Dr. Laurin 110 – Arztroman: Steht es bedenklich um unseren Chef?
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Schwester Marie betrat das Chefzimmer nach kurzem Anklopfen, aber sie blieb gleich an der Tür stehen, denn es war doch zu ungewohnt, Dr. Rasmus am Schreibtisch sitzen zu sehen.
»Wie fühlt man sich denn so als Chef?«, fragte sie.
»Fehl am Platz«, erwiderte der Assistent brummig. »Mir fehlt Dr. Laurin genauso wie Ihnen, Marie.«
Sie war nähergekommen und legte ein paar Befunde vor ihn hin. »Er hat den Urlaub verflixt nötig, das wissen Sie doch auch«, sagte sie tröstend. »Das sind die Befunde von Frau Berger und Frau Scholl. Sieht nicht besonders gut aus.« Sie seufzte schwer. »Dr. Laurin nimmt sich halt alles so zu Herzen, wenn er nicht mehr helfen kann. Das geht unter die Haut.«
Dr. Peter Rasmus nickte. »Bei der letzten Operation habe ich es mit der Angst bekommen, Marie. Ihnen kann ich es ja sagen. Ich dachte, er würde jeden Augenblick umfallen, so fahl war sein Gesicht. Aber er hat eben immer noch eine unbändige Energie.«
»Die gute Luft im Schwarzwald wird ihm guttun«, sagte Marie leise. »Dieses verrückte Wetter bei uns macht ja den Gesündesten krank. Und wenn dann die Sonne mal vorkommt, haben wir gleich wieder Föhn.«
Die erfahrene und bewährte Krankenschwester wollte sich aber nicht länger mit ihren Betrachtungen hier aufhalten. Sie wollte sich lieber bei der Arbeit ablenken, denn ihr war es schwer ums Herz, wenn sie an Leon Laurin dachte.
Viele Jahre kannte sie ihn nun, und sie war diejenige gewesen, die es Professor Kayser zuerst gesagt hatte, dass sein Schwiegersohn ein erstklassiger Nachfolger werden würde. Und so,
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Dr. Laurin 110 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 110 –
Steht es bedenklich um unseren Chef?
Patricia Vandenberg
Schwester Marie betrat das Chefzimmer nach kurzem Anklopfen, aber sie blieb gleich an der Tür stehen, denn es war doch zu ungewohnt, Dr. Rasmus am Schreibtisch sitzen zu sehen.
»Wie fühlt man sich denn so als Chef?«, fragte sie.
»Fehl am Platz«, erwiderte der Assistent brummig. »Mir fehlt Dr. Laurin genauso wie Ihnen, Marie.«
Sie war nähergekommen und legte ein paar Befunde vor ihn hin. »Er hat den Urlaub verflixt nötig, das wissen Sie doch auch«, sagte sie tröstend. »Das sind die Befunde von Frau Berger und Frau Scholl. Sieht nicht besonders gut aus.« Sie seufzte schwer. »Dr. Laurin nimmt sich halt alles so zu Herzen, wenn er nicht mehr helfen kann. Das geht unter die Haut.«
Dr. Peter Rasmus nickte. »Bei der letzten Operation habe ich es mit der Angst bekommen, Marie. Ihnen kann ich es ja sagen. Ich dachte, er würde jeden Augenblick umfallen, so fahl war sein Gesicht. Aber er hat eben immer noch eine unbändige Energie.«
»Die gute Luft im Schwarzwald wird ihm guttun«, sagte Marie leise. »Dieses verrückte Wetter bei uns macht ja den Gesündesten krank. Und wenn dann die Sonne mal vorkommt, haben wir gleich wieder Föhn.«
Die erfahrene und bewährte Krankenschwester wollte sich aber nicht länger mit ihren Betrachtungen hier aufhalten. Sie wollte sich lieber bei der Arbeit ablenken, denn ihr war es schwer ums Herz, wenn sie an Leon Laurin dachte.
Viele Jahre kannte sie ihn nun, und sie war diejenige gewesen, die es Professor Kayser zuerst gesagt hatte, dass sein Schwiegersohn ein erstklassiger Nachfolger werden würde. Und so, wie sie Professor Kayser treu gewesen war, blieb sie es auch Dr. Laurin.
Wenn ihm nur nicht ernsthaft etwas fehlt, dachte sie, als sie zur Station ging, denn sie erinnerte sich noch gut an seinen Kreislaufkollaps. Es blieb eben auch nicht aus, wenn ein Arzt solchem Stress ausgesetzt war – noch dazu einer wie Leon Laurin, den es nicht kalt ließ, wenn das Leben eines Menschen von seinen Händen abhing.
Die Ärzte, die an der Prof.-Kayser-Klinik arbeiteten, waren zuverlässig, und sie würden sich jetzt doppelte Mühe geben, wenn der Chef abwesend war, das wusste sie, aber würde er denn wirklich abschalten können?
Nun, dafür wollte Antonia sorgen, denn sie begleitete ihren Mann. Die Kinder waren in guter Obhut bei den Großeltern, wo es ihnen an nichts fehlen würde. Dafür sorgte schon Teresa, und natürlich ließen sich die Kinder gern von der Omi verwöhnen.
Sie waren jetzt auch schon so vernünftig, dass sie die Nerven des Großvaters nicht strapazierten. Professor Kayser liebte es, mit seinen Enkelkindern lange Gespräche zu führen, denn wissbegierig und vielseitig interessiert waren alle vier.
*
Diesmal hatte man Leon Laurin nicht lange zu einer Kur überreden müssen, denn er merkte selbst, dass er sie nötig hatte. Antonia fürchtete allerdings, dass er wieder nicht die nötige Geduld aufbringen würde, und sie hoffte, dass er an Kollegen geriet, die ihr Fachgebiet richtig verstanden. Er hatte ja vorgehabt, sich nicht als Arzt auszugeben, aber dazu war er doch zu bekannt, und bestimmt wäre es bald bekannt geworden, wer sich da unter dem Namen Leon Laurin einquartiert hatte.
Antonia hatte ein Haus ausgewählt, das eher ein großzügig geführtes Hotel war, mit zusätzlicher Kurabteilung. Leon brauchte nicht das Gefühl zu haben, als Patient angesehen zu werden, denn das war ihm wichtig. Er wollte sich frei bewegen können.
Antonia hatte eingehende Erkundigungen eingezogen, und es war ihr nicht zu viel versprochen worden. Es war ein schönes Haus in herrlicher Lage. Ein großzügiges Appartement mit getrenntem Wohn- und Schlafbereich erwartete sie und gab ihnen das Gefühl, eine Wohnung für sich zu haben. Ein breiter Balkon zur Südseite hatte Blick auf eine liebliche Landschaft.
»Sieht gar nicht nach düsterem Schwarzwald aus«, stellte Leon fest, und er machte zu Antonias Freude einen ganz zufriedenen Eindruck.
»Ich werde es genießen, mal ein paar Wochen mit dir allein zu sein«, sagte er gedankenverloren.
Hoffentlich wird es ihm nicht bald zu langweilig, dachte Antonia für sich, aber laut sagte sie: »Das freut mich, mein Schatz, ich genieße es auch.«
»Wir werden uns dann gleich die Füße vertreten«, erklärte er.
»Zuerst werden wir mal ganz gemütlich Tee trinken und entspannen.«
»Ob Rasmus wohl zurechtkommt? Er war nicht begeistert, meine Vertretung übernehmen zu müssen.«
»Er macht das schon, du sollst nicht daran denken. Kaum sind wir hier, fängst du schon an zu überlegen, wie es wohl gehen wird ohne dich. Sie werden sich sehr bemühen, da kannst du sicher sein.«
Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Ein freundliches junges Mädchen brachte einen Servierwagen mit allem, was für eine behagliche Teestunde nötig war. Sie fragte, ob die Laurins das Abendessen auch hier serviert haben wollten.
»Wir werden im Speisesaal essen«, erklärte Antonia. »Ein Tisch soll bitte für uns reserviert werden.«
»Du willst es dir nicht entgehen lassen, die Gäste zu studieren«, meinte Leon lächelnd, als das Mädchen gegangen war.
»Es sind bestimmt interessante Leute hier, und es ist doch mal was anderes«, meinte Antonia. »Man muss nur die richtige Einstellung mitbringen. Ein bisschen Spaß darf ruhig sein.«
»Jetzt möchte ich erst einmal faulenzen«, sagte Leon, und diese Einstellung gefiel Antonia ausnehmend gut.
*
Beim Abendessen konnten sie feststellen, dass die Gäste bunt gemischt waren, alt und jung, auffallend oder dezent, und verschiedene Rassen waren auch vertreten. Antonia gefiel das sehr, während Leon sich nicht darum kümmerte, sondern sich eingehend mit der Speisekarte befasste.
»Sieht alles recht vielversprechend aus«, stellte er fest.
»Was meinst du, wen ich eben entdeckt habe?«, sagte Antonia.
»Bitte keinen Kollegen«, stöhnte Leon.
»Nein. Arno Kessler. Er ist Kolumnist.«
»Liebe Güte, um den werden wir einen großen Bogen machen.«
Ihnen war ein Tisch reserviert worden, der nicht im Blickfeld lag. Aber sie konnten alles recht gut überblicken.
»Er ist in Begleitung einer sehr attraktiven Frau, da wird er kaum Augen für andere haben«, meinte Antonia lächelnd. »Also, was gibt die Speisekarte her?«
»Ein leckeres Angebot, du darfst wählen.«
Leon verließ sich immer auf sie, und Antonia kannte seinen Geschmack. Man konnte sagen, dass sie guter Dinge waren und dann in ihrem Appartement auch noch ein Glas Champagner tranken.
Antonia war richtig glücklich, dass Leon gut gelaunt war, dass es ihm gefiel und er auch nicht mehr von der Klinik sprach. Wenn sie aber meinte, dass Arno Kessler sie nicht bemerkt hätte, hatte sie sich getäuscht.
Allerdings war seine Begleiterin Leon Laurin zuerst aufgefallen.
»Kennst du diesen interessanten Mann, Arno?«, fragte Janine Barkow, als die Laurins den Speisesaal verließen.
Er blickte auf. »Ja, wer sagt es denn? Das Ehepaar Laurin, das ist allerdings eine Überraschung. Diese schöne Frau gehört zu dem interessanten Mann, liebe Janine«, stellte er mit einem hintergründigen Lächeln fest. »Sie sind verheiratet, und außerdem sind da vier Kinder vorhanden. Dies zur Warnung, falls du auf die Jagd gehen willst.«
»Du brauchst nicht gleich gehässig zu werden«, erwiderte sie verweisend.
»Es war nur ein Hinweis und auch eine Warnung. Das ist eine der glücklichsten Ehen, die ich kenne, und über sie gibt es nichts, aber auch gar nichts zu berichten, da sie sehr zurückgezogen leben.«
»Dennoch kannst du mich ein bisschen genauer unterrichten«, meinte Janine.
»Warum nicht? Also, Leon Laurin ist ein sehr prominenter Gynäkologe, einer der besten, die es gibt. Er leitet die Prof.-Kayser-Klinik, die von seinem Schwiegervater, Professor Kayser, gegründet wurde. Antonia Laurin ist promovierte Ärztin, übt ihre Praxis aber schon lange nicht mehr aus, und