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Stimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton
Stimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton
Stimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton
Ebook269 pages3 hours

Stimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton

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About this ebook

"... Ich möchte allen, die auf stimmlicher Entdeckungsreise sind, "Stimme von Kopf bis Fuß" wärmstens empfehlen!"
Eine Leserin, Amazon

Die von Maria Höller-Zangenfeind entwickelte Methode Atem-Tonus-Ton zielt nicht nur auf einzelne Aspekte des "Schönsprechens" oder des unmittelbaren Sprechapparats ab, sondern sie stellt den gesamten Körper in den Mittelpunkt: Mit speziellen Übungen wird dieser als Resonanzraum und als Basis stimmlicher und persönlicher Entwicklung begriffen und ausgebildet.
Diese langjährigen theoretischen und praktischen Erfahrungen werden nun erstmals in einem Buch zusammengefasst.
LanguageDeutsch
PublisherStudienVerlag
Release dateSep 22, 2016
ISBN9783706557115
Stimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton

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    Book preview

    Stimme von Fuß bis Kopf - Maria Höller-Zangenfeind

    Yoneyama

    Theorie

    Atem–Tonus–Ton

    1.   Einleitung

    Was ist die Stimme? Eine Frage, die viele Menschen beschäftigt, wenn sie ihre Stimme schulen, Stimmen hören oder einfach nur kommunizieren. Jedes Kind schreit, summt oder lallt vor sich hin um Gefühle auszudrücken und dies nicht etwa um damit später eine hochbezahlte Karriere anzutreten. Der emotionale Mitteilungsdrang eines Kindes ist bereits Kommunikation und der Beginn der Stimm- und Sprachentwicklung. Das körperliche Wachstum und die motorische Entwicklung gehen eindeutig mit der Stimmentwicklung einher. In jeder Entwicklung gibt es fördernde und behindernde oder gar störende Einflüsse. Was macht die Stimme unfrei, was befreit sie? Das waren die Fragen, die im Zentrum sowohl meines persönlichen als auch meines beruflichen Interesses als Atem- und Körperpsychotherapeutin standen.

    Geschrieben wurde dieses Buch für Menschen, die sich für ihren Körper, ihr Wesen und ihre Stimme interessieren. Die Methode, die ich hier darlege, ermöglicht allen Interessierten den Zugang in ihre persönliche Innenwelt einerseits und die körperlichstimmliche Präsenz im Raum, der sie umgibt, andererseits. Ermutigen möchte ich die LeserInnen, die davon ausgehen, keine schöne, wirkungsvolle Stimme zu haben. Mit ihnen fühle ich mich verwandt, denn so begann ich zu suchen und entwickelte die hierin beschriebene Lehrweise. Professionelle SängerInnen werden in diesem Buch über die Bedeutung der Innenwelt als Quelle ihrer authentischen Schaffenskraft lesen und praktische Übungen finden können. Das gilt auch für Musiker, die ihr Instrument als Erweiterung ihres Körpers zu begreifen und zu spielen vermögen. Der erste Teil des Buches gibt einen begrenzten Einblick in das umfangreiche Gebiet dieser Lehrweise. Die Lust, sich auf eine innere Entdeckungsreise einzulassen – sie hoffe ich bei den Leserinnen und Lesern wecken zu können. Da die hier vorgestellte Methode durch Körperübungen vermittelt wird, die bei den Praktizierenden konkrete Vorgänge im Körperinneren hervorrufen, war es mir ein Anliegen, möglichst empfindungsnah zu schreiben. Die komplexen physiologischen Beschreibungen der Atem- und Stimmfunktion sowie der aerodynamischen Verläufe während der Stimmgebung kommen daher zu kurz. Jeder Interessierte kann sich animieren lassen, ein Körper-, Erfahrungs-, und Erlebniswissen aus sich selbst heraus zu erwerben und damit dem eigenen inneren Lehrmeister zu begegnen. Ein darüber hinaus aufkommender Wissensdurst sollte auf jeden Fall gestillt werden: Dafür empfehle ich weiterführende Literatur im Bereich der Atem- und Körperarbeit und der Phoniatrie.

    Im Übungsteil können einzelne Übungen, jeweils aus dem gesamten Aufbau abgelöst, praktiziert werden. Im Gruppenfachunterricht hingegen bauen sich die Übungen in Sequenzen auf und fügen sich zu einem großen Thema. Der CD entnimmt man einen selektierten Auszug der insgesamt angebotenen Übungsauswahl. Sie vermag den Übenden in eine vertiefte Arbeitsatmosphäre zu versetzen.

    Das Üben sollte nicht nur in Hinblick auf bessere Stimmergebnisse betrachtet werden. Die Lehrweise birgt in jeder Übung einen physiologischen, einen seelischen und einen stimmbildenden Aspekt. Man kann diese nicht voneinander trennen, auch wenn es manchmal so scheinen mag, weil die einzelnen Aspekte mal nacheinander aufgeführt sind, dann wieder ineinander fließen. Die Dimensionen der Seele sind soviel größer als unser vertrauter Logos. Körper und Stimme sind davon durchdrungen. Aufkommende Unsicherheiten und Fragen beim Üben sollte man daher unter allen Umständen mit geschulten und erfahrenen Fachkräften klären.

    Mit der Stimme zeigen wir Präsenz im Außenraum. Die Akustik überträgt die physikalische Schwingung, die aus den Kräften des menschlichen Körpers kommen. Der sprechende, singende, musizierende Mensch ruft eine Reaktion oder Antwort beim Empfänger hervor. Stimmbildung benötigt die Beteiligung der ganzen Person. Deshalb darf Stimmbildung nicht zielorientiert sein. Durch zu früh gesetzte Ziele wertet man in der musikalischen Erziehung die vorhandene Ausdrucksweise. Der Druck Kunst zu produzieren, verschließt den Zugang eines kreativen, erlebnisorientierten Vorgangs. Junge Menschen verlieren den Bezug zu Ihrer Natur und ihren Gaben, die eigentlich kultiviert werden möchten. Eine zu straffe Zielorientiertheit in den musischen Bereichen dressiert technische Leistungen und verzerrt die natürliche Ausdrucksweise. Die Kunstfertigkeit lässt dann den Künstler künstlich erscheinen, was den Zuhörer meist peinlich berührt. Das Hinarbeiten an eine „ideale Stimme", ohne sich zeigen zu dürfen, ist ein langer Aufenthalt im Pool der Komplexe und Autoritätsabhängigkeiten. Wird unerreichbare Perfektion und Präzision angestrebt, verpasst man Leben und Lebendigkeit. Durch einseitige Strebsamkeit verliert sich die Lust: die Lust sich zu zeigen, die Lebenslust. Wertschätzung und Bewunderung geht an die Menschen, die sich trauen und sich zeigen. Die Wertschätzung für sich selbst bleibt eine ewige Sehnsucht.

    Jeder Entwicklungsschritt hat seine eigene Aussagequalität und ist es wert, gestaltet zu werden. Stimme, Geste und Gebärde werden für Hörer und Zuschauer durch Authentizität „ansprechend". Das Leben hat viele Facetten, sich zu zeigen. Geben Sie Ihrer Existenz Stimme in der Gesellschaft, in der Sie leben.

    Die Anregung, meine Arbeit in eine geschriebene Form zu bringen, kam aus den Kreisen meiner BerufskollegInnen, AusbildungsleiterInnen und den vielen SeminarteilnehmerInnen, die aus dem Bereich der Atem- und Körpertherapie, der Logopädie und der darstellenden Künste kommen. Auch meine drängelnden Freundinnen möchte ich nicht unerwähnt lassen. Den letzten entscheidenden Anstoß, dass dies vorliegende Buch zustande kam und geworden ist wie es ist, habe ich Eva Maria Gintsberg und Kurt Höretzeder zu verdanken, die im Wesentlichen das Management der CD- und der Buchgestaltung übernahmen. Ihnen allen meinen herzlichen Dank für die wohlwollende Unterstützung.

    2.   Wie steht es um Ihre Stimme?

    Bevor Sie beginnen, sich mit dem Inhalt dieses Buches und der CD zu befassen, geben Sie sich erst selbst Gehör. Lehnen Sie sich bequem zurück. Machen Sie sich ein paar Gedanken zu fremden Stimmen und schließlich zu Ihrer eigenen Stimme.

    —  Hören Sie bewusst auf andere Stimmen?

    —  Kennen Sie Stimmen, die Ihnen gefallen?

    —  Was gefällt Ihnen daran?

    —  Erinnern Sie sich an Kommentare oder feedbacks zu Ihrer Stimme?

    —  Sprechen Sie gerne?

    —  Singen Sie gerne?

    —  Ist Ihnen das Musizieren lieber als das Sprechen?

    —  Fühlen Sie sich manchmal überhört?

    —  Möchten Sie gehört werden?

    —  Verleihen Sie dem Gefühl der Freude auch manchmal spontanen stimmlichen Ausdruck?

    —  Was gefällt Ihnen an Ihrer Stimme?

    —  Was haben Sie an Ihrer Stimme zu kritisieren?

    Erfahrungsgemäß ist die Liste der Selbstkritik viel umfangreicher als die mit dem Selbstlob. (So verhält es sich auch, wenn wir unseren Körper betrachten.) Dass so wenig gegen die dahinter verborgene Unzufriedenheit unternommen wird, liegt wohl daran, dass wir sehr verletzbar sind, wenn die Stimme kritisiert wird. Oft entsteht das Gefühl: So wie ich bin, fühle ich mich nicht angenommen. – Der eine findet eine Stimme gut, der andere zu schrill, der Nächste zu laut, verhaucht, nasal oder zu leise usw. Zu versuchen, dem Geschmack der anderen zu entsprechen, kann anstrengend werden.

    Entscheidend für das persönliche Wohl ist die Beziehung zu sich selbst. Erst durch innere Zufriedenheit ist eine funktionierende Kommunikation mit der Umwelt möglich. Der eigenen Wertschätzung, getragen von Körper und Seele, verleihen Sie dann eine unverkennbare Stimme in dieser Gesellschaft.

    3.   Bewegt von Fuß bis Kopf

    Entwicklung der Methode

    Die tiefgreifende Arbeit des „Erfahrbaren Atems" nach Prof. Ilse Middendorf war die Basis, um die organischen Funktionen des Körpers hinsichtlich der Stimme zu erforschen. Meine Ausbildung zur Atemtherapeutin und die langjährige wertvolle Zusammenarbeit mit Ilse Middendorf eröffneten mir einen Weg nach innen und gaben mir die nötige Klarheit und Zuversicht, um ausgehend von der natürlichen Gesetzmäßigkeit des Atems und des Körpers auch eine stimmliche Entwicklung in Gang zu setzen.

    So begann ich mich für meinen eigenen Gesangsunterricht vorzubereiten und verband mir wohlbekannte Atemübungen mit Tönen. Neue Übungen kamen hinzu. Die Fragen, die beim Singen aufkamen, stellte ich an den Atem und den Körper. Da gab es das berühmte Problem, den Ton lange zu halten. Wie muss man einatmen? Wie kann man das hinbekommen, ohne die Natur zu stören? Dies war mir wichtig. Quälende Atemtechniken hatte ich neugierig ausprobiert, sie hatten mich jedoch nicht überzeugt. Diese und viele andere Themen aus dem Gesang forderten mich heraus, den Körper immer tiefer zu erkunden und Übungen zu kreieren, die der Stimme und dem Ausdruck dienlich waren.

    Aus dem persönlichen Üben und der Anwendung der Übungen bei meinen Klienten ergab sich ein reizvolles und spannendes Zusammenspiel zwischen Introversion und Extraversion. Der Weg in die Tiefe einer Person verlangte gleichermaßen eine Wirkung nach außen. Stimmliche und charismatische Nebeneffekte faszinierten mich dabei.

    Die körperlichen Funktionen in Hinblick auf die Stimme mussten in ihren organischen Zusammenhängen begriffen werden. In der Phonetik1 und der Stimmheillehre wusste man längst, dass Atmung und Stimmorgane aufeinander angewiesen sind. Die Kinästhetik, die Lehre der Bewegungsempfindungen, die während der Phonation2 stattfindet, war unbefriedigend. Mir war dran gelegen, Leistungen des Körpers während der Tongebung individuell erfahrbar zu machen. Jeder Schüler sollte seine innere Wirklichkeit konkret ermitteln. Ein körperliches Wissen über sich selbst wurde so die Voraussetzung für stimm- und ausdrucksfördernde Maßnahmen. Physiologische Abläufe und das Phänomen Stimme stehen sich so zunächst gegenüber. Doch der körperliche Arbeitsansatz leitet beim Übenden einen Prozess ein, in dem er dann selbst zum wissenden, klingenden Körper wird. Er begreift sich schließlich selbst in seiner individuellen Existenz.

    An der Entwicklung der Methode waren viele Menschen beteiligt, die sich mir als Schüler anvertrauten. Darunter waren Menschen, die ihren Körper nicht kannten und ihre Stimme nicht mochten. Doch auch professionelle Sänger, Schauspieler und Musiker bestätigten die unterstützende Hilfe, die sie aus der Leiberfahrung gewonnen hatten. Was mich selbst betrifft, so kam es bei meiner ehemaligen Gesangslehrerin und Sängerin Michiko Hirayama zur eigentlichen Akzeptanz meiner eigenen Stimme. Sie ermutigte mich entscheidend, Körperübungen für ihre Gesangsschüler zu kreieren. Praktizierende Therapeuten aus dem Bereich der Stimmheilberufe bestärkten mich ebenfalls, die Arbeit voranzutreiben. Besonders aus der japanischen Gesangswelt trat man mit großem Interesse an diese Arbeit heran. Prof. Fumiaki Yoneyama, HNO-Arzt und ein international bekannter Operateur von Stimmorganen, erfuhr den Nutzen dieser Arbeit am eigenen Leib und erkannte in diesem körperlichen Weg der Stimmentwicklung den schonenden Effekt für die Stimmorgane. Rasch sorgte er dafür, dass Sängerinnen sich teils in Deutschland, teils bei meinen Besuchen in Japan ausbildeten, um die Methode in seinem Klientel anzuwenden.

    Die Sängerinnen Letizia Fiorenza und Marianne Schuppe bereicherten mit ihrem Unterricht in Stimmimprovisation, Gesang und Atem-Tonus-Ton die berufsergänzende Weiterbildung und verhalfen einigen TeilnehmerInnen zur Bühnenreife. Die theoretischen Grundlagen vermittelte Barbara Meffert. Ihr Lehransatz als Logopädin beruht auf Erfahrungswissen, ist ganzheitlich und ausgesprochen spannend. Die langjährige Zusammenarbeit und doch selbständige, freie Unterrichtsweise aller Teampersönlichkeiten schuf einen atmosphärischen Nährboden für das Wachsen der Methode Atem-Tonus-Ton.

    Sowohl die Methode als auch das dadurch entstandene Menschenbild verlangt einen einfühlsamen Umgang mit den Übenden. Es wird das gefördert, was bereits vorhanden ist. Der Ansatz führt über die spürbaren vorhandenen Kräfte. Eine musikalische Bildung wird durch diese Arbeit jedoch nicht ersetzt. Zwangsläufig stellt sich die Lust auf Singen oder Musizieren ein.

    Atem-Tonus-Ton

    „Atem-Tonus-Ton" ist ein körperlich-seelischer Weg, die Stimme zu entfalten. Die Orientierung dieser Methode beruht auf Empfinden und Spüren der innerlich ablaufenden Bewegungen – genannt Innenbewegungen – während der Tongebung. Diese Bewegungen sind teilweise unbewusst und nicht im Gleichgewicht. Sie sind vorhanden, wenn auch vernachlässigt. Jede Innenbewegung weist eine andere Dynamik auf. Sind diese Kräfte nicht optimal aufeinander abgestimmt, wirkt sich dies unökonomisch bis blockierend auf den Energiefluss und die Stimme aus. Die Gründe des verhinderten Kraftstroms und der damit einhergehenden Klangeinbußen sind meistens seelischer Natur. Mit dem Üben tauchen häufig persönliche Inhalte aus dem Unbewussten auf und bekommen das bislang verweigerte Gehör.

    Körperwahrnehmung, Empfindung und ein gewisses Maß an willentlichem und richtig lokalisiertem Muskeleinsatz zeigen die Richtung einer organischen, gesunden Stimmentwicklung auf. Auf Tonvorgaben und Klangimitation wird weitgehend verzichtet. Der Entdeckung der eigenen Kräfte, Körperräume, klanglichen Färbungen und seelischen Anteile wird großer Wert beigemessen. Grenzen, Hemmungen, muskuläre und seelische Festhaltungen tauchen dabei auf, werden transparent gemacht und in Bewegung und Ton gestaltet. Vergleiche mit anderen Stimmen, auch Konkurrenzverhalten bauen sich ab, je tiefer die Übenden in ihre Innenwelt eindringen. Sie erfahren ihre Einmaligkeit als Qualität und wollen diese ausdrücken. Die Arbeit an Wohlbefinden und Wohlklang ermöglicht, in Zustände hineinzufinden, die die Grundlage für den nächsten Entwicklungsschritt bilden.

    Folgende Innenbewegungen werden stimuliert und koordiniert:

    —  Atembewegung wird erfahren und als Verbindung von Willensleistung und sensiblen unbewussten Funktionen in seiner zentralen Kraft verbessert.

    —  Tonus kann man trainieren, automatisieren und bewusst lösen. Die willentlich einsetzbare Muskelkraft produziert eine elastische Spannkraft und verstärkt den Ton.

    —  Ton ist die Weiterleitung von Knochenvibration. Für Tonqualität und Klangweite muss der Übende den aktiven Krafteinsatz und die Gelassenheit für die Resonanz miteinander abstimmen.

    In den folgenden Kapiteln werden diese voneinander abhängigen Bewegungen intensiver beleuchtet. Der Übungsteil des Buches und die CD sollen helfen, Theorie in Praxis umzusetzen.

    Mit der Arbeitsweise „Atem-Tonus-Ton" baut sich jeder Praktizierende eine Brücke zwischen Körper und Stimme. Darüber hinaus lernen erfahrene SängerInnen ihrem Körper ebenso wie ihrem Gehör zu vertrauen. Ungenutzte Kraftquellen und Resonanzräume erschließen sich. Eine physiologische Ordnung befreit den Kräfteverlauf und macht das Singen selbst für Profis leichter. Auch bei großen sängerischen Leistungen bleibt der Atem natürlich und zugelassen, was dem Künstler eine große Freiheit zu interpretieren schenkt.

    Die damit einhergehende Entlastung der Stimmorgane hat heilende Effekte. Übende mit Stimmstörungen, die in unterschiedlichen Symptomen erscheinen, erfahren eine große Erleichterung in der Stimme, der Druck auf die Stimmbänder verschwindet.

    Anmerkungen

    1  Phonetik – die Lehre von der Lautbildung

    2  Phonation – Laut- und Stimmbildung, Stimmgebung

    4.   Was wird vorausgesetzt?

    Sie sollten ein gewisses Interesse für sich selbst und Ihren Körper mitbringen. Egal ob Sie Ihre Stimme professionell oder nur privat einsetzen, es bedarf keinerlei Vorbildung bezüglich der Stimmpflege oder der Körpererfahrungsarbeit. Sie können sofort einsteigen. Ihre Stimme sollte soweit reichen, dass sie sich normal unterhalten können, und Ihr Körper sollte so gesund sein, dass Sie ohne Schwierigkeiten gehen, stehen, sitzen und liegen können.

    Wenn Sie jetzt sagen: „Aber ich konnte noch nie singen!", dann haben Sie mit der vorliegenden Methode noch große Chancen, viel Unbekanntes über sich zu erfahren. Sie werden in Ihrem Körper Entdeckungen machen und dürfen sich regelrecht überraschen lassen von den Tönen, die ohne große Anstrengung einfach kommen werden. Wer sprechen, lachen und weinen kann, hat Stimme und kann diese bilden. Damit sei noch nicht behauptet, dass Sie musikalisch sind.

    Wenn Sie im Beruf laut und viel sprechen müssen und dies zunehmend anstrengend wird, so dass sich häufig Heiserkeit einschleicht, dann wird es Zeit, die strapazierte Kehle zu entlasten. Selbst wenn die Stimmorgane überfordert sind, ist doch Ihr körperliches Potential für die Stimme längst nicht genutzt.

    Der Körper sollte Sie in den Möglichkeiten, ihn zu empfinden und aus ihm heraus zu schöpfen, neugierig

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