Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Von dem Leben ins nächste und zurück: Keine Angst vorm Sterben
Von dem Leben ins nächste und zurück: Keine Angst vorm Sterben
Von dem Leben ins nächste und zurück: Keine Angst vorm Sterben
Ebook315 pages3 hours

Von dem Leben ins nächste und zurück: Keine Angst vorm Sterben

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

- Das Sterben des Körpers als natürliches Ereignis sehen lernen
- Wohin die Seele nach dem Tod des Körpers geht
- Unter welchen Umständen wir wiederkommen


Die Angst vor dem Sterben ist eine der großen Ängste von uns Menschen. Viele sind von dieser Angst beinahe terrorisiert und durchleben deswegen schwere Zeiten. Eine solche Angst kann entstehen, weil wir uns auf den Tod und alles, was damit zusammenhängt, nicht vorbereiten. Das Verlassen unseres Körpers am Ende seines Lebenszyklus, ist ein sehr spezieller Moment in unserem Leben. Ebenso das, was gleich danach auf uns zukommt. Schritt für Schritt geht der Autor allen Stationen nach, die wir beim Tod unseres Körpers durchlaufen.
LanguageDeutsch
Release dateOct 20, 2016
ISBN9783942502818
Von dem Leben ins nächste und zurück: Keine Angst vorm Sterben

Related to Von dem Leben ins nächste und zurück

Related ebooks

Personal Growth For You

View More

Related articles

Reviews for Von dem Leben ins nächste und zurück

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Von dem Leben ins nächste und zurück - Enderli Markus

    Kapitel

    Wie bewege ich mich auf dieses Ereignis zu?

    VERDRÄNGE ICH DIESES THEMA? HABE ICH ANGST DAVOR? Kämpfe ich dagegen? Versuche ich zu verhandeln? Oder macht mich das Ganze einfach nur traurig und depressiv? Ignoriere ich es? Macht es mich wütend oder ergebe ich mich einer Ohnmacht und Hilflosigkeit? Bin ich wie ein König oder wie ein Clown oder wie eine der anderen Figuren? Was für Gefühle habe ich dazu im Vordergrund und im Hintergrund?

    Etwas, das unseren Ausblick auf den Tod unseres Körpers grundlegend verändern kann, ist die Aufklärung eines Missverständnisses, das man haben kann. Es ist das Missverständnis von dem, was ich bin. Es gibt die Redensart, die sagt: „Ich habe eine Seele". Das ist das Missverständnis.

    Wer wäre denn dann dieses Ich, das diese Seele hat? Der Körper? Es ist umgekehrt: Ich bin Seele und habe einen Körper. Und es ist dieser Körper, der vergeht, nicht ich Seele. Seele vergeht nicht. Ich vergehe nicht.

    Ich als Seele benutze hier, in unserer Welt, einen Körper, um hier mein Leben leben zu können und um Erfahrungen zu machen. Und wenn sich hier der Kreis schließt, lasse ich meinen Körper zurück und gehe in eine andere Welt.

    Der Tod des Körpers muss nicht als Überraschung kommen

    Das Sterben muss keine Überraschung sein, weder für die Betroffenen noch für die Angehörigen. Mein Vater wurde 91 Jahre alt. Ein halbes Jahr bevor er in die anderen Welten ging, deutete nichts darauf hin, dass er bald gehen würde. Er war völlig selbstständig, vital und gesund. Es waren etwa sechs Monate bevor seine Zeit kam, als ich ihm in einem Traum begegnete. Er stand vor mir und sagte nichts.

    Als er nichts sagte, fragte ich: „Was gibt’s?, und er antwortete: „Hilfst du mir?

    Überrascht über diese Frage überlegte ich einen Moment, was er meinen könnte, und erwiderte: „Meinst du, zu sterben?"

    Er sagte: „Ja".

    Ich antwortete ihm: „Ja, ist gut, ich werde da sein." Darauf nickte er und ging.

    Monate vergingen. Äußerlich hatte sich bei ihm nichts geändert. Alles war, wie es immer war. Bis etwa zwei Wochen bevor er sich gesundheitlich auf einmal nicht mehr so wohlfühlte und der Arzt ihn im Krankenhaus anmeldete.

    In einem Traum stand er danach wieder vor mir. Und ich fragte ihn wieder, was er möchte. Und wieder fragte er: „Hilfst du mir? Ich antwortete ihm: „Abgemacht ist abgemacht.

    Worauf er meinte, er wollte nur sicher sein, und ging wieder. Das zeigt mir zwei Dinge: Er wusste innerlich, dass er bald gehen würde. Inwieweit er das zu diesem Zeitpunkt auch äußerlich wusste, weiß ich nicht.

    Sicher hängt es davon ab, wie ich zum Thema Sterben stehe. Wie gut kann ich damit umgehen, was für ein Bild habe ich von diesem Erlebnis, was weiß ich darüber, wie gut habe ich mich darauf eingestellt und kann ich loslassen und weitergehen.

    Wer in seinem Leben schon viele große Veränderungen erlebt hat, hat vielleicht einen Vorteil. Das Sterben ist ein großes und einschneidendes Ereignis und es ist gut, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, sich damit auseinanderzusetzen.

    Kurz nach dem zweiten Traum ging mein Vater für ein paar Tage ins Krankenhaus. Er wurde aber wieder entlassen. Es ging ihm nicht so gut. Ich war zu diesem Zeitpunkt für mehrere Tage unterwegs, und als ich zurückkam, war er bei meiner Schwester. Ich traf ihn dort und es war klar, dass etwas nicht so war, wie er es gewohnt war. Als ich einen Moment mit ihm allein war, sagte er: „Ja, einmal ist es auch fertig." Er wusste also, was auf ihn zukam, es war ihm klar und er hatte es angenommen. Er konnte das ganz ruhig sagen. Es war ihm bewusst, dass er keine Ausnahme war. Viele seiner Kollegen hatte er schon gehen sehen. Und er nahm es einfach, wie es war. Was für eine Vorstellung er davon hatte, weiß ich nicht, denn er war nicht ein Mensch, der über seine eigenen Gefühle und Gedanken sprach. Er hatte sich trainiert, allein mit solchen und ähnlichen Situationen fertigzuwerden. Von da an, bis er seinen Körper verließ, vergingen noch etwa eineinhalb Monate.

    Die letzten zwei Wochen war er in einem Pflegeheim. Hier hatte er immer viel Besuch. In den letzten Tagen konnten alle sehen, dass seine Kräfte stark nachgelassen hatten. Am Nachmittag des vorletzten Tages, wir waren etwa vier bis fünf Leute um sein Bett herum, erzählte er Witze, damit wir etwas zu lachen hatten. Er unterhielt uns. Mir blieb nur ein Schmunzeln. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er blickte dem bevorstehenden Ereignis mit Ruhe und Gelassenheit entgegen.

    Als sein Körper starb, war ich mit ihm allein, wie abgemacht. Etwa eine halbe Stunde davor versagte seine Stimme, aber er war trotzdem bei vollem Bewusstsein und antwortete auf meine Fragen mit Körperzeichen. Er nahm alles um sich herum bis zur letzten Sekunde wahr und ich entdeckte nie irgendein Anzeichen von Angst oder Unsicherheit. Zwei Minuten bevor sein Körper aufgab, antwortete er noch auf eine Bemerkung von mir. Er erlebte alles in vollem Bewusstsein, das heißt, er stellte sich dem, wich nicht aus.

    Am nächsten Morgen ging ich in sein Haus, um Dokumente zu suchen. Als er ins Krankenhaus gehen musste, war es ihm offensichtlich bewusst, dass er nicht mehr zurückkehren würde, denn er hatte sein ganzes Haus aufgeräumt. Auf dem Stubentisch lag nichts herum, auch seine Küche war sauber und sein Bürotisch leer, außer einem Blatt, das mitten darauf lag. Es war ein Text, den er aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte und der die Überschrift trug: Was ist im Todesfall zu tun. Es war eine Liste mit all den Dingen, die Angehörige in einem solchen Fall tun müssen, all die Dinge bei den Behörden, beim Pfarramt usw. Man kann sagen, dass er der Clown war, der seine Witze bis zuletzt machte. Aber das ist man nicht einfach so. Er hatte sich offensichtlich mit dem Thema auseinandergesetzt und ihm in die Augen geschaut. Das ist nur möglich, wenn man sich nicht von der Angst und all den anderen Emotionen und Gedanken und Themen, die auftauchen können, paralysieren lässt.

    Ich glaube nicht, dass das mit Gleichgültigkeit zu tun hat, eher mit Realitätssinn, denn als ich einen Tag später wieder in sein Haus ging, verschlug es mir buchstäblich die Sprache, als ich zur Türe hereinkam: Es war vom Erdgeschoss bis in den zweiten Stock mit tiefer Traurigkeit gefüllt. Ich konnte fast nicht atmen, als ich durch die Räume ging. Es fühlte sich an wie ein See von Traurigkeit. Ich machte, was ich im Haus zu tun hatte, und verließ es fluchtartig wieder. Diese Traurigkeit kam nicht von mir. Ich hatte sie nicht, bevor ich das Haus betrat, und sie war augenblicklich weg, als ich das Haus wieder verlassen hatte. Vielleicht war er nochmals in sein Haus zurückgekommen, um von ihm Abschied zu nehmen. Offensichtlich hatte er es mehr geliebt, als mir bewusst war. Am folgenden Tag war im ganzen Haus von Traurigkeit nichts mehr zu spüren.

    Wovon hängt es ab, wie ich meinen Körper und mein Leben hier loslasse und in die anderen Welten gehe?

    Jeder Mensch ist anders. Jeder findet seinen eigenen Weg, um mit Angst, Trauer, Verlust, Abschied und alle den anderen Dingen, die diesem Ereignis voraus gehen können, fertigzuwerden. Am schwierigsten ist es wohl, wenn man das Thema ignoriert. Es holt einen wahrscheinlich ein und dann fehlt möglicherweise die nötige Zeit, um sich anzuschauen und zu verarbeiten, was es anzuschauen und zu verarbeiten gibt. Und wenn ich es ignoriere, verpasse ich ziemlich sicher all die Hinweise und Hilfen, die in diesem Zusammenhang kommen können.

    Die Mutter eines Freundes war sehr alt und schwer krank. Ein paar Wochen bevor sie loslassen musste, verlangte sie, dass ein paar Schuhe und ein Mantel für sie bereitstehen sollten. „Sie will komisches Zeug", meinte mein Freund. Ich erklärte ihm, was das für mich bedeuten würde: Sie war bereit zu gehen.

    Die Informationen sind da. Wenn ich offen bin und die Dinge akzeptieren kann, wie sie sind, erhalte ich viel hilfreiches Wissen lange vor der tatsächlichen Realisation.

    Was das Sterben des Körpers schwerer machen kann

    Es hängt davon ab, wer wir sind und wo wir im Leben stehen. Alle durchlaufen wir diesen Prozess auf unsere persönliche Weise, entsprechend unseren Lebenserfahrungen, unserem Charakter und unserem Glauben oder Nicht-Glauben.

    Angst ist wohl das dominierende Thema und die Fragen: Was passiert mit mir? Bleibt etwas übrig, wenn mein Körper stirbt? Wie wird das alles aussehen oder löst es mich mit dem Körper einfach auf? Das hängt auch damit zusammen, ob ich mir vorstellen kann, dass es außer physischen Dingen, die ich anfassen und mit physischen Augen sehen kann, auch noch Realitäten gibt, die mit unseren Augen nicht wahrgenommen werden können. Wenn man sich gar nichts vorstellen kann, ist es wohl schwieriger.

    Ich glaube, es ist wichtig, dass ich mich der Angst stelle, wenn ich erkenne, dass eine da ist. Nur dann kann ich sie überwinden. Das heißt, es ist gut, genau zu wissen, was für eine Angst oder Ängste in Bezug auf den Tod da sind. Angst oder Unsicherheit vor etwas Unbekanntem ist normal. Sie hilft, sich mit dem auseinanderzusetzen, was vor uns liegt, und sich Klarheit zu verschaffen. Eine gewisse Angst oder Unsicherheit vor etwas Neuem ist also eine gute Sache, denn sie macht mich wacher und bewusster und erlaubt mir lehrreichere Erfahrungen.

    Angst vor Strafe, Hölle, Fegefeuer

    Mit der Angst vor Strafe, vor der Hölle und vor dem Fegefeuer arbeiten viele Religionen. Aber das ist im besten Fall ein Missverständnis. Das spirituelle Gesetz, das dieses Thema regelt, ist das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma-Gesetz). Das heißt, wir sind alle für das eigene Tun verantwortlich und haben die Konsequenzen davon zu tragen. Mit anderen Worten, wenn ich etwas gut habe, werde ich es zurückerhalten, und wenn ich etwas schuldig bin, muss ich es zurückzahlen. Das ist alles.

    Das hat nichts mit Strafe zu tun, aber mit Reinkarnation. Ich komme wieder, um zu lernen, dass ich Schulden zurückzahlen und Guthaben zurückerhalten werde. Und Menschen, deren Leben eine einzige Misere ist, die nie auf einen grünen Zweig kommen, lernen Lektionen. Der Sinn des Ganzen: Bewusst nach dem zu leben, was vorgegeben ist. Und was vorgegeben ist, sind spirituelle Gesetze. Ich kann sie erkennen und danach handeln oder sie ignorieren und den Preis dafür bezahlen. Nicht alle lieben das, das ist klar. Mit Strafe aber hat das nichts zu tun. Wenn ich das weiß, dann kann ich die Angst vor Strafe und Hölle vielleicht loslassen.

    Angst vor dem Alleinsein, wenn der Körper stirbt

    Das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Ich gehe allein oder muss mich dem alleine stellen. Das kann Angst machen. Es stellt sich wieder die Frage, was passiert jetzt mit mir? Wie wir aber weiter hinten sehen werden, sind wir nie allein. Und man darf in dieser Frage einfach ein wenig Vertrauen haben. Weil Geburt und Tod keine Zufälle sind, die einfach irgendwie geschehen. Es sind gut organisierte Vorgänge.

    Die Angst seine Masken zu verlieren

    Viele von uns zeigen sich ihrer Umgebung nicht ganz so, wie sie in Wirklichkeit sind, sondern zeigen nur ihre vorteilhafte Seite. Wer möchte nicht, dass er als cool, als intelligent, als gut, als mutig, als fleißig usw. wahrgenommen wird. Also benehmen wir uns so und verstecken die gegenteiligen Seiten.

    Instinktiv wissen wir aber, dass dieses Spiel wegfällt, wenn wir von hier weggehen. Und plötzlich so gesehen zu werden, wie wir wirklich sind, kann unter Umständen ernüchternd sein und Angst machen: Angst, nicht gut oder nicht gut genug zu sein. Es kann daher heilsam sein, sich jetzt ehrlich so wahrzunehmen, wie man heute ist. Dazu ist vielleicht einiger Mut notwendig.

    Bei dieser Betrachtung ist aber auch davon auszugehen, dass man weder „schlecht noch „nicht gut genug ist, denn es wird immer etwas zu verbessern und zu lernen geben.

    Ein Bekannter erzählte mir, dass sein Psychologieprofessor ihm einmal gesagt habe: There is gold in shit (im Mist steckt Gold). Das heißt, wir können auf wertvolle Dinge und Zusammenhänge stoßen, wenn wir uns die Mühe machen, uns selbst genauer zu betrachten. Sorgen braucht man sich dabei nicht machen, denn niemand wird je an den Punkt gelangen, an dem er alles weiß und alles kann, sozusagen perfekt ist und nichts mehr lernen muss. Wenn ich erkenne, dass ich in meinem Leben eine oder mehrere Masken getragen habe, dann nehme ich das offen an und gehe von da weiter. Wenn ich das in dem Moment sehe, in dem ich von hier weggehe – gut. Ich habe es gesehen: Es war so. Und das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, gibt es neue Gelegenheiten, aus diesem Erkennen zu lernen.

    Angst vor dem Grab

    Es sind fast vierzig Jahre her, seit eine Bekannte von mir ihren Körper verließ und in die anderen Welten ging. Etwa vier Wochen nach der Beerdigung traf ich ihren Mann und er sagte mit einem Seufzer: „Jetzt ist sie schon einen Monat dort unten."

    Dieses Bild haben Religionen kreiert. Sie sagen, dass man bis zum jüngsten Tag im Grab bleibt und danach auferstehen werde. Als jemand, der vor vielen Jahren in Kirchen barocke Deckenfresken restauriert hat, kenne ich diese Bilder, diese negativen Visionen aus nächster Nähe sehr gut. Sie zeigen Menschen, wie sie aus ihren Gräbern wieder herauskommen. Für mich ist das eine kranke Phantasie. Niemand ist jemals in einem Grab und niemand wird jemals aus einem Grab wieder aufsteigen. Friedhöfe sind Orte für die Lebenden, nicht für jene, die gegangen sind. Wenn wir unseren Körper bei seinem Tod verlassen, gehen wir in eine andere Welt, wo wir Leute treffen, die wir kennen. Aber niemals in ein Grab hinunter.

    Angst vor dem, was mit mir passiert, wenn mein Körper stirbt

    Das ist vielleicht die tiefste Angst, weil wir so wenig bewusste Erfahrung mit diesem Erlebnis haben. Ich bin Seele und habe einen Körper. Seele ist das, was den Körper bewegt. Es ist so einfach wie Autofahren. Bei der Geburt steige ich ein, fahre mit meinem Auto durchs Leben und am Schluss, wenn das Auto seinen Dienst getan hat, steige ich wieder aus.

    Es gibt Menschen, die können auch zwischendurch aus- und dann wieder einsteigen. Das sind jene, die wissen – aus Erfahrung wissen. Sie reden meist nicht darüber, denn sie brauchen die Kommentare der Unerfahrenen nicht. Wenn wir unseren Körper verlassen, dann ist das nichts Schmerzhaftes, nichts Unangenehmes, nichts Unschönes. Höchstens unsere Gedanken und Gefühle sind es. Sie können es so lange sein, bis sie in unserer Vorstellung eine Realität werden. Wenn man nichts weiß, kann Angst entstehen. Aber wer sich um Wissen bemüht, wird es finden, denn wir wissen heute sehr viel darüber, was genau passiert, wenn der Körper stirbt.

    Die Angst vor dem Verlust von Angehörigen und Freunden

    Dass wir alle hierher gekommen sind und auch wieder gehen, wissen wir. Trotzdem ist es schwierig, Familienangehörige und Freunde zu verlassen. Der Schmerz darüber kann unser Weggehen erschweren oder zu einem Drama werden lassen. Darum ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, auch mit dem Schmerz, den es bereiten kann. Wir sollten versuchen uns davon nicht überwältigen und gefangen nehmen zu lassen.

    Angehörige zu verlassen kann auch mit Sorgen verbunden sein. Nicht lange bevor eine alte Mutter ihren Körper verließ, sagte sie zu mir: „Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Ich kannte die Tochter ein wenig, aber mehr aus den Erzählungen der Mutter. Die Tochter war um die 40 Jahre alt und hatte eigene Kinder. Ich sagte zur Mutter: „Deine Tochter ist alt genug, um ihr Leben selbst zu bestimmen. Sie braucht dich dazu nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Und sie wird sowieso so leben, wie es ihr gefällt, mit allen Konsequenzen, und nicht wie es dir gefällt. Und so wie du selbst dein Leben jetzt lebst, kannst du ihr gar nicht helfen, nur emotional oder mit Ratschlägen. Ihr Leben wird sich nicht ändern, auch wenn du hier bleibst. Sie darf und muss ihr Leben selbst und selbstverantwortlich leben, so wie du deines gelebt hast.

    Ein weiterer Punkt bei diesem Thema ist der, dass wir, die wir uns kennen, wohl schon oft begegnet sind. Es ist meist nicht das erste Leben, das wir beenden. Es gibt viele, denen ich in diesem Leben nicht zum ersten Mal begegnet bin. Ich glaube, wir treffen uns immer wieder. Das heißt, ein Abschied am Ende eines Lebens ist oft nur ein Abschied auf Zeit. Wir kannten uns früher, sind uns hier wiederbegegnet und wir treffen uns später erneut.

    Unerledigtes und ungelöste Probleme

    Sie können unser Weggehen von hier sehr schwer machen und unbewusst Probleme schaffen. Man kann sich fragen: „Was belastet mich? Und: „Warum belastet es mich? Habe ich zum Beispiel das Problem, dass ich von mir selber denke, dass ich nicht gut genug war, dass ich dieses oder jenes hätte besser machen können oder anders machen sollen? Hier kann ich mir bewusst machen, dass ich immer an diesen Punkt gelangen werde. Ich kann immer noch einen Schritt machen, von da wo ich bin, egal wie gut ich irgendetwas kann. Und im Nachhinein etwas zu verurteilen macht wenig Sinn. Sinnvoll scheint mir, wenn mir etwas bewusst geworden ist, es etwas besser zu machen. Die Chance dazu bekomme ich wieder, auch nach diesem Leben. Für mich ist die Haltung wichtig, die ich in allen Situationen hatte und habe. Es gelingt nicht immer so, wie wir es wollten oder wollen. Niemand wird je perfekt sein.

    Es kann auch sein, dass ich mich an fremden Maßstäben messe und dabei zu keinem guten Resultat komme. Ängste, die ich aufgrund von Regeln habe, die jemand aufgestellt hat und die lauten „Du sollst – oder – du sollst nicht", würde ich hinterfragen.

    Dinge, die wir nicht erledigen konnten, weil unser Körper geht

    Vor vielen Jahren habe ich für jemanden auf seinen alten Rolls-Royce Zierlinien aufgemalt. Dieser Mann hat sein ganzes Herz in die Restaurierung seines Oldtimers gesteckt und dazu eine Unsumme Geld. Es musste perfekt sein, nur das Beste war gut genug. Die Arbeit dauerte extrem lang, allein die Lackierung hatte ca. 16 verschiedene Schichten, bevor dann der letzte Lack aufgespritzt wurde. Mitten in diesen Arbeiten wurde der Mann krank und kurz vor Beendigung aller Arbeiten an seinem Rolls-Royce starb sein Körper. Wie kann man mit so etwas umgehen?

    Das Einzige, was mir dazu einfällt ist: Das Wichtigste – wir selbst – sind auch nie fertig. Wir sind immer eine Baustelle. Der Horizont weicht immer zurück, wenn ich vorwärts gehe, und eröffnet mir immer neue Perspektiven der Erkenntnis und des

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1