Der Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Kathrin balancierte in der einen Hand den Einkauf, mit der anderen versuchte sie, den Briefkasten zu öffnen, was allerdings nicht so einfach war, mit voller Tasche und Blumenstrauß. Seufzend nahm sie den Stapel Briefe aus dem Fach und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf.
»Ach, Kathrin, guten Abend«, begrüßte sie Norbert Achmann, der junge Mann, der das Apartment neben ihr bewohnte und eben aus der Tür trat. »Wart', ich helf dir.«
Er nahm ihr die Tasche ab, und die junge Frau schloß die Wohnungstür auf.
»Danke, Norbert«, sagte sie. »Mensch, ist das immer ein Streß, nach Feierabend noch einkaufen zu müssen. Und ehe man dann zu Hause ist!«
Der Bursche lächelte.
»Damit hab' ich zum Glück überhaupt nix zu tun«, meinte er. »Meine Mutter erledigt die Einkäufe für mich.«
Er stellte ihr die Tasche in den Flur und winkte ihr zu.
»Einen schönen Abend noch.«
»Dir auch«, winkte Kathrin zurück und schloß kopfschüttelnd die Tür.
Norbert und seine Mutter!
Die beiden waren wirklich ein Kapitel für sich. Die verwitwete Besitzerin zweier Münchner Wirtshäuser umsorgte ihren Sohn immer noch, als wäre er dazu nicht selbst in der Lage. Und Norbert gefiel dieser Umstand recht gut. Er hielt sich für einen begnadeten Schriftsteller. Allerdings hatte Kathrin bisher nicht gehört, daß er eines von den Manuskripten, die sich in seinem Arbeitszimmer stapelten, an einen Verlag verkauft hätte. Er war ein bißchen versponnen, aber liebenswert auf seine Art.
Die junge Frau, die als rechte Hand des Chefs eines Lebensmittelkonzerns arbeitete, brachte ihren Einkauf in die Küche. Joghurt, Butter und Milch kamen in den Kühlschrank,
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Der Bergpfarrer 101 – Heimatroman - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 101 –
Nimm mich, wie ich bin
Auf einer Hochzeit sind sie sich begegnet
Toni Waidacher
Kathrin balancierte in der einen Hand den Einkauf, mit der anderen versuchte sie, den Briefkasten zu öffnen, was allerdings nicht so einfach war, mit voller Tasche und Blumenstrauß. Seufzend nahm sie den Stapel Briefe aus dem Fach und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf.
»Ach, Kathrin, guten Abend«, begrüßte sie Norbert Achmann, der junge Mann, der das Apartment neben ihr bewohnte und eben aus der Tür trat. »Wart’, ich helf dir.«
Er nahm ihr die Tasche ab, und die junge Frau schloß die Wohnungstür auf.
»Danke, Norbert«, sagte sie. »Mensch, ist das immer ein Streß, nach Feierabend noch einkaufen zu müssen. Und ehe man dann zu Hause ist!«
Der Bursche lächelte.
»Damit hab’ ich zum Glück überhaupt nix zu tun«, meinte er. »Meine Mutter erledigt die Einkäufe für mich.«
Er stellte ihr die Tasche in den Flur und winkte ihr zu.
»Einen schönen Abend noch.«
»Dir auch«, winkte Kathrin zurück und schloß kopfschüttelnd die Tür.
Norbert und seine Mutter!
Die beiden waren wirklich ein Kapitel für sich. Die verwitwete Besitzerin zweier Münchner Wirtshäuser umsorgte ihren Sohn immer noch, als wäre er dazu nicht selbst in der Lage. Und Norbert gefiel dieser Umstand recht gut. Er hielt sich für einen begnadeten Schriftsteller. Allerdings hatte Kathrin bisher nicht gehört, daß er eines von den Manuskripten, die sich in seinem Arbeitszimmer stapelten, an einen Verlag verkauft hätte. Er war ein bißchen versponnen, aber liebenswert auf seine Art.
Die junge Frau, die als rechte Hand des Chefs eines Lebensmittelkonzerns arbeitete, brachte ihren Einkauf in die Küche. Joghurt, Butter und Milch kamen in den Kühlschrank, ebenso Käse und Tomaten. Das Brot legte sie in das Fach des Küchenschranks und drückte dann den Knopf der Kaffeemaschine, damit das Gerät aufheizte.
Während Kathrin darauf wartete, daß sie einen frischgebrühten Kaffee genießen konnte, schaute sie rasch die Post durch. Wirklich Wichtiges war nicht dabei.
Unglaublich, wieviel Geld die Leute für überflüssige Reklamesendungen aus dem Fenster warfen!
Kathrin ärgerte sich nicht nur darüber, daß sie das Papier ja auch wieder entsorgen mußte, das ihr da so ungebeten ins Haus geflattert war; es kostete ja auch Unsummen, so etwas herzustellen. Ganz zu schweigen von den Schäden für die Umwelt, die solche Produktionen immer mit sich brachten.
Ein Brief indes gehörte nicht in den Müll. Sie kannte die Handschrift nur zu gut, und den Absender erst recht. Allerdings wunderte sich Kathrin, daß das Kuvert ein anderes Format hatte, als die Briefe, die Christel ihr sonst schrieb. Sie schlitzte den Umschlag auf und entnahm ihm eine Karte.
›Einladung zur Hochzeit‹, stand ganz groß darauf.
Kathrin unterdrückte einen Schrei.
Das gibt’s doch net, dachte sie, haben sich die beiden endlich dazu durchgerungen!
Auf der Rückseite der Karte stand eine handschriftliche Notiz.
›Hallo Kathie‹, las die junge Frau, ›jetzt bist du überrascht, was? Bitte sei net bös, daß ich dir vorher nichts gesagt habe. Aber es sollte für alle eine Überraschung sein. Außer unseren Eltern, und natürlich Pfarrer Trenker, hatten wir sonst noch niemanden eingeweiht. Wir freuen uns auf dein Kommen und hoffen, daß du ein bissel Zeit mitbringst. Liebe Grüße, Christel und Tobias.‹
Kathrin nahm den Kalender, der neben der Tür hing und blätterte ihn durch. Das Datum paßte – genau in drei Wochen begann ihr Urlaub. Eigentlich hatte sie ihn, zusammen mit Christel, an der See verbringen wollen. Doch dann hatte die Freundin mit einer fadenscheinigen Begründung abgesagt. Kathrin hatte sich gewundert. Seit sie und Christel sich kannten, hatten sie jeden Urlaub zusammen verbracht, und dann plötzlich diese überraschende Absage. Sie vermutete, daß die Freundin diesmal zusammen mit dem Freund verreisen wollte. Daß sogar ihre Hochzeit dahinterstecken könnte, das war ihr allerdings nicht in den Sinn gekommen.
Drei Wochen, überlegte Kathrin, das war ja nicht mehr sehr lange. Bis dahin gab es noch allerhand zu überlegen. Ein Geschenk mußte gekauft werden, vielleicht sogar noch etwas zum Anziehen.
Während sie zu Abend aß, machte sie sich nebenbei eine Liste. Ein Glück nur, daß sie ihren Urlaub noch nicht gebucht hatte. Nachdem Christel verkündet hatte, nicht mit ihr fahren zu wollen, hatte Kathrin überlegt, alleine an die Ostsee zu fahren. Jetzt war sie froh, noch nichts in dieser Hinsicht unternommen zu haben.
Später saß sie in ihrem kleinen Wohnzimmer und schaute sich die Fotos in den Alben an. Die meisten davon stammten aus der gemeinsamen Zeit mit Christel. Sie hatten sich damals auf der Suche nach einem Zimmer kennengelernt. Beide waren frisch an der Uni eingeschrieben. Da sich keine passende Bleibe fand, beschlossen sie, den Versuch zu wagen und gemeinsam eine kleine Wohnung zu mieten. Aus diesen Anfängen entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft, die auch noch hielt, als Christel später wieder in die Heimat zurückkehrte, Briefe wurde geschrieben, gegenseitige Besuche gemacht, und mindestens einmal in der Woche telefonierten sie miteinander.
Und jetzt freute sich Kathrin auf die Hochzeit der Freundin mit dem sympathischen Tobias Brenner, der auch ihr ein guter Freund geworden war.
Als sie an diesem Abend ins Bett ging, da kreisten ihre Gedanken noch sehr lange um das bevorstehende Ereignis. Und sie freute sich darauf, St. Johann wiederzusehen, wo sie schon einige Male bei der Familie Berger Urlaub gemacht hatte.
*
Auf dem Brennerhof ging noch alles seinen gewohnten Gang, auch wenn die Hochzeitsvorbereitungen einen Großteil der Zeit in Anspruch nahmen. Christel war jetzt beinahe jeden Tag bei ihrem Verlobten und den zukünftigen Schwiegereltern. Bis spät in den Abend saßen sie zusammen und beratschlagten, planten und verwarfen wieder.
Eine große Hochzeit sollte es werden, das stand fest, und wenn man jeden einlud, der auf der vorläufigen Liste stand, dann würden es wohl über hundert Gäste werden.
An diesem Abend hatte man sich geeinigt. Einhundertzwanzig Personen waren die Obergrenze, mehr hatten wahrscheinlich in der Scheune, die man für diesen Tag extra ausräumen und schmücken würde, auch gar keinen Platz.
»So«, sagte Hans Brenner und trank sein Glas aus, »jetzt geh’ ich schlafen. Morgen muß ich wieder früh raus.«
Tobias nickte, und Christel gab dem Bauern einen Kuß auf die Wange.
»Schlaf gut, Papa, und du auch, Mutter.«
Sie nannte Tobias’ Eltern schon lange Vater und Mutter, und nun würde es nur noch ein paar Tage dauern, bis die junge Betriebswirtin ganz in den Kreis der Familie aufgenommen wurde.
Christel und Tobias räumten die Gläser aus dem Wohnzimmer in die Küche und wuschen sie ab. Es war spät geworden, dennoch setzten sie sich einen Moment noch auf die Bank vor dem Haus und schauten zum sternenübersäten Himmel hinauf.
»Was glaubst’ denn, wie lang’s dauern wird, bis wir mit dem Bau anfangen können?« fragte Christel.
Eines Tages würde Tobias den Hof übernehmen, aber noch waren die Eltern gesund und tatkräftig. Bis sie sich auf das Altenteil zurückzogen, würde es noch ein paar Jahre dauern. Bis dahin wollte das junge Paar in den Anbau ziehen, der hinter dem Bauernhaus entstehen sollte. Die Pläne lagen schon fix und fertig beim Architekten.
»Ich denk’, spätestens nach der Ernte«, meinte Tobias.
Er war groß und schlank und sah sehr gut aus, auch wenn er Arbeitskleidung trug. Früher war er ein rechter Hallodri gewesen, der den Madln die Köpfe verdreht hatte. Doch seit er mit Christel Berger zusammen war, hatte er keine andere Frau mehr angeschaut.
Dabei hatte es früher überhaupt nicht danach ausgesehen, als wenn aus