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Pöppl: Die Chamer Weihnachtsmaus
Pöppl: Die Chamer Weihnachtsmaus
Pöppl: Die Chamer Weihnachtsmaus
Ebook246 pages2 hours

Pöppl: Die Chamer Weihnachtsmaus

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About this ebook

Mitten im tiefsten Winter, kurz vor Weihnachten, trifft ein unerwarteter Gast in der Stadt Cham ein. Die Weihnachtsmaus Pöppl ist allein und verängstigt, als sie beginnt, die Stadt zu erkunden. Pöppl lernt aber schnell Freunde kennen und erlebt bis zum Heiligen Abend 24 spannende Abenteuer.
Tauch ein in die Welt von Pöppl und lass dich von den Geschichten und Illustrationen rund um die Stadt Cham verzaubern!

Ein wunderbares Buch zum Vorlesen oder Selberlesen!
LanguageDeutsch
Release dateDec 31, 2014
ISBN9783954520572
Pöppl: Die Chamer Weihnachtsmaus

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    Book preview

    Pöppl - Gabriele Kiesl

    Abschied

    Wie alles begann

    An einem ganz normalen Arbeitstag, in meiner Heimat dem Nordpol, änderte sich mein Leben, von einer Sekunde zur anderen, auf so dramatische Art und Weise, dass mir die Haare meines Mäuseschnurrbarts zu Berge standen.

    Wie jeden Tag war ich die meiste Zeit damit beschäftigt, die unzählig vielen Glöckchen der Rentiergespanne vom Weihnachtsmann zu polieren. Es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie zur Weihnachtszeit stets lieblich klangen und dass der Weihnachtsmann und alle anderen Nordpolbewohner sich zufrieden darin spiegeln konnten.

    Wir schrieben den 30. November und der Heilige Abend rückte immer näher. Die Weihnachtselfen produzierten emsig viele Geschenke für alle braven Kinder dieser Welt. Der Weihnachtsmann ließ seinen großen Schlitten von der Nordpolwerkstatt ›Himmelsstürmer‹, nochmals gründlich überholen und die Eistrolle brachten die Rentiere in ihrer geheimen Stallung in Form.

    Aber ich, Pöppl die Weihnachtsmaus, durfte als einer der wenigen am Nordpol wissen, wo die Rentiere vor ihrem großen Flug um die Welt trainiert wurden. Die Trolle waren dafür bekannt, vor Disziplin nur so zu strotzen. Sie brachten die Rentiere jedes Jahr wahrlich in Höchstform. Doch manchmal, wie auch an diesem besagten Tag, taten mir Rudolf Rotnase und die anderen Rentiere wirklich leid.

    Sie absolvierten jeden Morgen einen anstrengenden Aerobic-Kurs zu den aktuellen Weihnachtssongs. Danach gab es Flugstunden innerhalb einer weihnachtlich geschmückten Eislaufhalle und schließlich Abhärtung in einem sogenannten Winterzauber-Raum bei dauerhaften minus 18 Grad. Zu allem Überfluss mussten sie in diesem Jahr auch noch eine Null-Diät ertragen. »Das ist zu viel des Guten.«, dachte ich und schmuggelte, so oft es mir möglich war, einige Weihnachtsplätzchen auf meinem kleinen Schlitten von der Weihnachtsbäckerei zu den Rentieren. Freudig erwarteten sie mich auch an diesem Tag. Hätte ich doch da nur schon geahnt, dass die Bäcker- und Konditorzwerge meinen Diebstahl bereits entdeckt hatten. Sie wussten zwar nicht, wer ihre Plätzchen stibitzte, aber sie wollten den Dieb auf jeden Fall mit ungenießbaren Backwaren bestrafen und mischten deshalb Abführmittel und Übelkeit erregende Zutaten unter ihren Plätzchenteig.

    So nahm das Unglück seinen Lauf. Rudolf, Donner, Blitzen und Balthasar fraßen gierig meine mitgebrachten Diät-Killer und wurden kurz darauf ganz grün im Gesicht. Sie gingen in die Knie, teilweise plagten sie wohl schlimme Bauchschmerzen und ich geriet in Panik.

    Ich schwitzte bereits stark unter meiner Weihnachtsmütze, als das Tor zum Stall aufgeschoben wurde. Die Eistrolle standen alle mit dem Weihnachtsmann versammelt vor dem Eingang und blickten verwundert auf die erkrankten Rentiere.

    Eifrig begann ich an einem der Glöckchen zu polieren. Ich hauchte es an und schrubbte mit meinem kleinen Tuch hochkonzentriert, als würde mich das alles nichts angehen. Und dann passierte das Unvermeidbare. Die Rentiere rülpsten und spuckten das Plätzchengemisch, in allen Farben und Formen, dem Weihnachtsmann direkt vor die Stiefel. Mein Leben zog in Gedanken an mir vorbei!

    Schnell hatten er und die Trolle einen Verdächtigen im Visier. Nämlich MICH! Ob es an meiner Esslust und meinem durchaus etwas dick geratenen Bauch lag, oder ob sie einfach nur einen weiteren Unfug von Pöppl der Weihnachtsmaus erwartet haben, weiß ich nicht. Jedenfalls war der Fall sofort gelöst, als Rudolf, auf dem Boden liegend, mit seinem Geweih auf mich deutete und petzte: »Er war es! Er wollte uns mit Plätzchen vergiften!«

    »Na na! Vergiften wollte er euch sicher nicht! Und gefressen habt ihr sie ja wohl selbst!«, sagte der Weihnachtsmann mit lauter und tiefer Stimme.

    Mir wurde nun auch ganz übel. Und das, obwohl ich gar keines der Plätzchen probiert hatte. Ich wusste, dass ich mich aus dieser Situation nicht mehr retten konnte und wartete demütig auf meine Bestrafung.

    »Pöppl, du hast dich zum wiederholten Male den Nordpol-Gesetzen widersetzt!«, ermahnte mich der Weihnachtsmann. Als Strafe wirst du an irgendeinem Ort auf dieser Erde ausgesetzt, um Gutes zu tun. Du musst ab morgen, dem 1. Dezember, bis zum Heiligen Abend jeden Tag eine gute Tat vollbringen. Zur Kontrolle erscheinst du täglich in unmittelbarer Nähe deines Ankunftsorts. So können wir vom Nordpol aus durch die Glitzerkugel sehen, ob du dein Ziel erreicht hast. Sollte es dir gelingen, werde ich dich persönlich am Heiligen Abend um Mitternacht abholen. Und zwar von dem Ort, an dem du dich in einigen Minuten befinden wirst. Wenn es dir aber nicht gelingt, jeden Tag eine gute Tat vorzuweisen, musst du für immer an diesem Ort bleiben! Dann wird dir deine Weihnachtsmaus-Lizenz entzogen, deine Weihnachtsmütze abgenommen und auch deine rot-weiß gestreiften Söckchen musst du abgeben!«, predigte er auf mich ein.

    »Hast du alles genau verstanden, Pöppl?«, fragte der Weihnachtsmann zu mir hinab.

    Ich kam mir auf einmal noch kleiner vor, als ich eh schon war und antwortete eingeschüchtert: »Jeden Tag eine gute Tat... Glitzerkugel ... Heiligabend... Ja, ich glaube schon!«, stammelte ich mit zittriger Stimme.

    Der Weihnachtsmann nickte den Eistrollen zu. Sie nahmen ein Samtsäckchen voll Nordlichter-Staub aus ihrem Schlitten und gaben ihn ihm. Er zog die goldene Kordel des Säckchens auf, langte mit einer Hand hinein und streute unendlich bunten, glitzernden Staub auf mich hinab.

    Ich konnte nichts mehr sehen, meine Gedanken drehten sich im Kreis. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, als würden sich nicht nur meine Gedanken drehen. Mein kleiner Körper wurde hin und her gewirbelt und kurz bevor ich dachte, ich würde die Besinnung verlieren, hörte ich noch wie mir mein Freund Fridolin Freudentanz zum Abschied zurief: »Keine Angst Pöppl, du schaffst das schon! Du musst nur ganz fest an dich glauben!«

    Die Ankunft

    Immer noch geblendet von dem glitzernd grellen Nordlichter-Staub, nahm ich, langsam aber sicher, meine neue Umgebung wahr. Ich stand mit dem Rücken zu einer kleinen, runden Säule aus Stein. Auf ihr thronte eine finstere, unheimliche Figur. Diese Figur sollte wohl eine Art Teufel darstellen. Sie war eine Mischung aus Mensch und Tier, denn sie hatte Hörner auf dem Kopf, einen Huf an dem einen Bein und einen menschlichen Fuß an dem anderen. Jedenfalls warf sie einen riesigen Schatten vor mir auf die zentimeterhohe, dichte Schneedecke. Ich traute mich kaum, zu atmen und mein Herz pochte wie wild.

    Es schneite kräftig und viele Menschen stampften zielstrebig an mir vorbei. Zum Glück bemerkte mich niemand am Säulenrand. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf. Hatte ich gerade einen Albtraum? Hatte mich der Weihnachtsmann wirklich verbannt? Und wie um Himmels willen könnte ich in Erfahrung bringen, welcher Ort dies war?

    Doch all diese Fragen nutzten mir jetzt nichts. Ich musste mich erst einmal in Sicherheit bringen. Ich sah mich schnell um und bemerkte, rechts von der Säule, eine Steintreppe, auf der hektisch Menschen zum Eingang einer beachtlichen Kirche emporstiegen. Den Mantelkragen hochgeschlagen und den Schal weit ins Gesicht gezogen, stand eine ältere Frau an der untersten Stufe und unterhielt sich laut lachend mit den vorübergehenden Menschen. Während es alle eilig hatten, ins Innere der Kirche zu gelangen, schien sie den Wintereinbruch zu genießen. Ihr Lachen nahm mir langsam meine Angst und ich beschloss, ihr zu folgen. Zu meinem Glück war ihr Mantel bodenlang, sodass es mir sicherlich möglich sein würde, mich unbemerkt dort zu verstecken. Als sie sich langsam in Richtung Stufen in Bewegung setzte, sprang ich flink und zielsicher mit einem Satz unter ihren Mantel und klammerte mich an ihrem rechten Lederstiefel fest. Die Schnürsenkel fielen mir wild um die Ohren, als sie einen Schritt nach dem nächsten machte.

    »Ach du liebe Zeit, Pöppl, in welches Abenteuer hast du dich denn nun schon wieder gestürzt?«, dachte ich.

    An der Kirchenbank angelangt, stellte ich zu meiner Freude fest, dass dieses Gotteshaus beheizt wurde. Schnell wurde es mir mollig warm und meine gestreiften Söckchen begannen zu trocknen. »Welch Wohltat!«, dachte ich. Doch wie so oft zuvor, hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Aus der angenehmen Wärme wurde schnell extreme Hitze, da die Trägerin meiner Stiefel nichts Besseres zu tun hatte, als ihre Füße genau neben dem Heizkörper zu platzieren. Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn. »Denk nach Pöppl, denk nach!«, ermahnte ich mich selbst, um eine Lösung zu finden.

    Doch bevor ich richtig denken konnte, wurde es meiner Mitlaufgelegenheit ebenfalls zu warm und sie rutsche ein Stück zur Seite. Wahrscheinlich auch, um mit der Nachbarin etwas zu plaudern.

    »Grüß dich, Rosa!«, sagte die Banknachbarin zu ihr. »Ist deine Enkeltochter heute gar nicht dabei?«, fügte sie neugierig hinzu. »Heute ausnahmsweise nicht!«, antwortete sie nur kurz und der Gottesdienst begann.

    »AHA! Sie ist also eine Oma und heißt Rosa.«, kombinierte ich. »Also heißt mein selbsternanntes Taxi ab sofort: Oma Rosa.«, freute ich mich.

    Den ganzen Gottesdienst lang grübelte ich über die vergangenen Ereignisse nach, die mich letztendlich hierher gebracht hatten. Mir fehlten der Nordpol und meine Freunde sehr, aber ich wusste auch, dass der Weihnachtsmann mich nicht grundlos hierher geschickt hatte. Wenn ich meine Aufgaben doch nur erfüllen könnte. »Nimm dir immer ein Ziel nach dem anderen vor und du wirst es schaffen!«, hatte Fridolin Freudentanz der Weihnachtself, mir noch nachgerufen, bevor mir schwummerig vor Augen wurde. »Jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen, ist sicherlich machbar. Das kann doch nicht so schwer sein!«, machte ich mir selber Mut.

    Als der Gottesdienst zu Ende war, hüpfte ich, an Oma Rosas Stiefel festgekrallt, hinüber auf die gegenüberliegende Straßenseite und der Schnee unter ihren Füßen wurde leider immer tiefer. »Hoffentlich wohnt Oma Rosa nicht so weit von der Kirche entfernt!«, ging es mir durch den Kopf.

    Nach ein paar Minuten blieb sie vor einem alten Haus stehen. Es war blau, zumindest das, was man in der Dunkelheit von der Hausfarbe erkennen konnte, war blau. An einem der Nachbargebäude war ein Schaufenster, auf dem ›Die Tafel‹ stand. In solchen Institutionen bekommen Bedürftige kostenlos etwas zu essen, hatte man mir früher mal am Nordpol erzählt. Das kann kein Zufall sein, dachte ich. Jeden Tag eine gute Tat!

    Oma Rosa schimpfte laut, als der Haustürschlüssel vor ihr in den tiefen Schnee fiel. Schnell kroch ich an ihren Stiefelrand hinauf, als sie sich nach ihm bückte. Denn sie sollte mich ja nicht entdeckten. Kaum war ich am Lederrand angelangt, hörte ich, wie laut knarrend die schwere, hölzerne Eingangstüre aufgesperrt wurde.

    »Ja sag mal, warum kommst du denn nicht endlich rein?«, sagte ein älterer Herr zu Oma Rosa. »Und was suchst du denn dort im Schnee? Sag bloß, du hast schon wieder den Schlüssel fallen lassen?«, lachte er laut. Anhand des fröhlichen, wenn auch etwas schadenfrohen Lachens, kam ich zu der Überzeugung, dass es sich wohl hierbei um den passenden Opa, dem Gegenstück zu Oma Rosa, handeln könnte.

    »Hans, du Bazi, jetzt hilf mir halt suchen und lach mich nicht aus!«, grinste Oma Rosa ihn an. »So, so! Opa Hans also. Jetzt hat ihr Mann auch einen Namen.«, lächelte ich.

    Gemeinsam fanden beide schnell den Schlüssel und gingen hinein ins Haus. Drinnen kam ein großer Vorraum zum Vorschein. Am Boden befand sich leicht buckliges Kopfsteinpflaster, geradeaus erblickte man im Dunklen einen alten Innenhof, rechts hinauf führte eine Holztreppe in das nächste Stockwerk. Opa und Oma stiegen hinauf, und jede einzelne der alten Holzstufen knarrte auf ihre eigene Weise. Im oberen Stockwerk angelangt, öffnete sich ein großer Flur mit etlichen Türen, die, an jeder Wandseite, in verschiedene Zimmer führten.

    Plötzlich blieb Oma Rosa vor einer Speichertreppe stehen, auf deren Stufen verschiedene, sauber geputzte Winterschuhe standen und ich ahnte Fürchterliches! »Sicher wird sie jetzt ihre Stiefel gegen ein paar gemütliche Hausschuhe tauschen wollen!«, schoss es mir durch den Kopf. Eilig suchte ich nach einem geeigneten Versteck, als ich am oberen Rand der Speichertreppe ein kleines Loch in der Holztür erspähte. Ob ich wohl dort mit meinem dicken Bauch durchpassen würde?

    »Rosa?«, rief Opa Hans aus der Küche. »Rosa, was gibt es denn heute zu essen?«, fügte er hungrig hinzu. »Was?«, fragte Oma Rosa nach. »Ich kann dich nicht verstehen, du weißt doch, dass ich schwerhörig bin!«, schnaubte sie und begann ihren Mantel aufzuknöpfen. »Hans, was hast du gesagt?«, rief sie erneut zu ihm hinüber. »Das macht er mit Absicht!«, ärgerte sich Oma Rosa und stampfte vor Wut mit dem Fuß auf den Boden. Die Wucht war so groß, dass ich mich nicht mehr länger an den Schnürsenkeln halten konnte und im hohen Bogen auf die Speichertreppe fiel. So rasch wie möglich, lief ich hinauf zu dem zuvor von mir erblickten Loch an der Tür und hoffte, dass Oma Rosa zumindest genauso schlecht sah, wie sie hörte.

    Keine Ahnung, wie es mir gelang, meinen Bauch einzuziehen. Aber ich schaffte es glücklicherweise durch das Loch in der Tür hindurch und atmete schwer, als ich auf der anderen Seite im Speicher landete.

    Ich konnte von meiner neuen Umgebung nicht viel erkennen. Nur ein kleines Dachfenster über mir ließ etwas Mondlicht in den alten Speicher fallen. In einer Ecke jedoch, unweit von dem Türloch entfernt, war der Kamin des Hauses. Und soweit ich den dort liegenden Gegenstand richtig erkennen konnte, lag dort ein altes Osternest, gefüllt mit Heu. Sicherlich diente dieses Nest jedes Jahr aufs Neue dazu, Oma Rosas bunt bemalte Ostereier dekorativ in Szene zu setzen. Doch an diesem Abend, schwor ich mir, würde dieses Osternest mein Bettchen werden. Dort am Kamin, wo es schön warm war, würde ich zumindest die erste Nacht gut überstehen. Bevor ich mich jedoch hineinlegte, wollte ich noch einmal kurz meinen Kopf durch das Loch hindurch stecken, um mich zu vergewissern, dass keine weitere, nächtliche Gefahr auf mich lauerte.

    Ich blickte nach rechts und nach links, reckte meine Nase in die Luft, um eventuelle tierische Mitbewohner zu erschnuppern. Doch ich konnte keinerlei Gefahren erkennen, die mich an meinem wohlverdienten Schlaf

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