Dr. Daniel 48 – Arztroman: Kein Platz für Dr. Daniel?
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Mit brennenden Augen starrte Dr. Theodor Krantz auf das Foto in seiner Hand. Eine hübsche Frau mit langem goldblondem Haar lächelte ihn darauf an, und obwohl Theodor wußte, daß dieses Lä-cheln von einst nicht ihm, sondern dem Fotografen gegolten hatte, bezog er es auf sich.
»Mich hättest du heiraten sollen«, murmelte er, und in seinen Augen glitzerte sogar nach all den Jahren, die seither vergangen waren, immer noch der Haß auf seinen Rivalen. »Ich hätte dich glücklich gemacht. Aber er… er hat dich getötet.«
So behutsam, als hätte er etwas sehr Zerbrechliches in der Hand, stellte Theodor das Foto vor sich hin, dann griff er nach dem Ordner, in dem er seit Jahren alles sammelte, was seinen Haß weiterschüren konnte. Er wollte die Vergangenheit nicht ruhen lassen, sondern sich Tag für Tag daran erinnern – an den Mann, der sein Glück zerstört hatte.
Theodors Blick fiel auf eine Anzeige, die er vor mehr als fünfundzwanzig Jahren aus der Zeitung ausgeschnitten hatte.
Ihre Verlobung geben bekannt: Christine Steiner – Robert Daniel.
Es folgten die Einladung zur Hochzeit und einige Fotos, auf denen auch Theodor abgebildet war, aber das war nicht weiter verwunderlich, denn schließlich hatte er zum engsten Freundeskreis der Braut gehört.
Christine und er hatten sich praktisch von Kindheit an gekannt, hatten zusammen im Sandkasten gespielt und waren später in dieselbe Schule gegangen. Irgendwann war aus dieser Kinderfreundschaft dann mehr geworden – eine tiefe Liebe. Daß dieses Gefühl allerdings einseitig gewesen war, verdrängte Theodor. Er war überzeugt davon, daß er Christines Herz irgendwann doch noch für
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Familie Dr. Daniel
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Dr. Daniel 48 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 48 –
Kein Platz für Dr. Daniel?
Marie Francoise
Mit brennenden Augen starrte Dr. Theodor Krantz auf das Foto in seiner Hand. Eine hübsche Frau mit langem goldblondem Haar lächelte ihn darauf an, und obwohl Theodor wußte, daß dieses Lä-cheln von einst nicht ihm, sondern dem Fotografen gegolten hatte, bezog er es auf sich.
»Mich hättest du heiraten sollen«, murmelte er, und in seinen Augen glitzerte sogar nach all den Jahren, die seither vergangen waren, immer noch der Haß auf seinen Rivalen. »Ich hätte dich glücklich gemacht. Aber er… er hat dich getötet.«
So behutsam, als hätte er etwas sehr Zerbrechliches in der Hand, stellte Theodor das Foto vor sich hin, dann griff er nach dem Ordner, in dem er seit Jahren alles sammelte, was seinen Haß weiterschüren konnte. Er wollte die Vergangenheit nicht ruhen lassen, sondern sich Tag für Tag daran erinnern – an den Mann, der sein Glück zerstört hatte.
Theodors Blick fiel auf eine Anzeige, die er vor mehr als fünfundzwanzig Jahren aus der Zeitung ausgeschnitten hatte.
Ihre Verlobung geben bekannt: Christine Steiner – Robert Daniel.
Es folgten die Einladung zur Hochzeit und einige Fotos, auf denen auch Theodor abgebildet war, aber das war nicht weiter verwunderlich, denn schließlich hatte er zum engsten Freundeskreis der Braut gehört.
Christine und er hatten sich praktisch von Kindheit an gekannt, hatten zusammen im Sandkasten gespielt und waren später in dieselbe Schule gegangen. Irgendwann war aus dieser Kinderfreundschaft dann mehr geworden – eine tiefe Liebe. Daß dieses Gefühl allerdings einseitig gewesen war, verdrängte Theodor. Er war überzeugt davon, daß er Christines Herz irgendwann doch noch für sich hätte gewinnen können, wenn dieser Robert Daniel nicht eines Tages in München aufgekreuzt wäre.
»Dieser Mistkerl hat mir die Freundin ausgespannt«, knurrte Theodor mal wieder und vergaß dabei völlig, daß Christine Steiner niemals seine Freundin gewesen war – jedenfalls nicht in dem Sinne, wie er es immer gern gewollt hatte.
Mit verkniffenem Mund betrachtete er die Hochzeitsbilder, und jedesmal, wenn er sich in der Nähe der bezaubernden Braut entdeckte, zuckte es um seine Mundwinkel. Dann legte er die Fotos mit einer heftigen Handbewegung zur Seite.
Zögernd, so, als würde es ihm unsagbare Schmerzen bereiten, griff er nach dem nächsten Zeitungsausschnitt.
Nach kurzer, schwerer Krankheit hat uns meine geliebte Frau und unsere treusorgende Mutter Christine Daniel für immer verlassen. In stiller Trauer Dr. Robert Daniel…
Theodor las die Todesanzeige nicht zu Ende, sondern verstaute sie wieder in seinem Ordner. Dabei fiel ihm ein anderer Artikel entgegen.
In festlichem Rahmen fand gestern in Steinhausen die Eröffnung der Waldsee-Klinik statt. Dabei wurde Dr. Robert Daniel zum Direktor ernannt. Dr. Daniel arbeitet schon seit vielen Jahren als Gynäkologe in Steinhausen und erfreut sich großer Beliebtheit…
Mit einer wütenden Handbewegung schob Theodor den Artikel wieder zurück.
»Du hast mir Christine weggenommen und bist schuld an ihrem Tod«, stieß Theodor haßerfüllt hervor. »Aber du wirst dafür bitter bezahlen, Robert, das schwöre ich dir. So wahr ich Theodor Krantz heiße – du wirst dafür bezahlen!«
*
In der Gemeinschaftspraxis von Dr. Robert Daniel und der Allgemeinmedizinerin Dr. Manon Carisi war wieder einmal die Hölle los. Die Patienten gaben sich buchstäblich die Türklinke in die Hand, so daß es für die beiden Ärzte den ganzen Vormittag über keine Verschnaufpause gab.
Sie begegneten sich erst mittags, als sie wie jeden Tag gemeinsam in Dr. Daniels Wohnung hinaufgingen. Bereits an der Tür schlug ihnen ein appetitlicher Duft entgegen.
»Mhm«, schwärmte Manon, dann lächelte sie Dr. Daniel an. »Die Kochkünste deiner Schwester sind wirklich unübertroffen.«
»Du hast recht, Manon, sie ist schon eine ausgezeichnete Köchin«, stimmte Dr. Daniel zu. »Wenn Irene mir den Haushalt nicht führen würde, wäre ich bestimmt schon längst verhungert.« Er lächelte die Frau an seiner Seite, mit der ihn nun schon seit einiger Zeit eine tiefe Liebe verband, zärtlich an. »Du stehst Irene im Kochen allerdings in nichts nach.«
Manon stellte sich auf Zehenspitzen und küßte ihn. »Danke für die Blumen. Das höre ich natürlich gern.«
»Na, ihr zwei Turteltauben«, mischte sich jetzt Irene ein. »Kommt ihr heute noch zum Essen, oder genügen euch Luft und Liebe allein?«
Dr. Daniel schmunzelte. »Ich denke, wir kommen.« Dann warf er einen Blick auf die Uhr. »Obwohl ich im Grunde gar keine Zeit hätte. Frau Deckert hat vorhin in der Praxis angerufen und mich gebeten, zu ihr hinauszukommen.«
Manon nickte. Sie kannte die Fünfzigjährige ebenfalls sehr gut. »Ihre Gehbehinderung wird leider immer schlimmer. Ich muß auch mindestens einmal pro Woche zu ihr kommen.« Sie seufzte. »Dabei hätte sie fünf Kinder, die sie abwechselnd mal fahren könnten.«
»Soweit ich weiß, kümmert sich Johannes Körner, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, recht rührend um sie«, erklärte Dr. Daniel, blieb aber immer noch stehen, weil er unschlüssig war, ob er nicht lieber gleich zu seiner Patientin fahren sollte.
»Willst du vielleicht im Stehen essen?« fragte Irene ein wenig provozierend, weil sie genau wußte, daß ihr Bruder in der Sorge um seine Patientinnen nur allzuoft auf sein Mittagessen ganz verzichtete.
»Nein, er wird sich setzen«, meinte Manon lächelnd. »Bis zum Beginn der Nachmittagssprechstunde ist nämlich noch genügend Zeit.«
Dr. Daniel seufzte. »Ich sehe schon, daß ich auf meine alten Tage noch erzogen werden soll.« Wieder sah er auf die Uhr. »In die Klinik muß ich auch noch hinüberfahren und…«
»Anstatt lange hin und her zu überlegen, könntest du dich setzen und essen«, meinte Manon. »In einer Viertelstunde bist du fertig, dann hast du noch genügend Zeit, deinen Verpflichtungen nachzukommen, meinst du nicht?«
Abwehrend hob Dr. Daniel beide Hände. »Du hast gewonnen.« Er setzte sich grinsend. »Aber nur, weil ich einen Bärenhunger habe.« Er nahm sich eine Portion Reis und bediente sich dann von dem köstlich duftenden Gulasch. »Wo sind eigentlich meine Sprößlinge?«
Lachend schüttelte Irene den Kopf. »Du tust, als würden sie noch zur Schule gehen. Denkst du ab und zu einmal daran, daß deine Kinder die Zwanzig bereits überschritten haben?«
Dr. Daniel schmunzelte. »Gelegentlich. Aber soweit ich Stefans Dienstplan im Kopf habe, müßte er jetzt eigentlich zu Hause sein.«
»Dein Sohn hat eine Freundin, bei der er seine knapp bemessene Freizeit am liebsten verbringt«, belehrte Irene ihn. »Und dein geliebtes Töchterchen Karina schuftet an der Uni.«
»Siehst du, Manon, so ergeht es einem leidgeprüften Vater«, scherzte Dr. Daniel. »Da freut er sich, weil er seine beiden Kinder endlich wieder zu Hause hat, und dann kriegt er sie doch nie zu Gesicht.«
Manon spielte sofort mit. »Wenn ich mal Zeit habe, werde ich dich ein bißchen bemitleiden.«
»Sehr lieb von dir.« Dr. Daniel schob jetzt seinen leeren Teller zurück, stand auf und küßte Manon. »Tut mir leid, aber ich muß jetzt wirklich los.« Auch seine Schwester bekam einen flüchtigen Kuß auf die Wange. »Das Essen war wieder mal hervorragend.«
Dann verließ er eiligst die Wohnung, lief die Treppe hinunter und stieg in sein Auto. Eine gute Viertelstunde später erreichte er das Häuschen von Gerlinde Deckert, das weit außerhalb Steinhausens stand. Unwillkürlich blickte sich Dr. Daniel um. Es war ziemlich einsam hier draußen. Nur drei Häuser gab es in dieser Gegend.
Jetzt wandte sich Dr. Daniel der Haustür zu und drückte auf den Klingelknopf. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Gerlinde Deckert die Tür geöffnet hatte.
»Ach, Herr Doktor.« Aus ihrer Stimme klang Erleichterung. »Ich habe