Gummitramps: Im Wohnmobil auf dem TransCanada Highway unterwegs
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Der Transcanada Highway (TCH) ist die einzige Bundesstraße (Federal Highway) Kanadas, die mit einigen Verzweigungen ein Verbindungssystem durch zehn Provinzen des Landes bildet. Mit über siebentausend Kilometern stellt der TCH sowohl die einzige durchgehende transkontinentale Straßenverbindung Kanadas als auch die drittlängste Straßenverbindung der Welt dar. Die „Transsibirische Straße“ in Russland und der Highway #1 in Australien sind länger als der TCH.
Der Yellowhead Highway bildet den nördlichen Zweig des TCH in den westlichen Provinzen. Der Transcanada Highway wurde zwar schon 1962 eröffnet, aber erst 1970 fertiggestellt. Zwischenzeitlich ist er größtenteils vierspurig und kreuzungsfrei ausgebaut.
Gummitramp bedeutet die Klassifizierung eines Trampers, der mit dem Auto unterwegs ist, im Gegensatz zum „Leather Tramp“, der sich auf Schusters Rappen durch die Welt bewegt.
Die berühmteste Tramp-Figur wurde von Charlie Chaplin verkörpert, der in seinen Filmen oft das Leben eines Tramps schilderte.
Monika von Borthwick
Monika von Borthwick belongs to the older generation and lives in culturally rich Upper Bavaria. In addition to her professional work, she looked after bus travelers as a tour guide in the European region. Even then, she wrote down her experiences of the country and its people in more or less detail. After the death of her husband, she shifted to traveling alone and explored numerous areas in Europe and North America on her own with her newly acquired motorhome and her two dogs. In the process, she discovered a love of storytelling and sent detailed reports home by email. These documents form the basis for her personal stories from each host country.
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Gummitramps - Monika von Borthwick
TCH von Vancouver Island, BC (Victoria) nach Kingston, ON ca. 5000 km
Vancouver – Queen Elizabeth Park
Vancouver
Vancouver war für uns mehr als erholsam. Erstens regnete es die meiste Zeit und wir waren ans Wohnmobil gebunden. Zweitens schraubte ich mein Sightseeing-Programm auf ein Minimum herunter. Die Stadt selbst hatte ich bereits vor acht Jahren ausführlich erkundet. Wir besuchten mehrere Parks, wanderten ausgiebig und hatten viele unterhaltsame Stunden mit Freunden aus früheren Tagen.
Der sauber geführte Campingplatz im Vorort Burnaby bot zu einem akzeptablen Vorsaisonpreis alle erdenklich möglichen Annehmlichkeiten, einschließlich Swimming- und Whirlpool. Zwei Parkanlagen zum Spazierengehen waren schnell erreichbar. Die Schnellverbindung mit dem Skytrain in das Stadtzentrum konnte ich in fünfzehn Gehminuten locker erreichen. Somit hielten wir uns einen längeren Zeitraum – auch jahreszeitlich bedingt – in der Stadt am Pazifik auf. Länger als in unserem mexikanischen Winterquartier Catemaco. Wir hatten das Glück, während einer viertägigen Showreise des „Cirque du soleil aus Montreal hier zu sein und ich erbeutete sogar eine Eintrittskarte für die Fantasiegeschichte „Varekai
. Wie erwartet super traumhaft!
Diese Stadt war uns im wahrsten Sinne des Wortes lieb und teuer. Der geringste Kostenfaktor war der Campingplatz. Zu Buche schlug ein Leihauto, welches für einen sehr günstigen Preis im Internet zu haben war. Nicht bedacht – bzw. nicht gewusst – hatte ich, dass in Kanada die Basisversicherung bei der Buchung nicht mit eingeschlossen war, wie bei uns in Europa und diverse saftige Steuern die Miete erhöhten. Nicht zuletzt hatte ich eine Standgebühr für den Flughafen von rund 300.- CAD zu bezahlen. Wer also ein Auto benötigt, sollte es lieber in der Stadt ausleihen. Aber fünf Wochen Campingplatz oder ewiges Auf- und Abbauen war mir nicht angenehm. Also biss ich in den sauren Apfel. Hätte ich von vornherein gewusst, dass es derartig viel zu Beginn meines Aufenthaltes regnete, hätte ich dieses Vorhaben abgeblasen. Hätte …!
Ich nützte die Zeit, um meine Gesundheit wieder auf Vordermann zu bringen. Dafür ließ ich mich in der bestens ausgestatteten Herzklinik von VC durchchecken. Ich hatte wieder mal symptomatische Beschwerden mit meiner alternden Pumpe und wollte sicherstellen, dass sie nicht irgendwo in Manitoba, in der Prärie die Arbeit aufgab. Es konnte Entwarnung gegeben werden und mit neuen Medikamenten und einer saftigen Rechnung entließ man mich beruhigt aus dem Hospital! Liebe Freunde in der Stadt übernahmen in dieser Zeit meine beiden Vierbeiner. Bei ihnen wusste ich sie gut aufgehoben.
Ein anderes Problem war mein Wohnmobil. Ich hatte seit meinem Kauf vor 20 000 Meilen (32 000 km) keine Überprüfung der Technik mehr veranlasst. Ergebnis: Die Bremsen waren total im Eimer, die Radlager absolut aufgearbeitet und zwei schadhafte Vorderreifen. Etliche tropfende Stellen mussten gedichtet werden. Zwei Tage hatte ich für alle anfallenden Reparaturen mein Vehikel in der Werkstatt unterzubringen. Gastfreundlich nahmen uns meine Freunde aus Pitt Meadow auf. Dank zweier Visakarten konnte ich die Rechnungen begleichen. Gut, dass ich auf einen weiten Kreditrahmen zuhause zurückgreifen konnte! Es war nun ernsthaft in Erwägung zu ziehen, das Wohnmobil mit all seinen neuen Innereien noch ein weiteres Jahr zu fahren und nicht am Ende dieser Reise zu verkaufen …
Victoria Day in Burnaby
Mit diesem Feiertag beginnt in Kanada offiziell der Sommer und die Campingsaison gilt als eröffnet. Der Feiertag erinnert an den Geburtstag von Königin Victoria (Regierungszeit: 1837 bis 1901 / geb. am 24. Mai 1819) und wird immer auf den Montag vor dem 25. Mai gelegt. Daher haben die Kanadier offiziell ein langes Wochenende. Die Anzahl der gesetzlichen Feiertage ist in Kanada wesentlich geringer als in Deutschland. Somit wird ausgiebig mit Feuerwerk und Alkohol gefeiert.
Ich war an diesem Tag in dem kleinen Museum in Burnaby Village, unweit des RV-Parks. Dort hatte man ein nettes Programm mit Parade, Dudelsack und Musikkorps auf die Beine gestellt. Sogar Queen Victoria persönlich ließ die Museumsleitung in einem antiken Auto anreisen. (Man vergleiche amüsiert das Original mit der Nachbildung!) Ihre Hoheit gab programmgemäß entsprechend Audienz und hielt eine „flammende" Rede. Sonnenschein und Wärme stellten sich pflichtschuldig ein und lockten viele Besucher an. Meiner Schätzung nach waren bis zu fünfzig Prozent der Gäste asiatischer Abstammung. Englisch vernahm ich nur in Ausnahmefällen.
Besonders sehenswert war neben allen nachgebildeten älteren Gebäuden ein liebevoll restauriertes Karussell, der Magnet für alle Kinder und Junggebliebenen. Mir hatten es besonders die leuchtenden Farben der Pferde angetan und die liebevoll geschnitzten Details.
Burnaby – Victoria Day – 25. Mai
Vancouver Island und Hauptstadt Victoria von British Columbia, BC
Es geht los!
Unsere faule Zeit in Vancouver/ Burnaby hatte ein Ende gefunden. Wir starteten am frühen Morgen zur dritten Reisephase, dem Transcanada Highway. Dazu mussten wir zu seinem Anfangs- bzw. Endpunkt gelangen, ganz wie man es sehen wollte. Dieser lag in der Stadt Victoria (Hauptstadt von BC), auf Vancouver Island. Ich hatte die Insel bereits vor acht Jahren im späten Herbst auf meiner zweiten Nordamerikarundreise besucht und es regnete mich damals entsetzlich ein. Nach etlichen Tagen ergriff ich die Flucht und setzte mich Richtung Süden in die USA ab. („Highways und Gravel Roads II" erzählt davon.) Von der Insel bekam ich ehedem herzlich wenig zu Gesicht. Hoffentlich war uns der Wettergott diesmal besser gesonnen.
Mein Wecker warf mich mit seinem Hahnengeschrei erbarmungslos um sechs Uhr aus den Federn. Ich musste spätestens um neun Uhr startklar sein, denn unsere Fähre ging um elf, eine Stunde hatten wir Anfahrt einzuplanen, Präsenz war sechzig Minuten vor der Abfahrtszeit gefordert. Da Sonntag war, ging es auf den Zufahrtsstraßen entsprechend ruhig zu, erst vor dem Terminal in Tsawwassen stauten sich die Fahrzeuge. Ich war gut beraten und hatte reserviert. Das kostete mich zwar einige zusätzliche Dollars, doch ich war damit auf der sicheren Seite. Für rund hundert Bucks beförderte man unser Trio samt WoMo auf die andere Seite, vorbei an zahlreichen bewohnten kleinen Inseln. Die Überfahrt nach Swartzbay nahm neunzig Minuten in Anspruch. Meine Wuffis ließ ich im sicheren Raum unter Deck, denn die vielen Beine an Bord hätten sie nur nervös gemacht. Waren die Passagiere nun hauptsächlich Touristen oder Wochenendrückkehrer? Keine Ahnung, jedenfalls war das Schiff proppenvoll.
Als heutigen Programmpunkt hatte ich die „Victoria Butterfly Gardens" eingeplant. Mein GPS brachte mich sicher ans Ziel und wir fanden sogar für meine große Kutsche einen Parkplatz. Bevor ich jedoch die vielen exotischen Schmetterlinge zu Gesicht bekam, gönnte ich uns dreien ein Mittagessen und die passende Siesta. Uns drängte nichts und am späteren Nachmittag ließen die Besucherströme nach. Die Anlage war nicht groß, sehr ansprechend gestaltet. Es herrschte darin ein tropisches Klima mit achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit, in dem sich auch Aras, Flamingos und Schildkröten wohlfühlten. Den Urwaldnebel konnte man förmlich greifen. In einem künstlichen Teich schwammen etliche asiatische Koifische.
Wunderschöne große und kleine, frei fliegende Schmetterlinge waren zu bewundern. Sie saßen entweder in den tropischen Bäumen oder auf angelegten Futterstellen, eingedeckt für sie mit Zitrusscheiben und Bananen. So waren sie hautnah zu beobachten und zu studieren. Manche hatten wunderschöne Flügelinnenseiten, die sie jedoch dezent für Fotografen versteckt hielten. Eine Broschüre berichtete, dass die „Gärtner wöchentlich zwischen sechshundert und elfhundert Schmetterlinge in die Freiheit entlassen. Etwa sechzig verschiedene Arten werden laufend importiert, denn ihre Lebenszeit ist unterschiedlich lang, bzw. kurz. Der „Giant Atlas Moth
wird zum Beispiel nur drei bis fünf Tage alt, benötigt aber Monate, um sich vom Kokon zur Raupe bis hin zum Schmetterling zu verwandeln. Diesen Schmetterling konnten wir verständlicher Weise nur „hinter Gittern" betrachten. Eine interessante und faszinierende Welt …
Um fünf Uhr schlossen die Tore und ich machte mich mit meinen beiden Herrschaften auf die Suche nach einem Nachtquartier. Aufgrund der vorangegangenen hohen Ausgaben in Vancouver konnte ich hier ein wenig sparen. Vor den „Gardens" durften wir über Nacht leider nicht stehen bleiben. Zwei Walmart-Adressen hatte ich zur Verfügung. Diejenige im Vorort der Hauptstadt (Saanich) war wegen ihrer Parksituation unbrauchbar. Man versteckte alle Autos in einer Tiefgarage, mitten in einem Einkaufszentrum. Diejenige im westlichen Vorort Langford war wohnmobilfreundlicher. Mit mir tummelten sich nun am Abend mehr als fünfzehn Gleichgesinnte auf dem Parkplatz. Hierher konnte ich immer kommen, wenn alle Stricke reißen würden. Ich wollte jedoch die Straße in Victoria finden, welche mich seinerzeit so gastfreundlich und kostenlos aufgenommen hatte. Mal sehen, ob diese Parkmöglichkeit im Zentrum der Stadt immer noch existierte. Auf dem Stadtplan hatte ich sie in der Zwischenzeit bereits ausfindig gemacht. Ich wollte ein paar Tage bleiben und mir einige Sehenswürdigkeiten noch einmal ansehen oder andere ausfindig machen, welche es mir seinerzeit verregnet hatte. Für morgen fasste ich die Butcharts Gardens ins Auge. Dort hinein durfte ich sogar meine beiden Feger mitnehmen.
Victoria 1. Tag
Soweit die Füße tragen
Programmänderung: Das Wetter schien mir für die Butcharts Gardens ungeeignet. Der Himmel war mir für Außenaufnahmen zu bedeckt – und das bereits am frühen Morgen. Meine beiden Kumpels hatten mich mitsamt Wecker (Ich hatte vergessen, ihn auszuschalten…) um sechs Uhr aus dem Bett geholt. Pfui Teufel! Es eilte doch nichts! Wir hatten hervorragend und ruhig geschlafen. Also spulte ich unser übliches Morgenprogramm ab und war bereits kurz vor neun Uhr auf dem Parkplatz des nahegelegenen „Petsmart". (Ein Hoch meinem GPS!) Meine beiden Herrschaften benötigten dringend einen ordentlichen Haarschnitt und ein gründliches Bad. Schließlich wollte ich saubere Hunde in meiner Begleitung haben. Also meldete ich sie für morgen um 15.00 Uhr an. Das passte hervorragend, denn bis um diese Zeit hatten wir die weltberühmten Gärten hinter uns gebracht.
Das Zentrum von Victoria war mein nächstes Ziel. Ich wollte mir neue Übernachtungsmöglichkeiten erschließen. Tatsächlich fand ich die Straße von meiner vergangenen Reise wieder. Alzheimer ist doch noch nicht so weit fortgeschritten! Etliche Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass von acht Uhr bis siebzehn Uhr die Parkmöglichkeiten den Anwohnern vorbehalten waren. Also wäre es ab fünf Uhr nachmittags kein Problem, sich dort niederzulassen. Heute jedoch zog ich aus programmtechnischen Gründen noch einmal unseren WALMART vor. Wir ließen uns beim Kilometer „0" des Transcanada Highways nieder. Ich denke, ich habe einige nette Auswahlbilder für das hypothetische Titelbild der dritten Reise geschossen. Hier ein Beispiel. Sogar mein WoMo ist im Hintergrund noch auszumachen …
Anschließend nahm ich meine beiden Vierbeiner wie gewohnt an die Kandare. Wurschtel war besonders aktiv und in seinem Erkundungseifer nicht zu bremsen. Wahrscheinlich steckten ihm noch die vielen Freigänge vom Park in Burnaby im Gedächtnis. Normaler Weise bin ich nach etwa einer Viertelstunde Herr des Gespanns. Heute uferten die Zug- und Stoppaktionen zeitlich aus. Schließlich riss mir der Geduldsfaden und ich zwang ihn an der extrem kurzen Leine stets bei Fuß zu laufen. Das war für beide Seiten unerfreulich und anstrengend. Na ja, er wird sich wieder daran gewöhnen!
Es ging los: Beacon Hill Park entlang der Douglas Road bis zum Museum, Parlament, Uferpromenade mit Blick zum berühmten Empress Hotel, Laurel Point Park, Fisherman’s Wharf mit den Hausbooten und zurück entlang der ewig langen Dallas Road (Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe) zum Ausgangspunkt. Dieser Weg war in wenigen Zeilen skizziert, nahm jedoch mehr als drei Stunden in Anspruch! Ich hatte lange Arme und spürte kaum noch meine Beine. Jedenfalls war dieser Rundgang ein Beweis für mich, dass meine Pumpe den Anforderungen wieder gewachsen war. Das war trotz der Müdigkeit äußerst beruhigend.
Zurück im WoMo streckte ich mich erst einmal eine halbe Stunde aufs Lager aus und erholte mich. Anschließend nahm ich Fort Rodd Hill und den Leuchtturm von Fisgard in unser fortgeschrittenes Tagesprogramm auf. Beide Sehenswürdigkeiten waren „National Historic Sites" und mit meinem noch gültigen Jahrespass kostenlos. Das musste ich ausnützen. Außerdem lagen die Lokalitäten nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt, also außerhalb von Victoria.
Das Fort diente für den Ernstfall im ersten und zweiten Weltkrieg (1878 bis 1956) der Verteidigung Victorias. Es wurde niemals wirklich aktiv eingesetzt und dient heute als Beispiel vieler gleich konstruierter Verteidigungsanlagen entlang der Küste. Aus diesem Grunde wurden die drei Batterien kaum restauriert, waren angeblich noch voll einsatzfähig.
Das Fisgard Lighthouse (erbaut 1860) ist das älteste Bauwerk seiner Art an Kanadas Westküste. An klaren Tagen ist sein Licht bis zu sechzehn Kilometer weit zu sehen. Aufgrund meines heutigen Wandertages verzichtete ich auf das Erklimmen des Turmes und begnügte mich mit einem gemütlichen Bummel durch den Park. Den Hunden war es verwehrt, mich zu begleiten und so hatte ich einige ruhige Minuten für mich.
Die einzelnen Gebäude der Verteidigungsanlage sah ich mir nur sporadisch von außen an. Kriegsausstattungen hatten mich noch nie zu Begeisterungsstürmen hinreißen lassen.
In dieser Angelegenheit ticken die Nordamerikaner anders. Für sie ist Krieg, Heldentum und Militär noch immer mit einem Glorienschein umgeben. Dabei machen die Kanadier keine Ausnahme. Als ich eine Pause einlegte, kam gerade ein kanadischer Militärbus mit Zöglingen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren zur Besichtigung angefahren. Ein Lehrer in Uniform begleitete die Truppe …
In gut zehn Minuten waren wir wieder an unserem Schlafplatz angelangt. Etliche bekannte Wohnmobile von gestern frequentierten erneut den Parkplatz. Schön, sich unter alten Kumpels einreihen zu können. Das Wetter hatte sich erholt und ich plante, morgen die Butcharts Gardens in Angriff nehmen zu können. Ich hatte sie vor Jahren im Spätherbst erlebt. Mal sehen, was sie zum Sommeranfang zu bieten hatten.
Victoria 2. Tag
Zeitensprung acht Jahre
Nicht nur acht Jahre sind seit meinem Besuch der „Butchart Gardens" vergangen, ich war 2007 in Begleitung eines anderen Vierbeiners (Wuschel) und zu einer unterschiedlichen Jahreszeit (Spätherbst) auf dem Gelände.
Wir waren bereits um halb zehn Uhr vor Ort und hatten (noch) wenig Besucherandrang. Nur ein paar mandeläugige Touristen waren als „early birds" unterwegs. Das änderte sich jedoch in den nächsten beiden Stunden zusehends. Als wir gegen zwölf Uhr die Gärten verließen, stand ein Wohnmobil neben dem anderen – meist Mietfahrzeuge – auf dem Parkplatz und die Busse waren ebenfalls zahlreicher. Hinzu kamen noch die Touristenströme mit den Shuttelbussen aus Victoria. Sie spuckten die meisten Besucher aus.
Wir wanderten gemütlich auf den Wegen der Rollstuhlfahrer und ich vermied allzu viele Treppenauf- und -abgänge (siehe gestern!). Im Herbst leuchteten die Bäume in allen möglichen Schattierungen, heute strahlten die Blumen um die Wette. Obwohl der Himmel vollständig bedeckt war, tat dies der Farbenpracht keinen Abbruch. Wie zu erwarten, waren die Kompositionen gekonnt arrangiert und eine Freude für das Auge. Ich hatte zwar 31.- CAD für den Eintritt zu berappen, doch für das Geld wurde viel geboten. Auch hier erfreute man sich an einem restaurierten Karussell, wenngleich nicht mit so vielen an Einzelheiten geschmückten Tieren wie in Burnaby. Freundlicher Weise durfte ich in diesem Etablissement meine Kamerabatterien aufladen, da selbige wegen der vielen Aufnahmen nahezu ausgepowert war.
Ich denke, jede Jahreszeit hat in diesem Garten seine Besonderheit. Mich beeindruckte der Herbst mit seinen zahlreichen Laubfärbungen mehr als die sommerlichen Rabatten. Leider war der Rosengarten noch nicht zum Blühen gebracht. Wir waren jahreszeitlich zu früh dran. Dafür durfte ich vor dem gleichen Brunnen mit meinen Vierbeinern posieren, wie vor acht Jahren. Wer meine früheren Reiseberichte liest, kann die Bilder sicher vergleichen …
Victoria 3. Tag
Chinesischer Schnupperkurs
Verfluchter Wecker! Ich hatte wieder vergessen, ihn abzustellen. So krähte mich der Hahn erneut um sechs Uhr morgens aus dem Schlaf. Und das nach einer teilweise durchwachten Nacht. Wir hatten auf dem WALMART-Parkplatz diesmal derart rücksichtslose Nachbarn, welche ihren Generator noch um Mitternacht auf voller Tour laufen ließen. Ich ergriff im Schlafanzug die Flucht, startete durch und ließ mich etliche Reihen entfernt erneut nieder. Hier war der Lärm zwar geringer, doch immer noch störend. Erst gegen zwei Uhr fiel ich in einen dämmerhaften oberflächlichen Schlaf und träumte miserabel. Somit war ich über die frühe Morgenstunde nicht besonders erbaut. Ich holte meine beiden frisch getrimmten Hunde ins Bett, drehte mich noch einmal um und döste eine weitere Stunde, wohlig gewärmt von meinen beiden Kumpels.
Heute wollte ich versuchen, auf einem günstigen Campingplatz eine Bleibe für die kommende Nacht zu finden. Wir benötigten neue Energie für diverse Geräte und ich eine heiße Dusche. Mir schwebte der RV Park am Thetis Lake vor, nur drei Kilometer entfernt und mitten in einem Wandergebiet – Ausfahrt #10 am TC-Highway. Ich hatte so meine Zweifel mit der Verfügbarkeit, wenn ich an die vielen Wohnmobile bei der Überfahrt und in der Stadt dachte. Deutschland hatte im Augenblick Pfingstferien – Hochsaison für die westkanadischen Leihfirmen!
Ich war bereits um neun Uhr vor Ort und hatte keine Probleme mit einem schattigen Plätzchen. Der Park wird von einem Deutschen mit seiner Mutter geführt, hatte zwar nicht die höchsten Bewertungsraten und wurde von etlichen „Permanenten belagert. Wir fanden aber alles vor, was wir brauchten und eine Hintertüre ließ uns einen Durchschlupf, direkt zum kleinen Strand des „Lower Thetis Lakes
. Bevor der Besitzer noch gefrühstückt hatte, machten wir uns bereits auf, den Trail um den See zu entdecken. Gezahlt wurde später! Die Hunde durften ohne Leine laufen. Auf dem gut ausgebauten Weg begegneten uns viele freilaufende Artgenossen. Wurschtel war voll in seinem Element und musste jeden andern Vierbeiner ausgiebig begrüßen. Wie üblich taperte Knuffi stand auf unbekannten Wegen anhänglich hinter mir her. Wuchtige Douglaskiefern begleiteten unseren Weg, laut Literatur bis zu fünfhundert Jahre alt. Zwischen den Bäumen verstreut lagen riesige Felsen und Findlinge, mit Moos und unterschiedlichen Farnen bewachsen. Ein ansprechender Erholungspark, noch mitten im Einzugsgebiet von Victoria.
Nach neunzig Minuten Schnüffen und Rennen hatten wir die gesamte Runde um den unteren See geschafft. Beim Bezahlen (27.- CAD/Nacht) fand ich heraus, dass es einen Bus zur Stadt gab. Ich hatte zur Haltestelle zwar gut zwanzig Minuten zu laufen, doch war dies immer noch besser, als im Großstadtverkehr einen Parkplatz für meine große Kutsche zu suchen und horrende Parkgebühren zu blechen. Außerdem waren meine Vierbeiner im Camping schattig und ruhig untergebracht. So entschloss ich mich trotz einsetzender Müdigkeit, mich nach Chinatown durchzuschlagen. In Victoria ist dieses Stadtviertel im Vergleich zu anderen Chinatowns sehr klein, dafür aber die älteste Niederlassung vom westlichen Nachbarkontinent. Es waren zu Beginn chinesische Eisenbahnarbeiter, die sich hier niedergelassen hatten.
Ich sagte meinen beiden Begleitern Lebewohl. Sie protestierten nicht einmal, denn sie waren von dem langen Spaziergang geschafft und freuten sich auf ihren Schönheitsschlaf. Für 2,50 CAD chauffierte mich Bus #50 direkt ins Herz von Victoria und setzte mich in der Nähe der Fisgard-Straße ab. Von hier waren es über den Centennial Square nur ein paar Schritte bis zum Einfallstor (Gate of Harmonious Interests) nach Victorias Chinatown. Die handgearbeiteten Löwenskulpturen waren ein Geschenk der Partnerstadt Suzhou