Der aus dem Wald kam: Die Geschichte eines Findelkaters
By Gudrun Stark and Matthias Stark
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About this ebook
Gudrun Stark
1959 in Radeberg geboren, wohnt in Stolpen. Sie ist als freischaffende Kunstmalerin tätig und betreibt in Stolpen ein kleines Atelier. In zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland waren ihre Bilder bereits zu sehen. Ausgewählte Bilder veröffentlichte sie bisher in zahlreichen Kalendern sowie in den Büchern „Vollmondnacht“, „Sommerwind und Kranichruf“ und „Nicht nur Gegensätze“.
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Book preview
Der aus dem Wald kam - Gudrun Stark
„Ein König so kühn wie ein Katzensohn."
Aus den nordischen Mythen der „Edda"
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Urlaub
Schreie
Gefunden
Suchen
Im Tierheim
Blaue Augen
Überlegungen
Beim Arzt
Namenstag
Bücher
Möbel
Der Unfall
Freiheit
Probleme und Neuigkeiten
Vernetzt
Töne
Der Kratzbaum
Hilfe
Findus als Fernsehstar
Gewinn und Verlust
Töten
Verrücktheiten
Wieder eine Idee
Geschwister
Epilog
Über die Autoren
Weitere Bücher der Autoren
Prolog
Durch das kleine Loch im Dach der Scheune fiel ein Lichtstrahl auf den Dachboden. Staub tanzte und das Heu verströmte den Geruch vergangener Sommer. Eine Biene hatte sich ins Halbdunkel verirrt und summte unablässig auf der Suche nach einem Ausgang. Im Hof schlurften Schritte hin und her. Ein Hund bellte von fern, dann war Stille. Nur die Biene machte Gesumm.
Im Heu raschelte es. Eine Katze strich leisfüßig durch die Dachkammer. Im hinteren Teil des alten Bodens verschwand sie im Heu. Hier lagen ihre vier Jungen. Noch hatten sie die Augen geschlossen. Zwei graue und zwei getigerte Katzenbabys waren vor ein paar Tagen auf die Welt gekommen. Die Katzenmutter hatte sich bis jetzt fürsorglich um sie gekümmert. Die alte Katze wohnte schon einige Jahre hier auf dem Bauernhof. Mit den Menschen des Hofes hatte sie wenig zu tun. Manchmal kamen Kinder und versuchten mit ihr zu spielen. Meist ging sie den Zweibeinern aus dem Weg. Sie hatte gelernt, ihnen nicht allzu weit zu trauen. Vor ein paar Jahren noch gab es die alte Mutter Hanne auf dem Hof. Die stellte manchmal den Katzen ein wenig Milch hin und wenn es Abend wurde, die Sonne sich rot färbte, saß die alte Mutter auf der Bank vor der Kate und die Katzen strichen um ihre Füße. Dann konnte es passieren, dass die eine oder andere Katze auf den Schoß der Alten sprang und sich von ihr das Fall kraulen ließ. Seit man die Mutter auf dem Friedhof im Dorf begraben hatte, war niemand mehr da, der sich um die Katzen kümmern wollte. Der Jungbauer arbeitete tagsüber in der Kreisstadt und wenn er sich am Abend um die Landwirtschaft kümmern musste, fand er keine Zeit für die Katzen. Die sollten die Mäuse in Schach halten und sich ansonsten so wenig wie möglich zeigen. So lebten die Menschen und die Katzen ein getrenntes Leben auf diesem Hof. Auch der Hund hatte es nicht besser. Er verbrachte seine Zeit in einem Zwinger. Kam jemand auf den Hof, dann bellte er laut. Für den Besucher klang es, als wolle der Hund ihm Böses. Aber Hasso freute sich doch nur über die Abwechslung, er hatte kaum Beschäftigung. Nur kurz durfte er den Zwinger am Tage verlassen und mit den Kindern eine Runde im Wald drehen. Da hatten es die Katzen besser, die waren wenigstens nicht eingesperrt und konnten ihrer Wege gehen.
Nun also lagen vier Junge im Heu. Die Katzenmutter ging zu ihnen, leckte sie vorsichtig eins nach dem andern, beschnupperte sie und prüfte so, ob alles in Ordnung war. Dann säugte sie ihre Kleinen. Sie legte sich zu ihnen und der Geruch der Mutter, ihre Wärme und Nähe und nicht zuletzt die warme Milch ließ die Kleinen sich ganz wohl und heimelig fühlen. Dann kuschelten sich die Jungen wieder ganz eng aneinander und schliefen ein. Die alte Katze erhob sich, um nun für sich selbst zu sorgen. Auch sie hatte Hunger und wollte ein wenig jagen. Es gab auf dem Hof nicht mehr sehr viele Mäuse und oft musste sie bis raus in die Felder schleichen, um Beute zu machen.
Mit eleganten Bewegungen erklomm sie einen Balken und sprang von dort auf die Treppe. Leichtfüßig und lautlos gelangte sie in den Hof, lief an der Scheunenwand entlang hinter den Schuppen. Dort gab es ein paar Mauselöcher und vielleicht war ihr das Jagdglück hold.
Unterdessen war der Jungbauer im Hof erschienen. Er ging geradewegs auf die Scheune zu und zur Treppe, die auf den Boden führte. Unter der Last des Bauern ächzten die Stufen. Die kleinen Kätzchen hörten im Schlaf das Knarren der Stufen nicht. Sie waren satt und zufrieden. Erst als ein paar große, kräftige Hände nach ihnen griffen, wurden sie wach und verstanden mit ihren kindlichen Seelen nicht, was mit ihnen geschah. Eines nach dem anderen wurde unsanft erfasst und in einen Weidenkorb gelegt. Als der Korb geschlossen wurde, war Dunkelheit um sie herum. Ein leichtes Schaukeln ließ sie wieder in den Schlaf fallen.
Ihre Katzenmutter sahen sie nie wieder.
Urlaub
Keiner konnte ahnen, dass sich heute unser Leben verändern würde. Es war der Tag des Sommeranfangs, die Sonne blinzelte in unsere Unterkunft im Havelland. Urlaub, jene Zeit, in der man seine Position auf dem Erdenrund gern wechselt, austauscht, sich verändert. Und Veränderung würde es geben.
Wir verbringen unsere Urlaubstage gern in Gegenden, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht wünschen, die Luft nicht erfüllt ist vom Motorengeräusch fahrender Automobile und geschäftiges Hasten selten anzutreffen ist. Deshalb waren wir zum ersten Mal in einen Landstrich gefahren, der fast schon nicht mehr brandenburgisch-preußisch, aber auch noch nicht ganz sachsen-anhaltinisch ist. Ein Grenzland, eine der dunkelsten Ecken Deutschlands, aber nur des Nachts unterm Sternenhimmel und im wahrsten Wortsinn. Unsere Unterkunft in G. war ein altes Schleusenwärterhaus, direkt an der Havel gelegen und romantisch umgeben von alten Bäumen, Wiesen und Wäldern.
Unsere Wirtsleute waren freundliche Menschen, die ihre Pension mit viel Liebe führten. Da wurde abends gekocht, Brot gebacken und manchmal gab es Pizza aus dem Holzofen im Hof. Anschließend wurde gemeinsam dort am großen Tisch gegessen. Einmal überflog ein Schwarzstorch die muntere Gesellschaft.
Wir hatten bereits eine ganze Woche hinter uns gebracht. Am Tage waren