Dr. Laurin 87 – Arztroman: Auf den ersten Blick ein Playboy
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Eine Krankenschwester wurde vor mancherlei Probleme gestellt, besonders, wenn sie jung war und so hübsch wie Schwester Emely. Sie hatte sich darüber jedoch noch keine Gedanken gemacht – bis der Industrielle Martin Feldmann in der Prof.-Kayser-Klinik operiert wurde.
Schwester Emely liebte ihren Beruf. Sie hatte ihn aus Überzeugung erwählt und ging mit großer Einsatzbereitschaft ihren Pflichten nach. Sie war glücklich, vor vier Wochen die Stellung in der Prof.-Kayser-Klinik bekommen zu haben.
Es hatte sich überraschend ergeben, da Schwester Kathy in bereits fortgeschrittenem Alter doch noch eine sehr gute Partie machte. Ein schon recht bejahrter, sehr vermögender Patient wollte ihre Fürsorge mit einem Trauschein und einem ansehnlichen Erbe honorieren. Man konnte es ihr nicht verdenken, dass sie sich so einen sorglosen Lebensabend sicherte.
Für die chirurgische Station der Prof.-Kayser-Klinik hieß das nun, einen Ersatz für sie zu suchen. Zum Glück brauchte es niemand zu bereuen, dass die Wahl auf Schwester Emely gefallen war, obgleich sie noch sehr jung war und dazu auch ganz besonders reizend.
Ausgesprochenes Pech indessen hatte Dr. Michael Hillenberg gehabt, denn er war bei einem schweren Unwetter, das besonders den Umkreis von München heimgesucht hatte, ziemlich schwer verletzt worden. Auf dem Weg zur Klinik war ihm nämlich ein schwerer, entwurzelter Baum auf sein Auto gefallen. Der junge Arzt hatte schmerzhafte Blessuren davongetragen, und der Wagen war sogar schrottreif. Moni Hillenberg war jedoch heilfroh, dass ihr Mann so davongekommen war, wenn er jetzt auch selbst Patient wurde.
Für ihn sprang Dr. Jürgen Hoor ein, bei dessen Vater Professor Joachim Kayser Doktorvater gewesen war. Jürgen
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Dr. Laurin 87 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 87 –
Auf den ersten Blick ein Playboy
Patricia Vandenberg
Eine Krankenschwester wurde vor mancherlei Probleme gestellt, besonders, wenn sie jung war und so hübsch wie Schwester Emely. Sie hatte sich darüber jedoch noch keine Gedanken gemacht – bis der Industrielle Martin Feldmann in der Prof.-Kayser-Klinik operiert wurde.
Schwester Emely liebte ihren Beruf. Sie hatte ihn aus Überzeugung erwählt und ging mit großer Einsatzbereitschaft ihren Pflichten nach. Sie war glücklich, vor vier Wochen die Stellung in der Prof.-Kayser-Klinik bekommen zu haben.
Es hatte sich überraschend ergeben, da Schwester Kathy in bereits fortgeschrittenem Alter doch noch eine sehr gute Partie machte. Ein schon recht bejahrter, sehr vermögender Patient wollte ihre Fürsorge mit einem Trauschein und einem ansehnlichen Erbe honorieren. Man konnte es ihr nicht verdenken, dass sie sich so einen sorglosen Lebensabend sicherte.
Für die chirurgische Station der Prof.-Kayser-Klinik hieß das nun, einen Ersatz für sie zu suchen. Zum Glück brauchte es niemand zu bereuen, dass die Wahl auf Schwester Emely gefallen war, obgleich sie noch sehr jung war und dazu auch ganz besonders reizend.
Ausgesprochenes Pech indessen hatte Dr. Michael Hillenberg gehabt, denn er war bei einem schweren Unwetter, das besonders den Umkreis von München heimgesucht hatte, ziemlich schwer verletzt worden. Auf dem Weg zur Klinik war ihm nämlich ein schwerer, entwurzelter Baum auf sein Auto gefallen. Der junge Arzt hatte schmerzhafte Blessuren davongetragen, und der Wagen war sogar schrottreif. Moni Hillenberg war jedoch heilfroh, dass ihr Mann so davongekommen war, wenn er jetzt auch selbst Patient wurde.
Für ihn sprang Dr. Jürgen Hoor ein, bei dessen Vater Professor Joachim Kayser Doktorvater gewesen war. Jürgen war ein guter Arzt, privat aber ein rechter Filou, was zu manchen Differenzen mit seinem Vater geführt hatte, der nun hoffte, dass man ihm in der Prof.-Kayser-Klinik ordentlich rannehmen würde.
Emely zeigte ihm die kalte Schulter und eilte an ihm vorbei, ohne ihm sehnsüchtige Blicke nachzuwerfen. Tolle Beine hat sie, dachte er und überlegte, wie er sie zu einem trauten Beisammensein bewegen könnte.
Schwester Emely verschwendete jedoch keinen Gedanken an ihn. Sie hatte sich zwar schon ein Bild von ihrem Traummann gemacht, aber sie war diesem leider bisher nur einmal ganz flüchtig begegnet – und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie er hieß und wo er wohnte. Sie war aber realistisch genug eingestellt, um sich nicht restlos in unerfüllbare Träume zu verlieren. Sie wollte sich jetzt dem an der Gallenblase operierten Industriellen Martin Feldmann widmen, der ein ganz besonderes Faible für sie zu haben schien, obgleich er noch gar nicht ganz gegenwärtig war. Ihren Namen hatte er sich gleich gemerkt, und wenn eine andere Schwester kam, murmelte er »Emely«.
»Ich habe Durst«, flüsterte er nun, als sie seinen Puls fühlte.
»Sie dürfen noch nichts trinken, Herr Feldmann. Sie bekommen aber gleich eine Infusion, dann geht es Ihnen besser.«
Emely war sehr gewissenhaft. Sie hielt sich strikt an die Vorschriften. Ihr war noch nicht gesagt worden, dass Martin Feldmann jetzt doch schon Tee trinken durfte, und er sagte nichts, weil er diesen Tee nicht mochte.
Dr. Hoor kam mit dem Tropf, aber er überließ es Emely, die Kanüle in die Ader einzuführen.
Dr. Hoor ging auch gleich wieder, als er sich davon überzeugt hatte, dass die Infusionsflüssigkeit gleichmäßig in die Vene tropfte.
»Ich war noch nie richtig krank«, sagte Martin Feldmann leise. »Sie helfen mir, diese Zeit leichter zu ertragen. Bitte, bleiben Sie doch noch, Schwester.«
»Das geht leider nicht, Herr Feldmann. Ich muss die Runde machen. Aber später schaue ich wieder nach Ihnen. Sie werden jetzt sicher schlafen.«
»Hat mein Sohn angerufen?«, fragte er schleppend.
»Ich weiß es nicht. Ich werde mich erkundigen. Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Feldmann.«
Sie wusste, dass er sich Sorgen um seinen Sohn machte, der irgendwo in der weiten Welt herumreiste. Wo er genau war, wusste niemand. Und insgeheim ärgerte sich Emely, dass sich dieser einzige Sohn nicht um seinen kranken Vater kümmerte. Sie mochte diesen Martin Feldmann und leugnete es nicht.
Sie setzte ihren Rundgang fort. Die meisten Patienten schliefen, aber der nette alte Herr Berger, der eine Darmoperation gut überstanden hatte, war putzmunter. Er sollte anderntags entlassen werden und freute sich auf zu Hause.
»Da sind Sie ja, Schwester Emely«, sagte er erfreut. »Fein, dass Sie heute Nachtdienst haben, da kann ich mich in aller Ruhe bei Ihnen bedanken. Sie waren immer sehr nett zu mir.«
»Sie waren auch immer sehr nett«, erwiderte sie. »Alle Patienten sind nicht so.«
»Meine Tochter hat ein kleines Andenken für Sie besorgt. Ich hoffe, dass es Ihnen gefällt. Melanie lässt Sie auch herzlich grüßen, und Sie sollten uns mal besuchen, Emely. Bei uns in den Bergen ist es schön. Platz haben wir auch.«
Ein schmales Päckchen nahm er vom Nachttisch und gab es ihr.
Emely wurde verlegen. »Ich habe doch nichts Besonderes getan, Herr Berger«, wandte sie ein. Und mit ihm hatte sie wirklich nie Mühe gehabt. Er war immer rücksichtsvoll, nie launisch, und dazu auch sehr bescheiden, obwohl er auch ein reicher Mann war, wie sie inzwischen wusste.
»Na, machen Sie es schon auf«, sagte er munter und mit einem listigen Blinzeln. »Ich möchte doch wissen, ob es Ihnen gefällt.«
Es war eine hübsche, moderne goldene Armbanduhr.
Emely stockte gleich der Atem. »Die ist doch viel zu kostbar«, sagte sie leise.
»Ach was, Freude sollen Sie daran haben. Von einem alten Opa kann man das annehmen. Mir wird man gewiss nicht nachsagen, dass ich unlautere Absichten hätte.«
Aber Hoor würde bestimmt wieder eine dumme Bemerkung machen, wenn er das wüsste, ging es ihr durch den Sinn.
»Die Uhr ist wunderschön, Herr Berger. Vielen Dank. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, nur, dass ich Ihnen noch viele gute Jahre wünsche.«
»Ich bin für jeden Tag dankbar, der mir geschenkt wird. Ich hoffe, Sie bekommen einen sehr lieben Mann, denn so ein Mädchen sollte nicht immer nur für Kranke da sein.«
»Ich bin es gern. Ich liebe meinen Beruf.«
»Und dafür verdienen Sie täglich eine Freude«, sagte er.
Aber Emely wusste, dass solche Freuden selten waren. Es war das erste Mal, dass sie ein so kostbares Geschenk bekam, und sie wusste, dass es Neid erregen konnte, wenn sie es zeigte. Sie verschloss die Uhr gleich in ihrem Schrank, dann ging sie zu dem nächsten Patienten.
Er war noch jung. Nicht mehr ganz jung, aber in einem Alter, das zur Vorsicht mahnte, wenn der Patient so anlehnungsbedürftig war wie Peter Busse. Dabei war er verheiratet und hatte eine sehr nette Frau.
»Schönste aller Schwestern, sind Sie endlich bereit, mir Gesellschaft zu leisten?«, fragte er unverfroren.
»Ich habe zu tun. Ich schicke Dr. Hoor. Vielleicht leistet der Ihnen Gesellschaft.«
Dr. Hoor grinste, als sie ihm das sagte. »Darauf ist er bestimmt nicht erpicht«, meinte er.
Emely ging ins Schwesternzimmer und nahm eine Illustrierte zur Hand. Für ein Buch hatte sie nicht die nötige Konzentration, und sie musste damit rechnen, dass jederzeit eine Zahl am Lichtkasten erschien, die sie zu einem Kranken rief. Doch jetzt war es fast unheimlich still. Und dann läutete das Telefon, dass es sie förmlich emporriss aus ihren Gedankengängen.
Sie ging hinaus, aber Dr. Hoor meldete sich schon. »Ich verständige die Ambulanz«, sagte er nur.
Es stimmte Emely versöhnlich, dass er kein großes Getue machte, wenn es um berufliche Dinge ging. Als Arzt war an ihm nichts auszusetzen, das musste sie ihm zugestehen.
Und sie sollte in dieser Nacht einen anderen Dr. Hoor erleben als den, den sie bisher kennengelernt hatte.
Jetzt drehte er sich um. »Ein Unfall, es handelt sich um eine junge Frau. Ich muss wohl Dr. Sternberg verständigen.«
»Das könnte doch auch Dr. Rasmus entscheiden. Er hat heute Nachtdienst auf der Frauenstation«, sagte Emely. »Er ist ein sehr erfahrener Arzt.