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Was Christen mögen ...: Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten
Was Christen mögen ...: Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten
Was Christen mögen ...: Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten
Ebook241 pages3 hours

Was Christen mögen ...: Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten

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About this ebook

Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten - scharf beobachtet, selbstironisch und extrem unterhaltsam.

Das E-Book Was Christen mögen ... wird angeboten von Brendow, J und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Hauskreis, Christen, Gemeinde, Gott
LanguageDeutsch
PublisherBrendow, J
Release dateApr 26, 2013
ISBN9783865065506
Was Christen mögen ...: Ein satirischer Blick auf "typisch christliche" Eigenarten

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    Book preview

    Was Christen mögen ... - Christian Rendel

    Jonathan Acuff

    Was Christen mögen ...

    Ein satirischer Blick auf »typisch christliche« Eigenarten

    Aus dem Amerikanischen von Christian Rendel

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek 

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    ISBN 9783865065506

    © 2011 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

    Originaltitel: Stuff Christians Like

    Originally published by Zondervan, Grand Rapids, Michigan 49530/​USA.

    © 2010 by Jonathan Acuff Illustrationen: Mark Sheeres

    Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

    Titelillustration: Mark Sheeres

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

    www.brendow-verlag.de

    Was Jon mag: Jenny

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Einleitung

    Mein Fehler

    Gebet

    In Liebe begegnen

    Gemeinde

    Gott

    Zeugnis geben

    Die Bibel

    Eltern

    Missionale postmoderne Relevanz

    Tränenfeste am Samstagabend

    Schluss

    Danksagungen

    Lust auf mehr von dem, was Christen mögen?

    Einleitung

    Wenn du dieses Buch kaufst, wird Gott dich reich machen.

    Eigentlich wollte ich sagen, wenn du dieses Buch liest, aber ich bin ziemlich sicher, dass Leute, die es sich in der Bücherei ausleihen, nicht so viel an Herrlichkeiten bekommen werden wie diejenigen, die es kaufen.

    Wenn du also gerade in der Buchhandlung stehst und mit dir ringst, ob du dieses Buch kaufen solltest, dann ist die eigentliche Frage wohl diese: Magst du Geld?

    Und ein schickes Auto?

    Willst du eine bessere Ehe haben?

    Und wohlerzogene Kinder?

    Und zwei perfekt geschwungene Augenbrauen?

    Falls du irgendeine dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, weiß ich wirklich nicht, warum du noch zögerst.

    Liebst du Jesus? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.

    Findest du Christen seltsam? Ich auch. Dieses Buch ist für dich.

    Was ich mit alledem sagen will, ist wohl: Dieses Buch ist für jeden. Für jeden, der genug Knete hat, um meinen Schuhfetisch zu finanzieren. Ich mache nur Witze – das ist eine Textzeile von Fergie, kein Ausdruck meiner inneren Haltung. Eigentlich dürfte ich nicht einmal wissen, dass Fergie existiert, geschweige denn in einem Buch, das in einem Verlag erscheint, der auch Bibeln herausgibt, aus einem ihrer Songs zitieren.

    Um es dir noch leichter zu machen, dich mit Was Christen mögen … anzufreunden, habe ich vier kurze Essays als Starthilfe an den Anfang gestellt. Schau sie dir ruhig an, aber falls du gerade in der Buchhandlung in der Abteilung »Erbauliches« stehen solltest, geh zum Lesen lieber hinüber zu den Zeitschriften. Wenn du zu lange bei den Bibeln stehen bleibst, wird dir früher oder später jemand Zeugnis geben.

    Booty, Gott, Booty

    Die Archive reichen nicht weit genug zurück, aber ich glaube, das ist genauso eine Idee wie die, mit denen Billy Graham am Anfang punktete, als er auf dem Weg nach oben war. Ist ja auch sinnvoll, denn Christen mögen »Booty, Gott, Booty«.

    Das habe ich gemerkt, als ich einmal meinen Lieblingsradiosender in Atlanta hörte – V103, den »Sender fürs Volk«. Das ist ein Hip-Hop-Sender, auf dem meistens Rap und Rhythm & Blues läuft. Das Beste an V103 ist die Morgensendung. Jeden Morgen um halb sieben, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit bin, kommt da so ein Programmteil namens »Inspirierendes Vitamin«. Da lesen sie einen Bibelvers vor und spielen dann einen Gospelsong oder einen Clip von einem Pastor aus Atlanta. Ganz ehrlich, für mich ist das meistens ein erbauliches Erlebnis. Was ich daran jedoch am interessantesten finde, ist die Art, wie sie das inspirierende Vitamin in ihr normales Programm hineinquetschen. Oft läuft es so, dass um sechs Uhr fünfundzwanzig, unmittelbar vor dem Übergang zum geistlichen Teil der Sendung, irgendein Booty Song gespielt wird. Sagen wir, »I’m ’n Luv (Wit a Stripper)«. Dann bringen sie um sechs Uhr dreißig den Bibelvers. Und hinterher um sechs Uhr fünfunddreißig schieben sie prompt so etwas wie Lil’ Waynes »Lollipop« nach. Im Grunde rahmen sie als das inspirierende Vitamin mit Booty ein, nach der einfachen Formel: Booty, Gott, Booty.

    Man kann sich leicht darüber amüsieren, wie unaufrichtig dieses inspirierende Vitamin rüberkommt, wenn es von zwei Hardcore-Rap-Songs flankiert ist, aber vielleicht hört sich ja Gott die Radiosendung meines Tages an und bekommt dabei Folgendes zu hören:

    Samstagabend, zum Feiern in die Stadt. Gott ist zu Hause und babysittet mein Zeug.

    Sonntagmorgen, wieder daheim bei Gott. Wir verstehen uns. Wir sind im Gebet. Wir sind die besten Kumpels.

    Montag, wieder an der Arbeit. Gott sitzt im Auto, wo ich meine Bibel liegen gelassen habe.

    Vielleicht ist es nicht ganz so augenfällig oder grell, aber der Gegensatz zwischen dem, was ich bin, wenn ich »auf Gott« bin, und dem, was ich bin, wenn nicht, ist beträchtlich. Also, wenn du das nächste Mal von einem Teil deines Tages zum anderen übergehst, frag dich ruhig mal: Habe ich gerade Booty, Gott, Booty gemacht?

    Das ist mein inspirierendes Vitamin für diesen Tag.

    »Kindlichen Glauben« als Rettungskapsel, um schwierigen theologischen Diskussionen zu entkommen

    Ich will ehrlich zu dir sein. Sollten wir uns je begegnen, und du verwickelst mich in eine wirklich schwierige theologische Diskussion, in der Wörter wie »Hermeneutik« oder »Trimillennialismus« vorkommen oder in der es darum geht, was genau in der Endzeit passieren wird, dann werde ich in meine »Kindlicher-Glaube«-Rettungskapsel steigen und mich einfach aus dem Gespräch herauskatapultieren.

    FREUND: Jon, glaubst du, die Erde wurde buchstäblich in sechs Tagen erschaffen, oder bedeuten die Tage in Gottes Wahrnehmung der Zeit etwas anderes?

    ICH: Hmmm, wenn ihr nicht glaubet wie die Kinder …

    FREUND: Ja, sicher, kindlicher Glaube, toll, aber hast du je über die Begrenzungen Gottes nachgedacht? Er kann nicht lügen – heißt das dann also, dass er nicht allmächtig ist? Weil er doch nicht die Fähigkeit zum Lügen hat?

    ICH: Sehr gute Frage. Ich würde sagen, meine Antwort ist …»kindlicher Glaube«.

    FREUND: Richtig, aber ich glaube, Gott hat uns diesen wunderbaren Verstand gegeben, damit wir den tiefsten Wahrheiten auf den Grund gehen. Außerdem sagt die Bibel doch, wir sollen abtun, was kindlich ist.

    ICH: EKG.

    FREUND: Hast du Herzprobleme? Was hat das denn damit zu tun?

    ICH: Ein Kindlicher Glaube. EKG.

    FREUND: Das ist ja entsetzlich. Du solltest dich was schämen.

    ICH: Man braucht nicht witzig zu sein, wenn man einen kindlichen Glauben hat. Ist dir schon mal ein Fünfjähriger begegnet, der witzig war? Einer hat mir neulich einen Witz erzählt, der ging so: »Treffen sich zwei, und der eine kommt nicht.«

    FREUND: Warum gebe ich mich eigentlich mit dir ab?

    ICH: Weil ich dich mit zu den Dove Awards nehme, falls ich mal ein berühmter Christ werde.

    Neunzig Prozent meiner Gespräche mit Freunden enden mit diesen beiden Zeilen.

    Ist das schlimm? Bist du anderer Meinung? Was sagst du da? Du kennst vier verschiedene hebräische Ausdrücke, die meinen Hang zum kindlichen Glauben widerlegen? Ich kann dich so schwer verstehen durch diese Rettungskapseltür. Tut mir leid, die Verbindung reißt ab. Raketen zünden!

    Nicht witzig sein für den Herrn

    Christen mögen es nicht, witzig zu sein. Hätte ich einen Dollar für jedes Mal, wo mir einer gesagt hat: »Was mir an den Christen am besten gefällt, ist, dass sie so witzig sind«, müsste ich für Cents auf der Straße tanzen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Ein Übermaß an Humor oder Schlagfertigkeit oder Satire ist unserer christlichen Kultur noch selten als Etikett aufgeklebt worden.

    Anfangs dachte ich immer, das wäre Gottes Schuld. Vielleicht, dachte ich, hatte er irgendwann im Alten Testament mit der Faust der Gerechtigkeit auf die Amalekiter oder Girgaschiter oder sonst irgendwelche »Iter« geschlagen, weil sie zu viele Witze machten. Doch je mehr ich in der Bibel lese, desto klarer wird mir, dass Gott das Lachen durchaus befürwortet. Mein Lieblingsbeispiel ist Psalm 126,1 - 3: »Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens sein, aber wir werden es sofort ausspucken, weil Christen nicht lachen sollten.« Quatsch. In Wirklichkeit endet der Vers mit: »Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan!«

    Die Heiden sahen, wie gut Gott war, weil sein Volk so viel lachte. Wow, das ist toll! Wie sind wir dann aber zu unserem schlechten Ruf gekommen, so furchtbar ernsthaft zu sein? Ich führe das auf das Salbungsvolle-Christen-Syndrom zurück.

    Das Salbungsvolle-Christen-Syndrom (SCS) ist eine Krankheit, die einen glauben lässt, man müsse, um ein guter Christ zu sein, immerzu ernst sein. Um Menschen für Gottes Reich zu erreichen, müsse man sich fromm und ehrfürchtig geben, und statt laut zu lachen, müsse man mit leicht gekräuselten Augenwinkeln leise sagen: »Das ist lustig. Ich erkenne das Humorvolle an dieser Situation. Das ist lustig.«

    Als ich anfing, Was Christen mögen … zu schreiben, ertappte ich mich dabei, dass ich die ersten Kapitel mit SCS kontaminierte. Ich ließ jeden Text, den ich schrieb, mit einem buchstäblichen »Ruf nach vorn« enden. Selbst die albernsten Texte fingen zwar witzig an, kamen aber dann doch irgendwie zu einem Schluss, der kurz gefasst sagte: »Und deshalb sollten Sie das Blut Jesu in ihre Seele aufnehmen. Ahhhhhhaleulah.« (So schreibt man das, was Mönche bei ihren liturgischen Gesängen von sich geben. Nur zu, google es ruhig. Ich warte so lange.)

    Mitten in meinem Anfall von SCS stolperte ich über einen Vers in Matthäus 6. Da sagt Jesus in Vers 16: »Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.«

    Er predigt hier über Leute, die sich Mühe geben, fromm auszusehen. Leute, die ihre Gesichter verziehen, um geistlicher auszusehen als andere. Der Vers handelte zwar vom Fasten, aber ich fühlte mich ziemlich ertappt im Hinblick auf mein Geschreibsel.

    Beim Salbungsvolle-Christen-Syndrom geht es allein darum, fromm auszusehen, geistlicher zu erscheinen als andere und anderen weiszumachen, man sei perfekt. Und genau das machte ich mit meiner Schreiberei. Ich versuchte, jedem Text zwanghaft eine ernsthafte Einsicht einzuflößen, damit jeder, der das Buch dann lesen würde, sich denken sollte: »Potzblitz, sein Blog ist witzig, aber sein Buch ist randvoll von Weisheit und Frömmigkeit. Der könnte durchaus der nächste C. S. Lewis sein.« Was ich, nebenbei bemerkt, wahrscheinlich tatsächlich sein könnte, hätte mein Verleger nicht meinen ursprünglichen Titelvorschlag für dieses Buch abgelehnt: Was Christen mögen: Das Buch, das C. S. Lewis schreiben würde, wäre er vierzig Prozent sarkastischer und hundert Prozent weniger tot.

    Was hilft gegen SCS? Die Verse im Matthäus-Evangelium schlagen vor, sich das Haupt zu salben und das Gesicht zu waschen. Falls das nicht hilft, salbe dir doch das Gesicht und sag den Leuten, das sei »Predigtglanz« und du wolltest ein schwitzender Prediger sein. Witze über schwitzende Prediger kommen immer gut an.

    Flitterwochensex ein bisschen höher einstufen als die Wiederkunft Christi

    Christen in aller Welt sind begeistert von der Vorstellung, dass Jesus wiederkommt, aber nur, wenn sie vorher ihre Jungfräulichkeit verlieren.

    Und wenn das auf dich zutrifft, wenn du Christ bist und nie verheiratet warst und nie Sex hattest, dann lass mich dir erst einmal gratulieren. Du, mein Freund, bist ein einzigartiges Fanal der Reinheit. Zweitens, lass mich dir versichern, dass deine Erwartungen an deine Hochzeitsnacht wahrscheinlich voll ins Schwarze treffen. Ich weiß, irgendwo tief in deinem Innern schwelt der Gedanke: »Ich werde stinksauer auf Jesus sein, wenn er wiederkommt, bevor ich jemals Sex hatte.«

    Dieser Gedanke ist vollkommen verständlich; Sex ist schon etwas ziemlich Umwerfendes.

    Wohlgemerkt: Was wir beide hier gerade sagen, ist, dass die Wiederkunft des Messias ein bisschen weniger umwerfend sein wird als Geschlechtsverkehr. (Ich habe eben das Wort Messias verwendet, um die Schuldschraube eine Spur höher zu drehen.) Wenn das deine Erwartung ist, wenn du lauthals verkündest, dass deine Hochzeitsnacht die Wiederkunft Jesu an Herrlichkeit und Großartigkeit überstrahlen wird, dann steht mit dir, glaube ich, alles zum Besten.

    Denn ziemlich genauso wird es tatsächlich sein.

    Aller Wahrscheinlichkeit nach bist du einer jener seltenen Menschen, die ihre eheliche sexuelle Beziehung nicht über sechzig Jahre oder so aufbauen und zum Erblühen führen müssen. (Autsch … ich habe gerade die Worte »sexuelle Beziehung« und »sechzig Jahre« in ein und demselben Satz verwendet.) Stattdessen wirst du sofort und von ganz allein wissen, wie du es anstellen musst, um deinem Mann oder deiner Frau die höchsten Wonnen zu verschaffen. Du wirst wissen, auf welche Knöpfchen du drücken musst, und du wirst lachen, oh, wie du lachen wirst über all die Leute, die es nicht geschafft haben, in ihrer Hochzeitsnacht, nach einem der körperlich, emotional und geistig anstrengendsten Tage ihres Lebens, dahinterzukommen. Plötzlich werden all jene schrägen frommen Witze darüber, dass es völlig egal sei, wo die Hochzeitsreise hingehe und wie das Wetter sei, weil man ja sowieso nie das Hotelzimmer verlassen würde, einen Sinn ergeben. Wahrscheinlich wird die Sonne mit einem herrlichen Kaleidoskop von Pink- und Orangetönen im Meer versinken, und die Vögel in den Palmen werden einen Song von Prince zwitschern. Und zwei Delfine werden immerzu aus dem Wasser in die Höhe springen und die Form eines Herzens bilden, als Symbol für zwei Christen, die eins werden.

    Könnte so passieren.

    Ich kann mich nicht erinnern, dass es auf meiner Hochzeitsreise ganz genauso gelaufen wäre.

    Aber bei dir könnte es ja durchaus so kommen.

    Mein Fehler

    Einmal ging ich mit einem Freund, der in einer Kirchengemeinde arbeitet, in einen Film, der ab siebzehn Jahren freigegeben war. Hinterher auf dem Weg nach draußen bemerkte er zwei Leute, die ihn kannten. Er packte mich, bevor sie uns erkannten, und wir versteckten uns draußen, bis wir dachten, sie wären weg. Doch dann stellte sich heraus, dass sie im Foyer auf uns warteten. Ich arbeitete nicht in einer Gemeinde, also hatte ich nur eine ganz normale Sünde begangen. Mein Freund hingegen hatte gegen irgend so ein Gelübde für Gemeindeangestellte verstoßen, »niemals den Film Desperado mit dem lateinamerikanischen Superstar Antonio Banderas in der Hauptrolle anzuschauen«. Also deutete ich kurzerhand mit dem Finger auf ihn und sagte: »Ist doch peinlich, wenn man sieht, wie Pastoren über die Stränge schlagen. Wir drei sind schließlich nur ganz normale Christen. Aber dieser Typ ist ein Profi. Der sollte sich was schämen.« Dann fluchte ich noch ein bisschen, um meiner Rede Nachdruck zu verleihen, aber es war einer von den lässlichen Flüchen, also nicht so schlimm.

    Darüber klagen, dass man in der Gemeinde keine »Nahrung« bekommt

    Wenn du ein professioneller Gemeindemeckerer werden willst – nicht nur ein Amateur, der gelegentlich den Gottesdienst, den Pastor oder andere Attribute der Gemeinde mit Steinen bewirft – dann musst du dir die folgende Formulierung merken:

    »Ich bekomme hier keine Nahrung.«

    Diese schlichte Beschwerde – es fehlt an Lehre, die Predigten sind dünn, die Lobpreismusik ist nicht erbaulich genug oder eine Million anderer Dinge, die den Leuten nicht ausreichend erscheinen – ist die offizielle Beschwerde der Gemeindemeckerer aus aller Welt. Fänden wir einen Weg, sie in bare Münze umzusetzen, so könnten wir der Armut in der Welt ein für alle Mal ein Ende machen. Vergiss die Kernfusion: Könnten wir immer dann, wenn jemand diesen Satz sagt, daraus Energie erzeugen, wäre es mit unserer Abhängigkeit von ausländischem Öl innerhalb von vier Minuten vorbei!

    Diese Aussage ist so perfekt, weil sie alle Aufmerksamkeit von mir weglenkt und zugleich eine falsche Demut erzeugt und mich geistlich reif und weit fortgeschritten erscheinen lässt. »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Ich möchte nur etwas lernen. Ich gebe zu, dass ich noch nicht fertig bin. Ich habe Hunger nach tiefer, echter geistlicher Lehre. Ich gebe demütig zu, dass ich aus der Gemeinde nicht genug empfange. Bitte hilf mir, die reichen, Glauben stärkenden Erfahrungen zu machen, die ich so dringend brauche.«

    Aber pass auf, zu wem du das sagst. Die Pastoren werden immer gewitzter. Wenn die Leute zu meinem Freund kommen und sagen: »Ich bekomme hier keine Nahrung«, dann antwortet er: »Mein einjähriges Kind füttere ich gern mit dem

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