? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus dem Lektorat 2: 50 neue Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bestseller-Code: Was uns ein bahnbrechender Algorithmus über Bücher, Storys und das Lesen verrät Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSelf-Publishing: Anleitungen für Kindle, Epubli, BoD, Tredition, CreateSpace, ISBN und VLB Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreib täglich!: Ein 30 x 15 Minuten Schreibprogramm für Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie schreibe ich einen Bestseller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen»Schau mir in die Augen, Kleines«: Die Kunst der Dialoggestaltung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Heldenreise ins Herz des Autors
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Heldenreise ins Herz des Autors - Ulrike Dietmann
SCHRITT EINS
WER BIN ICH?
Wie lange braucht man für ein Buch?
Manchmal werde ich das gefragt. Meine Antwort: Mindestens so viel Zeit, wie man braucht, es zu tippen. Oder es einer Spracherkennungssoftware zu diktieren. Oder es auf ein Band zu diktieren und abtippen zu lassen. Man kann ein Buch mit 240 Seiten Umfang in vier Wochen schreiben und lektorieren. Heftromanautoren bringen solche Leistungen regelmäßig. Worauf ich hinauswill: Schreiben ist Tippen verbunden mit einem kreativen Vorgang. Wie lange braucht man für den? Was ich mir vorstellen kann, kann ich schreiben. Und wie lange dauert es, sich etwas vorzustellen, das die dramatische Essenz einer authentischen Erfahrung darstellt? Den Bruchteil einer Sekunde? Oder ein ganzes Leben?
Jeder kann mit Lichtgeschwindigkeit Bücher schreiben, vorausgesetzt, dass er vollen Zugang zu seiner Vorstellungskraft besitzt, dass er dauerhaft im kreativen Flow ist – und vorausgesetzt, dass er das Handwerk des Schreibens gelernt hat. Egal, ob du im Begriff bist, gerade mit dem Handwerk des Schreibens zu beginnen oder schon einiges veröffentlicht hast oder deine Karriere zum Stillstand gekommen ist, die psychologischen oder Bewusstseinsaspekte des Schreibens machen einen Großteil deiner Tätigkeit aus. Sie sind immer präsent, so wie sie auch im Rest unseres Lebens eine größere Rolle spielen, als uns in der Regel bewusst ist. Wenn du dich mit ihnen beschäftigst, wird sich dein kreativer Flow von einem Rinnsal zu einem Strom entwickeln und deine Vorstellungskraft wird magische Dimensionen annehmen. Du wirst eine andere Dimension von Zeit und Kreativität kennenlernen. Selbstverständlich wirst du nicht auf den Mount Everest fliegen, sondern du musst zu seiner Besteigung einen Fuß vor den anderen setzen, aber du wirst nicht vierzehn Tage im Basislager hängenbleiben, weil du einer Bergsteigerblockade erlegen bist.
Ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen ist eine Leistung, die der Besteigung des Mount Everest nicht unähnlich ist. Es verlangt sehr viel und es ist über alle Maßen befriedigend. Der Buchmarkt ist wie der Automobilmarkt international und wir erreichen unsere Leser nur, wenn wir uns mit unserem kreativen Strom an ein Bewusstsein anschließen, das zum menschlichen Kern, zum Feuer unserer Herzen spricht.
Lerne, dich selbst zu erschaffen
Der erste Schritt der Heldenreise beschreibt den Ausgangspunkt des Helden, bevor er die Reise antritt. Wir versuchen, den Punkt festzunageln, an dem du dich zum jetzigen Zeitpunkt deines Lebens befindest.
Der erste Schritt der Heldenreise stellt auch die Frage nach deiner Identität. Wir sprechen hier von deiner Autoren-Persönlichkeit. Wer bist du als Autorin oder Autor?
Auf der Heldenreise wirst du dich selbst kennenlernen. Du wirst die Erfahrung machen, dass dein Ich nichts Festes ist, sondern sich stets verändert und mit dem Schreiben wächst, meist in eine überraschende Richtung.
In der Heldenreise ins Herz des Autors geht es nicht um einen Text oder eine Geschichte, die gestaltet werden sollen, sondern um dich. Du erschaffst dir ein kreatives Selbst, du förderst und entwickelst dein kreatives Selbst, du lernst dein kreatives Selbst kennen, du findest Zugang zu deinem noch ungenutzten Potenzial.
Der Psychologe John Briggs hat sich in seinem Buch Fire in the Crucible mit den Lebensläufen und Persönlichkeiten zahlloser Kreativer beschäftigt und kam zu der Erkenntnis: Sie besitzen keine feste Persönlichkeit und interessieren sich auch nicht dafür, eine zu haben. Ich habe mich während meines Philosophiestudiums mit der Subjektphilosophie von Friedrisch Nietzsche (der ein inspirierter Autor ist) beschäftigt und bin auf den zentralen Satz gestoßen: „Das Ich ist eine Erfindung der Grammatik." Als Autorin fand ich das höchst interessant.
Linda Kohanov schreibt in ihrem Buch Der bewusste Weg mit Pferden: „Vom Tag unserer Geburt an ermutigt man uns, uns in der feinen Kunst der Gestaltung unseres Ego zu üben. Wir lernen, geschickt kleine Bruchstücke dessen, was uns nicht an uns gefällt, zu entfernen, während wir gleichzeitig jene Qualitäten verfeinern, von denen wir glauben, dass sie die Skulptur unserer selbst am Angenehmsten aussehen lassen. Eltern, Lehrer und Gleichaltrige sind unsere ersten Kritiker und mit der Zeit verinnerlichen wir ihre Ästhetik und versuchen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Hier liegt das Problem: Was wir in Stein meißeln, droht uns selbst zu Stein werden zu lassen. Jede Maske, jedes Idol, an das wir uns klammern, wird zu etwas, das wir verteidigen müssen."
Wenn wir 2700 Jahre in der Geschichte zurückgehen, finden wir im Tao te King: „Wer steif und starr ist, ist ein Schüler des Todes. Wer weich und nachgiebig ist, ist ein Schüler des Lebens."
Du bist die Quelle
In all diesen Konzepten geht es darum, dass wir uns selbst am besten als eine sprudelnde Quelle betrachten, aus der ständig neues Wasser fließt.
Die Heldenreise ist so hilfreich, weil sie auf schwer greifbare Bewusstseinsprozesse ein Gitter legt und sie fassbar macht. Sie stellt einen Architekturplan der persönlichen und spirituellen Entwicklung dar. Sie schafft eine Ordnung der energetischen Wirkungen. Konkret heißt das: Wo ist die stärkste Energie, die größte Wirkkraft? Und wenn du sie gefunden hast, dann bleib dabei und verlier dich nicht in Nebenhandlungen, die nicht zu deiner Geschichte gehören. Das gilt für das Schreiben von Geschichten genauso wie für die Entfaltung deines kreativen Selbst.
Zu dieser Ordnung gehören die Fragen nach deiner größten Stärke und deiner größten Verletzbarkeit als Autor oder Autorin. Du darfst bei der Antwort ruhig etwas poetisch werden, du bist ja ein Autor oder eine Autorin.
Hier kommt deine erste Aufgabe auf der Reise des Helden:
Deine Aufgabe 1-1
Was ist deine größte Stärke?
Beantworte diese Frage. Ohne nachzudenken, ohne dich vom Urteil anderer aufhalten zu lassen, ohne dich von deinen eigenen Ängsten, Frustrationen, Zweifeln irritieren zu lassen, ohne dein Licht unter den Scheffel zu stellen. Schreib die Antwort auf.
Die größte Stärke meines Autoren-Ich ist:
Bescheidenheit ist eine Zier
Ich möchte das Ganze noch etwas vertiefen mit einem kleinen Exkurs zu den Tugenden der Bescheidenheit.
Unter Autoren, habe ich festgestellt, ist Bescheidenheit eine Art Berufskrankheit mit hoher Ansteckungsgefahr. Ahnungslose Menschen beginnen zu schreiben, platzen vor Stolz über ihr erstes Gedicht, das im Gemeindeblatt abgedruckt wird, ein Jahr später haben sie die ersten Kapitel ihres Romans fertig und wenn ich ihnen begegne, steht ihnen der bedeutungsschwere, verzagte Ausdruck einer gesellschaftlichen Randexistenz im Gesicht. Es ist mir selbst erst kürzlich wieder passiert. Ich sollte eine Selbstdarstellung für ein Workshop-Projekt im Bereich Persönlichkeitsentwicklung erstellen und ließ die Tatsache, dass ich mein Leben lang schreibe und veröffentliche einfach weg. Als man mich darauf ansprach, hörte ich mich sagen: „Ich dachte, das interessiert kein Schwein."
„Gerade das ist sehr attraktiv", bekam ich zu hören. Es stimmt, wir Autoren haben wenig Gelegenheit, mit unseren wahrhaft heldenhaften Leistungen einen roten Teppich entlangzugehen oder auf dem Balkon des Buckingham Palace zu winken. Aber das muss uns nicht zu Gespenstern machen.
Auch wenn wir hauptsächlich in unserem stillen Kämmerlein arbeiten und Vampiren gleich nicht viel Tageslicht zu sehen bekommen, auch wenn uns selten jemand sagt, dass wir gut sind, müssen wir für Anerkennung sorgen. Anerkennung ist das Sonnenlicht der Seele, ohne das keine Pflanze wächst. Gerade weil auf unserem Gebiet öffentliche Anerkennung so rar ist wie ein Wasserfall in der Wüste, müssen wir selbst Quellen der Anerkennung in uns und um uns, und vielleicht über uns, im Reich der Musen und Götter, auftun.
Die größte Stärke des Autors
Hier ist eine andere Perspektive auf die Frage nach der Stärke der Autorenpersönlichkeit. Mein Text:
Meine größte Stärke ist, dass ich pures Licht bin.
Ich bin angezogen von der tiefsten Dunkelheit.
Mein Licht gräbt sich in die dunkelsten Tiefen der Wirklichkeit hinein. Meine Dunkelheit durchdringt das hellste Licht. Ich bin die Weisheit der Nacht, das Ungreifbare, das Flüchtige, das alles Überstrahlende. Ich bin alles, was Menschen sich vorstellen können, was Tiere sich vorstellen können, was Pflanzen, Steine, Universen sich vorstellen können. Ich bin der Anfang und das Ende aller Zeit.
Tom Cowan beschreibt in seinem Buch Feuer im Kopf das Wesen des berühmten keltischen Barden Taliesin, der als Kind einen Tropfen aus dem Zaubertrank der großen Priesterin Ceridwen abbekam, und seither, ähnlich wie Obelix, übermenschliche Kräfte besaß. Er konnte sich in alles verwandeln, konnte alles sein und deshalb auch über alles schreiben. Seine Worte besaßen magische Wirkung und verwandelten die Menschen um ihn herum. Der keltische Barde Taliesin verkörpert einen Archetyp, der in jedem Dichter, Schriftsteller, Autor schlummert.
Deine Aufgabe 1-2
Bitte beantworte die Frage nach deiner größten Stärke beim Schreiben und Gestalten von Geschichten noch einmal. Was ist deine größte Fähigkeit? Sei ehrlich zu dir selbst, stelle dein Licht nicht unter den Scheffel. Anerkenne vor dir selbst, was deine Vorstellungskraft und dein Sprachtalent zu schaffen imstande sind.
Meine größte Stärke als Autor oder Autorin ist:
Die positiven Eigenschaften der Autorenpersönlichkeit
Vielen Dank, dass du dich auf diese Aufwärmübung eingelassen hast. Wir wollen nun noch ein wenig tiefer einsteigen und konkreter werden:
Zu den Stärken von Autoren, wie ich sie an mir selbst, an Kollegen und an Schreibstudenten wahrgenommen habe, zählen:
Einfühlungsvermögen
Als ich das erste Mal, im Alter von 15 Jahren, von afrikanischen Besessenheitskulten erfahren habe, fand ich das höchst interessant. Später wurde mir klar, dass das Erfinden von Figuren sich nicht sooo groß davon unterscheidet. Ich tanze zwar nicht mit einer expressionistischen Holzmaske auf dem Kopf – oder vielleicht doch …? Wenn ich eine Figur schreibe, fange ich an, wie sie zu fühlen, zu sprechen, mich wie sie zu bewegen, und nach einer Weile habe ich das Gefühl, sie reißt mir das Ruder aus der Hand und steuert unser Boot auf den Niagarafall zu. Einfühlungsvermögen kann Fluch und Segen sein und gehört definitiv zu den Bewusstseinskünsten des Autors.
Gelassenheit und innere Distanz
Wenn man sich unter größeren Gruppen von erfahrenen Autoren aufhält, fällt auf, dass sie sich entspannt unterhalten und auch in angespannten Situationen die Nerven bewahren. Wenn ich von mir ausgehe, liegt es wohl daran, dass sie die Realität als Szene betrachten, in der von ihnen erfundene Figuren agieren, die eine Vielzahl von Handlungsoptionen haben und dass der Ausgang der Szene in ihrer Macht steht. Das ist die Lebenshaltung einer reifen Persönlichkeit. Das kannst du beim Schreiben lernen.
Vorstellungsvermögen
Die meisten Menschen glauben, dass man viel Fantasie braucht, um schreiben zu können. Sie glauben, dass Fantasie eine besondere angeborene Gabe ist. Fantasie oder Vorstellungsvermögen sind nichts anderes als Ausdruck unserer Fähigkeit, zu überleben und unseres Wunsches, es uns möglichst schön und komfortabel einzurichten. Jede und jeder von uns hat diese Fähigkeit und diesen Wunsch und wir tun den ganzen Tag nichts anderes. Der Unterschied beim Schreiben besteht lediglich darin, dass wir diese Fähigkeit auf eine bestimmte Tätigkeit fokussieren, wie jeder Feuerwehrmann, jede Mutter, jeder Hundefrisör.
Originalität und Einfallsreichtum
Jeder Mensch ist einzigartig, diese Tatsache haben Autoren zu ihrem Lebensprinzip gemacht. Es gibt kaum eine andere Tätigkeit, die so viel Freiheit und Gestaltungsspielraum lässt. Als Autoren müssen wir einfallsreich sein oder wir gehen unter. Als Autoren dürfen wir so unnachahmlich sein, wie wir wirklich sind. Niemand macht uns Vorschriften, auch wenn wir das vielleicht gerne hätten. Wir können niemanden verantwortlich machen für unseren Mist. Wenn man es genau betrachtet, gibt es nur sehr wenige Tätigkeiten auf unserem Planeten, die so viel Freiheit lassen. Mir fallen da nur Boxen und Philosophieren ein.
Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz
Jeder, der versucht hat, einen Roman zu schreiben, weiß, dass dazu die Disziplin eines buddhistischen Mönches gehört, der vier Wochen lang ein Mandala aus buntem Sand erstellt, nur um es am Ende wieder zusammenzukehren. Der Unterschied zum Roman ist, dass er eine gewisse Chance hat, nicht zusammengekehrt, sondern veröffentlicht zu werden. Der Unterschied zwischen Sandmandalastreuen und Romanstreuen ist nicht wirklich groß, denn beide verlangen eine außerordentlich hohe Einweihungsstufe in der Kunst der Nicht-Anhaftung. Dies ist zugleich eine unschlagbare Lebenskunst: Deine Kinder werden gut gedeihen, deine Freundschaften und Liebesbeziehungen werden wundervoll sein und du wirst in wahrem Überfluss und Wohlstand leben, falls Reichtum dann noch irgendeine Bedeutung für dich hat. Ich glaube, du wirst bis dahin den Reichtum an Erfahrungen vorziehen und Wege kennen, diesen hervorzubringen.
Leidenschaft und Hingabe an die Arbeit
Es ist ansteckend, sich unter professionellen Autoren zu bewegen, weil sie voller Leidenschaft und Begeisterung von ihrer Arbeit sprechen. Anders könnten sie ihre Arbeit nicht tun. Das Schreiben, darin wirst du mir zustimmen, ist die schönste Arbeit der Welt, sonst würdest du dieses Buch nicht lesen. Sonst wärst du nie auf die selbstmörderische Idee gekommen, ausgerechnet schreiben zu wollen. Sonst würdest du niemals den zeitraubendsten und schlechtbezahltesten Job des Universums aufgenommen haben. Dein Lebensrätsel lautet: Wie kann ein Mensch mit gesundem Menschenverstand sich einer derartigen Verschwendung an Zeit und Talent hingeben? Die Antwort wird sein: Niemand weiß warum, man weiß nur: Es ist möglich – und verbreitet.
Authentizität
Regelmäßig habe ich mit Menschen zu tun, die in großen Unternehmen arbeiten, oft erfolgreich und in gehobenen Positionen. Sie wollen schreiben und beginnen sich unter Autoren zu tummeln. Was diesen Menschen als Erstes auffällt ist, dass hier nicht der machtorientierte Kommunikationsstil herrscht, den sie aus ihrem Arbeitsleben gewohnt sind. Dass Autoren authentisch kommunizieren. Ich weiß, es geht die Saga von eitlen Autoren, und sich zerfleischenden Autorengruppen. Ich habe solche kennengelernt, aber sie sind die Ausnahme. Die meisten Autoren, die ich kenne, auch Bestsellerautoren sind bescheidene, liebenswerte Persönlichkeiten. Wenn du zu den jährlichen Delia-Liebesromantagen (www.delia-online.de) kommst, kannst du dich selbst davon überzeugen.
Deine Aufgabe 1-3
Ich bitte dich, dich noch einmal der Frage zuzuwenden, die ich dir am Anfang gestellt habe. Nur geht es diesmal nicht um deine größte Stärke, sondern um eine Ansammlung von Stärken, die du an dir erkennen kannst. Du kannst die Eigenschaften, die ich dir genannt habe, zu Rate ziehen oder eigene finden. Besser, du findest eigene, du bist ja ein Autor, mit einer unverwechselbaren, einfühlsamen Persönlichkeit und mit Fantasie.
Was sind deine Stärken als Autor oder Autorin? Welches Feedback bekommst du immer wieder von anderen Menschen bezüglich deiner Persönlichkeit und deiner Texte? Wie hat sich deine Persönlichkeit vielleicht verändert, seit du schreibst?
Nimm dir mehr Platz in einem Tagebuch, falls du die Übung inspirierend findest.
Du bist gut
Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, sich als Autor in einem positiven Licht zu sehen. In meiner persönlichen Karriere brachte genau dies die Wende. Eines Tages habe ich, einem klugen Artikel in einer Frauenzeitschrift folgend, eine Mappe in meiner Registratur angelegt, mit dem Titel: Du bist gut. Ein paar Jahre lang habe ich dort alles gesammelt, was ich von anderen Menschen Gutes zu hören bekam über meine Texte oder meine Arbeit. Heute bekomme ich so viel positives Feedback, dass ich jemanden einstellen müsste, um es zu archivieren. Das ist natürlich angeberisch und übertrieben, aber es ist was dran …
Jetzt plagt mich eine andere Angst: Ich bekomme tatsächlich so viel Anerkennung, dass ich manchmal fürchte, ich könnte zum Junkie werden. Was, wenn all die tollen E-Mails und Freundlichkeiten plötzlich nicht mehr fließen? – Ich muss mir keine Sorgen machen, denn die wichtigsten Streicheleinheiten kommen von mir selbst. Nein, ich bin nicht eingebildet, ich bin nicht verblendet, nicht größenwahnsinnig, ich bin auch nicht eitel. Ich bin normal. Zufrieden. Glücklich. Ich bin gut.
Viele Autoren sind gut, aber wollen es nicht glauben
Das habe ich gelernt, seit ich in der Persönlichkeitsentwicklung und im Coaching arbeite. Ich gehörte zu den Hitlistenanführern der oben Genannten. Ungefähr 99% der Autoren, die sich an mich wenden, leiden an Selbstunterschätzung. Oder anders gesagt, sie überschätzen die Wichtigkeit von gesellschaftlich antrainiertem Selbstzweifel und auch die Wichtigkeit von Ehrgeiz, Selbstdarstellung und Selbstbeherrschung für das Schreiben und glauben, daran zu scheitern. Als Autor muss man nicht alles im Griff haben, bei Koryphäen studieren und zugleich aussehen wie Germany's Next Top Model, um erfolgreich zu sein.
Was ein Autor braucht, ist Einfühlungsvermögen in sich selbst, Lebensfreude (wie z.B. die Lust, Serienkiller zu erfinden), Leichtigkeit und die Fähigkeit, sich von sich selbst und anderen überraschen zu lassen. Den meisten Menschen wurde nicht gesagt, dass