Dr. Norden Bestseller 185 – Arztroman: … und du bist doch unser Kind
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Nun, wo drückt der Schuh, Frau Holstede?« fragte Dr. Norden die hübsche junge Frau, deren Fuß er gerade verbunden hatte. Geraldine Holstede hatte sich beim Barfußlaufen im Garten einen Dorn eingetreten. Doch seine Frage galt mehr ihrem seelischen Befinden, und er wußte auch, was diese sympathische Frau bewegte. Er wollte, daß sie sich ihren Kummer endlich mal vom Herzen redete.
»Der Schuh drückt jetzt sicher eine Zeit, Dr. Norden, aber mehr bedrückt mich, daß ich kein Kind mehr bekommen kann.«
»Hat Dr. Leitner es festgestellt?« fragte Dr. Norden.
Sie nickte. »Wäre ich nur früher zu ihm gekommen, dann wäre ich bei der Geburt von Sandra nicht verpfuscht worden«, sagte sie bebend. »Mein Mann hat sich doch so sehr einen Sohn gewünscht.«
»Sie haben drei reizende Töchter«, sagte Dr. Norden nachdenklich.
»Aber bei den Holstedes hat es halt immer einen Sohn gegeben.«
»Doch dafür war Ihr Mann ein Einzelkind, und so schön ist das auch wieder nicht.«
»Meiner Schwiegermutter ist der eine Sohn lieber, als wenn sie drei Töchter gehabt hätte«, sagte Geraldine.
»Ihnen auch?« fragte der Arzt.
»Um mich geht es doch gar nicht«, erwiderte sie.
»Sie müssen die Kinder austragen und sie zur Welt bringen, und ich glaube nicht, daß Ihr Mann Sie einer Gefahr ausgesetzt wissen will, die Sie möglicherweise Ihr Leben kosten könnte.«
»Er macht mir ja keinen Vorwurf, aber ich spüre es, wie er sich nach einem Sohn gesehnt hat. Immer haben wir nur Bubennamen ausgesucht. Michael, Stefan, Alexander, es wurde eine Michaela, Stefanie, Alexandra.«
»Durchweg gesund, munter und hübsch«, stellte Dr. Norden fest. »Was meinen Sie, wie
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Dr. Laurin – Neue Edition
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Dr. Norden Bestseller 185 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 185 –
… und du bist doch unser Kind
Patricia Vandenberg
»Nun, wo drückt der Schuh, Frau Holstede?« fragte Dr. Norden die hübsche junge Frau, deren Fuß er gerade verbunden hatte. Geraldine Holstede hatte sich beim Barfußlaufen im Garten einen Dorn eingetreten. Doch seine Frage galt mehr ihrem seelischen Befinden, und er wußte auch, was diese sympathische Frau bewegte. Er wollte, daß sie sich ihren Kummer endlich mal vom Herzen redete.
»Der Schuh drückt jetzt sicher eine Zeit, Dr. Norden, aber mehr bedrückt mich, daß ich kein Kind mehr bekommen kann.«
»Hat Dr. Leitner es festgestellt?« fragte Dr. Norden.
Sie nickte. »Wäre ich nur früher zu ihm gekommen, dann wäre ich bei der Geburt von Sandra nicht verpfuscht worden«, sagte sie bebend. »Mein Mann hat sich doch so sehr einen Sohn gewünscht.«
»Sie haben drei reizende Töchter«, sagte Dr. Norden nachdenklich.
»Aber bei den Holstedes hat es halt immer einen Sohn gegeben.«
»Doch dafür war Ihr Mann ein Einzelkind, und so schön ist das auch wieder nicht.«
»Meiner Schwiegermutter ist der eine Sohn lieber, als wenn sie drei Töchter gehabt hätte«, sagte Geraldine.
»Ihnen auch?« fragte der Arzt.
»Um mich geht es doch gar nicht«, erwiderte sie.
»Sie müssen die Kinder austragen und sie zur Welt bringen, und ich glaube nicht, daß Ihr Mann Sie einer Gefahr ausgesetzt wissen will, die Sie möglicherweise Ihr Leben kosten könnte.«
»Er macht mir ja keinen Vorwurf, aber ich spüre es, wie er sich nach einem Sohn gesehnt hat. Immer haben wir nur Bubennamen ausgesucht. Michael, Stefan, Alexander, es wurde eine Michaela, Stefanie, Alexandra.«
»Durchweg gesund, munter und hübsch«, stellte Dr. Norden fest. »Was meinen Sie, wie Sie von manchen Frauen beneidet werden, die nicht so glücklich sein können wie Sie.«
»Sie haben zwei Söhne und eine Tochter«, sagte Geraldine leise.
»Und eine Frau, deren Leben mir viel wichtiger war und ist als das Geschlecht der Kinder. Das dürfen Sie mir ruhig glauben.«
Lonis Stimme ertönte. »Herr Holstede ist gekommen und will seine Frau abholen.«
»Na, sehen Sie, Ihr Mann ist doch sehr besorgt um Sie«, stellte Dr. Norden fest.
»Das bestreite ich ja gar nicht«, sagte sie leise. »Gerade deshalb hätte ich eben so gern einen Sohn gehabt.«
Marius Holstede war ein großer, kräftiger Mann. Er nahm seine Frau einfach in die Arme und trug sie zum Lift. »Was du auch immer anstellst«, sagte er liebevoll. »Warum mußt du auch immer barfuß laufen!«
»Weil es gesund ist«, erwiderte sie.
»Das Gegenteil ist bewiesen«, meinte er und gab ihr einen Kuß. »Aber der gute Dr. Norden hat ja gleich geholfen. Es ist bloß dumm...« Er unterbrach sich.
»Was ist dumm?« fragte Geraldine ängstlich.
»Ich muß nach Südamerika, Jerry. Ich kann es nicht hinausschieben. Das Projekt ist ins Stocken geraten. Ich muß selbst etwas Dampf dahinter machen.«
»Schon bald?« fragte sie bestürzt.
»Übermorgen. Der Flug ist schon gebucht. Aber wenn ich den Laden in Schwung bringe, bekomme ich den Direktorenposten. Das sind doch gute Aussichten.«
Eigentlich haben wir doch alles, dachte sie, und sie wurde immer unruhig, wenn ihr Mann ins Ausland mußte. Noch dazu nach Südamerika, wo es überall kriselte.
»Ich bleibe ja nicht ewig, Liebes«, sagte er. »Mama hat auch schon zugesagt, solange zu dir zu kommen.«
Auch das noch, dachte Geraldine. Sie kam mit ihrer Schwiegermutter zwar ganz gut aus, aber Marianne Holstede war auch gewohnt, alles zu bestimmen und sich auch in die Kindererziehung energisch einzumischen.
»Es ist lieb von Mama, aber hoffentlich regen die Kinder sie nicht allzusehr auf. Es sind Ferien, Marius.«
»Oh, da bin ich nicht bange«, lachte er. »Mama greift energisch durch. Mit dir können sie ja machen, was sie wollen.«
In dieser Stunde empfand sie das als einen Vorwurf, aber sie wollte keine Mißstimmung aufkommen lassen, denn sie liebte ihren Mann und war immer bereit gewesen, ihm alles recht zu machen. Sie hatten jung geheiratet. Es war die große Liebe auf den ersten Blick gewesen. Marius war vierundzwanzig und sie einundzwanzig, als sie sich das Jawort gaben und sich nach altem Brauch Treue bis in den Tod versprachen. Und sie hatte nie Grund gehabt, an seiner Treue zu zweifeln in diesen elf Jahren ihrer Ehe, so wenig, wie Marius daran zweifeln konnte, daß sie ihn liebte wie am ersten Tag, wenn nicht noch mehr.
Beide stammten sie aus Beamtenfamilien, beide waren konservativ erzogen worden. Beider Eltern waren mit der Heirat einverstanden gewesen.
Beruflich hatte es Marius schon recht weit gebracht. Sie bewohnten ein hübsches Haus, und es hatte noch nie Probleme gegeben, weder finanzielle, noch menschliche. Einzig der Tod von Marius’ Vater hatte Trauer verursacht.
In Jubel brachen die Kinder allerdings nicht aus, als Geraldine ihnen sagte, daß die Omi kommen würde.
»Warum denn?« fragte die kleine Sandra, die mit ihren vier Jahren ein sehr aufgewecktes Kind war.
»Weil Papi nach Südamerika fliegen muß.«
»Können wir denn nicht mal mitfliegen, Mami?« fragte Michaela, die Zehnjährige.
»Was sollen wir denn da?« warf Stefanie ein.
»Papi muß arbeiten, und es würde auch viel zu teuer«, sagte Geraldine.
»Annette macht mit ihren Eltern eine Weltreise in den Ferien«, murrte Michaela, »und Kai fliegt nach Afrika zu seinen Großeltern. Ganz allein.«
»Möchte ich gar nicht«, sagte Stefanie, »erst recht nicht allein.«
»Ich auch nicht«, schloß Sandra sich an.
Geraldine konnte den kleinen Kai auch nur bedauern, denn sie wußte, warum er allein nach Afrika geschickt wurde. Seine Eltern ließen sich scheiden.
»Und wir fahren nach Kärnten, wenn der Papi zurück ist«, erklärte sie. Damit war die Debatte über die Ferien vorerst beendet.
*
Marianne Holstede kam am nächsten Tag. Selbständig wie sie war, hatte sie niemanden zum Bahnhof zitiert, sondern sich in ein Taxi gesetzt.
Sie war kein mütterlicher Typ und legte auch kein großmütterliches Wesen an den Tag.
Sie hätte den Kindern auch gar nichts mitgebracht, erklärte sie, aber dafür würden sie dann mal gemeinsam einkaufen gehen. Auch mit dieser Ankündigung konnte sie keine große Begeisterung wecken, denn die Kinder wußten sehr gut, daß sie dann nicht selbst aussuchen durften, was ihnen gefiel.
»Sind deine Sachen in Ordnung, Marius?« erkundigte sie sich.
»Immer, Mama«, erwiderte er lächelnd. »Jerry hat die Koffer schon gepackt.«
»Auch nichts vergessen?« fragte sie.
»Bestimmt nicht, Mama«, warf Geraldine ein, die schon Sorge hatte, daß ihre Schwiegermutter die Koffer noch inspizieren würde. Doch das unterließ sie.
An diesem Abend wollte sie auch bald zu Bett gehen, und da sie einen sehr abgespannten Eindruck machte, meinte Marius besorgt, ob ihr etwas fehlen würde.
»Sie wird es schon sagen«, erwiderte Geraldine. »Mach dir jetzt keine Gedanken. Wir haben ja Dr. Norden.«
»Es war nicht so gedacht, daß dir eine zusätzliche Belastung entstehen soll, Jerry«, sagte er.
Sie sagte nicht, daß es ihr bedeutend lieber gewesen wäre, mit den Kindern allein zu sein, um dann mit ihnen Ausflüge zu machen und auch mal ihre Eltern besuchen zu können. Nicht die leiseste Mißstimmung sollte den Abschied von ihm trüben.
Sie war glücklich, als er sie in seinen Armen hielt und ihr sagte, wie sehr er sie vermissen würde.
»Die zwei Wochen werden auch vergehen, Liebster«, sagte sie tapfer.
Er sollte nicht zum Flughafen gebracht werden. Das hatte er nie gewollt. Es würde den Abschied nur schwerer machen, war seine Meinung. Abholen ließ er sich dagegen immer gern, wenn er von einer Reise kam.
»Das Taxigeld könntest du dir doch wirklich sparen, wenn Geraldine dich zum Flughafen bringen würde, Marius«, meinte Marianne Holstede.
»Das zahlt alles die Firma, Mama«, entgegnete er lächelnd. »Und es gibt sogar noch eine Trennungsentschädigung. Ihr könnt es euch gutgehen lassen.«
Mariannes erste Feststellung war dann die, daß Geraldine doch sehr froh sein könnte, einen solchen Mann bekommen zu haben.
»Ich bin auch sehr froh, Mama«, erklärte sie gelassen.
»Mein Sohn ist sehr tüchtig. Mit fünfunddreißig Jahren eine solche Position, da kann man sich doch nur freuen.«
»Ich freue mich auch darüber, Mama. Aber ich würde ihn auch lieben, wenn er nicht so erfolgreich wäre.«
»Es lebt sich leichter, wenn ein Mann gut verdient und die Frau nicht auch zu arbeiten braucht.«
»Mit drei Kindern wäre das auch kaum zu