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Kein Wissen ohne Glaube: oder warum es unmöglich ist, nichts zu glauben
Kein Wissen ohne Glaube: oder warum es unmöglich ist, nichts zu glauben
Kein Wissen ohne Glaube: oder warum es unmöglich ist, nichts zu glauben
Ebook160 pages1 hour

Kein Wissen ohne Glaube: oder warum es unmöglich ist, nichts zu glauben

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About this ebook

Kann ein Mensch ohne Glauben leben? Roboter tun das. Ihre Existenz basiert auf dem gesicherten Wissen, mit dem sie gefüttert wurden. Doch wehe, der Roboter wird aus seinem vertrauten Umfeld herausgerissen. Dann ist er hilflos und unfähig, damit zurechtzukommen. Anders der Mensch: Gerät er in eine solche Situation, wird er versuchen, sich das Neue und Unbekannte zu erschließen und sich eine Basis zu schaffen, um zu verstehen. Die menschliche Wissensbasis ist jedoch zu dürftig, um für alle Lebenssituationen Strategien und Sicherheit zu bieten. Werner Kinnebrock geht der Frage nach, wie weit wir mit Hilfe von Erfahrung und Wissenschaft in die Erkenntnis von Wahrheiten eindringen können. Wo ist die Grenze, an der das gesicherte Wissen aufhört und zwangsläufig der Glaube beginnt? Wo bleibt dabei der weltanschaulich-religiöse Glaube? Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard sagt: „Der Glaube kann nur im Sprung erreicht werden, der alles natürlich Verstehende hinter sich lässt.“ Damit ginge wahrer Glaube weit über Wissenschaftsgläubigkeit hinaus. Klar und fundiert und doch mit der nötigen Offenheit für das Unfassbare nimmt uns der Autor mit auf eine spannende Argumentationsreise.
LanguageDeutsch
Release dateSep 5, 2016
ISBN9783532600122
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    Book preview

    Kein Wissen ohne Glaube - Werner Kinnebrock

    Copyright © Claudius Verlag, München 2016

    www.claudius.de

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

    Umschlaggestaltung: Mario Moths, Marl

    E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

    ISBN: 978-3-532-60012-2

    INHALT

    Cover

    Titel

    Impressum

    Einleitung

    1. Das Ding an sich

    oder was ist Wahrheit?

    2. Verstandesdenken

    oder warum wir eine übergeordnete Wirklichkeit nicht begreifen können

    3. Zeit und Raum

    oder wie wir eine Realität definieren, die nur relativ ist

    4. Wie Weltanschauungen entstehen

    oder warum man sich für eine bestimmte Sicht der Dinge entscheidet

    5. Glaube ist Vertrauen

    oder wann wird eine Aussage wahr?

    6. Charakterfragen

    oder was unseren Glauben bestimmt

    7. Das Darüberstehende

    oder wie man glaubt, was nicht zu verstehen ist

    8. Die Sprache der Religionen

    oder wie man das Unbeschreibliche in Worte fasst

    9. Die Pervertierung des Glaubens

    oder wie leicht man manipuliert werden kann

    10. Extremformen des Glaubens

    oder wo das Unmenschliche seinen Platz hat

    11. Der Glaubenssprung

    oder wie man zu einer emotionalen Sicht der Dinge gelangt

    12. Gesunder Glaube

    oder leben religiöse Menschen länger und gesünder?

    13. Aberglaube

    oder was ist dran an Astrologie, Horoskopen und Glaskugeln?

    14. Über Fehlbarkeit und Versuchungen

    oder wie Utopisten Glaubwürdigkeit herzaubern

    15. Schöne neue Welt

    oder wo sitzt bei einem Computer das Bewusstsein?

    16. Ein Resümee zum Schluss

    Anhang

    Literatur

    Register

    Buchempfehlungen

    Einleitung

    Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich.

    Victor Hugo

    Im Jahr 2013 brachte das Magazin Der Spiegel in einer Sonderausgabe eine Übersicht über Religion und Glauben. Wer das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe las, hatte das Gefühl, sich in einem Supermarkt zu befinden. In bunten Spalten (Regalen) gab es Angebote mit den Aufschriften: Christentum, Islam, Buddhismus, Judentum, Katholizismus, Protestantismus, Freikirchen, ganzheitliche Astrologie. Und natürlich Esoterik in allen Variationen. Der interessierte Leser konnte auswählen, welche Sparte seinen Bedürfnissen am meisten entsprach. Glaube als Mitnahmeartikel. Es fehlte nur der „Warenkorb".

    Aber was ist überhaupt Glaube?

    Der Begriff Glaube umfasst vieles und lässt sich nicht allein auf religiöse oder weltanschauliche Ansichten reduzieren – auch in der Wissenschaft gibt es unzählige „gesicherte Fakten, die nie bewiesen werden konnten und lediglich auf dem Konsens einer Gemeinde von Fachgelehrten beruhen. Zudem fällt auf, wenn wir in die Wissenschaftsgeschichte schauen, dass Objektivität ein zeitabhängiger Begriff ist. Was gestern „objektiv richtig war, kann heute falsch sein. Ein Dilemma, das dem Glauben Raum gibt und ihm gewissermaßen Tor und Tür öffnet. Auch politischen Programmen und Entscheidungen liegen, was man sich kaum bewusst macht, oft nur geglaubte und nicht beweisbare Inhalte zugrunde. In diesem Sinne ist es gar nicht so abwegig, wenn Parlamentsdiskussionen – überspitzt formuliert – bisweilen wie Glaubenskriege erscheinen, die gern mit viel Rhetorik und Aggression ausgetragen werden.

    Solche Beobachtungen werfen die Frage auf, ob ein Mensch überhaupt ohne Glauben leben kann. Was geschähe, stützte er sich allein auf gesichertes Wissen? Wäre er da nicht wie ein Roboter, der in unvorhergesehenen Situationen völlig hilflos ist?

    Der Mensch reagiert anders. Er wird versuchen, sich dem Unbekannten anzunähern, und diese Suche nach einer Neuorientierung führt fast zwangsläufig zu Glaubensinhalten. Der Grund: Unsere Wissensbasis allein ist einfach zu dürftig, um für alle Lebenssituationen Bewältigungsstrategien und Sicherheit zu bieten. Mehr noch: Unser Wissen steht zu unserem Unwissen in einer Relation, die in Ziffern ausgedrückt eine verschwindend kleine Zahl ergeben würde.

    Was wiederum die Frage aufwirft, wie weit wir mithilfe von Erfahrung und Wissenschaft eigentlich in die Erkenntnis von Wahrheiten eindringen können. Es gibt Grenzen, wo das gesicherte Wissen aufhört und der Glaube beginnt, doch es gibt sogar Wissenschaften, die diesem Bereich begrenzten Verstehens zuzuordnen sind wie Quantenmechanik und Chaostheorie. „Wer sich nur auf den Verstand verlässt, kommt aus dem Elementaren nicht heraus", hat der dänische Philosoph Sören Kierkegaard es einmal auf den Punkt gebracht.

    Die Grenzen, die unserem Wissen und Verstehen gesetzt werden, sind nicht allein rational, sondern auch kognitiv bedingt, denn unser neuronal arbeitendes Gehirn entstand während der Evolution als Instrument der Selbsterhaltung, nicht der Welterkenntnis. Und möglicherweise sind unserem Verstehen sogar Grenzen gesetzt, die nie überschritten werden können.

    Ein schier unerschöpfliches Thema, doch es ist nicht unbedingt das, woran wir zuerst denken, wenn das Stichwort „Glaube" fällt. Die weltanschaulich-religiöse Sicht, um die es hier vor allem geht, wird nicht weniger kontrovers diskutiert als die Grenzen der Wissenschaft. Nicht zuletzt die Frage, was man sich unter Gott und einem Weiterleben nach dem Tod vorzustellen hat. Gerade in diesem Zusammenhang holt man gerne die wissenschaftliche Keule hervor. Erst seit beispielsweise die ersten Nahtoderfahrungen publiziert wurden, ist man bereit, Dinge zuzulassen, die sich unserem Begreifen entziehen und allen scheinbaren Gewissheiten widersprechen.

    Bilder für das Unbekannte zu finden, das sich jenseits unserer Erkenntnis in nicht einsehbaren Wirklichkeiten verbirgt – das leistet der Glaube. Die uns bekannten Religionsstifter befassten sich alle mit diesem nicht Fassbaren, schufen Modelle, die Anhänger fanden und die die Welt veränderten.

    Es bildete sich der Begriff „Transzendenz" heraus.

    Transzendenz kann jedoch nicht erkannt, sondern bloß erahnt werden. Sie ist nur in Bildern und Gleichnissen beschreibbar, sagte einst der Physiker Werner Heisenberg, der sich viel mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Religion beschäftigte. Was indes nicht heißt, dass dahinter keine echte Wirklichkeit verborgen ist. Ihm verdanken wir ebenfalls das folgende, ebenso launige wie weise Zitat: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott."

    Was glauben Sie?

    Lassen Sie sich ein auf eine spannende Reise in den Grenzbereich zwischen Wissen und Glauben.

    1. Das Ding an sich oder was ist Wahrheit?

    Albert Einstein im Jenseits: Gott gewährt ihm einen Wunsch. Einstein will nur eines: die Weltformel. Gott schreibt sie für ihn auf. Einstein strahlt. Doch dann verfinstert sich sein Gesicht: „Die ist ja voller Fehler." Und was sagt Gott? Er lächelt.

    Zeit-Magazin, Dez. 2010

    Was ist „Wahrheit"? Zunächst sind das die Erfahrungen, die wir täglich im Umgang mit der Welt machen, also die von uns erkennbaren und nachprüfbaren Naturgesetze. Mathematische Formeln und Gesetze liefern Ergebnisse und Strukturen, deren Richtigkeit von jedem mathematisch Vorgebildeten nachgeprüft werden kann. Die Wissenschaft zeigt uns Zusammenhänge, die die Welt erklären und uns in den Stand versetzen, sie nach unseren Wünschen zu gestalten und zu manipulieren. All diese Wahrheiten sind für uns begreifbar, sie besitzen Formen, die in unser Verständnis integrierbar sind. Es handelt sich gewissermaßen um in Form gegossene Realitäten, die wir uns geistig aneignen können.

    Doch jenseits dieser für uns fassbaren Realität gibt es eine übergeordnete Wirklichkeit. Es ist die Gesamtheit all dessen, was in unsere erkennbare Wirklichkeit hineinstrahlt – all jene nicht begreifbaren und unbekannten Fakten, die aber die Ursache für begreifbare Vorgänge sind. Mit anderen Worten: Es ist die Wirklichkeit jenseits unserer Vorstellungskraft und jenseits unseres Bewusstseins – es sind die letzten Ursachen unserer Existenz.

    Die Wahrheit besteht demnach aus einem Teil des von uns Erkennbaren und aus einem Teil, der als Transzendenz sich unseren Erkenntnissen verbirgt.

    Das Problem mit den letzten Fragen

    Der Oxforder Evolutionsbiologe Richard Dawkins erregte in 2006 Aufsehen mit seinem Bestseller Der Gotteswahn. Darin schreibt er, dass es keine Beweise für die Aussagen der Religionen gebe. Die Gläubigen würden nur glauben, weil sie es von Autoritäten wie Priestern und Eltern oder aus heiligen Schriften so übernommen hätten. Unter Hinweis auf die vielen Entartungen in Gestalt fundamentalistischer Religionsgruppen hält Dawkins es sogar für schädlich, an etwas zu glauben, das man nicht begründen kann. Zwar räumt er ein, dass man die Nichtexistenz eines Schöpfers nicht beweisen könne, aber das Gegenteil eben auch nicht.

    Damit entfällt für ihn jede Berechtigung für eine Religion.

    Kein Wunder, dass diese Thesen in religiösen Kreisen Befremden auslösten. Einige Theologen weigerten sich rundweg, sie überhaupt zu diskutieren. Dawkins fege mit einer Handbewegung eine jahrtausendalte Kulturgeschichte der Menschheit zur Seite, wetterten sie, und stelle sich selbst als den neuen Papst der Aufklärung in den Mittelpunkt. Nach Meinung vieler eine unzulässige Vereinfachung und Intoleranz gegenüber den Gläubigen aller Religionen.

    Der Idee einer objektiven Wissenschaft, die Dawkins zu vertreten vorgibt, würden seine Aussagen nicht genügen, kritisierten andere Wissenschaftler wie der Biologe Rupert Sheldrake, der dazu in seinem Bestseller Der Wissenschaftswahn Stellung bezogen hat. Viele Forscher, meint er, würden an Dogmen festhalten, die längst überholt seien, und vieles basiere auf nicht beweisbaren Annahmen.

    In einem hat Dawkins allerdings recht: Wenn wir alle Erkenntnis auf den Verstand und die Logik reduzieren und keine weiteren Erkenntisformen zulassen, bleiben religiöse Inhalte Spekulationen ohne Beweis.

    Seit es Menschen gibt, wird versucht, den letzten Fragen unserer Existenz auf den Grund zu gehen. Die Antworten könnten unterschiedlicher nicht sein – schon in den verschiedenen Religionen herrscht statt Einigkeit Vielfalt. Die Atheisten erklären die Welt als materiell und natürlich, und die fundamentalistischen Evolutionisten führen alles Sein auf den Zufall zurück. Gott, Götter, Zufall, das Nichts – alles wird uns angeboten zur Erklärung der Welt.

    Wenn wir das, was diese Welt und das Universum entstehen ließ und zusammenhält, als übergeordnete Wirklichkeit bezeichnen, dann gilt: Wir können nicht in diese Überwirklichkeit hineinschauen und müssen akzeptieren, dass es offenbar keine gesicherte Antwort auf die letzten Fragen des Seins gibt. Auch nicht seitens der Naturwissenschaft, die hier ebenfalls passen muss.

    Das Dilemma der Naturwissenschaft

    Diese Grenzen sind überall zu „besichtigen". Entweder wird das Naturverhalten unbegreiflich (Quantenphysik), unberechenbar (Chaostheorie) oder unüberwindbar (Prädikatenlogik der Mathematik).

    Die Quantenphysik hat es mit Phänomenen zu

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