Dr. Norden Bestseller 190 – Arztroman: Gebt mir noch eine Chance
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es war Abend. Dr. Daniel Norden machte noch Hausbesuche, und seine Frau Fee hatte gerade den Fernseher angeschaltet, um Nachrichten zu hören, als das Telefon läutete.
»Norden«, meldete sie sich. Sie vernahm ein Keuchen, dann eine heisere Männerstimme. »Ich untersage Ihnen, mein Haus noch einmal zu betreten, haben Sie verstanden? Ich werde Sie anzeigen, wenn Sie es noch einmal wagen.«
Fee war konsterniert, aber sie bewahrte Ruhe. »Würden Sie bitte so freundlich sein zu sagen, wer da spricht? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Kendler, der Name sagt Ihnen hoffentlich genug. Ich habe Sie gewarnt.«
Dann herrschte Schweigen. Es knackte, die Verbindung war unterbrochen.
Kendler, dachte Fee, sollte das Marga Kendlers Mann gewesen sein? Und was hatte seine Drohung zu bedeuten?
Sie war beunruhigt, denn sie wußte, daß ihr Mann einen Hausbesuch bei Marga Kendler machen wollte, die schon seit einiger Zeit an schweren Depressionen litt.
Fee überlegte nicht lange. Sie rief bei den Kesselbachs an, denn dort würde Daniel ganz bestimmt seinen Besuch machen.
Nanette Kesselbach meldete sich.
Fee fragte, ob ihr Mann schon dagewesen sei.
»Nein, aber ich hoffe, daß er bald kommt«, erwiderte Nanette mit bebender Stimme. »Mutti geht es sehr schlecht, Frau Norden.«
»Es tut mir schrecklich leid«, erwiderte Fee bedauernd, »aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinem Mann sagen würden, daß er zu Hause anrufen soll. Ich muß ihm noch eine dringende Nachricht durchsagen.«
»Ich werde es ihm ausrichten. Es läutet. Er scheint zu kommen. Warten Sie doch bitte einen Augenblick.«
Gleich darauf meldete sich Daniel. »Was ist, Fee?« fragte er. »Ich werde hier dringend gebraucht.«
Fee erzählte
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Dr. Norden Bestseller 190 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 190 –
Gebt mir noch eine Chance
Patricia Vandenberg
Es war Abend. Dr. Daniel Norden machte noch Hausbesuche, und seine Frau Fee hatte gerade den Fernseher angeschaltet, um Nachrichten zu hören, als das Telefon läutete.
»Norden«, meldete sie sich. Sie vernahm ein Keuchen, dann eine heisere Männerstimme. »Ich untersage Ihnen, mein Haus noch einmal zu betreten, haben Sie verstanden? Ich werde Sie anzeigen, wenn Sie es noch einmal wagen.«
Fee war konsterniert, aber sie bewahrte Ruhe. »Würden Sie bitte so freundlich sein zu sagen, wer da spricht? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Kendler, der Name sagt Ihnen hoffentlich genug. Ich habe Sie gewarnt.«
Dann herrschte Schweigen. Es knackte, die Verbindung war unterbrochen.
Kendler, dachte Fee, sollte das Marga Kendlers Mann gewesen sein? Und was hatte seine Drohung zu bedeuten?
Sie war beunruhigt, denn sie wußte, daß ihr Mann einen Hausbesuch bei Marga Kendler machen wollte, die schon seit einiger Zeit an schweren Depressionen litt.
Fee überlegte nicht lange. Sie rief bei den Kesselbachs an, denn dort würde Daniel ganz bestimmt seinen Besuch machen.
Nanette Kesselbach meldete sich.
Fee fragte, ob ihr Mann schon dagewesen sei.
»Nein, aber ich hoffe, daß er bald kommt«, erwiderte Nanette mit bebender Stimme. »Mutti geht es sehr schlecht, Frau Norden.«
»Es tut mir schrecklich leid«, erwiderte Fee bedauernd, »aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinem Mann sagen würden, daß er zu Hause anrufen soll. Ich muß ihm noch eine dringende Nachricht durchsagen.«
»Ich werde es ihm ausrichten. Es läutet. Er scheint zu kommen. Warten Sie doch bitte einen Augenblick.«
Gleich darauf meldete sich Daniel. »Was ist, Fee?« fragte er. »Ich werde hier dringend gebraucht.«
Fee erzählte ihm hastig von dem Anruf. »Reg dich nicht auf, er wird wieder mal betrunken sein«, sagte Daniel. »Wir reden später darüber.«
»Ich bin besorgt, Daniel.«
»Brauchst du nicht. Ich habe Frau Kendler schon nachmittags in die Klinik bringen lassen.«
Als Nanette den Namen Fendler hörte, vergaß sie für einen Moment ihre eigenen Sorgen.
»Steht es so schlimm um Frau Kendler?« fragte sie. »Ich kenne sie ganz gut. Sie war meine erste Patientin.« Dr. Nanette Kesselbach war Zahnärztin, eine noch sehr junge, aber schon sehr gewissenhafte. Ihr Schicksal bewegte Dr. Norden augenblicklich noch mehr als das von Frau Kendler, die er gut aufgehoben in der Leitner-Klinik wußte und sicher von ihrem unberechenbaren Mann.
Lucy Kesselbach lag im Sterben. Dem erfahrenen Arzt tat es weh, Nanette dies sagen zu müssen, als er in ihr verzweifeltes Gesicht blickte. Hatte die junge tapfere Frau doch immer noch gehofft, daß es eine Rettung für ihre Mutter geben könnte. Mit der Diagnose Knochenkrebs, hatte sich Nanette nicht abfinden wollen, da ihre Mutter bis vor ein paar Tagen Anzeichen einer Besserung gezeigt hatte.
»Sollten wir sie nicht doch noch in die Klinik bringen, Nanette?« fragte Dr. Norden Sie schüttelte den Kopf und unterdrückte die Tränen. »Ich habe Mutti versprochen, daß sie zu Hause bleibt. Sie wollte zu Hause sterben.« Ein trockenes Schluchzen begleitete die letzten Worte.
Er nahm ihre Hände, die jetzt eiskalt waren. »Es ist so traurig, wenn man nicht mehr helfen kann, Nanette, aber nehmen Sie es als Trost, daß ihr noch schlimmere Schmerzen erspart bleiben. Sie wird sanft hinüberschlummern. Ihr Herz ist müde. Es war ein langer Leidensweg, Nanette.«
Ja, er hatte schon drei Jahre gedauert. Und Nanette hatte viel Kraft gebraucht, um diese Jahre so tapfer durchzuhalten. Sie hatte sich in dem Elternhaus ihre Praxis eingerichtet, um immer in der Nähe der Mutter zu sein. Sie mußte ja Geld verdienen. Sie hätte es leichter haben können, denn ein vermögender Kollege hatte ihr den Vorschlag gemacht, in seiner Praxis mitzuarbeiten. Dr. Peter Meißner hatte damit sogar ein ganz privates Interesse verknüpft, doch Nanette war es wichtiger gewesen, für die kranke Mutter zu sorgen.
Dr. Norden wußte das alles, und er wußte auch, daß Nanette noch eine Schwester und drei Brüder hatte, die ihr gern diese Sorge überließen.
»Sie können mich jederzeit rufen, Nanette«, sagte er, »auch in der Nacht. Ich muß jetzt noch ein paar Besuche machen. Vielleicht sollten wir doch eine Pflegerin kommen lassen.«
»Nein, ich bleibe bei Mutti«, sagte sie leise.
Ihre großen dunklen Augen in dem schmalen, ebenmäßigen Gesicht blickten ihn todtraurig an. Richtig fröhlich hatte er sie nie gesehen. Hatte sie überhaupt jemals richtig jung sein können?
»Kann Ihnen Ihre Schwester nicht helfen?« fragte er.
»Karin?« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Mundwinkel bogen sich abwärts, aber sie sagte nichts.
»Und Ihre beiden Schwägerinnen?«
»Reden wir darüber besser nicht, es bringt nichts. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie es weitergehen soll, wenn Mutti nicht mehr da ist.«
»Es gibt immer einen Weg, Nanette. Wir wohnen ja ganz nahe«, sagte er tröstend.
»Sie sind aber auch die Einzigen, auf die ich mich verlassen konnte«, erwiderte Nanette müde. »Sie haben mir so viel Zeit geopfert.«
»Das ist selbstverständlich. Es tut mir leid, daß ich Sie jetzt allein lassen muß.«
Er mußte weiter, aber seine Gedanken wanderten doch immer wieder zu Nanette. Fünf Kinder hatte Lucy Kesselbach zur Welt gebracht, ihren Mann hatte sie schon vor acht Jahren verloren, aber nur Nanette hatte sich um die damals schon kränkelnde Mutter gekümmert. Finanziell war es ihnen nicht schlechtgegangen. Vermögen war vorhanden, auch das Haus in dem großen Grundstück, das jetzt so viel wert war. Die drei Brüder hatten, wie auch Nanette, studieren können. Karin, die um fünf Jahre ältere Schwester, hatte früh geheiratet. Ihr Mann war Syndikus in einer großen Firma.
Über die Familie Kesselbach wollte Dr. Norden an diesem Abend doch nicht mehr nachdenken. Müde kam er nach Hause. Es war ein trüber, nebliger Novemberabend. Fee bereitete ihm einen Grog, der ihn durchwärmte, aber es war mehr ein inneres Frösteln gewesen.
Fee sprach dann doch über den Anruf von Kendler.
»Reg dich darüber nicht auf, Feelein«, sagte Daniel. »Der Mann hat doch nicht alle Tassen im Schrank. Er ist unberechenbar. Er ist auch der Grund für Frau Kendlers Depressionen. Der absolute Tyrann, und dabei eigentlich doch ein Versager. Ich mußte sie in die Klinik bringen lassen, weil sie wieder mal eine Fehlgeburt hatte. Er hat sie geschlagen. Das wird noch ein Nachspiel haben.«
»Du solltest diese Drohung aber ernst nehmen, Daniel.«
»Ich betrete das Haus doch nicht mehr, und ich hoffe, daß Frau Kendler endlich den Mut aufbringt, die Scheidung einzureichen.«
»Warum hat sie es nicht längst getan?«
»Weil sie Angst vor ihm hat.«
»Aber sie hat doch das Geld, soviel ich weiß.«
»Und darum will er sich nicht scheiden lassen. Er will sie zermürben, systematisch kaputtmachen. Er hat freilich eine Mordswut auf mich, weil ich das nun zu verhindern suche.«
»Sag bitte nicht ›Mordswut‹, Daniel«, murmelte Fee. »Seine Stimme klang wirklich drohend.«
»Ach was, er ist ein Großmaul, Fee. Der Größte, der Beste in seiner Branche, und was ist er denn schon. Ein unbekannter Schauspieler, der sich selbst als verkanntes Genie sieht, und seine Aggressionen an einer schwachen Frau ausläßt, weil er von niemandem ernstgenommen wird.«
»Bist du da nicht zu sorglos?« fragte Fee.
»Liebes, ich bitte dich. Warum brüllt er dich an? Du hast mit Frau Kendlers Behandlung doch nichts zu tun. Es tut mir schrecklich leid, daß er dich so schockiert hat, aber ernst darfst du das nicht nehmen.«
»Dies Wort in Gottes Ohr«, sagte Fee leise.
*
In der Leitner-Klinik hatte man indessen auch Bekanntschaft mit Raimund Kendler gemacht. Dr. Hans Georg Leitner ließ sich nicht einschüchtern.
»Ihre Frau liegt auf der Intensivstation«, sagte er. »Sie hatte einen beträchtlichen Blutverlust. Von Amts wegen wurde bereits festgestellt, daß sie schwer mißhandelt wurde. Wenn Sie hier herumschreien, werde ich die Polizei rufen, Herr Kendler.«
»Das ist doch alles Mache, Blödsinn. Meine Frau ist hysterisch. Sie will kein Kind. Sie fügte sich diese Verletzungen selber zu«, stieß Kendler heiser hervor.
»Das ist unmöglich und wurde auch bereits festgestellt. Ich will mich darüber mit