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Die Börse im 21. Jahrhundert: Megatrends und innovative Analysemethoden
Die Börse im 21. Jahrhundert: Megatrends und innovative Analysemethoden
Die Börse im 21. Jahrhundert: Megatrends und innovative Analysemethoden
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Die Börse im 21. Jahrhundert: Megatrends und innovative Analysemethoden

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About this ebook

Das Buch verschafft einen umfassenden Überblick über die Börsentrends des 21. Jahrhunderts. Von Rohstoffen bis Technologieaktien sind zahlreiche Anlageklassen vertreten. Vor allem der langfristig orientierte Anleger bekommt im ersten Teil einen Vorausblick in die bevorstehenden Investitionsmöglichkeiten der kommenden Jahre und Jahrzehnte.

Die Börse des 21. Jahrhunderts ist stark von innovativen Kommunikationstechnologien geprägt. Der zweite Teil reicht vom Börsenhandel, der in Tausendstel Sekunden vonstatten geht, über die Berücksichtigung Sozialer Medien bei der Analyse bis hin zur zunehmenden Bedeutung von Supercomputern.
Die Anwendung innovativer Analysemethoden in der modernen Medienlandschaft sowie börsenpsychologische Handelsstrategien sind Kernpunkte dieses Teils.

Das Nachwort greift zu guter Letzt auch ethische Aspekte auf und geht ausführlicher darauf ein.

Über den Autor:
Oguz Calli ist seit 2007 als Journalist tätig und befasst sich mit Themen rund um Zukunftsmärkte, Geopolitik und Informationskompetenz. Vor seiner journalistischen Tätigkeit durchlief er im Börsenmétier verschiedene Stationen, u.a. im Handel sowie in Redaktionen.

In seinem BWL-Studium spezialisierte er sich auf die Psychologie und das Informations-Management an der Börse. Als "i-COACH" bietet er Seminare sowie Coachings an, bei denen es um den effizienten Umgang mit Informationen geht.
LanguageDeutsch
Release dateAug 16, 2016
ISBN9783741266737
Die Börse im 21. Jahrhundert: Megatrends und innovative Analysemethoden
Author

Oguz Calli

Oguz Calli ist seit 2007 als Journalist tätig und befasst sich mit Themen rund um Zukunftsmärkte, Geopolitik und Informationskompetenz. Vor seiner journalistischen Tätigkeit durchlief er im Börsenmétier verschiedene Stationen, u.a. im Handel sowie in Redaktionen. In seinem BWL-Studium spezialisierte er sich auf die Psychologie und das Informations-Management an der Börse. Als "i-COACH" bietet er Seminare sowie Coachings an, bei denen es um den effizienten Umgang mit Informationen geht.

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    Die Börse im 21. Jahrhundert - Oguz Calli

    Aspekten.

    KAPITEL 1 – Geschichte und Zukunft des technischen Fortschritts

    Das erste Kapitel zeigt die Zukunftsmärkte auf. Dabei stehen insbesondere hochtechnologische Entwicklungen im Vordergrund, die das 21. Jahrhundert von Grund auf verändern werden. Der Einfallsreichtum und die Erfindungsgabe haben den Gang der Menschheitsgeschichte schon seit jeher grundlegend beeinflusst. Bevor wir uns den Zukunftsmärkten unserer Zeit zuwenden, lassen Sie uns noch einen Blick in die Vergangenheit werfen.

    Vor etwa einer halben Million Jahren begannen die Vorfahren des Menschen, das Feuer zu kontrollieren. Holz und Kohle waren die verwendeten Rohstoffe. Vor ca. 380.000 Jahren wurden erste Holzhütten gebaut, die vorübergehenden Schutz und Obdach boten. Die Erfindung der Kleidung ermöglichte es dem Homo erectus vor 200.000 Jahren von Afrika aus in kältere Regionen der Welt vorzudringen, wie etwa nach Eurasien.

    In der Jungsteinzeit vor 10.000 Jahren wurden erste Werkzeuge wie geschliffene Steinäxte erfunden. Mit ihnen konnten Abholzungen vorgenommen werden. Die damit einhergehende Nutzbarkeit von Holz in großen Mengen hat entscheidend dazu beigetragen, die ersten Siedlungen zu bauen. Durch das Seßhaftwerden des Menschen, haben sich Architektur und Landwirtschaft entwickelt.

    Vor ca. 7.500 Jahren begann das Metall Kupfer die alten Werkzeuge aus Stein, Knochen oder Holz zu ersetzen. Die Erfindung des Wagenrads gegen 4.000 v. Chr. führte zu einer Revolution des Transports. Anstatt dafür an Tiere befestigte Schlitten zu nutzen oder Dinge mithilfe einer Schlepptrage hinter sich herzuziehen, konnten nun verschiedene Arten von Wägen hergestellt werden.

    Über die Jahrtausende folgten unzählige Erfindungen. Im antiken Griechenland gab es bereits Geräte, um zurückgelegte Strecken zu messen, Wecker oder Wassermühlen. Mithilfe von hochwertigem Beton errichteten die Römer prächtige Bauwerke und Aquädukte, um Wasser aus entlegenen Gebieten zu transportieren. Die Millionenstadt Rom hatte sogar ein riesiges Abwassersystem.

    Im Arabien des Mittelalters wurden die Grundlagen für die Erstellung von Brillengläser und Lupen gelegt. Im 9. Jahrhundert gab es auf der arabischen Halbinsel bereits Krankenhäuser. Damals wurden dort schon Desinfektionsmittel eingesetzt.

    Zu den vier großen Erfindungen des alten Chinas gehörten das Papier, der Buchdruck, das Schwarzpulver und der Kompass.

    Im Mittelalter wurde das Stundenglas zur Zeitmessung erfunden. Die Konstruktion neuartiger Hochöfen revolutionierte die Möglichkeiten der Metallverarbeitung in Europa.

    Nachdem mit der Frühzeit, dem Altertum und dem Mittelalter die drei Großepochen Europas vorbei waren, wurde mit Renaissance die Ära der Neuzeit eingeläutet, die bis zur Gegenwart reicht.

    Zur Mitte des 15. Jahrhunderts erfand Johannes Guttenberg während der Frührenaissance den Buchdruck. Die Erfindung sorgte dafür, dass sich das Buch zu einem Massenartikel entwickeln konnte. Im frühen 17. Jahrhundert entstanden erste Zeitungen und die Wissenschaften konnten sich schneller und weitläufiger entfalten. Mit der Aufklärung bzw. der Französischen Revolution im Jahr 1789 wird gemeinhin die Moderne als die zweite Hälfte der Neuzeit datiert. Um diese Zeiten herum setzte auch die Industrialisierung ein.

    1.1 Kondratieff-Zyklen

    Historisch betrachtet, haben technologische Fortschritte sich auf die wirtschaftlichen Entwicklungen, das gesellschaftliche Zusammenleben sowie auf politische Systeme und Einstellungen ausgewirkt. Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts setzte die industrielle Revolution ein. Vor allem seit dann gewannen die Erfindungen von Schlüsseltechnologien an bis dahin beispielloser Dynamik. Die Verbreitungsgeschwindigkeit von Technologien ab dieser Zeit ist am ehesten mit der heutigen vergleichbar. In diesem Zusammenhang werden wir uns an den so genannten Kondratieff-Zyklen orientieren.

    1.1.1 Industrialisierung bis Ende des 20. Jahrhunderts

    Der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai D. Kondratieff veröffentlichte 1926 ein Essay mit dem Titel „Die langen Wellen der Konjunktur. Er beschrieb in einer Abhandlung, dass diese Innovationen in Abständen zwischen 40 und 60 Jahren auftreten. Die darin vorgestellte Theorie der langen Konjunkturwellen wurde später von dem österreichischen Ökonomen Joseph Alois Schumpeter als „Kondratieff-Wellen bezeichnet. Schumpeter prägte in diesem Zusammenhang den Begriff „Basisinnovation". Demnach ist nicht nur die reine Erfindung ausschlaggebend, sondern auch die durchgreifende, ökonomisch nutzbare technische Innovation. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gab es fünf dieser so genannten Kondratieff-Zyklen.

    Der 1. Kondratieff- Zyklus

    Mit dem ersten Kondratieff-Zyklus wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Industrialisierung eingeleitet. Die Entwicklung der Dampfmaschine von James Watt - besser gesagt, seine Überarbeitung der Dampfmaschine von Thomas Newcomen -, die im Jahre 1769 patentiert wurde, gilt als Schlüsselinnovation für diesen Zyklus. Diese Zeitperiode wird gelegentlich auch als „Dampfmaschinen-Kondratieff" bezeichnet. Eine zweite wichtige Innovation wird in diesem Zusammenhang jedoch ab und an vernachlässigt: nämlich der mechanische Webstuhl. Die Revolutionierung der Textil- bzw. Bekleidungsindustrie nimmt dadurch ebenfalls eine bedeutende Rolle ein. Die effektive Nutzung der kraftvollen Dampfmaschinen in der Industrieproduktion sowie die enormen Produktivitätssteigerungen durch Webstühle in der Textilindustrie waren kennzeichnend für diese Ära.

    Der 2. Kondratieff-Zyklus

    Mit dem zweiten, manchmal auch als „Eisenbahn-Kondratieff" bezeichneten Zyklus, begann gegen Mitte des 19. Jahrhunderts die so genannte zweite industrielle Revolution. Hierbei verhalf die Erfindung der Dampflokomotive dem Transportwesen zu bis dahin ungeahnten Möglichkeiten. Nun konnten viel größere Mengen an Waren relativ schnell befördert werden. Eine weitere bedeutungsvolle Innovation zu jener Zeit war der (Morse-Schreib-)Telegraph, da die Kommunikation nun innerhalb von Sekunden vorgenommen werden konnte.

    Der 3. Kondratieff-Zyklus

    Der dritte Kondratieff-Zyklus begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts und wurde durch die elektrotechnische und chemische Industrie geprägt. Die einsetzende Elektrifizierung zu jener Zeit ermöglichte die infrastrukturelle Bereitstellung von elektrischem Strom. Die damit einhergehende Innovation der drahtlosen Funkübertragung verhalf der Kommunikationstechnologie zu einem erneuten Schub. Bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs entstanden nicht nur der Elektromotor, das Radio sowie die Verbreitung von elektrischem Licht. Auch die Nutzung der (verfeinerten) Fließbandtechnik durch Ford leitete eine Epoche ein, in der sich die Effizienz in der Massenproduktion extrem steigerte. Wichtige chemische Güter wie Farben oder Kunstdünger konnten durch bestimmte Fließbandverfahren nun schnell und in großen Mengen hergestellt werden.

    Der 4. Kondratieff-Zyklus

    Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts legten die Erfindungen des Computers durch Konrad Zuse, des Transistors sowie der integrierten Schaltkreise die Grundlagen für Computerprozessoren der heutigen Form. Erste Industrieroboter wurden eingesetzt, und die Automatisierungstechniken in der industriellen Produktion führten zu weiteren Effizienzsprüngen. Zudem wurde der vierte Kondratieff-Zyklus durch die Kunststofftechnik, die Petrochemie, das Fernsehen, die Kernenergie und die Raumfahrt geprägt. Dem Automobil kommt in diesem Zyklus eine besondere Rolle zu, da es durch die neuen Fertigungsverfahren nun kostengünstiger und dementsprechend erschwinglich für den Massenmarkt produziert werden konnte. Die individuelle Mobilität erfuhr damit einen sprunghaften Aufschwung.

    Der 5. Kondratieff-Zyklus

    Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab das Zeitalter der Informations- und Kommunikationstechnologie den Anstoß für den fünften Kondratieff-Zyklus. Das Internet und der Mobilfunk verbreiteten sich in unserer globalisierten Welt rasch. Mobile Telefone und Laptops schafften es, sich binnen weniger Jahre als Alltagsgegenstände zu etablieren. Diese dynamische Entwicklung hatte der Intel-Gründer Gordon Moore, bezogen auf Prozessoren, bereits 1965 vorhergesagt. Das nach ihm benannte Moore’sche Gesetz besagt, dass sich die Prozessorleistung von Computern alle 12 bis 18 Monate verdoppelt.

    1.1.2 Die Frage nach dem 6. Kondratieff-Zyklus

    Der kurze Rückblick auf die Meilensteine technischer Entwicklungen seit der industriellen Revolution mag ein Gefühl dafür vermitteln, was die Zukunft bringen könnte bzw. wie schnell und nachhaltig sich technologische Entwicklungsschübe ausbreiten können.

    Der renommierte Kondratieff-Forscher und angesehene Vordenker der Informationsgesellschaft Leo A. Nefiodow veröffentlichte 1996 ein Buch mit dem Titel: „Der sechste Kondratieff - Wege zur Produktivität und Vollbeschäftigung im Zeitalter der Information. Hierbei geht er von der These aus, dass das Schlagwort für den sechsten Kondratieff-Zyklus „Psychosoziale Gesundheit lauten wird. Übrigens sieht Nefiodow auch die Umweltzerstörung als eine psychisch-geistige Störung und Erkrankung in diesem Zusammenhang an. Um investmentbezogen von diesem sechsten „Gesundheits-Kondratieff" zu profitieren, nennt er als Branchen unter anderem die Biotechnologie, die Medizintechnik, die Pharmazeutik und Krankendienstleistungen. Daneben erwähnt er auch die Optotechnologie und die alternativen Energien, die in der Tat für zahlreiche Innovationen der Gegenwart stehen.

    Abbildung 1: Kondratieff-Zyklen 

    Seit der Prägung des Begriffs„Psychosoziale Gesundheit" war eine allmähliche Zunahme an weiteren Branchen für den sechsten Zyklus in der Kondratieff-Forschung beobachtbar. Als mögliche Innovationsführer treten noch andere Branchen wie die Mikrosystemtechnik, die Nanotechnologie oder die Sensorik auf.

    Der sechste Kondratieff-Zyklus wird voraussichtlich nicht nur auf der Erfindung neuartiger Basisinnovationen beruhen, sondern vor allem auf der Weiterentwicklung bereits vorhandener Technologien. Für den geduldigen Anleger, der langfristige Investitionen in Zukunftsmärkte vornehmen möchte, kann sich beispielsweise ein Blick auf Aktien in Bezug auf Spracherkennungs-Software, gestikulare Bedienung von Computern durch Sensoreneinsatz oder Heim- und Service-Roboter lohnen. Möglicherweise werden sogar neue wissenschaftliche Erkenntnisse für neue Innovationsschübe sorgen, die wir uns momentan gar nicht vorstellen können. Wenn es beispielsweise gelänge Quantencomputer zu bauen, könnte dieser Berechnungen in unvorstellbarer Schnelligkeit vornehmen und für eine Revolution in der Welt der Informatik sorgen. Ob es sich beim Quantencomputer nur um ein theoretisches Modell handelt, oder ob er eines Tages auch tatsächlich praktisch genutzt werden kann, wird sich noch zeigen.

    Bei Anwendung einer einfachen linearen Extrapolation sollte der nächste Kondratieff- Zyklus gegen 2030 beginnen. Aufgrund immer kürzer werdender Innovationszyklen wird diese Prognose wohl nicht zutreffen. Schon heutzutage sehen wir, wie das „Internet der Dinge"(IoT), selbstparkende Autos oder sprachgesteuerte mobile Endgeräte Einzug in unseren Alltag gefunden haben. Die sechste Welle ist bereits ausgelöst. Wir befinden uns in dieser Umbruchphase.

    Es heißt, dass die Großepoche der Neuzeit bis in die Gegenwart reicht. Vielleicht wird in den künftigen Geschichtsbüchern stehen, dass in unserer Zeit mit dem Digitalzeitalter die fünfte Großepoche begann.

    1.2 Emerging Markets und Infrastruktur

    Die Globalisierung ist der Motor, der die weltweit zunehmende Verflechtung von Individuen, Institutionen und Staaten vorantreibt. Die Zunahme der Beziehungen bzw. der Kooperationen in Politik, Finanzen, Technologie oder Kultur verändert das Zusammenleben der Menschen auf der Welt kontinuierlich. Ihre Wirkkräfte strahlen von den hochentwickelten Industrienationen auf weniger bis kaum entwickelte Regionen überall auf der Erde aus. Der Begriff Emerging Markets ist ein Schlagwort für Länder geworden, die sich in wirtschaftlichen Wachstumsprozessen befinden. Sie stehen an der Schwelle, sich zu Industrienationen zu entwickeln.

    Für aufstrebende Länder stellt eine zeitgemäße Infrastruktur eine essenzielle Wirtschaftsgrundlage dar. Ohne den Ausbau und den Erhalt einer funktionierenden Infrastruktur ist keine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung möglich. Von ihr hängt der effiziente Austausch von Gütern und Dienstleistungen ab, und sie gewährleistet eine reibungslose, flächendeckende Kommunikation und Mobilität. Es müssen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur wie Straßen, Schienen, Häfen oder Flughäfen getätigt werden. Zudem ist es erforderlich, Telekommunikations- sowie Versorgungsnetze für Elektrizität und Wasser aufzubauen bzw. zu modernisieren.

    Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält in seinen letzten Studien fest, dass die stärkste Dynamik in der Weltwirtschaft weiterhin von den Schwellenländern ausgeht. Dabei bleiben mit China, Indien und den ASEAN-Staaten die asiatischen Boomregionen an der Spitze der Rankings. Die ASEAN ist der Verband Südostasiatischer Nationen und wurde 1967 von Thailand, Indonesien, Malaysia, den Philippinen und Singapur gegründet. Als Ziel dieser internationalen Organisation wurde die Förderung des konjunkturellen Aufschwungs, des sozialen Fortschritts und der politischen Stabilität festgelegt; mittlerweile ist der Staatenbund auf insgesamt zehn Mitgliedsstaaten angewachsen. Emerging Markets sind auf der ganzen Welt vorzufinden. Von Lateinamerika über Osteuropa, den Nahen Osten bis hin zu Afrika wird an dem Aufbau moderner Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur gearbeitet.

    2001 prägte Jim O’Neill von der Investmentbank Goldman Sachs den Begriff BRIC, der als Akronym für Brasilien, Russland, Indien und China steht. In einer folgenden Studie zu dem Thema von 2003 prognostizierte O’Neill, dass diese vier Länder im Jahr 2050 reicher werden würden als die meisten Wirtschaftsmächte, die derzeit führend sind. Und in der Tat entwickeln sich diese Staaten grundlegend. Ihre Beziehungen zueinander vertiefen sich, wodurch ihr Einfluss steigt. Vor allem Russland und China kooperieren auf vielen Gebieten, wie etwa die Geopolitk, die Wirtschaft oder das Militär betreffend. Seit 2011 ist dem Viererclub Südafrika beigetreten und hat seinen Anfangsbuchstaben mit auf den Stempel gedrückt. Daraufhin wurde aus BRIC nun BRICS. Die fünf Länder haben eine Entwicklungsbank (New Development Bank – NDB) gegründet, die 100 Milliarden Dollar schwer ist. Mit ihr wollen sie eine Alternative zum IWF und zur Weltbank bilden, die von den USA dominiert werden. Dadurch zeigen sich zugleich die Machtverschiebungen, die sich weltweit vollziehen.

    2005 kam die nächste Studie von Goldman Sachs heraus, die auf die nächsten 11 Staaten nach den BRICS einging. Diese ist als „Next Eleven" oder N-11 bekannt. O’Neill nannte weitere Staaten, die im 21. Jahrhundert zu den größten Volkswirtschaften der Welt werden sollen. Darin sind Länder wie Bangladesch, Indonesien, Türkei, Nigeria oder Mexiko genannt. Solche Länder, die noch nicht zu den Emerging Markets gezählt werden, aber sich auf dem Weg dorthin befinden, werden Frontier Markets (Grenzmärkte) genannt. Die Globalisierungseffekte sollten tendenziell und aller Voraussicht nach dazu führen, dass die Emerging Markets weiter aufholen. Frontier Markets werden zu Emerging Markets und die unterentwickeltsten Länder werden zu Frontier Markets aufsteigen. Damit verbundene Investitionsmöglichkeiten in weltweite Infrastruktur-Projekte stellen einen anhaltenden Zukunftsmarkt dar. Besonders viel Potenzial wird in Afrika gesehen, da dort der Nachholbedarf am größten ist. Besonders im Sub-Sahara-Afrika sieht der IWF seit Jahren schon ein gigantisches Potenzial und erwartet überdurchschnittliches Wachstum. Es wird angenommen, dass die BRIC-Staaten Südafrika in ihre Reihen mit aufgenommen haben, weil sie sich dadurch einen besseren Zugang zum Kontinent versprechen.

    1.2.1 Chinas innovative Städte der Zukunft

    China hat in den letzten Jahrzehnten eine sehr beachtliche Wirtschaftsentwicklung hingelegt. 2009 haben sie Deutschland erstmals als Exportweltmeister überholt. Das Land rangiert bei den Währungs- und Goldreserven unter den ersten sieben. Es gibt zig Millionenstädte im Land, deren Metropolen Shanghai oder Peking westlichen Mega-Cities durchaus Konkurrenz machen können. Aufgrund der wirtschaftlichen Dynamik haben die Städte viele Arbeitssuchende aus den ländlichen Gebieten angezogen. Die Urbanisierungswelle bestand in den letzten 35 Jahren aus 500 Millionen Menschen. Bereits ein Zehntel der Weltbevölkerung lebt in chinesischen Städten, und bis 2030 soll 70 Prozent der Chinesen urban leben. Die Zentralregierung misst der Verstädterung eine hohe Bedeutung zu und wird sie entsprechend antreiben. Sie veröffentlichte ihren „Nationalen Plan für innovative Urbanisierung", die ehrgeizige Projekte von 2014 bis 2020 vorsieht.

    Es mag befremdlich anmuten, China unter diesen Gesichtspunkten noch als aufstrebend zu bezeichnen. Die Küstenmetropolen haben sich bemerkenswert entwickelt, wobei die Restlichen allmählich nachziehen. Doch den kleineren Städten im Landesinneren fehlt es oft noch an grundlegender Infrastruktur. In seiner Gesamtheit betrachtet, ist das Reich der Mitte vor diesem Hintergrund durchaus noch als Emerging Market zu betrachten.

    Mit der rasanten Industrialisierung hat gleichermaßen die Umweltverschmutzung zugenommen. Der Smog oder die Verschmutzung des knappen Trinkwassers sind die Folgen. Wie in vielen anderen Emerging und Frontier Markets in der Welt gehen die forcierte Urbanisierung und der Ausbau der Infrastruktur mit einem rücksichtslosen Umgang mit der Umwelt einher. Nun propagiert China den Umweltschutz zum Ziel.

    China ist weltweit ein ernst zu nehmendes Schwergewicht. Sie beweisen in ihrer politischen sowie wirtschaftlichen Strategie und Taktik viel Geschick. Doch sollte der China-Hype auch (wie eigentlich bei jedem Investment) mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet werden. Auch wenn der offiziell propagierte Kommunismus im offensichtlich vorhandenen Kapitalismus nur ein Lippenbekenntnis ist, bleibt das Land nach maoistischer Tradition zentralistisch gesteuert. Die Machtinstitutionen der Politik, der Wirtschaft, der Finanzinstitutionen, der Wissenschaft sowie der Geheimdienste und des Militärs sind eng miteinander verzahnt.

    China war über viele Jahre ein beliebtes Anlagethema. Der größte Börsengang aller Zeiten mit der Internet-Plattform Ali Baba, der Telekomausrüster Huawei oder die größte Suchmaschine Chinas Baidu sind Anlegern im Westen bekannt. Das Potenzial eines Milliardenvolkes regt die Fantasie der Investoren schnell an. Fundamentalanalytisch sehen die Zahlen sehr gut aus. In den letzten zehn Jahren lag das Bruttoinlandsprodukt jährlich zwischen sieben Prozent und 14 Prozent. In den Medien jedoch teilweise auch zweifelnde Meinungen zu Chinas Boom zu lesen. Die Überkapazitäten, die im Immobiliensektor geschaffen werden, sind schon seit Jahren in den Medien präsent. Schon mehrmals haben auch die Flagschiffe der Mainstream-Medien wie Spiegel, FAZ oder das Wall Street Journal über Geisterstädte berichtet, die mit Spekulationskapital über Wasser gehalten werden. Die Finanzierungsabläufe sind sehr undurchsichtig. Experten behaupten, dass China ein faules Schattenbankensystem habe und dass die Kreditblase platzen könnte. Wenn diese Befürchtungen zutreffen, würde das Platzen der Immobilien- oder Kreditblase eine große Gefahr für die Weltwirtschaft bedeuten. Den offiziellen ökonomischen Daten und Statistiken sollte nicht ohne Weiteres Glauben geschenkt werden. Vielleicht handelt es sich bei dem Thema um eine interkulturelle Verständnis-Verzerrung. Die Angestellten der Statistikbehörden sind nicht unabhängig, sondern fest in das Räderwerk der zentralistischen Führung untergeordnet. Die ökonomischen Zahlen könnten aus strategischen oder taktischen Gründen der Außendarstellung bzw. aufgrund der Imagepflege gezielt manipuliert werden. Die Kultur des „Gesicht-Wahrens" ist in Asien in der Regel stärker ausgeprägt als in der westlichen Welt.

    1.2.2 Die Digitale Revolution

    Die Aufgabe Chinas in der Weltwirtschaft wurde lange Zeit mit dem Herstellen von Billigprodukten verbunden. China ist längst nicht mehr die Werkbank der Welt für günstige Kleinprodukte. Prestigeobjekte wie die schnellsten Hochgeschwindigkeitszüge der Welt oder der schnellste Supercomputer zeigen das hochtechnologische Potenzial des Landes auf. Der Technologiebereich, dem besonders hohe Priorität eingeräumt wird, sind die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Die Schwerpunkte liegen dabei auf schneller und kabelloser Datenübertragung. Es wird massiv in Forschung und Entwicklung investiert. Die Digital-Giganten ZTE, Huawei oder Tencent Technologies halten international die meisten Patente auf diesen Gebieten.

    Seit Maos Zeiten in den 1950ern werden den Unternehmen nach sowjetisch-sozialistischem Muster Fünfjahrespläne vorgegeben. Darin ist die bezweckte Förderung vieler hochtechnologischer Zukunftssparten festgehalten. Als Zielmärkte des 12. Fünfjahresprogramms (2011 bis 2015) waren die Zukunftsbranchen Cloud-Computing, Big Data und das Internet der Dinge, wobei das Internet in Alltagsgeräte integriert wird. Als Absatzgebiet für chinesische Hochtechnologie ist zu einem großen Teil das eigene Land vorgesehen. Durch einen starken Binnenmarkt soll die eigene Volkswirtschaft unabhängiger von Außeneinflüssen und damit stabiler gemacht werden.

    China wurde hier stellvertretend für zahlreiche andere Emerging Markets herangezogen. Der asiatische Tiger-Staat der ersten Stunde ist ein Paradebeispiel für die Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten in aufstrebenden Ländern. Der technische Wandel und ihre Auswirkungen umfasst die ganze Welt und somit alle Schwellen- und Grenzmärkte. Auch Indien sollte die nächsten Jahre über zu den am schnellsten wachsenden IKT-Märkten in der Welt gehören. Im so genannten M-Business (Mobile Business) sehen viele Experten einen bevorstehenden globalen Megatrend. Mit mobilen Endgeräten wie dem Smartphone zu bezahlen, setzt sich allmählich durch. Das Bezahlen per Handy, das so genannte „Mobile Payment", hat sich schon seit vielen Jahren in Afrika durchgesetzt. Anfangs waren die fehlende elektrifizierte Infrastruktur und die schwere Zugänglichkeit gewisser Gebiete die Gründe dafür, warum sich das praktische Bezahlen per SMS schnell durchgesetzt und weit verbreitet hat. Dabei sticht Kenia hervor.

    2007 hat der britische Mobilfunk-Gigant Vodafone in Kooperation mit einem kenianischen Unternehmen ein System eingeführt, über das unkompliziert bargeldlose Zahlungen vorgenommen werden können. Dazu wird kein Bankkonto benötigt. Zwei Drittel bezahlen in dem ostafrikanischen Land per Handy und nehmen Überweisungen damit vor. In Cafes, im Kiosk oder in der Kneipe ist das mobile Bezahlen Normalität. Zunehmend entwickeln Start-Ups im Land neue Geschäftsmodelle. Seit mehreren Jahren etabliert sich dieses Geldtransfer-System in Südafrika, Tansania, Ägypten oder Äthiopien. Außerhalb Afrikas wächst der Markt beispielsweise in Rumänien oder Afghanistan spürbar.

    Klassische Branchen wie die Bau-, Verkehrs- und Versorgungswirtschaft verbinden sich weltumfassend mit der digitalen Netzwerkinfrastruktur. Die Digitale Revolution wird als nächster Schritt nach der Industrialisierungsphase der letzten zwei Jahrhunderte betrachtet. China hat sich im Rahmen der Urbanisierung die Umsetzung von Smart-Cities auf die Fahnen geschrieben. An der Umsetzung der entsprechenden Konzepte wird intensiv gearbeitet. Eine weitläufige Abstimmung fortschrittlicher Software und Hardware in die Netzwerkinfrastruktur sowie die umwelt- und bewohnerfreundliche Gestaltung soll das Stadtleben effizienter machen und für mehr Lebensqualität sorgen.

    Die Digitalisierungspolitik in den hochtechnologisierten Ländern umfasst vor allem folgende erwähnenswerte Bereiche: Zunächst Industrie 4.0. Dabei geht es um die Vernetzung der Maschinentechnik in industriellen Betrieben. Der Ausbau von leistungsstärkeren, schnelleren und flexibleren Netzen, die Verschlüsselung im Rahmen der IT-Sicherheit sowie Big Data stellen wichtige Schwerpunkte dar. Dadurch wird die immense Datenflut, die durch die Vernetzung aller möglichen Geräte entsteht, gesammelt, gelenkt, verarbeitet und ausgewertet. Die EU-Kommission hat im November 2014 einen 315 Milliarden Euro schweren Investitionsplan auf den Weg gebracht, der die Wirtschaft stärken soll. Auf die Digitalwirtschaft ist dabei besonderes Augenmerk gerichtet.

    1.3 Alternative Energien

    Energie ist in den westlichen Industrienationen ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, welcher auch in den Emerging- und Frontier-Markets immer wichtiger wird. Der Energieträger, der an erster Stelle steht, ist das Erdöl. Die Angaben darüber wie lange die fossilen Brennstoffe noch reichen werden und wie sie sich auf das weltweite Klima auswirken, sind so mannigfach wie die Quellen aus denen sie stammen.

    Die allgemein gängige Annahme geht davon aus, dass es sich bei fossilen Brennstoffen um totes biologisches Material handle, das aus Dinosauriern und Pflanzen entstanden ist. Durch Hitze und Druck sei es über Millionen von Jahren in Rohöl umgewandelt worden.

    Das Ölembargo von 1973 steht exemplarisch dafür, welche Auswirkungen das Erdöl als politisch eingesetztes Mittel haben kann. Der Großteil des Erdöls wird in Ländern produziert, die krisenbehaftet sind. Nach wie vor spielt der Nahe und Mittlere Osten eine sehr wichtige Rolle in der Energieversorgung. Eine weitere Region, die ein wichtiger Energielieferant ist, stellt Russland dar. Viele europäische Staaten decken ihren Bedarf an Erdgas aus einem beachtlichen Teil aus russischen Importen. Im Zuge des Ukraine-Konflikts und den damit verbundenen Sanktionen der USA sowie der EU gegen Russland stehen die Abhängigkeit von Russland und die Versorgungssicherheit seit dem Kalten Krieg wieder auf der Agenda. Die USA

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