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Der Freund, mein Feind im Land des Adlers ?: -eine wahre Geschichte-
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Der Freund, mein Feind im Land des Adlers ?: -eine wahre Geschichte-
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Der Freund, mein Feind im Land des Adlers ?: -eine wahre Geschichte-

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About this ebook

Prolog zum Roman:
Mit Unbekannten ins Gespräch zu kommen, neue Menschen kennen zu lernen, ist interessant, spannend und bereichert unser Leben ungemein.
Zu jeder Zeit, an jedem Ort und selbst wenn wir gar nicht damit rechnen jemand Neuen zu treffen und kennen, schätzen oder lieben zu lernen, gerade in solchen Situationen ist es für uns Menschen immer wieder faszinierend eine solche Erfahrung machen zu können.
Einen heftigen Nachhall hinterlassen Menschen stets dann, wenn sich Emotionen damit verbinden. Ist Liebe oder Hass, Freundschaft oder Feindschaft, tiefe Dankbarkeit oder ein ähnlich starkes Gefühlen im Spiel, dann können einen diese Begegnungen ein Leben lang prägen oder begleiten.
Positiv, wie negativ.
Manche Begegnungen begleiten einem ein Leben lang, auch wenn man sie für Jahre vergisst, verdrängt oder ihre Erinnerung an sie durch den Alltag hinten angestellt wird. Irgendwann, insbesondere im Alter, holen sie einen ein, werden wieder präsent, teils verklärt, teil sehr fragmentarisch in Erinnerung gerufen und doch sind sie dann immer noch so stark, dass sie es wert sind mitgeteilt zu werden.
So eine kurze, ereignisreiche und nicht nur ihn prägende Bekanntschaft machte mein Vater wohl im Kriegsjahr 1943 in Albanien mit einem italienischen Kameraden.
Erstmals in einem längeren Gespräch sprach er mit mir über seine Kriegserlebnisse im Sommer des Jahres 1975, ich war damals 21 Jahre alt und stand nach meinem Abitur kurz vor dem Eintritt in den Wehrdienst.
Aufmerksam hörte ich ihm zu, stellte kaum Fragen, um nicht anklagend zu wirken und um seine Erzählungen nicht durch meine kritischen Nachfragen auf ein falsches Gleis zu führen, das ihn verleitet hätte, 30 Jahre nach Kriegsende die Ereignisse geschönt darstellen zu müssen.
Dabei spürte ich während er so von dieser Begegnung mit seinem „italienischen Freund“ sprach, starke Emotionen und insbesondere Dankbarkeit dafür, diesen Menschen kennen gelernt zu haben, was mich dann auch genauer zuhören lies.
Dabei erzählte mein Vater in kurzen Episoden aus seiner Militärzeit, von 1939 bis 1946, mal brutal offen, mal seine Person und das damalige Weltbild betreffend, beschönigend eingefärbt, was ich aber erst später genauer einordnen konnte.
Ich habe aber damals alles auf kleinen Notizzetteln niedergeschrieben und später in einen Gesamtkontext gebracht, der auch der geschichtlichen Wahrheit gerecht wurde.
Heraus kam dabei eine schier unglaubliche Geschichte.
LanguageDeutsch
PublisherTWENTYSIX
Release dateAug 17, 2016
ISBN9783740714864
Der Freund, mein Feind im Land des Adlers ?: -eine wahre Geschichte-
Author

Paul Merklein

Jahrgang: 1954 Geboren in Würzburg Der Autor verarbeitet Geschichten aus seiner Familie in seinen Romanen.

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    Book preview

    Der Freund, mein Feind im Land des Adlers ? - Paul Merklein

    hatten.

    Kapitel 1

    Fieri, Albanien, 1. September 1943

    Es ist früh am Morgen, die Sommersonne hat sich nur wenig über den Horizont erhoben und schon brennt sie unerbittlich vom wolkenlosen Himmel. Für die Jahreszeit ist es außergewöhnlich heiß in diesem Land an der Adria, dem die Kühle der Nacht nur eine kurze Verschnaufpause vor der Tageshitze gönnt.

    Die Landschaft hat sich nach einem langen, warmen Sommer in ein einheitliches Braun gehüllt und die anfangs üppig grünen Wiesen verdorren lassen. Nur die großen Schatten spendenden Bäume und deren teils fahles Grün lassen erahnen zu welcher Fülle die Natur hier fähig ist.

    Ziehen normalerweise im September, in den Morgenstunden, bereits die ersten Nebelschwaden übers Land, die dann später durch die Scirocco-winde verweht und aufgelöst werden, so ist dieser Spätsommer noch immer näher am Sommer, als dem Herbst zugewandt, denn nach wie vor kühlt es in den Nächten kaum ab. Das milde mediterrane Klima entfaltet seine ganze Fülle in den Olivenhainen, den Gärten und auf den Feldern und beschenkt die Menschen mit einer reichen Ernte. Überall prangen Früchte an den Bäumen. Schwarze Oliven heben sich vom dunklen Grün der Blätter fast so kräftig ab, wie das Rot der Tomaten und die gelben Weintrauben dem toten Braun der Erde Lebendigkeit verleihen.  Der Garten Eden hat für den Sommer des Jahres 1943 seinen Zenit überschritten und schickt sich an sein Füllhorn gänzlich zu entleeren.

    Fieri, die Stadt nahe der Adria, deren Häuser sich dicht an die Minarette der Moschee drängen, ist als Verkehrsknotenpunkt und wirtschaftliche Metropole einer fruchtbaren Ebene daher der ideale Standort, um ausreichenden Nachschub für eine Militärgarnison zu gewährleisten.

    Die günstige strategische Lage, unweit des Adriahafens Flora und der damit verbundenen Nachschublinien aus dem italienischen Brindisi, hat auch das deutsche Militär erkannt, das die italienischen Besatzungstruppen unterstützen soll und so  wurden Ende Juli 1943 mehrere Kompanien in der Stadt einquartiert.

    In der Ferne schlägt eine Glocke gerade sechs Uhr morgens, als ein für die Ohren des deutschen Wehrmachtssoldaten Anton Merklein, schriller und ganz ungewohnter Alarmton erklingt und ihn und seine Kameraden aus dem unbequemen Nachtlager reißt. Gleich einer Autohupe der zwanziger Jahre, krächzt das Signal unentwegt vom Stabsgebäude über den Kasernenhof, wird an der Wand eines dreistöckigen Mannschaftsbaus gebrochen und zu seinem Ausgangspunkt zurückgeworfen.

    „Los, los Männer, nicht so langsam!

    In Dreierreihen aufstellen!

    Die erste Kompanie vor dem Stabsgebäude und die Fünfte daneben, vor der Tankstelle!

    Beeilung, die Nacht ist vorüber, los, los", ruft der Kompaniefeldwebel immer wieder mit seiner alles durchdringenden Stimme und steht dabei unbeweglich und in starrer Körperhaltung vor dem Haupteingang des Stabsgebäudes.

    Mit rot angelaufenem Gesicht und leicht angeschwollenem Hals, der Unteroffizier immer wieder die gleichen Kommandos in das Gebäude und über den Exerzierplatz brüllt. Dabei schaut er den Soldaten angestrengt zu, wie diese im Laufschritt das Kasernengebäude verlassen, um sich nach einer nicht sichtbaren, aber dennoch vorhandenen Ordnung vor ihm aufzustellen.

    Die Schritte der vielen Stiefel, das metallene Geräusch der Koppelschlösser und der Stahlhelme übertönen alsbald die Stimme des Unteroffiziers, der, nachdem beide Kompanien, mit mehr als zweihundertundvierzig Soldaten, sauber in Reih´ und Glied angetreten sind, seine immer gleichen, lautsprecherhaften Befehle einstellt. Urplötzlich ist es so still, dass man meinen könnte der Platz wäre menschenleer.

    Kompaniefeldwebel Peterl, ein kleiner Mann, der mit seinen ein Meter sechzig, das gewünschte militärische Sollmaß weit unterschreitet, wird von allen wegen seiner Strenge und seines ausgeprägten Hangs zu soldatischem Drill gefürchtet. Nicht nur dass er stets auf Kleinigkeiten achtet und diese oft so erhöht, dass daraus für den Rekruten, den es gerade betrifft, ein enormes Problem erwachsen kann, sondern er neigt auch gelegentlich zum aufbrausenden Ausbrüchen, was insbesondere durch ein errötetes und dann faltenloses Gesicht, sowie einen anschwellenden Hals sich zeigt, der bei Wutausbrüchen stets breiter wird als der gesamte Kopf. Als erfahrener Berufsoffizier ist er mit seinen fünfundvierzig Jahren der älteste Soldat im ganzen Regiment.

    Pflichterfüllung, Treue und Kameradschaft gelten als seine obersten Maximen und deshalb ist in der ganzen Kompanie bekannt, dass Peterl all sein Handeln nach diesen Ehrbegriffen ausrichtet. Jenseits dieser Prinzipien gilt er als spröde, unzugänglich, ja fast menschenscheu.

    Wie vom Kompaniefeldwebel befohlen, haben sich die zwei Kompanien aufgestellt und ausgerichtet. Die Soldaten stehen unbeweglich vor Peterl, der seinen Platz direkt vor dem Gebäude verlässt und sich so vor den beiden Kompanien platziert, dass er mit einer Blickrichtung alle Soldaten erfassen kann.

    „Männer, ruft er, „ die Kompanieführer der ersten und fünften Kompanie haben eine Ankündigung zu machen!

    Er hält kurz inne, dann ruft er:„Erste und fünfte Kompanie, stillgestanden! Die Augen gerade, …aus!"

    In einem einzigen klackendem Geräusch schlagen alle Soldaten die Hacken zusammen und blicken starr und ohne erkennbare Mimik militärisch geradeaus.

    Peterl hat eine soldatische Neunzig-Grad-Drehung vollzogen und sieht ebenso ausdruckslos zum Eingang des Stabsgebäudes hin.

    Dort stehen zwei Offiziere, die nur auf das Ende des Aufmarsches gewartet haben, um sogleich ihre Position vor dem Kasernengebäude zu verlassen und sich locker, jedoch im Gleichschritt in Richtung ihres Unteroffiziers zu bewegen.

    Wenige Meter vor dem Kompaniefeldwebel machen sie Halt, grüßen militärisch, aber dennoch lässig und der Ältere unter diesen, Hauptmann Weißhaupt, wendet sich an die Soldaten.

    Leutnant Fischer tritt einen Schritt hinter seinen ranghöheren Kollegen zurück und beobachtet die Lage.

    Weißhaupt, ein schlanker, groß gewachsener End-zwanziger, ist ein feinsinniger, intellektueller Schöngeist aus gutem Hause, der bis Kriegsbeginn einige Jahre Geologie studiert hatte. Sein Vater, ein hoher Berufsoffizier, hatte ihn nach Kriegsausbruch dazu gedrängt, doch als Offizier in die Wehrmacht ein zu treten, um wie er einmal vor versammelter Mannschaft kundgetan hatte, vom Krieg auch was zu profitieren.

    Der junge Hauptmann, ist, man kann es an seinem sehr zivilen Gehabe erkennen, eher unmotiviert als Kompaniechef tätig und überlässt daher viele Dinge, die ihm lästig erscheinen seinem Kompaniefeldwebel.

    Immer wieder war es schon vorgekommen, dass Weißhaupt stärker an den gegebenen geologischen Formationen im Kriegsgebiet interessiert war, als an strategischen und militärischen Aktionen. Mit Leutnant Fischer versteht sich der Hauptmann sehr gut, da beide mindestens einmal am Tag für zwei Stunden sich zurückziehen, um die Lage zu besprechen, wie aber jedermann weiß, dies im Schachspielen seine Erfüllung findet.

    „Rühren, Männer!", ruft Weißhaupt ihnen zu und mehr als zweihundert rechte Beine verlassen die Grundstellung, in einem ebenso lauten Schlagen, wie sie sie durch Peterls Kommando eingenommen hatten.

    „Steht bequem, denn heute dauert´s etwas länger!"

    „Nicht schon wieder", flüstert in der dritten, hinteren Reihe der Stabgefreite Anton Merklein, aus der ersten Kompanie ganz leise vor sich hin, ohne dass er dabei seine Lippen bewegt.

    Sein Nebenmann, der Obergefreite Karl Kemmer, hat es dennoch gehört, schaut Anton ganz kurz aus dem Augenwinkel an und erwidert ebenso unbeweglich: „Ja, der soll sich beeilen, sonst ist vom Frühstück nichts mehr übrig. Die anderen sitzen schon im Speisesaal und fressen uns alles weg!"

    Doch dann schaut er nochmals zu Anton hin und fügt erstaunt hinzu: „Mann, was ist denn mit dir los, du bist ja bleich wie ein Camembert!"

    Und der Stabsgefreite antwortet: „Nichts, ich hatte gerade so einen Scheißtraum, als mich das jämmerliche Signal, oder was das war, geweckt hat und jetzt bin ich noch nicht ganz bei mir, so fertig bin ich noch!"

    Karl, für den schlechte Träume ebenfalls nichts Ungewöhnliches sind, denkt nicht weiter über Antons Worte nach und ungerührt harren beide der weiteren Dinge.

    Ohne von dem Geflüster der Mannschaften Notiz zu nehmen fährt der Hauptmann fort:

    „Männer, ihr wisst warum wir hier sind! Wir haben den Auftrag unsere Waffenbrüder, die Italiener, dabei zu unterstützen die Oberhand über die hier in Albanien agierenden Banditen zu gewinnen!

    In den letzten vier Monaten, in denen unsere Einheit hier stationiert ist, habt ihr mehrfach am eigenen Leib spüren können, dass die Jagd auf die Partisanen und Kommunisten mit einem hohen Blutzoll verbunden ist.

    Dennoch haben wir das geschafft, was die Italiener bisher nicht konnten, nämlich die Kontrolle über die Gebiete von der Adria bis ans Tomorri-Gebirge zu erlangen!

    Es war schwierig, aber es hat sich gelohnt, denn das Oberkommando des Heeres hat mir, und damit euch, seine Anerkennung für die Fortschritte in der Bandenbekämpfung ausgesprochen."

    „Ach ne, flüstert Karl, der Obergefreite, neben Anton. „Dafür, dass er vom Oberkommando einen Orden bekommt, dafür dürfen wir uns hier dem Arsch von den Skipies aufreißen lassen! Na bravo! Mann, so einen Scheiß erzählt er da. Der soll sich beeilen, die Sonne brennt mir auf den Schädel und ich schmore schon im eigenen Saft.

    „Halt die Klappe, Karl!, zischt Anton zurück, dem es immer noch nicht besser geht und dem das Gequatsche seines Kameraden nervt, „der Spieß Peterl schaut schon hier her.

    Peterl, der drahtig durchtrainierte Berufssoldat, schaut streng und mit stechendem Blick zu Anton und Karl. Beide senken den Blick und schweigen.

    Nach einer Weile holt Anton tief Luft und schaut sich den tiefblauen Morgenhimmel an, an welchem ein Steinadlerpärchen seine Kreise zieht. Immer höher und höher schraubt sie die Thermik, um im Sturzflug immer wieder zu Boden zu stürzen.

    „Schönes Land, denkt sich Anton, dem es mittlerweile besser geht, „hier wäre der richtige Ort, um Urlaub zu machen, zu Baden und es sich gut gehen zu lassen!

    Weißhaupt fährt unterdessen fort:

    „Ganz zufriedenstellend ist die Lage aber noch nicht, denn die Rebellen werden in den letzen Monaten immer stärker!

    Aus den Tomorri-Bergen stoßen immer wieder Banditen ins Flachland vor und unterbrechen die italienischen Nachschublinien, so nachhaltig, dass nun beschlossen wurde gegen diese Banden verstärkt vorzugehen.

    In einigen Tagen werden wir aufbrechen, zusammen mit unseren italienischen Freunden und werden den restlichen Bektaschi ordentlich einheizen!

    Wir werden es aber nicht so machen, -und das sage ich ganz bewusst-, wie die Italiener, die vereinzelt zu Strafaktionen neigen, -nach dem Motto für jeden zerstörten Telefonmasten werden drei Albaner erschossen-, sondern wir werden ausschließlich nur gegen solche kämpfen, die eine Waffe in der Hand halten."

    Weißhaupt betont den letzten Satz sehr stark und macht dann eine Pause.

    „Ich dulde keine illegalen Aktionen gegen die Zivilbevölkerung, denn das bringt ja gerade den Banditen den weiteren Zulauf! Ist das klar, Männer!" Weißhaupt brüllt den letzten Satz regelrecht hinaus und hält inne.

    Und aus den Kehlen der Soldaten erklingt ein Zigfaches: „Jawohl, Herr Hauptmann!" 

    „Ihr werdet mit Einheiten der neunten italienischen Armee operieren, die als starke Gebirgsverbände bekannt sind.

    Also macht mir keine Schande bei dieser Aktion.

    Zu diesem Zweck werden wir in den nächsten Tagen die Übungseinheiten für den Nahkampf verstärken, damit alle, und insbesondere die Neuen für diesen Einsatz bestens gerüstet sind!

    Wird wohl nicht ganz so strapaziös werden, wie letztes Jahr in Nordafrika, aber dennoch müssen wir die körperliche Kondition von jedem Einzelnen noch verstärken, denn wir werden in den Bergen kaum auf motorisierte Einheiten zurückgreifen können. Die Berge sind steil und zerklüftet, mit karstigen Tälern, durchzogen von Flüssen und kleinen Seen. Das Gebiet hier ist sehr niederschlagsreich und wir werden Hitze ebenso zu ertragen haben, wie Regen und Kälte. Wir werden es mit Bären, Luchsen und Schakalen aufzunehmen haben, wie auch mit kampferprobten und unbarmherzig agierenden Partisanen. Das Gebirge ist seit der Antike ein Rückzugsort für Piraten und Banditen. Es wird ein ganzes Stück Arbeit sein, bis wir hier die Kontrolle erlangt haben. Also Männer, ich verlasse mich auf euch, wie immer, und erwarte ganzen Einsatz!

    Das heißt aber auch, dass es bis auf weiteres eine Ausgangssperre geben wird!"

    „Och, nein", beginnt Antons Nebenmann wieder zu flüstern. „Ich habe morgen Geburtstag und wollte in Fieri so richtig einen drauf machen!

    Da gibt es so eine orientalische Kneipe, wo man Wasserpfeife rauchen kann und die italienischen Weiber, die der Wirt dort angestellt hat sind auch nicht von schlechten Eltern!"

    „Das kannste jetzt wohl vergessen", erwidert Anton, dessen natürliche Gesichtsfarbe mittlerweile zurückgekehrt ist und schaut zu Feldwebel Peterl hin, der die kurze Konversation bereits bemerkt hat.

    Die Morgensonne scheint noch heißer und noch genau so unerbittlich vom wolkenlosen Himmel. Kein Lüftchen weht und nichts verschafft den Soldaten Linderung.

    Hauptmann Weißhaupt setzt seine Erklärungen zum geplanten Einsatz fort und führt noch aus, dass bereits am nächsten Tag eine Aufklärungseinheit voraus gesandt werden wird, um die Lage im Bergland, östlich von Berat, zu erkunden.

    Mit den Worten, „Feldwebel Peterl wird einen Zug aus meiner ersten Kompanie auswählen, der diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen wird", beendet der Hauptmann seine Ansprache.

    Peterl lässt die Soldaten stramm stehen und die beiden Offiziere verlassen den Kasernenhof in Richtung Stabsgebäude.

    Der Hals des Unteroffiziers schwillt erneut an, sein Gesicht errötet und mit einem lauten „Kompanien weggetreten!", beendet er den Appell.

    Schnell löst sich die Formation der Dreierreihen auf und alle Soldaten drängen in ihre Unterkünfte.

    Anton und sein gesprächiger Freund Karl, sowie der Gefreite Walter Stierkorb, der die Unterhaltung der beiden Kameraden mit anhörte, aber bisher schwieg, gehen ebenfalls in ihre Unterkunft zurück, um das Frühstück einzunehmen.

    Dabei beginnen sie sich über den geplanten Einsatz zu unterhalten.

    Anton: „Verdammt, da steht uns eine schlimme Sauerei bevor! Warum lassen wir die nicht dort in den Bergen wo sie sind und beschränken uns auf das Flachland, das dann eben stärker gesichert werden muss?"

    Karl: „ Würden wir ja alle gerne, aber du hast ja auch gerade gehört, dass die albanischen Rebellen in letzter Zeit immer mehr Zulauf bekommen haben und können deshalb immer häufiger aus den Bergen ins Flachland vorstoßen!"

    Anton: „Ja, und warum haben sie immer mehr Zulauf an Kämpfern?

    Weil, wie Weißhaupt sagte, die Italiener mit ihren ständigen Strafaktionen gegen die Zivilisten sich immer mehr Feinde schaffen und damit den Banditen die Leute in die Hände treiben. Und was dann dummerweise noch dazu kommt, sind die Erfolge der Amis in Sizilien.  Seitdem sind die Italiener noch frustrierter und noch rabiater geworden!"

    Walter: „Na ja, so ist das nun mal im Krieg! Keiner geht zimperlich mit den Anderen um. Und die Banditen, die ja noch nicht einmal eine Uniform anziehen, so dass man sie als Kämpfer erkennen könnte, sind die Allerschlimmsten, auch im Umgang mit ihren Gefangenen! Also warum sollten die Italiener die Bevölkerung, die ja die Banditen schützt, mit Samthandschuhen anfassen? Und davon abgesehen haben wir, und insbesonders die SS ja auch schon öfters Strafaktionen durchgeführt!"

    Anton sieht seinen Kameraden entrüstet an und erwidert:

    „Nein, meine Einheit, hat zumindest, solange wie ich jetzt dabei bin, und das ist jetzt seit 1938, keine Strafaktion durchgeführt. Das machen die Schwarzkittel im Hinterland oder unsere Kettenhunde", wie er die SS Einheiten und die Feldjäger bezeichnet. „An so was würden sich weder Weißhaupt, noch Peterl, noch ich mich beteiligen!

    Stell dir mal vor, da kommen Soldaten in dein Dorf und fragen dich nach Banditen, von denen du nichts weißt, oder üben Vergeltung für Dinge die du nicht zu verantworten hast.

    Und dann müsstest du dafür den Kopf hinhalten?

    Wie würdest du das empfinden?", und sieht auch zu Karl.

    Karl wiederum verzieht sein Gesicht und sagt ziemlich entrüstet: „Na ich möchte dich mal sehen, wenn aus einem Haus heraus auf dich geschossen wird! Sagt dann der Herr Stabsgefreite Anton Merklein, ach da wohnen Zivilisten, da darf nicht zurück geschossen werden, oder nimmst du da nicht deine Knarre und ballerst auf alles was sich regt?

    Und von wegen es weiß keiner was. Die sind alle eingeweiht und wissen was im Dorf läuft. Die helfen den Partisanen doch, beliefern sie mit Waffen und Proviant und geben ihnen Unterschlupf. Ich jedenfalls werde da draufhalten, bis mein Magazin leer ist. Wenn mich ein Skipi aus einem Haus heraus angreift, ob mit oder ohne Uniform, dann sind alle darin fällig. Wie willst du denen anders beikommen. Strafaktionen machen doch alle und ich habe die Regeln nicht gemacht, aber….

    Anton unterbricht ihn: „Das sind keine Regeln, sondern das ist ja das, was uns von den Banditen unterscheidet! Wir kämpfen als Soldaten gegen Soldaten und nicht gegen die Zivilbevölkerung."

    Karl: „Das ist doch völliger Unsinn, was du da erzählst! Seit wann macht es denn  einen Unterschied, wer auf dich schießt? Ob Zivilist oder einer mit Uniform! Wer eine Waffe trägt, oder wer auf mich schießt, der bekommt von mir die entsprechende Antwort! Du kannst ja deinen sauberen Krieg weiterführen, du Katholik, aber glaube mir, du lügst dir da was vor, was du nie und nimmer wirst durchhalten können. Und, wenn du ehrlich bist, dann hast du bestimmt schon gegen deine eigene Überzeugung mehrfach verstoßen. Denk´mal darüber nach was in Russland oder Nordafrika so war."

    Anton: „Ach Karl, halt doch den Schnabel, du hast doch gar nicht verstanden worum es geht! Im Übrigen drehst du mir das Wort im Mund `rum, denn ich spreche, wie auch Weißhaupt, von klar erkennbaren Kämpfern, ob in Zivil oder Uniform und nicht wie du von Strafaktionen. Also, sei jetzt still, das ist ein Befehl, den ich dir als Gruppenführer gebe!

    Der Weißhaupt will keine Probleme mit dem OKH und du siehst ja wie über die Aktionen der Italiener gedacht und geredet wird."

    Karl setzt etwas trutzig nach: „Einen sauberen Krieg gibt es nicht, das wollte ich damit nur sagen."

    Anton erwidert nur noch: „Ja, ja, ist ja recht!"

    Sie erreichen die Kantine, eine frühere Schule, die in einem baulich schlechten Zustand ist, ebenso wie auch die anderen Kasernengebäude.

    Überall bröckelt der Putz, die Bodendielen sind mehr als ausgetreten und die schlecht schließenden Fenster bieten weder vor der Feuchtigkeit der Nacht, noch vor der Hitze des Tages Schutz.

    Sie setzen sich zum Frühstück nieder.

    Der schwarze, bittere Kaffee ist schnell ausgeschenkt und ebenso schnell getrunken und die Vollkornbrote, die dick mit Butter und Marmelade bestrichen sind, schlingen die Männer schweigend hinunter.

    Dich an dicht sitzen die Soldaten an den Tischen, als Feldwebel Peterl die Mannschaftskantine betritt.

    Mit einer schnellen Handbewegung winkt er ab, um den militärischen Gruß für einen Unteroffizier nicht ausführen zu lassen, der zur Folge hätte, dass alle Soldaten aufspringen und das Frühstück unterbrechen müssten.

    Rasch eilt er auf den Stabsgefreiten Merklein und seine am Tisch sitzende Gruppe von sechs Soldaten zu.

    Hinter dem Gruppenführer Anton und dem neben ihm sitzenden Gefreiten Karl bleibt er stehen und legt jedem eine Hand auf die Schulter.

    „Männer, sitzen bleiben, beginnt er sofort zu reden, „ihr habt morgen die Ehre zusammen mit den Italienern die Vorerkundung am Tomorri-Gebirge durchführen zu dürfen.

    Peterl lächelt.

    „Na, freut ihr euch?"

    Alle schauen betreten, fast erschrocken und schweigen.

    Peterl macht eine Pause, doch keiner

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