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Die Karpaten: Balthasar Hacquet und das "vergessene" Gebirge in Europa
Die Karpaten: Balthasar Hacquet und das "vergessene" Gebirge in Europa
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Ebook675 pages5 hours

Die Karpaten: Balthasar Hacquet und das "vergessene" Gebirge in Europa

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About this ebook

Die Karpaten zählen neben den Alpen zu den wichtigsten, zentral gelegenen Gebirgsformationen Europas. Während des 19. Jahrhunderts versuchte man zunehmend, sie für den Tourismus zu erschließen. Mit August 1914 fand diese Entwicklung jedoch ein jähes und lang andauerndes Ende. Der Karpatenbogen zerfiel in einzelne nationalstaatliche Teilsegmente: Tschechoslowakei, Polen, Sowjetunion, Rumänien und Ungarn. Die verschiedenen nationalen Minderheiten gerieten zum - sich vielfach nachteilig für die jeweils zahlenmäßig unterlegene Bevölkerungsgruppe auswirkenden - Diskussionsgegenstand der oftmals nationalistischen Tagespolitik junger Staaten auf der Suche nach ihrer Identität. In der Folge waren und sind die Beziehungen zwischen diesen Staaten nach 1945 bis in die Gegenwart oftmals von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Erst seit dem radikalen Systemwandel zwischen Dezember 1989 ("Revolution" in Rumänien) und August 1991 (dem gescheiterten Putschversuch der Kommunistischen Partei in Moskau) öffneten sich neue Perspektiven auf diese Länder Osteuropas. Und trotzdem, mehr als ein Jahrzehnt nach der weitgehend gewaltlosen Revolution in Europa fand die Wahrnehmung des Karpatenraumes aus westeuropäischer Sicht bisher nur sehr zögerlich und auf kleine Fachkreise beschränkt statt.
Es liegt also nahe, dem Karpatenraum mehr als bisher Aufmerksamkeit zu schenken, die über die einseitige Wahrnehmung - nicht zuletzt gefördert durch die Romane von Bram Stoker (Dracula, 1897) und Jules Verne (Das Karpatenschloss, 1892) sowie deren breitenwirksamen Verfilmungen - hinausgeht. Das gemeinschaftliche Wahrnehmen von Gebirgsräumen, ihrer Problemhaftigkeit und Bedeutung für die Zukunft sollte dadurch - ähnlich jenem der Weltmeere - eine weiter verbreitete Akzeptanz finden als bisher.
Die umfassend bearbeitete Neuausgabe von Balthasar Hacquets Reisebeschreibung der Karpaten, die bereits vor 200 Jahren erschienen ist, bietet dazu einen zentralen Anstoß!
LanguageDeutsch
PublisherStudienVerlag
Release dateJun 7, 2016
ISBN9783706558440
Die Karpaten: Balthasar Hacquet und das "vergessene" Gebirge in Europa

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    Book preview

    Die Karpaten - Kurt Scharr

    Kurt Scharr (Hrsg.)

    Die Karpaten

    „Wer kennt das Karpathengebirge?

    Auch das Kronland Bukowina?

    Viele, aber vielleicht auch wenige."

    Ol’ha Kobyljans’ka

    Kurt Scharr (Hrsg.)

    Die Karpaten

    Balthasar Hacquet und das „vergessene" Gebirge in Europa

    © 2004 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

    E-Mail: order@studienverlag.at

    Internet: www.studienverlag.at

    Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder

    Satz: Studienverlag/Karin Berner

    Umschlag: Kurt Höretzeder

    Umschlagbilder:

    Janez Andrej Herrlein: Porträt von Balthasar Hacquet, 1843. Narodna Galerie, Laibach/Slowenien; Passlandschaft bei Poiana Stampei am Borgo-Pass (Pasul Tihuta) in Rumänien. Immer noch erfolgt auf über 1000 m Seehöhe eine traditionelle Bewirtschaftung durch Bergbauernhöfe. Feldarbeiten werden dabei fast ausschließlich händisch (Sense u. a.) und weitestgehend ohne maschinellen Einsatz erledigt. Die Heubevorratung für den Winter wird durch große, nicht überdachte Heuschober gesichert.

    Kurt Scharr, September 2003.

    Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

    ISBN 978-3-7065-5844-0

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Aus rechtlichen Gründen wurden in der E-Book-Ausgabe dieses Titels einige Bilder im Innenteil entfernt.

    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

    Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at.

    Inhaltsverzeichnis

    Geleitwort von Botschafter Emil Brix

    Vorwort des Herausgebers

    Natur- und Kulturraum der Karpaten

    Einleitung

    Leben und Werk Balthasar Hacquets

    Anmerkungen zur Neuauftage

    Verzeichnis der Kapitel des ersten Theils

    Vorrede

    Erstes Kapitel

    Von den in der obern Moldau oder den Transalpinischen Dacien, Zara de Suss oder dem obern Lande, befindlichen Karpathen, deren Steinarten, Pflanzen, Mineralien und Wassern; ingleichen von den Wallachen oder Moldauern u.s.w.

    Zweytes Kapitel

    Von den zeitlichen oder Vorgebirgen Podoliens, welche zwischen dem Spruce oder Podhorce und dem Dniester- oder Niesterfluß liegen, von denen darinnen befindlichen Flintensteinbrüchen u.s.w.

    Drittes Kapitel

    Von der kaiserlichen Moldau, oder sogenannten Bukowina, deren Gebirgen, Bergwerken, Goldwascherey an dem Fluß Bistriza de I’oro, Salzsiedereyen, von den Lipowanern u.s.w.

    Viertes Kapitel

    Fortsetzung des übrigen Theils der Bukowina, an den Gränzen Marmatiens gelegen; von dem hohen Gebirge Luczina; der allda befindlichen Pferdezucht; von der Pokutia, deren Salzftötzen und Salzsiedereyen, von den Karaemi oder Juden u.s.w.

    Verzeichnis der Kapitel des zweyten Theils

    Vorrede

    Fünftes Kapitel

    Von dem untern Theil Galliziens, oder dem obern Theil Podoliens, der Chotymer Raja, und der obern Moldau Zara de Suss (Bogdani bey den Türken) oder Cumania der alten, dessen fruchtbaren Boden, Salzwerken u.s.w.

    Sechstes Kapitel

    Von dem untern Theil der Moldau Zara de Soss (Schoß), von der Hauptstadt Jaß deren Zenut u.s.w.

    Siebentes Kapitel

    Von dem obern Theil des mittelländischen Daciens, oder dem heutigen Siebenbürgen, dessen Gebürgen, Einwohnern, Salzherwerk von Parajd u.s.w.

    Achtes Kapitel

    Von dem gebürgigten Theil der obern Moldau, Bukowina und Pokutien, dessen Gesundbrunnen, Salzsiedereyen u.s.w.

    Verzeichnis der Kapitel des dritten Theils

    Vorrede

    Neuntes Kapitel

    Von den Karpathen in Pokutien, deren Einwohner, Sitten und Gebräuche, etymologische Benennung von Halizien u.s.w.

    Zehntes Kapitel

    Von den hauptsächlichsten Eisenbergwerken Haliziens, als jenes von Mizun, Skole, Smolna u.s.w. und von dem bey Mizun befindlichen Bernstein und dessen wahrscheinliche Entstehung.

    Eilftes Kapitel

    Von dem ferneren Zug der Karpathen durch Rothreussen; von den Bartfelder Sauerquellen in Ungarn; dann von den in Rothreussen vorfindliehen Salzsiedwerken und Bergölquellen.

    Zwölftes Kapitel

    Von der Hauptstadt Haliziens und von der politischen Verfassung des Landes; von dem Judenwesen; von der Rhabarbaraplantage, und von der etymologischen Benennung Rothreussens.

    Verzeichnis der Kapitel des vierten Theils

    Vorrede

    Dreyzehntes Kapitel

    Fernere Untersuchungen des platten Landes von Galizien; der darinn befindlichen Schwefelführenden Heilquellen, als, von Sklo und Lubin. Von einigen alten Bergwerken in Pohlen und dessen Marmorbrüchen, Steinkohlen, u.s.w.

    Vierzehntes Kapitel

    Von den Gränzen Galizien’s vor Krakau, dem dortigen Vorgebürge der Karpathen, – ein Wort über Wieliczka, Bochnia, den Kretinismus, u.s.w.

    Funfzehntes Kapitel

    Von den natürlichen Gränzen Galizien’s mit Hungarn beim Ausflusse der Bialka in den Donajec-Fluß. – Von dem Tatra-Gebürg und Bergwerke, Höhe und Einwohnern

    Sechzehntes Kapitel

    Von dem Gebürgzuge der Tatra, Vorrückung in das Hungarische Erzgebürg nach Südwest; von den dortigen Einwohnern; Bemerkung über die Abnahme des Bergbaues in Europa, besonders der edeln Metalle; etwas über Bevölkerung und Menschen-Race

    Anhang

    1. Von dem physischen Bau des Naturforschers

    2. Von den Eigenschaften eines Bergsteigers, und den entbehrlichen oder unnützen Bedürfnissen desselben

    3. Kleidung des Bergwanderers

    4. Rüstung zu Gebürgreisen

    5. Vorsorge auf Reisen

    6. Erfordernisse bey Gebürgbesteigung

    7. Mann, und wie Gebürge zu besteigen sind

    Offizielle Internetadressen der Karpatenanrainerstaaten

    Reiseführer und Länderkunden (Auswahl)

    Literatur zu Balthasar Hacquet

    Geographischer Index und Ortsnamenkonkordanz

    Unbekanntes Europa

    Gegenwärtiges Denken ist in Europa von der Rückkehr von Geschichte und Geographie geprägt. Der Hegemonie von politischen Identitätskonstruktionen werden „vergessene" Kulturräume gegenüber gestellt, die faszinieren, weil sie nicht nationalen, sprachlichen oder religiösen Grenzen folgen. In den europäischen Geistes- und Sozialwissenschaften ist es modern geworden, die Geschichte von Räumen kultureller Mehrfachidentität zu untersuchen und Essayisten beschreiben nie wirklich gewesene kulturelle Sehnsuchtsräume der Multikulturalität. Meist liegen diese Sehnsuchtsräume im Osten des Kontinents, wo totalitäre Ideologien im 20. Jahrhundert keine Freiräume der Vielfalt zuließen, aber damit die Erinnerung daran wach hielten.

    Dennoch gehören die Karpaten bis heute zu den am wenigsten bekannten Gebirgen und Kulturlandschaften Europas. Derartiges hat bereits vor 200 Jahren der österreichische Geograph und Naturforscher Balthasar Hacquet formuliert, der eine umfassende Beschreibung dieser Landschaft vorgelegt hat. Die Türkenkriege und die Teilungen Polens brachten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den überwiegenden Teil der Karpatenregion unter österreichische Herrschaft. Hacquet wurde als einer der ersten Lehrer an die neu gegründete Lemberger Universität berufen und übertrug die Erfahrungen, die er bei der Erforschung des Alpenraums gesammelt hatte, auf das für ihn unbekannte Territorium der Karpaten. Seine Reisebeschreibungen sind ein bis heute aktuelles Dokument wissenschaftlicher Neugier, das nicht nur einen westlichen Blick auf das Fremde und Exotische spiegelt, sondern auch die vormodernen Spuren einer unglaublichen kulturellen Vielfalt freilegt. Heute umfasst das Territorium der Karpaten sechs Staaten und in allen Fällen sind es Grenzregionen.

    Bei der Wiederentdeckung der Kulturräume des mittleren und östlichen Europas legen sich über die national-staatlichen Zuordnungen des 19. und 20. Jahrhunderts wieder Vorstellungen über räumliche Einheiten, die raumgeographischen Mustern folgen und deren konstruktiver Charakter primär weder ethnischen noch staatskonstitutiven Legimitierungsabsichten verpflichtet ist. Die Beschreibung der Welt nach Kriterien der physischen Geographie hat eine lange Geschichte, die westlichen Vorstellungen der Entdeckung der Welt und der Aufklärung entspricht. Was beschrieben wurde, waren in Europa meist Peripherien des Fortschritts, die mit den Methoden und Interessen des wissenschaftlichen Denkens der Aufklärung und meist auch verknüpft mit den kulturellen Vorstellungen der politischen Romantik bereist und erforscht wurden. Gleichzeitig gehörte es auch zur Geographie der Moderne, dass Territorien nationale Mythen (Heimat) zugeschrieben wurden. Nationale Identitätsbildung enthält in der Regel auch die Sakralisierung eines Territoriums, das durch Gott oder Naturrecht zum „heiligen Ort einer Nation wird. Es sind zumeist Gebirge oder Flüsse. Die bekanntesten Beispiele stellen der „Balkan und der „Donauraum dar. Mit dem Ende der politischen Ost-West-Teilung Europas nach 1989 und einer zunehmenden Skepsis gegenüber der Idee, dass Kultur nur national gedacht und abgegrenzt werden soll, sind gerade diese beiden Beispiele in den letzten Jahren ausführlich untersucht worden. Diese Untersuchungen konzentrieren sich nicht mehr auf die Bedeutung geographischer Begriffe als nationale „Erinnerungsorte, sondern als Orte eines selbstverständlichen Kulturaustausches und traditioneller kultureller Gemeinsamkeiten. Dabei kann der Eindruck entstehen, dass nationale Mythen heute durch Mythen über „Kulturräume" ersetzt werden, die besser geeignet erscheinen, Kritik an der uniformierenden Wirkung von Globalisierung zu artikulieren und die Idee Europas verständlich zu machen.

    Die Reisebeschreibungen sind auch deshalb faszinierend zu lesen, weil sie einen unmittelbaren Blick auf das Denken der josefinischen Aufklärung erlauben. Hacquet identifizierte sich völlig mit den Methoden und Zielen von Kaiser Josef II und dokumentiert in seiner Beurteilung dessen, was er in den Karpaten vorfindet, ein kompromisslos rationalistisches Weltbild. Naturschätze sollen erforscht und genutzt werden, Menschen sollen zivilisiert werden. Deutlich werden dabei vor allem antisemitische Vorurteile. Wenn er die Abschaffung aller jüdischen Traditionen und die völlige Assimilation fordert, spürt der heutige Leser die Gefahren des „stahlharten Gehäuses der Moderne, das in der Aufklärung vorformuliert wurde. Heute verstehen wir kulturelle Vielfalt in Europa als kreative Herausforderung und als potentielle Stärke dieses Kontinents. In den Karpaten gibt es davon viel zu sehen. Es ist erstaunlich, aber ich bin überzeugt, dass die Neuauflage dieses vor mehr als 200 Jahren geschriebenen Buches bei vielen Lesern die Sehnsucht nach einer Reise in dieses mit westlichen Augen immer noch „unbekannte Europa hervorrufen wird.

    Botschafter Emil Brix

    Wien, im Jänner 2004

    Vorwort des Herausgebers

    ... Unter den Gebirgsketten von Europa, hat der Strich, welcher die Karpathen ausmacht, das Schicksal gehabt, von Naturforschern am wenigsten bereist zu werden

    ... B. Hacquet – Karpaten, Vorrede

    Die Karpaten1 zählen neben den Alpen zu den wichtigsten, zentral gelegenen Gebirgsformationen Europas. Die wenigen Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges während der dynamisch auch auf diese Region übergreifenden Gründerzeit, versuchte man in diesem Teil Europas eine ähnliche Strategie wie in den Ostalpen zu verfolgen und die Karpaten für den Tourismus zu erschließen. 1881 erscheint bei Hartleben ein ‚Illustrirter Führer durch die Karpaten und Oberungarischen Badeorte‘. Der Verfasser – selbst Mitglied des Ungarischen Karpatenvereins – Alexander F. Heksch wunderte sich im Vorwort zu diesem, dem Typus des damaligen Baedeker ähnelnden Reiseführers, dass die Karpatengegend bisher so unbeachtet geblieben ist, obwohl sie viele, leicht erreichbare Naturschönheiten biete.2

    Mit August 1914 fand diese Entwicklung jedoch ein jähes und lang andauerndes Ende. Der Karpatenbogen zerfiel in einzelne nationalstaatliche Teilsegmente: Tschechoslowakei, Polen, Sowjetunion (Ukrainische SSR), Rumänien und Ungarn. Die verschiedenen nationalen Minderheiten gerieten zum – sich vielfach nachteilig für die jeweils zahlenmäßig unterlegene Bevölkerungsgruppe auswirkenden – Diskussionsgegenstand der oftmals nationalistischen Tagespolitik junger Nationalstaaten auf der Suche nach ihrer Identität. In der Folge waren die Beziehungen zwischen diesen Staaten in der Zwischenkriegszeit und sind es selbst nach 1945 bis in die Gegenwart oftmals von gegenseitigem Misstrauen geprägt.

    Die politische Einheit Österreich-Ungarns unter der sich nahezu der gesamte Karpatenhogen – mit Ausnahme des Königreiches Rumänien (Unabhängigkeit 1878, Königreich 1881) – von den Kleinen Karpaten bei Pressburg bis zum Eisernen Tor in den westlichen Transsylvanischen Alpen (auch als Südkarpaten bezeichnet) erstreckte – war in der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts untergegangen. Die Karpaten entwickelten sich dadurch vielfach zum Teil unterschiedlicher Nationalräume, die grenzübergreifende kulturelle Zusammengehörigkeit in der nationalen Vielfalt blieb dabei weitestgehend unberücksichtigt. Der Raum entrückte dem (west-)europäischen und österreichischen Gesichtsfeld, das Interesse von dieser Seite versiegte. Wohl rückten nach dem Ersten Weltkrieg die aus der Erbmasse der Donaumonarchie neu entstandenen Nationalstaaten voneinander ab, blieben aber vorerst dennoch stark in den doch mehrhundertjährigen, gemeinsam durchlebten Traditionen und Erinnerungen verhaftet. Unter dem Druck wirtschaftlicher Schwierigkeiten sowie politischer Unsicherheiten fand das gegenseitige Misstrauen ausreichend Nahrung. Neu aufgerichtete, schwierig zu passierende Grenzen trennten zunehmend einen bis dahin weitgehend frei bereisbaren Raum. Etwa so, wie der Chojnicki in Joseph Roths Roman ‚Die Kapuzinergruft‘ über einen einfachen Maronibrater, der ehedem in der ganzen Monarchie seine Kastanien anbot und jetzt der neuen Situation verständnislos gegenüberstand, lapidar feststellt: Jetzt gibt’s keine Maroni mehr ohne Visum.3 Die bis dahin durch viele Vereine wahrgenommene Einheit der Kultur- und Naturlandschaft der Karpaten begann sich in einzelne nationalstaatliche Segmente aufzuspalten. Die Auswirkungen der „Welte(i)nteilung" nach 1945 mit der beiderseitigen Errichtung des Eisernen Vorhangs quer durch Europa, förderten das schon angebrochene Verblassen dieses Gebirgsraumes aus dem nunmehr betont westorientierten Denken.

    Erst die Jahre des politischen Umbruchs seit 1985 (mit der Ernennung S. M. Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU) bzw. seit dem unumkehrbar radikalen Systemwandel zwischen Dezember 1989 (Revolution in Rumänien) und August 1991 (dem Putschversuch der Kommunistischen Partei in Moskau) öffneten sich neue, alte Perspektiven auf die Länder im Osten des bisherigen ‚Europas‘. Und trotzdem, mehr als ein Jahrzehnt nach der weitgehend gewaltlosen Revolution in Europa fand die Wahrnehmung des Karpatenraumes von außen, d. h. aus westeuropäischer Sicht bisher nur sehr zögerlich und auf kleine Fachkreise beschränkt statt. Der 54. Deutsche Geographentag in Bern, der vom 28. September bis 4. Oktober 2003 unter dem Motto ‚Alpenwelt-Gebirgswelten-Inseln, Brücken, Grenzen‘ stattfand, widmete diesem Gebiet lediglich eine Fachsitzung. Aber auch von Seite der betroffenen Länder ergibt sich ein immer noch sehr uneinheitliches Bild, das die Trennung nach wie vor in den Vordergrund stellt. Das 2002 von der UNO ausgerufene internationale Jahr der Berge hat mit vielfältigen, mehr oder weniger nachhaltigen Veranstaltungen versucht, die Bedeutung des Lebensraumes Gebirge auf eine, dem nationalen Denken in seinen jeweiligen, engen staatlichen Grenzen übergeordnete Ebene zu heben. Eines der Hauptziele dieses Jahres sollte der Beginn eines allmählichen gesellschaftlichen Bewusstseinswandels sein, der den Gebirgsraum als Einheit in der Vielfalt, aber auch als ein gemeinsam zu erhaltendes, über die jeweiligen Staatsgrenzen hinausgreifendes Reservoir an Natur- und Kulturlandschaften begreift.4 Das gemeinschaftliche Wahrnehmen von Gebirgsräumen, ihrer Problemhaftigkeit und Bedeutung für die Zukunft sollte dadurch – ähnlich jenem der Weltmeere – eine weiter verbreitete Akzeptanz finden als bisher. Ein Blick auf die der UNO-Homepage angeschlossenen Verzweigungen zu den einzelnen Länderorganisationen im Karpatenraum, die als Träger des Jahres der Berge fungieren, belegt deutlich die durch die Anrainerländer der Karpaten sehr unterschiedlich wahrgenommenen Prioritäten. Während in Ländern wie Rumänien und der Slowakei die Nationalkomitees – ähnlich wie in Österreich – auf ministerieller Ebene angesiedelt sind, sammeln sich die nationalen Vertreter der Ukraine, Polens und Ungarns in privaten Vereinen oder wissenschaftlichen Instituten. In unseren Breiten besetzten verständlicherweise die Alpen als dominierende Gebirgsformation den Interessenmittelpunkt dieses Jahres. Schnittpunkte zum unmittelbaren Nachbargebirge der Alpen im Osten, das durchaus Vergleiche zuließe, blieben aus. Genauso hat bislang keine nachhaltige und grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Karpato-Anrainerstaaten Eingang in die Tagespolitik dieser Länder, für die dieser alpine Raum – Rumänien ausgenommen – vielfach zur Peripherie gehört, stattgefunden.

    Es liegt also nahe, dem Karpatenraum mehr als bisher Aufmerksamkeit zu schenken, die über die einseitige Wahrnehmung – nicht zuletzt gefördert durch die Romane von Bram Stoker (Dracula, 1897) und Jules Verne (Das Karpatenschloss, 1892) sowie deren breitenwirksamen Verfilmungen – hinausgeht und die im westeuropäischen Denken so ‚dunkle Seite Europas‘ aufzuhellen. Vor mehr als 200 Jahren hatte Balthasar Hacquet mit Erstaunen auf das weitgehend ausgebliebene Interesse Europas an diesem Gebirgsraum hingewiesen. Vielleicht gelingt es uns heute, mit der Erweiterung der Europäischen Union und mit der durchaus spannenden Lektüre seiner Forschungsreisen ein neues Licht auf diesen ebenso wunderbaren wie unbekannten Gebirgszug Europas zu werfen, das möglichst viele Leser zu einer Neuentdeckung mit den Hacquet’schen Karpatenreisen im Gepäck reizen möge.

    Anmerkungen

    1   Sprachgeschichtlich lässt sich das Wort ‚Karpaten‘ vom Slawischen ‚chrb‘ = Bergrücken (russisch: ‚chrebet’) ableiten.

    2   Heksch, A. F. (Hg.) (1881): Illustrirter Führer durch die Oberungarischen Badeorte (=Hartleben’s Illustrirter Führer 3), Wien-Pest-Leipzig, Vorwort. Wenig später erscheint bereits eine räumlich erweiterte Ausgabe: Heksch, A. F. und W., Kowszewicz (Hg.) (1882): Illustrirter Führer durch die Ungarischen Ostkarpathen, Galizien, Bukowina und Rumänien (=Hartleben’s Illustrirter Führer 9), Wien-Pest-Leipzig.

    3   Roth, J. (1987): Die Kapuzinergruft, KiWi, Köln, S. 169.

    4   Vgl. die offizielle Homepage der UNO ‚We are all mountain people‘, www.mountain2002.org und www.berge2002.at, die offizielle Homepage Österreichs (des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) zum Jahr der Berge (6. Februar 2003).

    Natur- und Kulturraum der Karpaten

    Rüdiger Wischenbart, ein engagierter Autor, schreibt in einem der ersten, von Einfühlsamkeit geprägten und nicht nur auf Nostalgie beschränkten Büchern kurz nach der politischen Wende am Beginn der 1990er Jahre über die Karpaten und relativiert damit die tatsächliche Entfernung zur gesellschaftlich weit verbreiteten Wahrnehmung: Sticht man mit einem Zirkel in die Mitte bei Wien in eine Landkarte und schlägt einen Kreis, dessen Radius etwa einer Tagesreise per Auto entspricht, so umfasst die Linie zwischen Nordost und Südost ziemlich präzise den Karpatenbogen. Wer darüber hinauswandert, fällt über einen ausgefransten Rand hinaus. So eng ist hier die Grenze um Europa gezogen.1 Tatsächlich ist von Wien aus gesehen Zürich räumlich nicht weiter entfernt als Lemberg. Gedanklich kommt einem das erst nach längerem Überlegen in den Sinn.

    Die Karpaten vom östlichen Wiener Becken (Bratislava) bis zum Banater Gebirge (Eisernes Tor) an der serbisch-rumänischen Grenze erstrecken sich über 1500 km und bilden mit den Ausläufern der Kleinen Karpaten die logische Verlängerung der Alpen. Österreich nimmt daran nur einen kleinen Anteil. Fast eine Ellipse formend umschließen sie das pannonische Becken. Nach außen hin begrenzt sich der Karpatenbogen durch ein von Molasse geprägtes Vorland. Das Relief ist mit Ausnahme der Hohen Tatra wenig ausgeprägt und eher durch einen Mittelgebirgscharakter gekennzeichnet. Zahlreiche intermontane Becken und ein zunehmend kontinentaleres Klima sind für diesen Raum typisch. Traditionell wird der Bogen großräumig in West-, Wald-, Ost- und Südkarpaten gegliedert.

    Obwohl sie geologisch einen zentralen europäischen Gebirgszug darstellen, gelten sie in der westeuropäischen Sichtweise als ‚dunkel‘ und nicht selten als ‚gefährlich‘, ganz im Gegensatz zu den ungleich schroffer aufragenden, aber weltweit berühmten Alpen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und verzweigt. Der Karpatenbogen begrenzt Europa v. a. Richtung Osten, wo sich mehrere tausend Kilometer bis zum Tian-Schan Massiv nur weite Ebenen und Steppen ausbreiten.

    Um die vergangene Entwicklung in ihrer Struktur einigermaßen erfassen und verstehen zu können, ist es daher notwendig, sich zumindest exemplarisch mit einem Ausschnitt dieses Raumes vertraut zu machen – den Waldkarpaten2 als nordöstlichsten und zentralen Teil dieses europäischen Gebirges. Dieser Abschnitt eines Gebirgszuges, der sich zwischen dem Duklapass im Nordwesten (502 m) und dem Prislop (1418 m) hinzieht und knapp über 400 km Länge besitzt, prägt die Landschaft der Bukowina – die als politisch-administrative Einheit relativ jung und eigentlich als Teil der historischen Moldau zu bezeichnen ist – entscheidend. Czernowitz als Hauptstadt der nördlichen, heute ukrainischen Bukowina – mit seiner vom Pruthtal in das Vorgebirge hinaufziehenden Altstadt markiert geradezu den Übergang von den östliehen Ausläufern der Karpaten zu den weitläufigen Ebenen der Wolynisch-Podolischen Höhen im Nordosten und den bessarabisch-moldauischen zwischen Dnister und Sereth sowie dem Donaudelta im Südosten. Die beidseits der Waldkarpaten entspringenden Flüsse Dnister, Theiß, Pruth und Sereth (mit dem Zufluss Bistritz) entwässern – mit Ausnahme des Dnister, der bei Bilgorod südlich von Odessa direkt in das Schwarze Meer fließt – über die Donau. Die Karpatenkette wird nur von der Alt bei Hermannstadt (am Rotenturm Pass 352 m) durchbrachen. Zu den höchsten Erhebungen der nach Süden in ihrer Höhe ansteigenden, aus kristallinischen Schiefern, Kalken und Sandstein sowie Flyschzonen aufgebauten Waldkarpaten in den Grenzen der historischen Bukowina (von 1774-1918 österreichisch) zählen der Giumalăul (1859 m) und der Lucaciul (1771 m) bei Dorna-Watra (der 2020 m hohe Corna Gora liegt schon im galizischen Teil der Waldkarpaten, heute: Ivano-Frankivs’ker Gebiet).

    In der östlichen Lage und der Erstreckung der Karpaten liegt ein nicht zu unterschätzender Grund für ihre Wahrnehmung. Während die Alpen durch ihren West-Ost-Verlauf eine markante Trennung der mitteleuropäischen Machtzentren darstellten und durch diese Nord-Süd-Spannung zu einem der europäischen Hauptverkehrswege wurden, blieb der Großteil der Karpaten am Rande dieser Spannungspole. Ähnlich wie in den Alpen spielten auch in den Karpaten – wenn man den südlichen Teil davon ausnimmt – der West-Ost-Austausch nur eine geringe Rolle. Die bedeutenden Nord-Süd-Verbindungen, bzw. die Linien staatlichen Machtinteresses, strichen gleichsam am Karpatenbogen westlich oder östlich vorbei, ohne ihn überqueren zu müssen. Die Zipser oder die Siebenbürger Städte des inneren Karpatenbogens erlangten nie eine dem oberitalischen Raum vergleichbare Stellung. Dazu fehlte auch die Kontinuität einer rahmengebenden Herrschaftsstruktur im Norden und Süden von diesen Gebieten. Mit dem zunehmenden Zerfall des osmanischen Reiches näherten sich zwei europäische Großmächte – die dritte (Polen) unter sich aufteilend: das Imperium der absolutistischen Habsburger im Westen und jenes der autokratischen Romanows im Osten. Das Entstehen der Bukowina und die Eingliederung der Karpaten in die Wiener (Budapester) Verwaltung am Ende des 18. Jahrhunderts sind somit ein sichtbares Ergebnis im europäischen Machtspiel der Imperien.

    Vorerst nahm man diese Gebirge lediglich als Grenzraum wahr, über dessen Schwelle sich seit Jahrhunderten vielfach Bedrohungen genähert hatten. Die Überlegung Kaiser Joseph II, die zum Erwerb der Bukowina führte, ging etwa davon aus, dass dieses Gebiet zur militärischen Vorfeldsicherung Siebenbürgens dienen sollte. Das osmanische Reich (sieht man einmal von den viel späteren russischen Einfällen während des I. Weltkrieges ab) – wurde weithin aus westlicher Perspektive – als letzte dieser ‚Bedrohungen‘ erfahren. In kultureller Hinsicht dominierten von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des I. Weltkrieges zwei Metropolen den Karpatenbogen von westlicher Seite: Wien und Budapest. Klar getrennt in zwei Reichshälften durch den ungarischen Ausgleich von 1867. Während Budapest den inneren Karpatenbogen um die große ungarische Tiefebene mit ihren Ausläufern und Siebenbürgen verwaltete bzw. formte, war Wien für die am äußeren Rand gelegenen Territorien der Gebirgskette (Kleinpolen, Galizien, Bukowina) maßgeblich. Mit dem wirtschaftlichen Aufstreben der Region begann sich ein gewisses Interesse an seiner Landschaft und Kultur zu entwickeln, das sich aber durch den Ausbruch des Weltkrieges 1914, wie bereits erwähnt, nicht ausreichend festigen konnte. Die östliche Metropole Moskau nahm dieses entfernte Gebirgsgebiet als militärisches Grenzgebiet wahr. Die slawische Bevölkerung war Ziel einer Politik der Vereinahmung, die diesen Raum (vor allem Galizien und die nördliche Bukowina) unter ihre Herrschaft bringen wollte.

    Nach 1945 verschwanden die Karpaten jedoch geradezu bildlich hinter einer Mauer zwischen zwei die Welt dominierenden politischen Systemen. Wieder fanden durch den Krieg 1914-1918 neuerlich angeschürte Anschauungen über die ‚dunkle Seite‘ Europas ausreichend an Nahrung. Politische Unzugänglichkeit mischte sich mit Desinteresse und Fehlinformationen. Der Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 80er Jahre brachte vorerst lediglich eine zögerliche Öffnung, gefolgt von einer neuerlichen – diesmal von westlicher Seite aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen geforderten – Abgrenzung und Abschottung. Vielfach näherten sich die Besucher aus dem Westen diesem Raum auf der Suche nach Vergangenern – vielleicht, um einen Anschluss an das Heute zu finden – die in der Zeit der Trennung entstandenen Unterschiede und erwachsenen Probleme übersah man dabei gelegentlich. In wenigen Jahren wird sich hoffentlich die bedeutende Binnengrenze Europas – jene der Europäischen Union – in den Osten verschieben und dadurch diesen Gebirgsraum wieder mehr ins Blickfeld gesamteuropäischen Denkens rücken. Bleibt zu hoffen, dass die Karpaten nicht wieder zur Grenze, sondern zur durchgängigen Membran eines gegenseitigen Austausches werden.

    Anmerkungen

    1   Wischenbart, R. (Hg.) (1992): Karpaten – Die dunkle Seite Europas, Wien, S. 7.

    2   Im russischen und ukrainischen Sprachgebrauch wird dieser Teil der Karpaten generell als ‚Ostkarpaten‘ bezeichnet.

    Einleitung

    Oft wird der Vergleich zwischen dem bekannteren Benedict de Saussure (1740-1799)1 und Balthasar Hacquet (1739/40-1815) – beide Zeitgenossen, am Gebirgsraum interessierte Naturwissenschafter und unbestrittene Urheber eines frühen Alpinismus – angestrengt. Neben zahlreichen Besteigungen steht bei de Saussure der Mont Blanc (1786) und bei Hacquet der Triglav (1782) als herausragende Pionierleistung nicht nur von wissenschaftlicher Perspektive, sondern auch aus alpinistischer Sicht an erster Stelle. Dennoch ist die persönliche Leistung – aller widrigen Umstände zum Trotz – bei Hacquet als eine besondere einzustufen. Während de Saussure vielfach auf betretenen Pfaden unterwegs war, musste sich Hacquet in seinem Gebiet die Wege erst mühsam bahnen und dabei standen ihm nicht nur geographische, sondern vielfach auch zähe bürokratische Hindernisse im Wege.2 Verfügte de Saussure, der von einer wissenschaftlichen Zentrale seiner Zeit aus agierte, über wesentlich mehr finanzielle Mittel, so war Hacquet dazu bestimmt, in einem Winkel von Europa zu wohnen, wo wenig oder keine Liebhaber von neuen Büchern sind und man auch keine Gelegenheit hat, das Neue aus dem Reiche der Gelehrsamkeit leicht und bald zu erhalten.3 Darüber hinaus hatte de Saussure auf Grund seiner Position die Möglichkeit, sich mehr als 30 Jahre mit einem Raum auseinanderzusetzen, während Hacquet nach knapp zehnjähriger Tätigkeit der alpinen Forschung entzogen und nach Lemberg versetzt wurde. Gerade aus diesem Ruf an die damals junge Universität von Lemberg erwuchs der bemerkenswerte Forschungszugang von Hacquet, der sich vor allem im Vergleich der Erfahrungen zwischen den beiden zentralen Gebirgsräumen Europas – den Alpen und den Karpaten – begründet. Ein Umstand, der in der kärglichen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Hacquet, die sich zumeist auf seine Tätigkeit in den Ostalpen beschränkt, kaum zur Sprache kommt. Es ist bezeichnend, dass seine Arbeit über die Ostalpen im deutschsprachigen Raum mehrfach Gegenstand von Neuauflagen und anderen Arbeiten darüber war.4 Seine Forschungen zu den Karpaten sind in unseren Breiten bisher nur am Rande wahrgenommen worden, wohingegen von der ukrainischen und rumänischen Seite in den letzten Jahren einige Studien und Neuausgaben dazu vorliegen.5 Der vergleichende Ansatz hat jedoch bei beiden Seiten noch kein wirkliches Echo gefunden.

    Somit ist die hier vorgelegte, gekürzte und kommentierte Ausgabe seiner Karpatenbeschreibung die erste in ihrer Art in deutscher Sprache, die versucht, einen unserer Wahrnehmung und unserem Wissen weitgehend entrückten Raum nahe zu bringen. Ein Raum, der mit der Erweiterung der Union durch Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn 2004 und dem für 2007 Rumänien in Aussicht gestellten Beitritt erstmals wieder seit 1918 zu einem gemeinsamen Europa gehört. Ein gemeinsames Europa, das gerade durch den Bedeutungsverlust der inneren Grenzen einen nicht zu unterschätzenden Gewinn für den Karpatenbogen bietet: das ungeteilte, über künstliche Staatsgrenzen hinausgehende Begreifen eines Gebirgsraumes als zusammengehörende Kulturlandschaft.

    Wer aber war nun die Persönlichkeit, der Mensch hinter diesen Arbeiten? Eine Frage, auf die im Folgenden versucht wird, eine Antwort zu finden, die weniger erschöpfend sein als vielmehr zum eigenen Nachdenken anregend wirken soll.

    Leben und Werk Balthasar Hacquets

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    1799 hatte ich das 60. Lebensjahr erreich; ich war noch gesund und kräftig, hatte niemals Zahnweh gehabt besaß nicht die nötigen Mittel, um Reisen von Tausenden von Meilen zu machen und hatte es satt bekommen, dieselben Länder immer wieder zu besuchen, lebte zudem in einer Stadt mit einem ganz entarteten Menschenschlag: dies mußte mir Veranlassung sein, entweder mir den Tod zu geben oder mir einen Lebensgefährten zu suchen, wie ein griechisches Sprichwort sagt ich heiratete am 4. Oktober ein tugendhaftes Mädchen, hübsch, 20 Jahre alt; mit ihr lebe ich in vollster Harmonie als Biedermann.7

    Balthasar Hacquet blickte in diesem Jahr auf ein mehr als vier Jahrzehnte langes Dasein als Forscher und Reisender zurück, das ihn zu einem der besten Kenner der Ostalpen wie auch der Karpaten seiner Zeit gemacht hatte. Dass er entgegen seiner Grundsätze – die davon ausgingen, dass ein Naturwissenschafter unverheiratet sein sollte, damit er mehr wage8 – dennoch in den Ehestand trat, mag man als Sinnbild für das Ende seiner großen Forschungsreisen sehen. Obwohl er sich offensichtlich immer noch der besten Gesundheit erfreute, waren die Jahre bis zu seinem Tod in Wien am 10. Jänner 1815 nur mehr von kleineren Reisen und allem voran unverdrossener wissenschaftlicher Tätigkeit gekennzeichnet. 1805 von Lemberg nach Krakau umgezogen, erhält er 1809 an der dortigen Universität den Lehrstuhl für Chemie, Botanik und Naturkunde. Noch im gleichen Jahr stirbt seine Frau, deren Verlust er laut eigener Aussage nicht überwinden konnte.9

    Das Leben des um 1739/40 zu Leoncquet in der Basse-Bretagne Geborenen prägten von frühester Jugend Reisen und das stete Interesse an neuem Wissen. Das Lesen ‚guter Bücher‘ war für ihn eine lebenslange Aufgabe und die Basis all seiner Ausbildung wie Studien: ... Ich habe niemals weder eine Wissenschaft noch eine Kunst durch den Besuch von Kollegien studiert; das wenige, das ich lernte, habe ich nie durch Vermittlung eines Professors mir angeeignet, mit Ausnahme von einigen Vorträgen über Anatomie und Experimental-Physik; ich verdanke meine Bildung einzig und allein dem Lesen guter Bücher...10. Seit seiner Jugend – ausgestattet mit mehreren Fremdsprachen und einer dem Rationalismus verschriebenen, kritischen Geisteshaltung – beschäftigte sich Hacquet mit der Heilkunde. Die Teilnahme an vielen der zahlreichen europäischen Kriege seiner Zeit führte ihn durch ganz Europa. Wenngleich er seine universitären Studien, die er in Paris begonnen hatte, offiziell nie beendete, vervollständigte er seine Kenntnisse laufend durch die Lektüre und die praktische Erfahrung als Militärchirurg. Dabei verlor der junge Mann aber nie den Blick auf und das Interesse für naturwissenschaftliche Fragen und Probleme. Die Zeit zwischen den Feldzügen nutzte er oftmals zum Besuch von Bergwerken und zur Erwanderung von Gebirgsgegenden. 1763 als Chirurg aus dem Militärdienst entlassen – ohne Stelle – geht er enttäuscht nach Bessarabien. Ein Gebiet, das im Europa des 18. Jahrhunderts durch seine Kriegsschauplätze in den Konflikten zwischen dem Russischen, dem Habsburger und dem Osmanischen Reich vielfach Bekanntheit erlangt hatte. Eine schwere Erkrankung an der ‚Pest‘ zwang ihn über längere Zeit auszusetzen und sich kräftesparenderen Studien zuzuwenden. 1764 nach Wien zurückgekehrt machte Hacquet alsbald die Bekanntschaft des kaiserlichen Leibarztes, Beraters und persönlichen Vertrauten von Maria Theresia Gerhard van Swieten. Aus der daraus entstandenen Freundschaft ergab sich für ihn eine neue Arbeitsmöglichkeit, die ihn als Lehrer für Chirurgie und Hebammenkunde nach Laibach (heute Ljubljana, Slowenien) führte, wo er zeitweise – ganz im Sinne seiner humanistischen Allgemeinbildung – in den Bergwerksdienst trat.

    Die Jahre bis zu seinem endgültigen Ruf als Professor für Naturwissenschaften an die 1784 gegründete Universität in Lemberg (heute L’viv, Ukraine) 1787 – einen zwei Jahre zuvor ergangenen Ruf schlug er aus – waren mit zahlreichen Reisen ausgefüllt.11 Diese Erkundungen – die meiste Zeit auf den Rücken der Pferde oder über weite Strecken zu Fuß – machten ihn bis ins Detail mit den naturgeographischen Verhältnissen der Ostalpen bekannt, führten ihn aber auch nach Böhmen, Sachsen und bis an die Grenze des türkischen Reiches auf der westlichen Balkanhalbinsel. Die Ergebnisse dieser für ihn sehr fruchtbaren Reisen zeigten sich nicht nur in den Publikationen, deren umfangreichste wohl die Physikalisch-Politische Reise ... durch die Alpen war, sondern auch in der Anerkennung seiner Leistungen durch die führenden wissenschaftlichen Gesellschaften seiner Zeit, die ihm ihre Mitgliedschaften antrugen. Selbst Johann Wolfgang von Goethe bezieht sich mehrmals in seiner Italienischen Reise bei der Alpenüberquerung auf Hacquet.12

    Als Professor in Lemberg setzte er sich bis zu seinem Tod intensiv mit dem Karpatenraum und der slawischen Bevölkerung des Habsburgerreiches auseinander. Die während seiner Ostalpenforschungen gewonnenen Erkenntnisse ermöglichten es ihm, Vergleiche zwischen den so ähnlichen europäischen Gebirgszügen anzustellen. Damit ist Balthasar Hacquet als einer der Begründer einer vergleichenden Erforschung von Gebirgsräumen anzusehen, die durch ihren weit gespannten Betrachtungsansatz in Vielem der heutigen Kulturlandschaftsforschung eine bedeutende Basis gibt.

    Georg Jakob charakterisiert Baltasar Hacquet in seiner Biographie sicherlich zutreffend als...eine ganz eigenartige, starkwillige, etwas cholerisch veranlagte Persönlichkeit, als deren hervorstechende Eigenschaften eine nahezu spartanische Einfachheit und Strenge gegen sich selbst, unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und rücksichtsloser Wahrheitsdrang, Ehrlichkeit und Unabhängigkeit erscheinen.13 Allesamt Eigenschaften, die ihn der Obrigkeit, besonders dem Adel und dem Klerus nicht immer beliebt gemacht haben.

    Ohne Zweifel war Hacquet – erzogen im humanistischen Geist seiner Epoche – vor allem aber ganz besonders geprägt von der Aufklärung Joseph II, dessen frühzeitigen Tod er aufrichtig bedauerte. Tief beeindruckt hat ihn sicherlich die persönliche Begegnung mit dem Kaiser, wie er in seiner Autobiographie schreibt: Am 21. März [ 1784, Anmerkung] hatte ich die Ehre, den Besuch Kaiser Josephs II zu empfangen, den Reformator eines großen Teils der Menschheit. Ich sah diesen Fürsten zum ersten mal; er unterhielt sich mit mir anderthalb Stunden lang in meinem Arbeitszimmer ...Joseph ist der einzig große Mann, den das Haus Österreich gehabt hat und es ist ein Wunder, daß er diese Größe erreichen konnte trotz seiner schlechten Erziehung, die er von seinen unwissenden Lehrern und von der verwünschten Priesterschaft erhalten hat. Welches Unglück für den strebsamen Teil seines Volkes, daß er in der Blüte der Jahre hinweggerafft wurde, ohne seine Reformpläne alle ausführen zu können...14

    Trotz der vielschichtigen, nicht selten von einer bissigen Wortwahl getragenen Kritik, die Hacquet an den unzähligen Missständen staatlicher wie kirchlicher und privater Art anzubringen wusste, verstand er seine Arbeit dennoch jederzeit als Dienst am Staate, selbst, wenn von dieser Seite die Anerkennung meist ausblieb. Hacquet bezeichnet sich selber als Naturforscher zum Wohle des Staates, der sich gegen Missstände der Verwaltung genauso offen stellt wie gegen diese verwünschte Paffenwirtschaft.15 An anderer Stelle meint er von sich: Ich war nie Patriot, aber Kosmopolit, so viel möglich...jederzeit habe ich, so viel meine Kräfte zuließen, für den Staat, dem ich diente, mich aufgeopfert, ohne jemals an Vergeltung zu denken."16

    Immer wieder weist er bei seinen Untersuchungen auf den möglichen Wert eines Rohstoffes, einer Quelle o. ä. hin, der bisher verkannt wurde oder dessen Nutzung noch nicht ausreichend ökonomisch bzw. kaum von Vorteil für die Landesentwicklung war. Nicht wenige der von ihm beschriebenen ‚Sauer- und Schwefelquellen‘ entwickelten sich Ende des 19. Jahrhunderts zu gefragten Kurorten und bestehen z. T. bis heute. Eine unglaubliche Erkenntnistiefe und stets gegenüber gängigen Vorstellungen angebrachte Skepsis, die er auf vernünftige Argumentation, gespeist von der eigenen Erfahrung und Bereisung vor Ort, baute sind geradezu typisch für seine Form der wissenschaftlichen Analyse. Seine Ansicht etwa, dass Lemberg an einem topographisch völlig falschen Ort angelegt worden wäre und die Versorgung mit Wasser sich zu einem Problem entwickeln würde, bewahrheitet sich heute – wenngleich aus verschiedenen Gründen. In der ganzen Stadt gibt es auf Grund eines hoffnungslos überalteten und löchrigen Leitungsnetzes in Verbindung mit stetem Wassermangel bzw. hohen Beschaffungskosten nur stundenweise Wasser.

    Als aufgeklärtem Menschen waren ihm – in seiner Einschätzung überkommene – Traditionen ein außerordentlicher Dorn im Auge, galten sie ihm doch zumeist nur als unnötige Bremsklötze einer modernen auf die Zukunft gerichteten Entwicklung, als dessen unwidersprochenes Aushängeschild ihm Joseph II schien. Trotz all seiner aufgeklärten Geisteshaltung und der wissenschaftlichen Vernunft, der er sonst allein verpflichtet war, bezog er gegen Armenier, Griechen und andere Völker, aber besonders gegen die Juden eine von den gängigen Vorurteilen und bekannten Einstellungen genährte, völlig unkritische Position, die ihn von der Masse nicht unterschied. Wohl erkannte er die Armut weiter Kreise der jüdischen Bevölkerung v. a. in Galizien, letzten Endes gestand er aber selbst dem zu Reichtum gekommenen Juden keine Aufrichtigkeit oder Gleichheit mit anderen zu. Er betrachtete sie offen als Auswurf der Menschrasse, als etwas grundsätzlich Negatives, das es gilt unbedingt zu verbessern und zu einem würdigen Volk im Staat zu erziehen. Aber auch hier störten ihn zuvorderst die nach außen hin so demonstrativ gelebte Religiosität und die konservative Kleidung, die allen Neuerungen zum Trotz in dieser Bevölkerungsgruppe weit verbreitet war. Hacquet deswegen aus heutiger Sicht mit dem Terminus eines Antisemiten zu bezeichnen wäre falsch, ebenso wenig war er, der selber keiner Religion den Vorzug gab, Antijudaist, sicher aber war er ein – entgegen all seinen naturwissenschaftlichen Leistungen, worin er seiner Gegenwart weit voraus war – immer noch ein typisches Kind seiner Zeit.

    Wenngleich er nicht wenige Völker ihrer Rückständigkeit wegen an den Pranger stellte, so ergriff Hacquet oftmals auch die Partei von Unterdrückten. Er erkannte beispielsweise die missliche Lage der walachischen Bevölkerung in Siebenbürgen, die sowohl von Seite der ungarischen wie der deutschen Einwohnerschaft nur die schlechtesten Böden zugewiesen bekam und systematisch in der sozial niedrigsten Schicht gehalten wurde. Vernichtende Kritik traf den konservativen ungarischen Adel genauso wie den polnischen in Galizien. Dem Krieg begegnete er nicht als Pazifist, sehr wohl aber richtete er sich gegen die Verlogenheit der Herrschenden, die einerseits einzelne Verluste von Menschen tief betrauerten, den Tot von tausenden in einem Feldzug, losgetreten durch eine ‚Kaprice‘ des Fürsten, aber als Notwendigkeit abtaten. Beides verhinderte eine, für Hacquet unbedingt notwendige wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethische Entwicklung hin zum Besseren, das bei ihm gleichstand mit einer Stärkung des aufgeklärten Zentralstaates.

    In Anbetracht dieser wenigen Beispiele, wie Hacquet sich der Kulturlandschaft als Einheit als auch der sie formenden Gesellschaft und ihren verschiedenen Teilen näherte, steht dem Herausgeber ein Urteil abzugeben aus. Der Leser ist daher unbedingt gefordert, für sich selbst eine Einschätzung zu treffen und der Lektüre stets kritisch gegenüberzustehen, sie aber auch in ihrer Gesamtheit mit der Epoche, in der sie entstanden ist, zu bewerten. Ungeachtet aller Kritik, die man an seinen Betrachtungen heute gerechtfertigterweise üben kann, bleibt ihm der unbestrittene Verdienst, einen europäischen Gebirgsraum erstmals in seiner Zusammengehörigkeit betrachtet und ihn nicht nur der wissenschaftlichen Welt, sondern auch der Allgemeinheit ein Stück näher gebracht zu haben.

    Anmerkungen zur Neuauflage

    Die Neuauflage erfolgt in teilweise stark gekürzter Weise, wobei der besseren Nachvollziehbarkeit halber Auslassungen mit „..." gekennzeichnet wurden. Die Kürzungen waren notwendig geworden, um die mehr als 1000 Seiten im Original überhaupt neu auflegen zu können. Sie beziehen sich im Wesentlichen auf Textstellen, die wegen ihrer oftmals seitenlangen naturwissenschaftlichen Versuchsreihen oder wegen der im heutigen Kontext nicht mehr verständlichen Ausführungen u. ä. für den gegenwärtigen Leser kaum von Interesse sein dürften. Für alle, die sich mit dem Original auseinander setzen möchten, steht unter der Internetadresse des Austrian Literature Online Projektes (http://www.literature.at/webinterface/library) eine jederzeit abrufbare Vorlage des Gesamtwerkes über die Karpaten im faksimilierten Original zur Verfügung.

    Obwohl bei der Erstellung der elektronischen Textfassung auf Basis eines in der Innsbrucker Universitätsbibliothek befindlichen Originals aus dem 18. Jahrhunderts größter Wert gelegt worden ist, lassen sich kleinere Übertragungs- und Schreibfehler in der an und für sich beibehaltenen Orthographie Hacquets, die sicherlich auch von Satzfehlern der damaligen Druckerei durchzogen ist, wohl kaum zur Gänze ausschließen. Gebietsbezeichnungen, Personennamen und historische Ereignisse werden im Anmerkungsteil, so weit es für das heutige Verständnis nötig erscheint und um dem Leser die mühsame Suche zu ersparen, erläutert. Ortsnamen finden sich ebenfalls in einem der Neuausgabe angehängten Index, der die Schreibweise bei Hacquet der heute gebräuchlichen gegenüberstellt und gleichzeitig auch auf den Staat verweist, in dem der Ort gegenwärtig liegt. Die nachträglich in den gedruckten Ausgaben des Originals angeführten Druckfehler fanden im überarbeiteten Text Berücksichtigung. Die Umlaute ae, oe, ue wurden mit ä, ö, ü umgeschrieben.

    Anmerkungen

    1   Horace Bénédict de Saussure, Schweizer Naturforscher, bestieg 1787 als zweiter den Montblanc, den er als höchsten Berg Europas bestimmte.

    2   Vgl. Huber, J. (1907): Die Anfänge der alpinen Forschung in den Ostalpen und im Karstgebiete (bis 1800), Würzburg, S. 85.

    3   Hacquet (1778-1789): Oryctographia carniolica, II. Band, Seite XXV.

    4   Jakob (1930), Rüber (1989). Die vollständigen Zitate ausgewählter Literatur zur Vertiefung finden sich im Anhang!

    5   Val’o, M. (1997), Vl’o, M. i M., Kril’ (Hg.) (2000), Grigorovici, R. (Hg.) (2002).

    6   Auf Basis der bei Bruckmann in München 1989 erstmals erschienenen Autobiographie, bearbeitet von Rüber/Straßer.

    7   Rüber (Hg.) (1989): Autobiographie, S. 423-424.

    8   Karpaten Anhang zum IV: Teil, S. 302.

    9   Rüber (Hg.) (1989): S. 425-426.

    10 Rüber (Hg.) (1989): S. 413.

    11 Im Exhibitenprotokoll der Lemherger Universität vom April 1787 ist verzeichnet: ‚Numerus Exhibiti 30 24. März/6. apr. Materia Exhibiti: Gubernium: daß H. Hacquet [der gesamten Arzneigelartheit und Weltweisheit Doktor, öffentlicher ordentlicher Lehrer der spezielen Naturgeschichte] als Lehrer der speziellen Naturgeschichte ernannt sey...‘; Bezirksarchiv Lemberg Fond 26/5/342, fol. 1-3, Verzeichnis der Arbeiten von Balthasar Hacquet.

    12 Goethe, J. W. v. (1988): Italienische Reise, dtv-Klassik, München, S. 14 und 37.

    13 Jakob (1930): S. 16.

    14 Rüber (Hg.) (1989): S. 419-420.

    15 Rüber (Hg.) (1989): S. 421.

    16 Vgl. Vorrede zum IV. Teil, S. 247.

    Lemberg/L’viv gilt als die Hauptstadt der Westukraine und zählt mit seiner ausgedehnten Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Trotz zahlreicher Bemühungen der letzten Jahre, u. a. wurde der Hauptbahnhof renoviert, hat die Stadt mit zahlreichen Problemen wie z. B. der Wasserversorgung zu kämpfen. Der Rückgang der Industrieproduktion hat sich ebenfalls negativ auf die Stadtentwicklung ausgewirkt. Historische Häuserzeile im Zentrum am Rathausplatz. K. Scharr September 2001.

    Bratislava/Pressburg, die Hauptstadt der Slowakei liegt am Durchfluss der Donau zwischen den Ausläufern des Leithagebirges und den Kleinen Karpaten. Die sozialistische Stadtplanung hat der Stadt eine weithin sichtbare Prägung hinterlassen. Blick auf die Stadtautobahn, die den Burgberg (Sitz des Präsidenten) und die ehemalige Krönungskirche der ungarischen Könige voneinander trennt. K. Scharr, Juli 1997.

    Bistrifa in Siebenbürgen, ehemals wichtiges Handelszentrum mit der Moldau, ist heute eine Kleinstadt, die an der touristischen Entwicklung dieses Gebietes noch wenig Anschluss genommen hat. Trotz mancher baulicher Veränderungen während der vergangenen Jahrzehnte präsentiert sich die Altstadt sehr einladend und ruhig. Die protestantische Gemeinde, der auch die große Kirche im Zentrum gehört, ist durch die Auswanderung vor allem junger Menschen nach Deutschland stark gealtert und im Verschwinden. K. Scharr, September 2003.

    Ein traditionell mit teergetränkten Schindeln gedecktes Bauernhaus der Waldkarpaten umgeben von einem Kukuruzacker bei Storozinec in der Bukowina/Ukraine am Südostabhang der Waldkarpaten. Mais bzw. die daraus gewonnene Mamaliga (Polenta) zählt zu den wichtigsten Feldfrüchten dieser Gegend. K. Scharr, August 2001.

    Die Festung Hotin am Dnister markiert einen über Jahrhunderte hinweg bedeutenden Grenz- und Konfliktpunkt zwischen den sich ausdehnenden und zurückziehenden Imperien: Russland-Österreich und das Osmanische Reich. Die orthodoxe Alexander-Newskij Kirche im Vordergrund wurde erst im 19. Jahrhundert für die Soldaten der russischen Garnison errichtet. Heute ist Hotin ein wichtiger Baustein der ukrainischen Nationalstaatsidee. K. Scharr, August 2002.

    Kaschau/Kosice das wirtschaftliche Zentrum und Verkehrsknotenpunkt der Ostslowakei. Wichtige Eisenbahnlinien und internationale Straßen zwischen Ungarn, der Ukraine und Tschechien wie Österreich treffen sich hier. In den vergangenen Jahren wurde vor allem die Altstadt vorbildlich revitalisiert. Blick auf das Stadtzentrum mit Vororten und Industrieanlangen. K. Scharr, Juli 1997.

    Przemysl am San hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor allem während des Ersten Weltkrieges die Stadt zählte zu den größten Festungsanlagen der Monarchie hatte sie sehr zu leiden. Die Jahre hinter dem Eisernen Vorhang und ihre Lage an der Grenze zur Ukraine – nun bald EU-Außengrenze – bedingten für die Stadt ein Verharren. Besonders der rege Kleinhandel mit der Ukraine machten aus Przemysl eine wichtige Drehscheibe. K. Scharr, Juli 1997.

    Vor allem die ländlichen Gebiete der Karpatoukraine leiden unter den wirtschaftlichen Problemen des großen Landes. Straßenerhaltung und Nahversorgung müssen daher vielfach von den Einwohnern organisiert werden. Dorfstraße bei Fijna in der Nähe von Zovkva. Hier liegt auch die Wasserscheide zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. K. Scharr, Juli 1997.

    Nur wenige Kilometer von Hotin entfernt in Podolien liegt die ehemalige Festung Kam’janec’-Podil’s’kyj. Litauische, Polnische, Osmanische und russische Herrschaft bescherten dem Ort eine wechselvolle Geschichte. Vor allem die armenische Bevölkerung und der Handel prägten diese Stadt. Heute ist Kam’janec’ ein verschlafener Provinzort mit Sitz lokaler Behörden und den Resten von sowjetischen Industrieanlagen. K. Scharr, August 2002.

    In den Karpaten sind Pferde als Transportmittel und Arbeitsvieh für Kleinbauern immer noch weit verbreitet. Hier ein Wochenmarkt in Vaskivci/Waschkoutz am Pruth in der Ukraine. K. Scharr, August 2002.

    Das Kloster Putna wurde in den Jahren 1466-1481 errichtet und ist die Grablege des Moldaufürsten Stefan des Großen. Das Männerkloster ist ein wichtiger Pilger- und Touristenort. Für das rumänische Staatsverständnis hat das Kloster eine große Bedeutung als Kern nationaler Identität. Der Eingangsturm mit dem eingemauerten Moldauwappen (Auerochse) wurde im 18. Jahrhundert neu errichtet. Heute ist die Außenmauer der Klosterkirche entgegen den anderen Moldauklöstern nicht bemalt. Hacquet beschreibt diese jedoch noch. K. Scharr, September 2002.

    Landschaft am Borgo- bzw. Tihufapass (1200 m) mit Blickrichtung Nordosten, entlang der E576 (Hauptverbindungsstraße zwischen Suceava und Bistrifa). K. Scharr, September 2003.

    Die Zips bei Zdiar in der Hohen Tatra an der Grenze der Slowakei zu Polen. In den periphereren Berggebieten der Tschechoslowakei griff die Kollektivierung in der Landwirtschaft nie durch. So konnten sich kleinbäuerliche Strukturen bis in die Gegenwart halten. Deutlich erkennbar ist aber der sich auswirkende touristische Faktor in diesem Raum. Privathäuser mit Zimmervermietung und kleine Liftanlagen, verbunden mit idealen Bedingungen sanfter Landschaftsformen machen dieses Gebiet zu einem auch in Zukunft wichtigen Ziel des Tourismus. K. Scharr, September 1997.

    Czernowitz/Cernivci, heute die Hauptstadt der nördlichen Bukowina. Der Theaterplatz mit seiner Gründerzeitarchitektur. Topographisch markiert die Stadt am Pruth den Beginn der Waldkarpaten und weist typischen Mittelgebirgscharakter auf. K. Scharr, August 2002.

    Sowohl im rumänischen als auch im ukrainischen Anteil an den Waldkarpaten hat man in den vergangenen Jahren begonnen, massiv Holz einzuschlagen, das dann zumeist unverarbeitet exportiert wird. Für eine nachhaltige Holzwirtschaft oder eine Stützung der peripheren Räume fehlt das Geld bzw. der politische Wille zur Durchsetzung. Die Folgen sind Kahlschläge, Murabgänge und eine bleibende Veränderung des Wasserhaushaltes. Dorf bei Dolisnij Sepit/Schipot. K. Scharr, August 2003.

    Polen hat als größtes EU-Beitrittsland immer noch schwere Probleme mit den viel zu klein dimensionierten Landwirtschaftsbetrieben. Kleinbäuerlich strukturierte Kulturlandschaft mit typischen Flurformen in der Nähe von Krakau. K. Scharr, Juli 1997.

    Suceviţa in der Südbukowina zählt ebenso wie Putna zu den Moldauklöstern, ist aber ein Frauenkloster. 1584 legte man den Grundstein für die Klosterkirche, die Ummauerung und weitere Ausgestaltung folgte. Das Friedhofskirchlein (vorne rechts, im Hintergrund das Kloster) steht an der Stelle, wo 1581 die erste Kirche errichtet wurde. Die Lage am Taleingang war von strategischer Bedeutung für die Stifter und wies dem Kloster auch eine Verteidigungsfunktion zu. K. Scharr, September 2002.

    Verzeichnis der Kapitel des ersten Theils

    Erstes Kapitel

    Von den in der obern Moldau oder den Transalpinischen Dacien, Zara de Suss oder dem obern Lande, befindlichen Karpathen, deren Steinarten, Pflanzen, Mineralien und Wassern; ingleichen von den Wallachen oder Moldauern u.s.w.

    Zweytes Kapitel

    Von den zeitlichen oder Vorgebirgen

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