Sternschnuppenmärchen: Über die Kunst, aus dem Leben das Beste zu machen
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Viele antworten auf diese Frage:
Ich möchte das Beste aus meinem Leben machen.
Sie möchten wissen, was das Beste für Ihr Leben ist? Das weiß niemand. Zumindest nicht im Vorhinein und erst recht kein anderer als Sie höchstpersönlich.
Es stellt sich jedoch die Frage, warum einige Menschen der Erfüllung dieses Wunsches näher kommen als andere. Was zeichnet Menschen aus, denen es gelingt das Beste aus ihrem Leben zu machen?
Die Antworten hat Christian Mörsch – Sozialpsychologe, Entspannungstrainer und Buchautor – in acht nachdenklich-heiteren Wohlfühlmärchen versteckt:
Besuchen Sie mit einem kurzsichtigen Wecker die folgenschwere Vollversammlung der Uhren. Lesen Sie, wie eine Sternschnuppe nicht nur das makellose Grün eines englischen Rasens entstellt, sondern ein ganzes Leben verändert. Fliehen Sie mit Leopold vor dem Befehl des Königs, sich gegen die Liebe impfen zu lassen. Springen Sie mit einem Schaf in die Vorstellungswelt eines schlaflosen Kunden. Lernen Sie einen Hahn kennen, der stets rückwärts geht. Helfen Sie Namanda Nasenfein, das Herz einer Computermaus zu gewinnen. Finden Sie heraus, was hinter der mysteriösen Anzeige „Tausche F gegen H“ steckt. Und begleiten Sie einen Zwerg, der auszieht, um groß zu werden.Die Kunst, aus dem Leben das Beste zu machen:
Halte im hektischen Fluss der Zeit gelegentlich inne!
Höre auf deine innere Uhr!
Betrachte die Welt ab und an mit den Augen eines Kindes!
Liebe dich so wie du bist!
Glaube an dich!
Befolge die Regeln, die die Erfüllung von Wünschen wahrscheinlicher machen!
Übe dich in Geduld!
Gönne dir genügend Schlaf!
Lass dich auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht unterkriegen!
Sei dir bewusst: Kein Schritt, den du tust, ist umsonst!
Versuche nicht, andere blindlings nachzuahmen!
Sei dankbar für das, was du bereits geschafft hast!
Schaue nach vorn!
Genieße die kleinen Wunder jeden einzelnen Tages!
Sei wachsam, um im richtigen Augenblick das richtige zu tun!
Sei groß und klein zugleich!
Nutze die Kraft der Liebe!
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Book preview
Sternschnuppenmärchen - Christian Mörsch
Christian Mörsch
Sternschnuppenmärchen
Über die Kunst, aus dem Leben das Beste zu machen
***
Das Leben ist ein Märchen!
Man muss es nur entdecken!
Für Janine und Silas
Die Uhrabstimmung
Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich dem Betrachter auf dem Kölner Heumarkt bot. Bis auf wenige Ausnahmen waren sämtliche Uhren der Rheinmetropole der Einladung zur Vollversammlung gefolgt.
„Schön, dass ihr alle gekommen seid", begann die blank geputzte Rathausuhr ihre Rede und blickte von ihrem angestammten Platz auf die tickende Menge aus Weckern, Standuhren, Kuckucksuhren, Eieruhren, Kirchturmuhren, Stechuhren, Zeitschaltuhren, Autouhren, Bahn–hofsuhren, Taschenuhren und Küchenuhren. Nur die Funkuhren, Sanduhren und Stoppuhren verharrten in gespanntem Schweigen.
„So kann es nicht weitergehen", rief der Vorsitzende der UHRDI (Gewerkschaft der Uhren und ähnlicher Dinge).
Ein kurzsichtiger Wecker ging etwas vor, um einen besseren Blick auf die Rathausuhr zu haben. Eine goldene Taschenuhr rückte ein Stück zur Seite.
„Vielen Dank", sagte der Wecker und schob sich in die Lücke.
„Keine Uhrsache."
Die Rathausuhr räusperte sich. „Die Menschen nehmen uns immer mehr in Anspruch."
„Ja, 24 Stunden ticken, und das 365 Tage im Jahr, ist einfach zuviel für mein Uhrwerk", stimmte eine den Kirchturmuhren zu.
„Nicht nur das. Die Menschen verlangen von uns, dass wir sie stets pünktlich zu ihren immer minutiöser geplanten Terminen bringen", murrte eine Funkuhr.
„Und von mir erwarten sie, dass ich selbst hundertstel Sekunden anzeige, mischte sich eine chromfarbene Stoppuhr ein. „Glaubt mir, das ist Stress pur!
„Sei froh, dass du noch nicht tausendstel Sekunden messen musst", jammerte eine andere Stoppuhr.
„Selbst nachts um 3 wollen sie wissen, wie lange sie noch schlafen können, brachte der kurzsichtige Wecker die Diskussion auf ein anderes Thema. „Doch statt sich am Morgen zu freuen, dass ich so zuverlässig bin, schauen sie auch noch grimmig drein, weil ich sie wecke. Dabei haben sie die Weckzeit selber eingestellt!
„Was hast du gesagt?, fragte ein schriller Wecker aus den hinteren Reihen. „Ich habe von meinem pausenlosen Geticke schon einen Hörschaden.
Der kurzsichtige Wecker wiederholte seinen Vorwurf, worauf der schrille Wecker grimmig nickte.
„Und ich bin ständig heiser", meldete sich eine bunt bemalte Kuckucksuhr zu Wort.
„Was hast du gesagt?", schrie der schrille Wecker wieder.
Ich mache das schon, sagte der Vorsitzende, um die angeschlagene Stimme der Kuckucksuhr zu schonen und rief: „Ich bin ständig heiser.
„Und ich bekomme von meinem pausenlosen Gependel schon Schwindelanfälle", ergänzte eine große Standuhr.
„Da bist du nicht die einzige", bestätigte eine etwas kleinere Standuhr.
„Wie ich hörte, ist die durchschnittliche Lebenserwartung unserer Spezies deutlich gesunken. Fünfundzwanzig Prozent der Uhren stehen kurz vor dem Burn-Out. Und wen es erwischt, der landet auf dem Müll."
„Ja. Keiner macht sich mehr die Mühe, uns zu reparieren, beschwerte sich eine Armbanduhr, deren Ziffernblatt verblichen war. „Wir werden einfach ausgetauscht.
„Die Menschen sind einfach schlecht geworden", resümierte die Bahnhofsuhr Uhrsula.
„Wenn ich auch etwas sagen dürfte … Ich finde dieses Uhrteil zu pauschal, wandte eine Uhr mit einem rosa Armband ein. „Ich gehöre einem kleinen Mädchen und kann mich eigentlich nicht beklagen. Meine Besitzerin steht auf, wenn es hell wird und geht ins Bett, wenn die Nacht anbricht. Für sie ist es immer viertel nach zehn, wenn sie aufwacht, egal auf welche Zahlen meine Zeiger weisen. Das Wichtigste ist für sie, dass ich ticke, wenn sie mich an ihr Ohr hält.
„Du hast es gut", erwiderte eine neben ihr stehende Funkuhr.
„Warts ab!, surrte ein Wecker mit einer sonoren Stimme. „In ein paar Jahren wirst du uns besser verstehen!
„Eines ist jedenfalls klar, meinte die Rathausuhr mit ernster Miene. „Es muss sich etwas ändern!
„Wir sollten für mehr Freizeitausgleich streiken!", sagte der stellvertretende Vorsitzende.
„Ich hätte so gerne mal ein paar Tage Uhrlaub!", träumte eine Küchenuhr.
„Wo willst du denn hin? In den Uhrwald?", stichelte eine vor ihr stehende Stechuhr.
Die Menge lachte.
„Ich möchte wenigstens einmal täglich ein paar Minuten Pause", forderte die Standuhr mit den Schwindelanfällen und erntete dafür zustimmendes Geticke.
„Lauscher!", warnte plötzlich eine der am Rand stehenden Uhren.
Im gleichen Moment betraten zwei polierte Lederschuhe der Größe 43 den Heumarkt und blieben abrupt stehen. In den Lederschuhen steckten die müden Füße eines Managers.
„Ich … ich suche nur meinen Wecker, sagte der Manager, als er seine Sprache wieder gefunden hatte. „Ich habe morgen früh einen Termin, den ich nicht verpassen darf!
„Ich bin hier!", gab sich der kurzsichtige Wecker zu erkennen.
„Verräter!", murmelte einer.
„Noch streiken wir nicht, oder?"
„Du hast deinen Wecker gleich wieder!", sagte die Rathausuhr beschwichtigend. Dann fasste sie die gestellten Forderungen zusammen und rief zur Uhrabstimmung auf. Es wurden Zettel verteilt, auf denen die Uhren für oder gegen einen Streik stimmen konnten – für den Fall, dass die Forderungen bis zum Ablauf des Ultimatums nicht erfüllt würden. Jede Uhr kritzelte ein JA oder NEIN auf den Zettel und warf ihn in eine bereitstehende Urne. Kurze Zeit später stand das Ergebnis fest.
Mehr als 80 Prozent der Uhren hatten mit JA abgestimmt. „Dann ist es also beschlossene Sache, sagte die Rathausuhr und wandte sich an den Manager. „Du kannst deinen Wecker jetzt mitnehmen. Aber vorher informierst du noch die Presse über unsere Forderungen! Und wenn sie nicht bis morgen um 5 vor 12 erfüllt werden, streiken wir!
Der Manager ergriff seinen Wecker und rannte davon. Das durfte auf keinen Fall passieren! Ein Uhrenstreik hätte fatale Folgen für sein Unternehmen. Er holte sein Handy aus dem Jackett und wählte die Nummer eines befreundeten Journalisten.
Der aber lachte nur über die Forderungen der Uhren. „Du hast schlecht geträumt, Jack! Und nun schlaf weiter!"
Jack hörte ein Klicken in der Leitung.
„Dann eben ein anderer!" Er wählte die Nummer eines weiteren Journalisten und erntete abermals Gelächter.
Er versuchte es mit allen in seinem Handy einprogrammierten Pressevertretern, doch der freundlichste von ihnen bot ihm an, nach dem Frühstück noch einmal anzurufen und wünschte ihm eine gute Nacht.
Jack seufzte. Er hätte sich selbst nicht für voll genommen, hätte er nicht die Versammlung der Uhren mit eigenen Augen gesehen.