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Mami 1833 – Familienroman: Für dich will ich leben
Mami 1833 – Familienroman: Für dich will ich leben
Mami 1833 – Familienroman: Für dich will ich leben
Ebook114 pages1 hour

Mami 1833 – Familienroman: Für dich will ich leben

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Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe.

Es regnete, als Rüdiger Joost langsam über die holprige Straße durch das Dorf fuhr. Die Häuser wirkten wie ausgestorben an diesem Sonntagnachmittag. Dahinter dehnten sich die Stoppelfelder unter einem grauverhangenen Himmel. Nichts unterbrach die Eintönigkeit dieser Landschaft. Die Stille kam dem Großstädter geradezu beklemmend vor. Nur das Blöken einer Kuh war von irgendwoher aus einem Stall zu hören. Mußte er sich ausgerechnet diese gottverlassene Gegend aussuchen, dachte Rüdiger, unwillkürlich den Kopf schüttelnd.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateAug 9, 2016
ISBN9783740905781
Mami 1833 – Familienroman: Für dich will ich leben

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    Mami 1833 – Familienroman - Gisela Reutling

    Mami 1833 – Für dich will ich leben

    Mami –1833–

    Für dich will ich leben

    Roman von Reutling Gisela

    Es regnete, als Rüdiger Joost langsam über die holprige Straße durch das Dorf fuhr.

    Die Häuser wirkten wie ausgestorben an diesem Sonntagnachmittag. Dahinter dehnten sich die Stoppelfelder unter einem grauverhangenen Himmel. Nichts unterbrach die Eintönigkeit dieser Landschaft. Die Stille kam dem Großstädter geradezu beklemmend vor. Nur das Blöken einer Kuh war von irgendwoher aus einem Stall zu hören.

    Mußte er sich ausgerechnet diese gottverlassene Gegend aussuchen, dachte Rüdiger, unwillkürlich den Kopf schüttelnd.

    Vor dem Haus Nr. 24 hielt er an und stieg aus. Dr. med. Joachim Bühler, stand auf dem Schild neben dem Klingelknopf zu lesen. Rüdigers Blick umfaßte das Haus: Mit dem Sachverstand des Architekten stellte er fest, daß hier einiges getan werden mußte, um das Fachwerk zu erhalten.

    Hinter einem Fenster im oberen Stock war der helle Schein einer Schreibtischlampe. Joachim war also zu Hause. Wo sollte er auch sonst sein, wenn er nicht gerade zu einem Patienten gerufen wurde.

    Rüdiger wollte klingeln, aber dann zog er die Hand wieder zurück. Ein jungenhaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er legte zwei Finger an die Lippen und stieß einen kurzen gellenden Pfiff aus. Mit diesen drei Tönen hatten sie sich als Halbwüchsige gegenseitig bemerkbar gemacht. Es war lange her, aber nicht vergessen. Da erschien der Freund auch schon am Fenster, und nur Sekunden später war er an der Haustür.

    Lachend, mit einem festen Händedruck, begrüßten sich die beiden Männer. »Wenn das keine Überraschung ist! Komm herein, Rüdiger.«

    Im Erdgeschoß waren die Praxisräume, darüber die Wohnung.

    »Du hast nichts verändert in den zwei Jahren, seit ich mal hier war, um zu sehen, wo du abgeblieben wärst«, stellte Rüdiger fest, als er sich umsah. Da gab es immer noch kaum mehr als das Notwendige im Wohnzimmer. Das Sofa und den altmodischen Lehnsessel hatte der Freund seinerzeit von seinem Vorgänger übernommen.

    »Wozu sollte ich etwas verändern«, sagte Joachim. Er knipste die Lampe am Schreibtisch aus, auf dem ein Stapel Fachzeitschriften lag. Etwas nachdenklich fügte er hinzu: »Ist das tatsächlich schon zwei Jahre her…«

    »Mindestens«, nickte Rüdiger. »Und nicht einmal hast du dich bei uns blicken lassen, so oft ich dich auch eingeladen habe. Kommst du denn nie mehr in die Stadt?«

    »Nein«, antwortete Joachim einsilbig. Er wandte sich um. Dann, mit Wärme in der Stimme: »Um so mehr freue ich mich, daß du den Weg zu mir gefunden hast. – Ich mache uns einen Kaffee, ja? Ich habe allerdings nur Pulverkaffee da. Typisch Junggeselle.«

    Dafür hatte er einen edlen Cognac im Haus, von dem er je einen Fingerbreit in zwei Schwenkgläser füllte. Er war ein schlanker dunkelhaariger Mann mit ruhigen Bewegungen. Schön waren seine Hände, schmal und feingliedrig fast wie die einer Frau.

    Mit einem freundschaftlichen Lächeln tranken sie sich zu.

    »Und wie läuft’s bei dir, hast du gute Aufträge?« erkundigte sich Joachim, als er das Glas zurücksetzte.

    »Ich kann nicht klagen«, gab Rüdiger zurück. »Ein deutsch-französisches Gymnasium ist in Planung, und für nächstes Jahr ein neues Kongreßzentrum. Die Stadtväter wissen zwar nicht, wo sie das Geld dafür hernehmen sollen, aber es geht ums Prestige.« Er zuckte die Achseln. »Corinna will ihren Laden auch vergrößern«, bemerkte er beiläufig.

    »Laden«, wiederholte der Freund belustigt. »Laß das deine Frau nicht hören. Der Name CORINNA steht doch für das eleganteste Modegeschäft, mit Preisen, die einem Normalbürger die Haare zu Berge stehen lassen. So ist es doch, oder?«

    »Ja, ja. Es gibt noch genug, die es sich leisten können. Corinna arbeitet aber auch soviel dafür, daß wir uns nur bei den Mahlzeiten sehen, und das auch nur gelegentlich. Zur Zeit ist sie in Paris, um für die Frühjahrssaison zu ordern. Na ja… Und da hab’ ich mir gedacht, ich schau’ mal nach meinem alten Freund Joachim, ob sich da inzwischen was getan hat.«

    »Da wird sich nichts mehr tun, Rüdiger«, sagte der andere gelassen und führte die Kaffeetasse zum Mund.

    »Das solltest du nicht sagen!« Lebhaft beugte Rüdiger sich vor. »Du, mit deinen Fähigkeiten, kannst doch nicht ewig hier als Landarzt mit einer bescheidenen Praxis für Allgemeinmedizin bleiben.«

    »Es wird mir nichts anderes übrigbleiben.«

    »Ach was.« Rüdigers Stimme wurde drängender, fast beschwörend. »Menschenskind, Joachim, du bist vierunddreißig Jahre alt, genau wie ich, da gibt man doch noch nicht auf. Du bist Chirurg! Wie kannst du dich damit begnügen, Hustentropfen oder was weiß ich zu verschreiben.«

    »Damit kann ich wenigstens keinen in den Tod befördern«, sagte der Arzt schroff. Die Linien neben seinem Mund vertieften sich.

    »O Gott«, stöhnte Rüdiger auf. »Davon wollen wir doch nicht wieder anfangen. Für jenen Patienten gab es ohnehin keine Hoffnung mehr.«

    »Du hast davon angefangen«, betonte Joachim mit abweisendem Blick.

    »Ich will dich nur aufrütteln. Einer muß das ja mal tun. Über diesen Vorfall, der zu einem Skandal hochgeputscht wurde, ist doch längst Gras gewachsen. Das sollte für dich kein Grund sein, nie wieder ein Skalpell in die Hand zu nehmen.«

    Abrupt erhob sich Dr. Joachim Bühler. Er schaltete das helle Deckenlicht an. Gewiß, es war dämmrig geworden, aber Rüdiger kam es vor, als wollte er damit die Schatten der Vergangenheit vertreiben, die er heraufbeschworen hatte. Vielleicht war es unklug gewesen.

    »Es tut mir leid«, murmelte er. »Lassen wir es. – Hast du eigentlich noch mal was von Paul gehört?« versuchte er abzulenken.

    Da legte sich ihm die Freundeshand auf die Schulter.

    »Schon gut, mein Alter«, sagte Joachim in versöhnlichem Ton. »Ich weiß, wie du es meinst. Aber ich kann dir versichern, daß ich hier ganz zufrieden bin. Ich werde gebraucht, und das in einem weiten Umkreis, und nicht nur für Hustentropfen, das kannst du mir glauben.«

    »Freilich, das ist mir klar«, räumte Rüdiger ein. »Aber was hält dich sonst hier, wo es nur Äcker und Wiesen und ein paar verstreute Dörfer gibt. Das ist doch trostlos.«

    Joachim setzte sich wieder. »Dir mag es so scheinen, an einem regnerischen Herbsttag wie heute. Dennoch hat diese karge Landschaft auch ihren Reiz. Man erlebt die Jahreszeiten ganz anders. Wenn Schnee die Fluren bedeckt, es dann wieder zu grünen beginnt und im Sommer die Felder reifen. Wie das wogt, wenn der Wind darüber streift. Davon weiß man nichts in der Großstadt, das mußt du zugeben.«

    Rüdiger mußte lächeln. »Da muß man schon ein Naturfreund sein wie du, um das zu schätzen zu wissen. Aber ersetzt das den Umgang mit Gleichgesinnten, Geselligkeit, gute Gespräche?«

    »Oh, ich habe einmal in der Woche einen Stammtisch im ›Ochsen‹, da kommt der Pfarrer, der Tierarzt, der Bürgermeister, manchmal auch ein Kollege vom anderen Bezirk. Da gibt es schon Gesprächsstoff. Aus mondänen Partys, wie sie in euren Häusern stattfinden, habe ich mir nie etwas gemacht. Das weißt du.«

    Rüdiger nickte. Er merkte schon, daß es keinen Sinn hatte, weiter in den Freund zu dringen. Sie wechselten das Thema.

    Es gab genug freundliche Erinnerungen an die Jugendzeit. Bis zum Abitur waren sie in dieselbe Schule gegangen, hatten Freundinnen gehabt, sich über erste Liebesenttäuschungen gegenseitig getröstet.

    »Weißt du noch, wie Paul dir die hübsche Sabine weggeschnappt hat?« fragte Rüdiger lachend. »Geheiratet hat er dann doch eine andere. Drei Kinder soll er mit ihr haben.«

    »So? Ich weiß nichts mehr von ihm…«

    »Und unsere große Tour mit dem Segelboot auf dem Atlantik«, fuhr Rüdiger angeregt fort. »Da waren wir doch schon gestandene Männer, aber auf einmal bekamen wir Lust auf Abenteuer. Und ein Abenteuer war’s ja auch, wie wir in den Sturm gerieten und im letzten Moment die Küste erreichten. Vier Jahre ist das jetzt her, nicht? Da war doch Anja auch dabei?«

    Rüdiger wußte im gleichen Moment, da er es ausgesprochen hatte, daß er den Namen nicht hätte erwähnen sollen. Das war auch so eine Sache, die er nicht begriffen hatte.

    Schnell ging er darüber hinweg.

    Draußen

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