111 Orte im Tessin, die man gesehen haben muss: Reiseführer
Von Uwe Ramlow
()
Über dieses E-Book
über Jahrhunderte zu den ärmsten Regionen der Schweiz. Mit dem Gotthardtunnel und der Eisenbahn kamen die Hotelpaläste und damit die ersten Touristen, die den Versprechungen von Sonne, Palmen und mediterranem Flair erlagen. Es folgten Generationen von Künstlern, Literaten und Lebensreformern, die im Tessin ihr Glück suchten. Das Tessin, die 'Sonnenstube' der Schweiz, ist für interessante und erstaunliche Geschichten gut. Kommen Sie mit auf ungewöhnliche Wege in die Geschichte und Gegenwart eines äusserst lebendigen Kantons.
Ähnlich wie 111 Orte im Tessin, die man gesehen haben muss
Ähnliche E-Books
Bruckmann Reiseführer Lago Maggiore mit Comer und Luganer See: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte auf Mauritius, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte am Comer See, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Tirol, die man gesehen haben muß: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte im Elsass, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Paris, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte In Florenz und im Norden der Toskana, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Niederbayern, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte im Ruhrgebiet die man gesehen haben muss, Band 1: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Schätze der Natur rund um den Bodensee, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in New York, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in London, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in der Normandie, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWild Swimming Italien: Entdecke die schönsten Flüsse, Seen, Wasserfälle und heißen Quellen Italiens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in der Lüneburger Heide, die man gesehen haben muss Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Miami und auf den Keys, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in und um Erfurt, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Prag, die man gesehen habe muss: Reiseführer Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte an der Côte d'Azur, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte im Fünfseenland, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte im Rheingau, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Budapest, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Wiesbaden, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Südtirol, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Dublin, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Darmstadt, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte auf Kreta, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in Amsterdam, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Orte in San Francisco, die man gesehen haben muss: Reiseführer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für 111 Orte im Tessin, die man gesehen haben muss
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
111 Orte im Tessin, die man gesehen haben muss - Uwe Ramlow
111 Orte im Tessin, die man gesehen haben muss
Uwe Ramlow
emons: Verlag
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2016
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Uwe Ramlow
© der Fotografien: Uwe Ramlow, außer
Kap. 49: mauritius images/image BROKER/Olaf Krüger
Kap. 82: mauritius images/age
Kap. 94: Archiv Kletterschule YOYO
© Covermotiv: iStockphoto.com/demypic
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-96041-050-8
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons:
Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de
Inhalt
Vorwort
1_Der Friedhof | Airolo
Helden des Tunnels
2_Die Strada Alta | Airolo
Den Säumern auf der Spur
3_Die Alm | Alpe di Neggia
Grasen mit schöner Aussicht
4_Das Felsenheim | Arcegno
Wohnort eines modernen Eremiten
5_Das Antiquariat | Ascona
Leo Koks Schwalbennest
6_Das Café Verbano | Ascona
Kreatives Kaffeetrinken
7_Die Casa Perucchi | Ascona
Briefmarken auf Pump
8_Die Casa San Carlo Borromeo | Ascona
Berühmte Namensverwandtschaft
9_Die Casa Semiramis | Ascona
Licht- und Luftbäder von oben
10_Die Casa Serodine | Ascona
Rosenbaums Antiquitäten
11_Das Castello San Materno | Ascona
Burg mit wechselvoller Geschichte
12_Das Collegio Papio | Ascona
Ein folgenreicher Fund
13_Die Freiluftduschen | Ascona
Für Naturmenschen und Freigeister
14_Das Hotel Monte Verita | Ascona
Moderne Zeiten auf dem Berg der Wahrheit
15_Kudzu | Ascona
Der grüne Würger im Park
16_Das Museo Comunale d'Arte | Ascona
Ein Haus am See für die Kunst
17_Das Museo Epper | Ascona
Das Kleinod eines Künstlerehepaars
18_Das Teatro Materno | Ascona
Mit dem Ausdruck der Seele
19_Der Tessiner Reis | Ascona
Ein gelungenes Experiment
20_Die Uferpromenade | Ascona
Die Sehnsucht nach Arkadien
21_Die Piazza San Pietroburgo | Astano
Der berühmte Sohn des Ortes
22_Der Friedhof | Auressio
Der Wald des universalen Wissens
23_Der Naturpark | Auressio
Die Rückkehr des Waldes
24_Die Burgen und Mauern | Bellinzona
Das Tal ist geschlossen
25_Das Kantonsarchiv | Bellinzona
Ein Tessiner in Istanbul
26_Das Kantonsgebäude | Bellinzona
Nie wieder Untertanen
27_Das Rathaus | Bellinzona
Eine architektonische Zeitreise
28_Die Kirche San Defendente | Berzona
Das Knirschen der Zeit
29_Das Wohnhaus Golo Manns | Berzona
Wallensteins Lager
30_Das Schallschutzdorf | Bissone
Der Damm und die Folgen
31_Die Pescheria | Brissago
Ein musikalischer Fischer
32_Die Tabakfabrik | Brissago
Zigarrendrehen mit Seeblick
33_Der Botanische Garten | Brissago-Inseln
Das Domizil eines Paradiesvogels
34_Die Hungertürme | Camorino
Wahrzeichen der Not
35_Die Casa Constanza | Carona
Frühstück mit Pelztasse
36_Die Casa Pantrova | Carona
Flucht und neue Heimat
37_Die Kirche Madonna d'Ongero | Carona
Maria und die Folgen
38_Der Roccolo | Carona
Fallen für fliegende Leckerbissen
39_Der Torbogen | Carona
Wenn der Postbus kommt
40_Die Felsen | Cavergno
Steinerne Urkräfte am Werk
41_Die Villa Barca | Comologno
Mit Tucholsky in den Bergen
42_Das Geisterdorf | Corippo
Wie aus der Zeit gefallen
43_Cima Norma | Dangio
Wie die Schokolade ins Tal kam
44_Die Schlucht | Dazio Grande
Ein Motiv für William Turner
45_Die Gedenktafel | Dumenza (Italien)
Der Dieb der Mona Lisa
46_Das Ostello | Faido
Klösterliche Ferien mit Sprossenwand
47_Die Kommune | Fontana Martina
Auf des Künstlers Spuren
48_Bosco della Bella | Fornasette
Wohnen auf Stelzen
49_Der Wasserfall | Foroglio
Rätselhafte blaue Lichter
50_Der Lehrpfad | Gandria
Die Wiederentdeckung der Oliven
51_Das Grab von Hugo Ball | Gentilino
Dada und ein Neuanfang
52_Die Schottenbar | Gurro (Italien)
Fremde Klänge in den Piemonteser Bergen
53_Das Bilderbuchdorf | Indemini
Am Ende der Welt
54_Die Grenze | Indemini
Auf Schmugglers Pfaden
55_Der Campanile | Intragna
Streit um die Glocke
56_Der Bahnhof | Locarno
Endstation auf fremdem Gebiet
57_Das Castello Visconteo | Locarno
Auf den Spuren Leonardo da Vincis
58_Die Centovallibahn | Locarno
Schwindelerregende Aussichten
59_Die Elektrizitätsgesellschaft | Locarno
Die Marken des steigenden Wassers
60_Der Friedhof | Locarno
Leben auf der Überholspur
61_Das Grand Hotel | Locarno
Altehrwürdige Pracht
62_Das Haus der Tessiner Zeitung | Locarno
Ein Sonderfall der Publizistik
63_Das Justizgebäude | Locarno
Grosse Bühne in der Provinz
64_Die Piazza Grande | Locarno
Warten auf die Bestuhlung
65_Die Piazza Sant' Antonio | Locarno
Die Statue eines fast vergessenen Tessiners
66_Die Schiffsanlegestelle | Locarno
Wasserweg nach Mailand
67_Die Uferpromenade | Locarno
Hans Arp auf englischem Rasen
68_Die Casa Walser | Loco
Spartanische Ästhetik
69_Das Museum | Loco
Das Tal des Strohs
70_Der Wanderweg | Loco
Max Frisch und dem Regen zum Trotz
71_Der Weiler mit Kirche | Loco
Das Rauschen des Isorno
72_Das Museum des Bleniotals | Lottigna
Auf den Spuren der Landvögte
73_Das Hotel Villa Castagnola | Lugano
Der Nobelpreisträger zu Gast
74_Das Kulturzentrum | Lugano
Wie Phönix aus der Asche
75_Das Rathaus | Lugano
Wilhelm Tell im Tessin
76_Bolle di Magadino | Magadino
Von Libellen, Fröschen und Nachtigallen
77_Der Kirchplatz | Mergoscia
Die Mitte des Kantons
78_Elisarion | Minusio
Ein Tempel der Seligen
79_Die Villa Baronata | Minusio
Revolutionäre zwischen Palmen und Gemüsegarten
80_Die Kirche San Giovanni Battista | Mogno
Aus Trümmern wieder auferstanden
81_Die Kapelle | Mondada
Beistand für eine lange Reise
82_Die Casa Camuzzi | Montagnola
Hermann Hesses Refugium
83_Das Hermann-Hesse-Museum | Montagnola
Knulp und der Sinn des Eigensinns
84_Der Friedhof | Morcote
Zum Sterben schön
85_Der Eranos-Kreis | Moscia
Ein geistiges Gipfeltreffen am See
86_Die Kirche San Vittore | Muralto
Kunstvoller Schein
87_Der Park | Orselina
Ein Amphitheater der Skulpturen
88_Der Kapellenweg | Orselina
Wallfahrtsort an einem verpackten Hügel
89_Die Kirche Madonna del Sasso | Orselina
Rettung ist nah
90_Die Schule für Bildhauerei | Peccia
Alles Marmor
91_Die Standseilbahn | Piotta
Auf steilem Weg hinauf
92_Der Gotthard-Basistunnel | Pollegio
Rustikale Präzisionsarbeit
93_Die Grotti | Ponte Brolla
Vorindustrielle Kühlschränke
94_Der Kletterfels | Ponte Brolla
Ohne Angstschweiss unterwegs
95_Die Casa Monte Tabor | Porto Ronco
Remarque und seine «Wiedergutmachungsterrasse»
96_Die Alpakaweide | Prugiasco
Migranten aus Lateinamerika
97_Die Kirche San Carlo Negrentino | Prugiasco
Der gezähmte Stier
98_Das Bergdorf | Rasa
Der Reiz des Abgeschiedenen
99_Der Friedhof | Ronco sopra Ascona
Hollywood am Lago Maggiore
100_Die Kirche San Martino | Ronco sopra Ascona
Der Künstler Richard Seewald
101_Der Kirchplatz | Ronco sopra Ascona
Schöne Aussichten
102_Das Talmuseum | Sonogno
Die erfolglose Suche nach Giorgio
103_Bagni di Craveggia | Spruga
Therapeutisches Baden in einer Ruine
104_Der Gedenkstein | Spruga
Von Flüchtlingen und Partisanen
105_Die Imkerei | Spruga
Fleissige Bienen
106_La Bottega | Spruga
Ein Laden für das andere Leben
107_Der Friedhof | Tegna
Erinnerung an eine »nette« Reisebekanntschaft
108_Das Craft-Beer | Vergeletto
Der Postbuschauffeur entdeckt eine Marktnische
109_Die Mühle | Vergeletto
Das Comeback der Farina Bona
110_Das Teatro Dimitri | Verscio
Vorhang auf für den Clown
111_Der Stausee | Vogorno
Ein filmreifer Adrenalinschub
Bildteil
Übersichtskarten
Vorwort
Das Tessin. Für seine Besucher ist es die Schweizer Sonnenstube. Die meteorologische Bilanz, gerechnet in Sonnenstunden pro Jahr, ist überdurchschnittlich gut und spricht für sich. Landschaft und Vegetation machen mancherorts mit Palmen und Zitronenbäumen sogar dem Mittelmeer Konkurrenz. Andernorts bietet der Schweizer Kanton eine hochalpine Bergwelt. Ein faszinierender Kontrast, der gegensätzlicher kaum sein könnte.
Mit seinen entlegenen Gebirgstälern ist das Tessin bis weit in das 20. Jahrhundert auch ein bäuerlicher Lebensraum geblieben. Lange gehörte die Armut zum Alltag. Die Kastanie, auch als «Brot der Armen» bezeichnet, sicherte das Überleben in der kargen Bergwelt. Der Gotthard bildete einen majestätischen Riegel zwischen Nord und Süd, der erst Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bau der Eisenbahn durchlässig wurde. Mit ihrer Hilfe entdeckten auch die ersten Touristen den Segen der Tessiner Sonne und den Komfort der neuen Kurhäuser und Grandhotels an den Seen.
Heute vereint der zwischen Nordschweiz und Italien gelegene Kanton auch kulturelle Gegensätze. Die meisten der etwa 350.000 Tessiner, die in Städten wie Bellinzona, Locarno oder Lugano leben, sprechen italienisch. Und doch ist man politisch wie wirtschaftlich im Norden zu Hause. Risotto und Pasta gehören hier ebenso zum Lebensgefühl wie Schweizer Ordnungsliebe und Präzision. Nicht zu vergessen ist der Postbus, der grossen Wert auf Pünktlichkeit legt und dessen Signalhorn zu den Erkennungszeichen des eidgenössischen Verkehrswesens gehört. Vielleicht war es die Summe dieser Vorzüge, die so viele deutschsprachige Künstler und Literaten während des 20. Jahrhunderts ins Tessin gezogen hat. Die endlose Namensliste ist untrennbar mit der Geschichte des Kantons verbunden. Auch Hermann Hesse hat sich auf ihr verewigt, der als prominentester Wahltessiner dem Charme der Landschaft erlag. Vielleicht wird es unseren Lesern ja auch so gehen.
Airolo
Zum Vollbild
1_Der Friedhof
Helden des Tunnels
Andrea hatte es mit dem Durchbruch eilig. Acht Jahre bohrte, sprengte und schaufelte er sich wie viele andere Tunnelarbeiter am Ende des 19. Jahrhunderts in den Gotthard hinein, um das Schweizer Megaprojekt zu vollenden. Er jedoch hatte ein ganz persönliches Motiv: Auf der anderen Seite wartete nämlich sehnsuchtsvoll sein Mädchen Gertrud auf ihn. Von beiden Seiten bewegten sich die zusammen 15.003 Meter langen Röhren aufeinander zu. «Wie, wenn sie sich nicht treffen! Dann müssen sie von Neuem beginnen!» So lässt August Strindberg seinen Protagonisten in der Geschichte «Das Märchen vom Gotthard» bange fragen.
Auf dem Friedhof von Airolo sieht man die realen Helden verewigt. Ehrfurchtsvoll schaut der Tunnelarbeiter auf den Chef des Unternehmens Louis Favre herab, der die Konkurrenz für die Leitung des Baus mit einem extrem günstigen Kostenvoranschlag ausstach. Das vertraglich unterschriebene Damoklesschwert schwebte über ihm: In acht Jahren musste der Tunnel fertig sein. 1872 fiel der Startschuss für das Jahrhundertvorhaben. Unzählige Arbeiter, vor allem aus den ärmlichen Gegenden des Piemont und der Lombardei, trieben die beiden Röhren in rasantem Tempo aufeinander zu. Auch Alfred Nobels Dynamit durfte sich hier erstmals bewähren. Während eines einzigen Tages sollen 360 Kilogramm Dynamit verschossen worden sein, berichtete ein Reiseführer jener Zeit.
Info
Adresse Via San Gottardo, 6780 Airolo | ÖPNV vom Bahnhof Bellinzona nach Airolo mit der Buslinie 117, Ausstieg Buco dei Cavalli, oder mit dem Zug von Bellinzona nach Airolo | Anfahrt von Bellinzona über die Autobahn, Ausfahrt Airolo Richtung Bahnhof | Tipp Auf dem Friedhof von Göschenen, auf der nördlichen Seite des Gotthards, steht das Pendant zum Denkmal Louis Favres.
Beide Röhren trafen sich in erhoffter Präzision. «Schlag sieben, am 29. Februar 1880, fiel er vornüber gegen den Bohrer, der mitten durch die Bergwand flog.» Andrea war angekommen, legte den Mund ans Bohrloch und flüsterte «Gertrud».
Louis Favre erlebte diesen Tag nicht. Er starb im noch nicht vollendeten Tunnel an einem Herzinfarkt. Das Jahrhundertwerk war vollbracht. Die Eisenbahnverbindung zwischen Nord und Süd war geschaffen. Bald eroberten die Pioniere des modernen Tourismus die Ufer der beiden grossen Tessiner Seen.
In der Nähe
Die Strada Alta (0.08 km)
Die Standseilbahn (4.93 km)
Die Schlucht (11.18 km)
Die Kirche San Giovanni Battista (11.48 km)
Zur Online-Karte
Zum Kapitelanfang
Airolo
Zum Vollbild
2_Die Strada Alta
Den Säumern auf der Spur
zurück
Unüberwindbar schien der Gotthard in früheren Zeiten. Vor der Schöllenenschlucht im Kanton Uri stockte denn auch so manchem Reisenden der Atem: Ein Abgrund von einem tiefen Spalt, herabstürzende Bäche, zerklüftete Felswände – und mittendrin die Reuss, die sich wild schäumend ergoss. Alles in allem ein Naturschauspiel, das reichte, um einem den Angstschweiss auf die Stirn zu treiben. Im hohen Mittelalter gelang es den Urnern, dort eine Brücke zu bauen. Das war ein Brückenschlag von wahrhaft europäischer Dimension, der die Verbindung zwischen Nord und Süd an dieser Stelle der Alpen möglich machte. Es folgte die grosse Zeit der Handelskarawanen, die sich hier auf schmalen Saumpfaden durch das Gebirge quälten und in Airolo Station machten. Die Säumer, die mittelalterlichen Spediteure, waren die Experten jenes Parcours über Stock und Stein. Die Strada Alta gehörte zu ihren hoch frequentierten Handelsrouten, auf denen die Waren mit Hilfe von Maultieren bis ins 19. Jahrhundert in beide Richtungen bewegt wurden.
Von Airolo führt der Weg in die kleine Siedlung Valle nach oben und setzt sich auf mittlerer Höhenlage in Richtung Biasca fort. Wer heute diesen Weg wählt, trifft zwar auf keine Säumer mehr, aber auf eine vielfältige Landschaft mit Wiesen, Wald und verschlafen wirkenden Bergdörfern. Der Lohn des fröhlichen Wanderns: immer wechselnd schöne Aussichten, während sich der im Tal rauschende Verkehr hier oben allenfalls erahnen lässt.
Info
Adresse 6780 Airolo | ÖPNV vom Bahnhof Bellinzona nach Airolo mit der Buslinie 117 oder man fährt mit dem Zug von Bellinzona nach Airolo | Anfahrt von Bellinzona über die Autobahn nach Airolo, die Strada Alta findet man in Richtung Valle | Tipp Informationen über den Weg gibt es im Tourismusbüro Airolo in der Via della Stazione 22, Öffnungszeiten Mo–Fr 8–18 Uhr, Sa und So geschlossen.
Man kann die Strada Alta auch etappenweise gehen. Es empfiehlt sich, Verpflegung vorher einzupacken, denn Lebensmittelgeschäfte sind auf der Strecke rar. Auch der Postbus fährt den Weg teilweise entlang. Die Käserei Caseificio del Gottardo in Airolo übrigens verpackt ihre Waren so, dass sie im Rucksack transportiert werden können. Ihr Produkt wurde von einer Schweizer Fluggesellschaft bereits erfolgreich erprobt.
In der Nähe
Der Friedhof (0.08 km)
Die Standseilbahn (4.87 km)
Die Schlucht (11.13 km)
Die Kirche San Giovanni Battista (11.5 km)
Zur Online-Karte
Zum Kapitelanfang
Alpe di Neggia
Zum Vollbild
3_Die Alm
Grasen mit schöner Aussicht
zurück
Was für ein Blick! Für die Aussicht von der Alm nimmt man gerne die unzähligen Serpentinen in Kauf, die in 1.350 Metern zur Passhöhe führen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte auf der Alpe di Neggia noch reger Betrieb: Über 100 Rinder und 500 Ziegen grasten damals auf den Weideflächen. Ursprünglich wurde die Alp von den drei Gemeinden Indemini, Piazzogna und Vira betrieben. Heute harren hier unverdrossen ein paar schottische Hochlandrinder aus, die sich des schönen Ausblicks auf den Lago Maggiore erfreuen.
Die eigentlichen Hauptakteure des Ortes sind nicht immer zu sehen: «Bärtig, eigensinnig und robust gebaut», so wird hier für die Vierbeiner geworben, welche die wichtigste Zutat für das Hauptprodukt der Alm liefern: Milch. Die etwa 100 Ziegen und zwei Böcke treiben sich dann gerade in den höheren Lagen herum. An einem kleinen Verkaufsstand wird in der warmen Jahreszeit Ziegenkäse und Honig angeboten. Alles stammt aus eigener Produktion. Zu finden ist