Dr. Laurin 96 – Arztroman: Die Baronin und ihre unstillbare Sehnsucht
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Zwei Monate hatte Maximiliane Hoffmeister nach einem schweren Unfall in der Prof.-Kayser-Klinik verbringen müssen. Sie war eine geduldige Patientin, in ihr Schicksal ergeben, wie man es von einer Dreiundzwanzigjährigen, die schuldlos in diese Lage gebracht worden war, eigentlich nicht erwarten konnte. Aber Maximiliane war vom Schicksal schon so gebeutelt worden, dass sie meinte, dass das Unglück sie verfolge.
Dabei war sie von der Natur mit einer Schönheit bedacht worden, die den Betrachter fast andächtig stimmte. So war es jedenfalls den Ärzten und Schwestern in der Prof.-Kayser-Klinik ergangen. Und wenn sie ihr auch von Herzen die Genesung gewünscht hatten – der Tag des Abschieds war von Wehmut auf beiden Seiten überschattet.
Maxi, wie sie genannt wurde, sah auch die Zukunft in einem trüben Licht. Sie hatte Tiermedizin studiert, aber nebenbei auf dem Gestüt von Clemens Bennet als Pferdewirtin gearbeitet, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie hatte ihre Eltern verloren, als sie siebzehn Jahre war. Sie waren im Skiurlaub von einer Lawine verschüttet worden. Maxi war zu der Zeit im Internat gewesen. Viel hatten ihr die Eltern nicht hinterlassen. Maxi hatte dann zwei Jahre bei der Großmutter gelebt, bis auch sie starb. Seither war sie auf sich selbst angewiesen. Clemens Bennet hatte sie sofort genommen, als sie sich als Pferdewirtin beworben hatte, und so hatte sie auch ganz gut verdient, um ihren Traum zu verwirklichen und Tiermedizin zu studieren.
Dann war sie vor zwei Monaten von einem betrunkenen Autofahrer überfahren worden, als sie mit dem Mofa zum Gestüt fahren wollte. Der Schuldige hatte dann
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Dr. Laurin 96 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 96 –
Die Baronin und ihre unstillbare Sehnsucht
Patricia Vandenberg
Zwei Monate hatte Maximiliane Hoffmeister nach einem schweren Unfall in der Prof.-Kayser-Klinik verbringen müssen. Sie war eine geduldige Patientin, in ihr Schicksal ergeben, wie man es von einer Dreiundzwanzigjährigen, die schuldlos in diese Lage gebracht worden war, eigentlich nicht erwarten konnte. Aber Maximiliane war vom Schicksal schon so gebeutelt worden, dass sie meinte, dass das Unglück sie verfolge.
Dabei war sie von der Natur mit einer Schönheit bedacht worden, die den Betrachter fast andächtig stimmte. So war es jedenfalls den Ärzten und Schwestern in der Prof.-Kayser-Klinik ergangen. Und wenn sie ihr auch von Herzen die Genesung gewünscht hatten – der Tag des Abschieds war von Wehmut auf beiden Seiten überschattet.
Maxi, wie sie genannt wurde, sah auch die Zukunft in einem trüben Licht. Sie hatte Tiermedizin studiert, aber nebenbei auf dem Gestüt von Clemens Bennet als Pferdewirtin gearbeitet, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie hatte ihre Eltern verloren, als sie siebzehn Jahre war. Sie waren im Skiurlaub von einer Lawine verschüttet worden. Maxi war zu der Zeit im Internat gewesen. Viel hatten ihr die Eltern nicht hinterlassen. Maxi hatte dann zwei Jahre bei der Großmutter gelebt, bis auch sie starb. Seither war sie auf sich selbst angewiesen. Clemens Bennet hatte sie sofort genommen, als sie sich als Pferdewirtin beworben hatte, und so hatte sie auch ganz gut verdient, um ihren Traum zu verwirklichen und Tiermedizin zu studieren.
Dann war sie vor zwei Monaten von einem betrunkenen Autofahrer überfahren worden, als sie mit dem Mofa zum Gestüt fahren wollte. Der Schuldige hatte dann auch noch Fahrerflucht begangen und war auch nicht gefunden worden. Und so war auch keine Versicherung eingesprungen, die Maxi wenigstens finanziell hätte entschädigen können.
Es waren Narben geblieben, aber ihr Gesicht war wie durch ein Wunder unverletzt.
Wie eine Madonna, hatte Schwester Marie gesagt, die sich der jungen Patientin auch liebevoll angenommen hatte. Und dabei war Maxi vor dem Unfall ein kraftvolles, sportliches Mädchen gewesen.
Jetzt dachte sie darüber nach, was werden sollte. Konnte sie ihr Studium zu Ende führen? Würde ihre Kraft reichen, wieder mit Pferden arbeiten zu können? Nehmen würde Clemens Bennet sie sofort, das wusste sie, das hatte er ihr schon gesagt, als er sie besuchte. Auch Dagmar Petersen, Clemens Bennets Tochter, hatte sich um sie gekümmert.
Ja, hier in der Prof.-Kayser-Klinik war Maxi umsorgt worden wie schon lange nicht mehr, und das hatte ihr sehr geholfen. Sie wollte nicht klein beigeben, aber die vielen Schicksalsschläge hatten sie frühzeitig reif werden lassen, und sie machte sich viele Gedanken.
Von den Schwestern und Ärzten auf der Chirurgischen Station hatte sie sich schon verabschiedet, und nun saß sie Dr. Laurin gegenüber.
Man hatte es ihm überlassen, ihr schonend beizubringen, was ihr Kummer bereiten könnte. Es war fraglich, ob sie jemals wieder würde reiten können, und wenn, müsste sie noch viel Geduld haben. Sie hörte ihm mit gesenktem Kopf zu. So sehr es sie schmerzte – kein Laut kam über ihre Lippen.
»Und Kinder werde ich wohl auch nicht haben können«, sagte sie gequält.
»Kommt Zeit, kommt Rat, Maxi«, meinte er väterlich. »Hatten Sie die Absicht, bald zu heiraten?« Gesprochen hatte sie nie darüber, und Besuch von einem Freund hatte sie auch nie bekommen.
Sie lächelte flüchtig. »Nein, die Absicht hatte ich nicht, und im Grunde sollte ich auch gar nicht darüber nachdenken. Wer sollte sich denn schon in mich verlieben? Mit all den Narben kann ich mich ja nicht mal im Badeanzug zeigen, und danach gehen die Männer doch auch.« Es sollte sarkastisch klingen, aber ihre Stimme zitterte bei diesen Worten.
»Nun, ich kenne Männer, die mehr Wert auf Charakter und Seele legen«, erwiderte Dr. Laurin, »und die Narben werden verschwinden mit der Zeit. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass sich nicht nur ein einziger Mann in Sie verlieben könnte.«
»Ach was, ich will wirklich nur daran denken, dass ich mein Studium beende, Tiere sind anhänglicher und treuer als Menschen.«
»Jedenfalls werden Sie gut aufgehoben sein«, sagte Dr. Laurin. »Clemens Bennet wartet schon. Er will Sie abholen, Maxi, und eine Wohnung stellt er Ihnen auch zur Verfügung.«
Feine Röte stieg in ihre blassen Wangen. »Was soll ich dazu sagen?«, flüsterte sie. »Wie soll ich Ihnen allen nur danken?«
»Indem sie eine tüchtige Tierärztin werden, Maxi. Und Sie sollen auch wissen, zu wem Sie immer kommen können, wenn etwas Sie bedrückt.«
Tränen traten in ihre Augen. »Sie alle haben viel für mich getan«, flüsterte sie, »tausend Dank!«
Dann verabschiedete sie sich noch von Schwester Marie, und die nahm Maxi liebevoll in die Arme.
»Es beruhigt mich zu wissen, dass Sie nicht allein sind, Maxi«, sagte sie weich. »Melden Sie sich bald wieder. Und nach dieser schweren Zeit soll nun eine glückliche kommen, das wünsche ich Ihnen von Herzen.«
Clemens Bennet streckte Maxi die beiden Hände entgegen. »Ich freue mich, Maxi«, sagte er herzlich.
Er war mit seinen sechzig Jahren ein sehr attraktiver Mann, und es konnte durchaus möglich sein, dass Klatschmäuler ihm und Maxi ein Verhältnis andichten würden, wenn man sie öfter zusammen sah, aber ihm hätte das nichts ausgemacht, und Maxi wusste genau, was sie von ihm zu halten hatte.
Er war ein Gentleman, und er war ein Mensch, der half, wo er nur konnte. Besonders Maxi hatte bei ihm einen Stein im Brett, weil sie ein Herz für Tiere hatte, mit Pferden besonders gut umgehen konnte, aber auch sehr kinderlieb war. Die Petersen-Kinder, denen Clemens Bennet ein vorbildlicher Großpapa war, hatten schon oft nach Maxi gefragt, und sie warteten nun auch schon auf ihre Rückkehr.
Clemens Bennet hatte im Anbau seines Hauses eine Wohnung für Maxi einrichten lassen, zwei Zimmer mit Küche und Bad. Zur rechten Zeit war alles fertig geworden.
Maxi konnte ihr Glück gar nicht fassen. Da lebte sie richtig auf. Und dass nicht nur die Kinder sie so fröhlich begrüßten, sondern auch die Pferde sie mit einem freudigen Wiehern empfingen, ließ ihre schönen Augen, die so traurig geblickt hatten während der schweren Wochen, leuchten.
Arco, der Hirtenhund, wich nicht von ihrer Seite. Sie konnte sich zu Hause fühlen.
»Aber die Mahnungen der Ärzte werden befolgt, Maxi«, sagte Clemens Bennet. »Alles langsam angehen. Wir wollen keinen Rückfall heraufbeschwören.«
»Aber ich fühle mich jetzt schon viel besser«, erwiderte sie.
»Und trotzdem werden die Kräfte gut eingeteilt.«
*
Ein paar Stunden später fand ein Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann statt.
»Sie ist aus der Klinik entlassen worden und hat eine Wohnung auf dem Gestüt bekommen. Wenn sie sich nun erinnern kann, Conny?«
»Ach was, dann hätte sie doch längst was gesagt. Mach dir nur keine Gedanken. Der Wagen ist weg. Dieser Ali hat ihn mit Kusshand genommen für den Preis und hat ihn auch gleich hergerichtet. War doch richtig, dass ich ihn als gestohlen gemeldet hatte. Jetzt ist er längst in der Türkei. Es ist ja auch alles schon ein paar Monate her.«
»Aber die Versicherung hat immer noch nicht bezahlt. Vielleicht sind sie misstrauisch geworden.«
»Das dauert doch immer ewig, wenn ein Wagen gestohlen wurde. Mach dir jetzt keine Gedanken mehr.«
»Mir ist aber bange. Manches kommt später auch noch raus.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand. Ich will jetzt nichts mehr davon hören«, sagte der Mann gereizt.
»Dann kümmere du dich aber um das Pferd. Ich mag ihr nicht begegnen.«
»Mein Gott, hab’ dich nicht so. Sie ist wieder wohlauf, und ich wäre den Führerschein losgewesen – ganz abgesehen davon, wie es mir sonst hätte schaden können.«
»Und wenn sie tot gewesen wäre?«
»Herrgott, sie ist aber nicht tot. Lass mich endlich damit in Frieden. Morgen kommt Henrik wieder. Verplappere dich bloß nicht, was den Wagen anbetrifft. Offiziell gilt er als gestohlen.«
»Aber du hast Ali das nicht gesagt.«
»Er versteht doch sowieso nicht alles. Ist jetzt Schluss mit dem Thema? Ich habe Ali gesagt, dass er den Wagen schnell wegbringen soll, damit Henrik nicht merkt, dass ich ihn so billig verkauft habe.«
Für den Mann war das Thema damit erledigt, aber an der Tür drehte er sich noch einmal um. »Und wann heiraten wir?«, fragte er.
»Das ist