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Der Lebensroman des Andreas Beck: Ein Porträt
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eBook69 Seiten1 Stunde

Der Lebensroman des Andreas Beck: Ein Porträt

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Über dieses E-Book

Ein literarisches Porträt des Schriftstellers, Malers und Arztes Andreas Beck.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Apr. 2016
ISBN9783741218712
Der Lebensroman des Andreas Beck: Ein Porträt
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Autor

Martin Walser

Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, lebt in Nußdorf bei Überlingen. Für sein umfangreiches belletristisches und essayistisches Werk wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis (1981) und mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1998).

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    Buchvorschau

    Der Lebensroman des Andreas Beck - Martin Walser

    Die Illustrationen stammen von Andreas Beck und sind seinen Büchern »Spanische Wege« und »Regentage« entnommen.

    Inhaltsverzeichnis

    Das Spanien-Buch und das Portugal-Buch

    2. Das Schulzeit-Buch

    3. Der Glaube

    4. Der Menschenfreund

    5. Geschichte

    6. Der Schriftsteller

    Das Spanien-Buch und das Portugal-Buch

    (»Spanische Wege«, 2005 / »Portugal . Über wundersame Wege«, 2005)

    Andreas Beck ist der Welt und Wirklichkeit immer zweifach zugetan oder ausgeliefert, als Schreibender und als Malender. Den Arzt und den Autor medizinischer Fachbücher lasse ich, weil das zwar offenbar nicht seine Kraft, aber meine Vorstellungskraft überfordert, jetzt einfach mal weg. Also der Erzähler und der Maler. Die Aquarelle und Zeichnungen in seinen Büchern sind keine Illustrationen des Geschriebenen, sondern selbständige Werke, Zeugnisse seiner Erlebnisweise und Ausdruckskraft. Ganz selten übernimmt er ein Bild, das er nicht selber geschaffen hat. Eine solche Ausnahme begegnet im Spanienbuch. Da steht dann unter einem Bild: »Die spanische Muttergottes mit ihrem Kind in der Deutschen Kirche von Madrid. Sie stammt wohl aus dem Frühmittelalter und war das Bijou der Gemeinde. Sie gefiel mir außerordentlich gut. Photographie von Prof. Deuringer.«

    Als ich las »Sie gefiel mir außerordentlich gut«, begann ich diesen Autor zu begreifen. Ich konnte mir im ganzen Kulturbetrieb keinen Menschen denken, der sein Gefallen so hätte ausdrücken können. Und ich zähle mich zu denen, die sich durch die Art, wie sie ihr Gefallen ausgedrückt hätten, selber so wichtig gemacht hätten wie das Bild, das ihnen gefällt. Andreas Beck kann es einfach sagen. Ihm kommt es mehr auf die »spanische Muttergottes« an als auf sich.

    Andreas Beck verbringt nach vier Freiburger Semestern Theologie (und nebenher auch noch Medizin) seine »Externitas« in Spanien und Portugal. Während dieser »Außerhäusigkeit« sollen die Priesterseminaristen sich ein, zwei Jahre draußen in der Welt weiterbilden. Die meisten tun das in München, Münster oder Tübingen. Andreas Beck hat ohne die Einwilligung des Seminardirektors, der Adlernase genannt wird, Madrid gewählt. Er ist schon einmal unliebsam aufgefallen, als er offenbar zu früh einen Sprung ans Germanicum, die päpstliche Universität in Rom, versuchte. Da wurde er wegen »unbotmäßiger Insubordination« zurückgepfiffen. Jetzt hat er sein Philosophicum hinter sich, man läßt ihn ziehen, nicht ohne ihm zu sagen, daß das wohl ein Abschied auf Nimmerwiedersehen sei.

    Wir haben es nicht nur mit einem aufmüpfigen zweiundzwanzigjährigen Theologie- plus Medizinstudenten zu tun, der sich selber als »halb zerbrochenen Theologen auf der Flucht vor seiner Administration ins Ausland« sieht. Die Landung auf dem Flugplatz Barajas erlebt er so: »Gummi schrie auf Zement.« Wem das Heftige so ins Sprachliche gerät, der ist ein Schriftsteller. Er erfährt auch gleich, daß Barajas Spielkarten heißt. Ich habe das bei keiner Landung erfahren. Und kaum ist er in der Stadt, fragt er sich: »Gibt es überhaupt spanische Polizisten ohne schwarze Schnurrbärte?« Er findet seine Adresse. Ein Hausmeister öffnet die Tür, ein Gang »auf schwarz-weißen Steinfliesen führte geradewegs in ein Atrium hinein. (…) In der Mitte des Atriums, wie in einer Vierung, stand ein Aufzug aus schwarzem Stahlgeflecht, ein vorsintflutlich anmutendes Objekt der allerersten Industrialisierung. Über allerlei metallenem Zierrat fand sich in der Mitte eine niedrige Eisentür mit einem silbernen Knopf, in dessen Mitte ein weiterer Knopf eingelassen war. Den gedrückt, öffnete sich das Ziergitter wie ein antiker Vogelbauer, und zwei lächerlich schmale, nach innen sich öffnende Schwenktüren gaben den Weg zu einer unglaublich kleinen Aufzugskabine frei, die wegen ihrer Winzigkeit an der Stirnseite mit einem mannshohen Spiegel versehen war. Der war allerdings blind. Der Hausmeister, besser gesagt der, den ich dafür hielt, schloß hinter sich die Tür, und damit war der Platz des ganzen Aufzuges ausgefüllt, der Koffer mußte sowieso schon hochkant an die Wand gestellt werden.«

    Jetzt weiß jeder, daß wir es mit einem Schriftsteller zu tun haben. Allerdings mit einem, der das noch nicht weiß. Er hält sich noch für einen Exul filii hevae. Der hört in Madrid pflichtgemäß Vorlesungen. In seiner Erzählung sind die

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