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Im Rausch der Love Parade
Im Rausch der Love Parade
Im Rausch der Love Parade
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Im Rausch der Love Parade

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Am 24. Juli 2013 jährt es sich zum dritten Mal, dass die letzte Love Parade veranstaltet wurde. Ich war damals selbst dabei gewesen, und schreibe gerade an meinem Buch "Im Rausch der Love Parade", da ich dennoch auch schöne Erlebnisse damit verbinde; auch wenn sich den meisten dieses Datum schmerzvoll ins Herz gebrannt haben dürfte. Doch ich möchte auch das Positive dieser einmaligen Veranstaltung hervorheben, und nicht zuletzt meine ganz persönlichen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse schildern. Ich war damals noch ein Jugendlicher von 15 Jahren gewesen, der nicht begreifen konnte, was da eigentlich vor sich ging, und vielleicht kann mein neues Buch ja darüber hinwegtrösten, dass die Love Parade eigentlich ein Ort gewesen ist, an dem zumeist über 1 Million Raver ausgelassen feierten. Mein neues Buch erzählt meine ganz persönliche Geschichte, wie ich die letzte Love Parade in Duisburg erlebt habe, denn ich war an diesem Tag selbst vor Ort gewesen, und habe einen Tag erlebt, den ich trotz aller schrecklichen Ereignisse nicht aus meinem Gedächtnis löschen will. Nicht zuletzt, da es für mich auch der Sommer war, in dem ich meine erste große Liebe fand und kurz darauf mein Coming-out hatte. Wie meine Eltern und mein Umfeld darauf reagierten, ist es mir wert, in diesem Buch zu erzählen. Denn es ist eine positive Geschichte, die mein Leben über Nacht auf den Kopf stellte ...
LanguageDeutsch
Release dateDec 6, 2013
ISBN9783955776534
Im Rausch der Love Parade

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    Im Rausch der Love Parade - Damian Drake

    Drake

    Damian Drake

    Im Rausch der

    Love Parade

    Am 24. Juli 2013 jährte es sich zum dritten Mal, dass die letzte Love Parade veranstaltet wurde. Ich war damals selbst dabei gewesen, und da ich dennoch auch schöne Erlebnisse damit verbinde; auch wenn sich den meisten dieses Datum schmerzvoll ins Herz gebrannt haben dürfte, habe ich dieses Buch geschrieben. Doch ich möchte auch das Positive dieser einmaligen Veranstaltung hervorheben, und nicht zuletzt meine ganz persönlichen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse schildern.

    Ich war damals noch ein Jugendlicher von 15 Jahren gewesen, der nicht begreifen konnte, was da eigentlich vor sich ging, und vielleicht kann mein neues Buch ja darüber hinwegtrösten, dass die Love Parade eigentlich ein Ort gewesen ist, an dem zumeist über 1 Million Raver ausgelassen feierten.

    Mein neues Buch erzählt meine ganz persönliche Geschichte, wie ich die letzte Love Parade in Duisburg erlebt habe, denn ich war an diesem Tag selbst vor Ort gewesen, und habe einen Tag erlebt, den ich trotz aller schrecklichen Ereignisse nicht aus meinem Gedächtnis löschen will. Nicht zuletzt, da es für mich auch der Sommer war, in dem ich meine erste große Liebe fand und kurz darauf mein Coming Out hatte. Wie meine Eltern und mein Umfeld darauf reagierten, ist es mir wert, in diesem Buch zu erzählen. Denn es ist eine positive Geschichte, die mein Leben über Nacht auf den Kopf stellte …

    So viel vorerst zu diesem Buch, das ich am 24.07.2013, dem Jahrestag der Tragödie, veröffentlichen habe, um vor allem jenen Mut und Hoffnung zu geben, die noch heute unter den schrecklichen Ereignissen leiden. Vielleicht vermag dieses Buch, die Wunden zu heilen und etwas Trost zu spenden. Als Bonus ist in diesem Buch meine erste Kurzgeschichte veröffentlicht, die ich im zarten Alter von 11 ½ Jahren geschrieben habe. Auch diese Geschichte ist eine Liebesgeschichte der anderen Art, und Kritiker sind sich schon jetzt einig, dass sie einigen Lesern die Schamesröte ins Gesicht treiben wird …

    Damian Drake, Juli 2013

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über ›http://dnb.dnb.de‹ abrufbar.

    Alle Texte, Textteile, Grafiken, Layouts sowie alle sonstigen schöpferischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, die Farbverfremdung, sowie das Herunterladen z. B. in den Arbeits-speicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten schöpferischen Elemente sind nur mit ausdrücklicher vorheriger Zustimmung des Verlags und des Autors zulässig. Zuwiderhandlungen werden unter anderem straf-rechtlich verfolgt!

    2013 the boox publishers New Zealand

    1. Auflage

    Die Originalausgaben erschienen im Juli 2013

    im mysteria Verlag & bei iBoox Publishing Europe

    www.mysteria-Verlag.de – www.iBoox.eu

    © 2013 iBoox Publishing Europe

    Publishing Rights © Damian Drake

    Buchsatz & Cover: www.AutorenServices.de

    Layout sowie ergänzendes Lektorat: Marlon Baker

    Übersetzung aus dem Neuseeländischen sowie Lektorat:

    Lewis Chapman, the boox publishers – www.boox.co.nz

    CreateSpace Independent Publishing Platform

    ISBN-13: 978-1482570298 (Paperback)

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.facebook.com/damian.drake.AT

    www.DamianDrake.de

    Es ist noch gar nicht solange her, dass ich Flo aus dem genialen CosmicSpace kennengelernt hatte. Gerade diesem Laden hatte ich es zu verdanken, dass eigentlich jeden Monat mein Taschengeld bereits in der zweiten Woche völlig aufgebraucht war. Denn dort gab es einfach alles, was mein kleines Raverherz höherschlagen ließ. Neben den besten Platten aus der Partyszene gab es dort auch immer jede Menge Spaß und Action.

    Das CosmicSpace war weit über unsere Stadt hinaus bekannt und lockte vor allem auch mit einem ganz besonderen Angebot, wovon ich regelmäßig Gebrauch machte: In einem Hinterzimmer war ein Videoprojektor und Spielekonsolen installiert, und so hatte man dort die Möglichkeit, Spiele auf der PlayStation oder der Xbox auf einer über vier Meter großen Bildfläche zu spielen. Auch DVDs konnte man dort in den Abendstunden sehen, doch das Beste waren wohl die DJ Kurse, die immer an den Wochenenden angeboten wurden. Ich sparte bereits seit Wochen darauf, an einem der nächsten Kurse teilnehmen zu können.

    Doch ausgerechnet im Mai, als ich genügend Geld zusammengespart hatte, sollte auch die neue CD von Spaceboy veröffentlicht werden, und so ereignete sich an einem Freitagnachmittag im Mai Folgendes: Mir war sehr schnell klar, dass ich auch in diesem Monat erneut auf den DJ Kurs verzichten müsste, wenn ich mich für den Kauf dieser CD entscheiden würde. Schon seit einer Woche quälte mich der Gedanken, was ich wohl am besten tun sollte. Es gab die Option, die CD einfach zu klauen. Doch dieser Gedanke stellte mir meine Nackenhaare auf, und mein Gewissen sagte mir, dass dies völlig indiskutabel sei. Ich liebte diesen Laden und wollte ihn daher auch keinen Schaden zufügen. Doch ich wollte unbedingt diese CD haben und so ging ich kurz entschlossen mit meinen gesamten Ersparnissen ins CosmicSpace.

    Dort saß Flo an der Ladentheke, der vor etwa zwei Wochen als neuer Verkäufer angefangen hatte. Ich wusste noch so gut wie gar nichts über ihn und schenkte ihm daher auch keine allzu große Aufmerksamkeit, als ich den Laden betrat. Nur ein zaghaftes ››Hallo!‹‹ kam über meine Lippen und Flo winkte mir kurz zu. Er war gerade damit beschäftigt, neue Plakate für die hausinternen Veranstaltungen auszudrucken, und so fühlte ich mich auch unbeobachtet, als ich durch die zahlreichen CD Regale stöberte. Ich war mir sicher, dass das CosmicSpace die neue Scheibe von Spaceboy bereits vorrätig hatte, da es als der bestsortierte Plattenladen weit und breit galt. Nach einigem Suchen wurde ich dann auch fündig und das silberfarbene Cover der CD brachte meine Augen zum Funkeln.

    Plötzlich war da wieder diese Frage präsent, was ich nun tun sollte. Ich hatte mich ehrlich gesagt noch nicht entschieden, und wollte es einfach darauf ankommen lassen. Mit zwei weiteren CDs in den Händen lief ich nun auf Flo zu, da ich auch in diese reinhören wollte. Ich reichte ihm die Tonträger mit der Bitte, das ich in sie reinhören wollte. Flo nahm die erste CD aus ihrer Hülle und meinte, dass ich einen guten Geschmack in Bezug auf Musik hätte. Damit schmeichelte er mir sehr und ich griff nach dem Kopfhörer, der auf der Ladentheke bereitlag, mit einem zarten Lächeln auf den Wangen.

    Die ersten Bässe stampften aus den Membranen und Flo stellte mir noch ein Glas Apfelsaft auf die Theke. Jeder, der sich nun wundern mag, sei hier gesagt, dass dies im CosmicSpace zum Service gehörte. Es waren genau diese kleinen Dinge, warum ich in diesen Laden so sehr liebte. Ich genoss diesen Service, aber auch die coolen Klänge, die nun in meine Ohren schallten, und mein Kopf begann, im Takt zu wippen. Während ich den ersten Song hörte, konnte ich Flo dabei beobachten, wie er am PC arbeitete, und da meine Neugier stetig wuchs, nahm ich schließlich den Kopfhörer ab und fragte ihn, was er da schreiben würde.

    Flo sagte mir, dass er seit geraumer Zeit ein eigenes Online Magazin im Netz hatte und er besonders oft und viel über das Nacht- und Clubleben der Stadt berichtete. Auch Interviews mit den angesagtesten DJs machte er meist samstags und das Ganze könnte man dann sowohl online als auch in Form einer Sendung im Offenen Kanal der Stadt sehen. Neben der Musik und den Clubs würde er zudem neue Kinofilme vorstellen, sowie Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Schnell entfachte er meine Begeisterung, bevor er mir noch einen Flyer reichte, auf dem er für sein Magazin und die Sendung warb, wollte ich noch wissen, warum er dann hier arbeitete.

    Seine Antwort war einfach: ››Ich muss ja auch Geld verdienen. Mit dem Magazin habe ich zwar jede Menge Spaß, jedoch bleibt kaum Geld für mich übrig. Ich mache das aus Leidenschaft.‹‹

    Leidenschaft!

    ››Kannst du mir jetzt bitte die Spaceboy CD einlegen‹‹, fragte ich, während ich seinen Flyer genauer inspizierte.

    ››Aber klar doch‹‹, meinte Flo und tat dies auch sofort. ››Mit den Tasten dort kannst du dann zum nächsten Song wechseln‹‹, sagte er rasch, bevor meine Ohren wieder beschallt wurden. Endlich konnte ich in diese grandiose Scheibe reinhören und meine Freude darüber konnte ich wohl kaum verbergen, solch ein fettes Grinsen zog sich über mein zierliches Gesicht.

    Gespannt hörte ich in jeden der einzelnen 18 Songs hinein und mein Herz begann zu wummern, als ich plötzlich wieder mit der Frage konfrontiert wurde, ob ich diese CD nun kaufen oder klauen sollte. Es war Flo, der mir diese Frage stellte, als ich die Kopfhörer beiseitelegte und eigentlich noch ins dritte Album reinhören wollte.

    ››Das würde mein Budget völlig sprengen‹‹, sagte ich etwas traurig darüber, die Gewissheit zu haben, hier auf etwas verzichten zu müssen. ››Ich wollte mich eigentlich zum nächsten DJ Kurs anmelden.‹‹

    ››Na, das ist doch großartig‹‹, meinte Flo unerwartet. ››Den nächsten Kurs werde ich leiten. Soll ich dich denn schon mal vormerken? Zwei Plätze sind noch frei, und der Beginn wäre dann nächsten Samstag.‹‹

    ››Wie viele Teilnehmer hast du denn schon?‹‹, wollte ich vorerst in Erfahrung bringen.

    ››Diese Gruppe wird recht klein sein. Lediglich fünf Leute werden in den Genuss kommen, da ich dieses Mal auch mehr Technik vorstellen möchte. Bist du dabei?‹‹

    Etwas zögernd griff ich nach meinem Portemonnaie und sagte lässig: ››Setz mich auf deine Liste, ich bin dabei!‹‹

    ››Ich muss die Gebühr dafür aber schon im Voraus kassieren, sodass ich sicher sein kann, dass du auch kommst.‹‹

    ››Das weiß ich bereits und es ist auch kein Problem.‹‹ Mit diesen Worten schob ich Flo die 50 Euro für den DJ Kurs über die Ladentheke und er gab mir eine Anmeldung mit, die ich noch von mindestens einem Elternteil unterschreiben lassen musste.

    ››Bring dieses Formular bitte in den nächsten Tagen vorbei, sodass es am Samstag für dich losgehen kann.‹‹

    ››Ja, das mache ich‹‹, meinte ich und meine Augen erfassten nun wieder die drei CDs, von denen ich ja eigentlich eine so brennend haben wollte. Mit einem tiefen Seufzer, der wohl kaum zu überhören war, brachte ich die CDs wieder zurück ins Regal, aus denen ich sie zuvor geholt hatte.

    ››Auf welchen Namen soll ich dich überhaupt anmelden‹‹, rief mir plötzlich Flo zu, und ich hatte mich dabei derart erschrocken, dass mir eine der CDs zu Boden fiel. ››Ich heiße Manuel, aber alle nennen mich nur Luigi‹‹, quetschte ich rasch aus meiner trockenen Kehle hervor.

    ››Geht in Ordnung, Luigi‹‹, antwortete mir Flo und verschwand hinter dem großen Monitor am Ladentresen. Nur kurz schaute ich mich um und mit einer blitzartigen Bewegung griff ich nach der CD und ließ sie noch im gleichen Augenblick in meine Jackentasche verschwinden.

    Es war vollbracht. Ich hatte also tatsächlich diese CD gestohlen! Jedenfalls war ich im Begriff dazu. Jetzt wollte ich auf keinen Fall etwas Falsches tun oder auch sagen. Ich wollte auf alle Fälle vermeiden, dass ich eventuell rotanlaufen oder gar zu stottern beginnen würde.

    Zögernd schlich ich um die Regale herum und wollte nur noch aus diesem Laden – fliehen! Ich passierte die Theke und Flo fragte mich: ››Wohl nichts für dich dabei gewesen?‹‹

    Hektisch schaute ich zu ihm und zuckte mit der Schulter. Ohne meine Augen von ihm gelöst zu haben, fasste meine rechte Hand nach dem Griff der Ladentür und meine Beine warteten nur darauf, endlich von hier zu verschwinden. Ich machte einen ersten kurzen Schritt, doch dann schallte Flos laute Stimme in meinen Ohren: ››Halt!‹‹

    Ehe ich wusste, wie mir geschah, wurde ich auch schon zu Boden gerissen. Jedoch nicht von Flo, sondern vom Ladenbesitzer höchstpersönlich, der in diesem Augenblick mit zahlreichen Kartons den Laden betrat, mich wohl übersehen hatte, und wir deshalb zusammenstießen, sodass ich in voller Länge auf dem Fußboden landete. Rasch stellte der Ladenbesitzer die Kartons ab und eilte mir zu Hilfe. Völlig erschrocken fragte er mich: ››Bist du in Ordnung?‹‹

    Sprachlos nickte ich und der Eigentümer reichte mir seine Hand, um wieder aufstehen zu können. ››Geht schon‹‹, meinte ich, nachdem ich wieder auf meinen Füßen stand. Doch im gleichen Augenblick vernahm ich ein schepperndes Geräusch, das dadurch entstand, weil die CD zu Boden fiel – meine CD, die ich soeben geklaut hatte.

    Die ist mir aus der Jackentasche gefallen, wollte ich eigentlich schon sagen, doch der Ladeninhaber kam mir mit seiner Frage zuvor: ››Ist das deine, mein Junge?‹‹

    Zögerlich und sichtlich aufgeregt presste ich schließlich ein leises Ja aus meiner Kehle.

    ››Na, dann nehme sie mal besser wieder an dich.‹‹ Mit diesen Worten reichte er mir die CD, klopfte mir noch auf die Schultern und entschuldigte sich nochmals für die unbeabsichtigte Karambolage.

    Ich wollte gerade den Laden verlassen, da peitschte der schrille Ton der Diebstahlsicherung durch den gesamten Raum.

    Jetzt bin ich wohl geliefert, dachte ich und eine starke Hand packte mich und zog mich zurück in den Laden. Keinen weiteren Laut brachte ich über meine Lippen und meine Knie schienen plötzlich, wie aus Gummi zu sein. Ich drohte erneut, zu stürzen, doch in genau diesem Augenblick fauchte der Ladenbesitzer nicht mich an, sondern Flo, der noch immer hinter der Theke stand.

    ››Du hast wohl schon wieder vergessen, den Diebstahlschutz von der CD zu deaktivieren. Wie oft habe ich dir das in den letzten Wochen schon gesagt. Für die Kunden ist das doch ziemlich peinlich, wenn du das vergisst.‹‹

    ››Oh! Muss ich wohl vergessen haben, Chef. Es wird nicht mehr vorkommen.‹‹

    ››Komm mit, Kleiner.‹‹ Mit diesen Worten gingen wir zurück zur Theke. Flo legte die CD auf ein Gerät, das den Diebstahlschutz deaktivierte und verstaute sie in eine Tüte. Zudem händigte er mir noch eine Quittung aus und meinte: ››Die hast du auch vergessen. Die benötigst du doch für deinen Kurs.‹‹

    ››Oh, du hast auch einen Kurs bei uns gebucht. Das freut mich sehr‹‹, sagte der Ladeninhaber und begleitete mich noch zur Tür hinaus.

    Ich konnte es kaum glauben, was ich da soeben erlebt hatte, als ich mich auf mein Fahrrad setzte und eigentlich schon losfahren wollte. Langsam rollte ich rückwärts vor das große Schaufenster. Meine Augen erblickten Flo und ich sagte deutlich, sodass er es von meinen Lippen ablesen konnte:

    ››Vielen Dank!‹‹

    Flo lächelte kurz und dann zwinkerte er mir mit seinem linken Auge zu. Ich konnte es plötzlich spüren, dass mein Herz laut zu pochen begann. Auch ich lächelte noch einmal, bevor ich dann in die Pedalen trat, um geradewegs nach Hause zu fahren.

    Zuhause angekommen, konnte ich es kaum noch erwarten, die CD in meinem Zimmer zu hören. So vergingen kaum fünf Minuten und die Bässe brachten meine Boxen zum Vibrieren. Ich war glücklich – einfach nur glücklich! Während ich die ersten Songs in mich aufsog, surfte ich dabei im Internet. Zuerst fragte ich meine Mails ab und danach wollte ich eigentlich noch etwas chatten, doch dann erinnerte ich mich wieder an den Flyer, den mir Flo gegeben hatte. Ich wollte unbedingt sein Online Magazin genauer kennenlernen. Es war bestimmt genauso cool, wie er selbst. So kramte ich den Flyer aus der Hosentasche hervor und gab die Internetadresse ein:

    www.MANIAX.cc

    Aufmerksam und mit immer größer werdender Begeisterung entdeckte ich so nicht nur sein Magazin, seine Arbeit und seine Interessen, sondern ich konnte auch viel über ihn erfahren. Das machte mir sehr viel Spaß. Vor allem seine außergewöhnlichen Interviews, die man dort als Videobeiträge anschauen konnte, hatten es mir besonders angetan. Aber eigentlich auch das gesamte Magazin, und ich spürte plötzlich, wie ins Schwärmen geriet – wie ich mich in Flo verliebte!

    Einige von euch werden sich jetzt bestimmt fragen: Wie kann das sein? Nun, das ist kurz erklärt. Schon seit geraumer Zeit war mir klar, dass ich wohl mehr auf Jungs stehe, kurz um, dass ich wohl schwul bin. Doch bisher hatte ich das niemandem erzählt. Ich hatte es auch für unnötig gehalten, da ich keine große Sache daraus machen wollte. Warum sollte ich mir auch ein Schild um den Hals hängen, oder mir ein Etikett aufkleben lassen? Ich schwärmte zwar in den letzten Monaten schon für so manchen Jungen, doch ich wagte mich einfach nicht, sie dann auch anzusprechen. Es war mir immer peinlich gewesen.

    Nicht jedoch, dass ich schwul bin, sondern vielmehr hätte ich es wohl nicht ertragen können, einen Korb zu bekommen. Zudem wollte ich auch nicht, dass es in der Schule gleich jeder wusste. Zu schnell würde man mich dort in eine Schublade packen, und das wollte ich nicht. So behielt ich dieses kleine Geheimnis erst einmal für mich. Auch Flo darauf anzusprechen, hatte ich mich nicht gewagt. Ich wollte ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und ihn fragen: ››Sag mal, bist du schwul?‹‹ So blieb das erst einmal mein Geheimnis, und ich behielt meine Schwärmerei für mich.

    Meine Sexualität beschränkte sich zu jener Zeit lediglich aufs Onanieren, und vor allem das Wettwichsen mit Schulfreunden hatte ich immer genossen – wahrscheinlich mehr, als die anderen es taten, die damit doch nur ihre Kräfte unter Beweis stellen wollten – oder steckte da womöglich schon mehr dahinter? Wenn ich nicht so schüchtern gewesen wäre, hätte ich darauf bestimmt auch eine Antwort gefunden.

    Die zwei letzten Songs auf der neuen Spaceboy CD waren sogenannte Chillout-Tracks, die zum Entspannen einluden, und so beschloss ich, mir ein Bad einlaufen zu lassen. Meine Eltern waren noch nicht zuhause und so nutzte ich die Zeit, dieses letzten beiden Stücke in der Wanne zu genießen, beim genüsslichen – nun, das könnt ihr euch sicherlich selbst ausmalen!

    Ich war zu einem regelrechten Badenarr geworden, seitdem wir in das neue Haus gezogen waren. Im ersten Stock, wo ich auch mein Zimmer hatte, befand sich das große Badezimmer mit der riesigen ovalen Wanne mit dem ganz besonderen Clou. Ganze acht Düsen konnte man einschalten, die aus einem gewöhnlichen Bad einen Whirlpool machten und so die müden Knochen massierten. Es war beinahe schon zu einem Ritual geworden, dass ich jeden Freitagnachmittag ein langes Bad nahm, um so erst einmal von der stressigen Schulwoche Abstand zu gewinnen. Meine Eltern kamen meist erst gegen 19 Uhr nach Hause, und so hatte ich alle Zeit der Welt, die ich für ein entspannendes Bad brauchte.

    Zuerst kümmerte ich mich darum, meine kleine Anlage im Badezimmer aufzustellen, das Wasser einzulassen und mir noch einen Cocktail zu mixen, den ich dann in der Wanne genüsslich schlürfen wollte. In der Küche bereitete ich mir einen gigantischen Shake zu, mit den Früchten, die der Kühlschrank oder auch die Obstschale hergaben. Dabei hatte ich auch an die Anmeldung für den DJ Kurs gedacht, die ich auf den Küchentisch legte, sodass meine Eltern sie nicht übersehen konnten.

    Nachdem der Shake zubereitet und das Glas hübsch dekoriert war, ging ich zurück ins Badezimmer, stellte das Glas neben die Wanne und gab noch einen kräftigen Schluck Badeöl ins plätschernde Wasser. Mit meiner rechten Hand verwirbelte ich das Wasser, sodass ein dicker Schaumteppich entstand. Danach drückte ich auf den Startknopf des CD-Players und ließ die Musik beim vorletzten Titel starten, die ich dann als Loop abspielen ließ.

    Jetzt war alles perfekt und die kleine Zeremonie konnte beginnen. Ich zog meine Sachen aus, legte sie auf einen Haufen und ließ mich dann in die warme Wanne gleiten. Das Gefühl dabei

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