Laufenten: Alles über die quirligen Schneckenfresser
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Alles, was man über die Geschichte, Haltung und Gesunderhaltung dieser unkomplizierten Enten wissen muss, beschreibt dieses Buch.
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Book preview
Laufenten - Jessica Rohrbach
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Schnecke auf Salat
Laufenten fressen gern Schnecken, aber auch Salat verschmähen sie nicht. (Foto: Schneider)
Ihr schmaler Körper, ihr aufrechter Gang und ihre Vorliebe für Nacktschnecken sind die typischen Merkmale der Laufenten. Bekannt sind sie vor allem als nützliche Helfer im Garten, wo sie nicht nur ein possierliches Bild abgeben, sondern auch noch den Salat vor seinen schleimigen Fraßfeinden beschützen sollen.
Wer Laufenten zur biologischen Schneckenbekämpfung bei sich aufnimmt, wird schnell feststellen, dass sie außerdem einige Vorzüge haben, die sie zu pflegeleichten und aufgrund ihrer aufgeweckten Art unterhaltsamen Haustieren machen. Im Sommer versorgen sich die anspruchslosen Tiere fast von selbst. Sie kommen im Winter auch mit Minusgraden gut zurecht und brauchen zum Glücklichsein nicht viel: einen sicheren Stall für die Nacht, Vollpension, eine Bademöglichkeit, Artgenossen und natürlich viel Platz zum Laufen. Außerdem können die im Frühjahr und Sommer reichlich gelegten Eier gut zum Kochen und Backen verwendet werden.
Doch wie war das mit dem Salat? Nun ja, auch Laufenten mögen Abwechslung. Immer nur am Löwenzahn zupfen und nach Schnecken suchen ist auf Dauer schließlich auch nicht befriedigend, wenn gleich nebenan ein sorgfältig gepflegtes Buffet lockt – und auf dem leckeren Salatblatt vielleicht sogar eine Schnecke sitzt. Auch so manche hübsch blühende Pflanze, die nicht zum Verzehr gedacht ist, wird vermutlich bald auf Futtertauglichkeit getestet werden. Von einem perfekt gepflegten Garten muss man sich bei der Laufentenhaltung darum schnell verabschieden oder man muss ihn laufentensicher einzäunen.
Wer eine Gruppe der unterhaltsamen Vögel bei sich aufnehmen möchte, sollte dies daher um ihrer selbst willen tun und ihre Vorliebe für Schnecken als netten Nebeneffekt begreifen. Dass sich das lohnt, beweisen die vielen Halter, die sich täglich an ihrer bunten Entenschar erfreuen und den Aspekt der Schneckenbekämpfung darüber schon ganz vergessen haben.
Vom Eierlieferanten zur schicken Schneckenpolizei
Laufenten werden heute vor allem nach optischen Kriterien gezüchtet. (Foto: Schneider)
Mit der Domestikation der Stockente (Mitte) entstanden zwei verschiedene Ententypen: der westliche Typus mit eher waagerechter Körperhaltung (rechts) und der aufrechter gehende asiatische Typus, zu dem auch die Laufente gehört (links).
Die Laufente ist keine eigene Entenart, sondern eine vom Menschen gezüchtete Rasse. Sie gehört mit vielen weiteren Entenrassen zu den Hausenten und ist damit eine domestizierte Form der Stockente (Anas platyrhynchos). Die Laufente wird manchmal auch Indische, Indonesische oder Chinesische Laufente genannt. Gemeint ist damit immer die gleiche Rasse. Dennoch geben diese verschiedenen Bezeichnungen einen Hinweis auf die Herkunft der aufrecht watschelnden Enten.
Ein Einwanderer aus Asien
Die Domestikation der Stockente in Europa setzte in der Antike ein. Hieraus formte sich der sogenannte westliche Typus der Hausente, der sich durch eine waagerechte Körperhaltung auszeichnet. Die Stockente ist aber nicht nur in Europa heimisch, sondern unter anderem auch in Asien. Hier wurde die Ente ebenfalls domestiziert. Vermutlich aufgrund der dortigen Haltungsform veränderten sich ihre Proportionen jedoch in eine andere Richtung. Auf dem Weg zu Tiermärkten oder zu Feldern, die sie von Schädlingen befreien sollten, wurden die Tiere oft über weite Strecken getrieben. Für diese Wanderungen mussten die Enten robust und sehr gut zu Fuß sein und sich darüber hinaus auf den weiten Wegen auch noch selbst verpflegen können. Massige Enten wie in Europa wären für solche langen Märsche vollkommen ungeeignet gewesen. Darum zeichnet sich der asiatische Ententyp durch eine schlankere, aufrechtere Körperform und bessere Lauffähigkeit aus. Die asiatischen Hausenten wurden aufgrund ihrer Körperhaltung auch als Pinguinenten bezeichnet. Aus ihnen gingen die Pekingente, die Japanische Ente und die Laufente hervor. Die Laufente ist dabei wohl die schlankste aller Entenrassen, weshalb sie sich nur schlecht zur Mast eignet, wohl aber ein fleißiger Eierleger ist.
Die Fähigkeit zu fliegen ist mit der Veränderung der Proportionen hingegen fast allen Hausentenrassen abhandengekommen. So kann auch die Laufente nur sehr kurze Distanzen im Flug zurücklegen und wird dabei nie auch nur annähernd solch luftige Höhen erreichen wie die Stockente.
Um 1850 soll die legefreudige Laufente von holländischen Seefahrern aus dem Malaiischen Archipel erstmals nach England eingeführt worden und von dort aus auch in andere Teile Europas gebracht worden sein. In den Zoos von London und Berlin gab es zu dieser Zeit Zuchtbestände, die jedoch 1880 wieder aufgelöst wurden. Bis sich Züchter dauerhaft für die schlanken Tiere interessierten, dauerte es noch einige Zeit. Erst 1908 wurde der heute noch bestehende Sonderverein der Laufentenzüchter Deutschlands e. V. gegründet, der auch einen Rassestandard definierte.
Anatomie und weitere Rassemerkmale
Wenn Züchter über die individuellen Körperformen einer Laufente diskutieren, versteht der Laie manchmal kaum ein Wort. Da wird über Bohne, Zügel und Spiegel geredet und darüber diskutiert, wie diese Dinge am Körper der Tiere am besten auszusehen haben. Natürlich muss man als Hobbyhalter ohne Zuchtambitionen nicht genau wissen, wie jede einzelne Feder an der Ente heißt. Ein wenig Grundwissen darüber zu besitzen, schadet jedoch nicht. So wird als Bohne die dunkel gefärbte Spitze des Oberschnabels bezeichnet. Zügel heißen die hellen Streifen zwischen Schnabel und Auge. Der bunt schillernde Spiegel wiederum ist an den Entenflügeln zu finden und dort kaum zu übersehen: Beim wildfarbigen Erpel beispielsweise glänzt er in einem prächtigen Dunkelblau.
Die Laufente wird aufgrund ihrer Form auch gern als Flaschenente bezeichnet. Tatsächlich ist der schmale und aufrechte Körperbau ihr wohl wichtigstes äußerliches Merkmal. Der schlanke und gerade Hals soll mitsamt Kopf ein Drittel, der walzenförmige und lang gestreckte Körper zwei Drittel ihrer Gesamtgröße ausmachen. Die braunen Augen der Laufente sollen fast senkrecht über den Zehenspitzen liegen, mit denen sie auf dem Boden steht. Nur das erste Drittel der Zehen soll diesen berühren. Im Einzelnen hat der Sonderverein der Laufentenzüchter zahlreiche Merkmale festgelegt, die ein typvolles Tier ausmachen und die im Rassestandard genau beschrieben sind.
Als grobe Fehler gelten eine plumpe oder einer Spindel ähnelnde Figur, ein grober, runder Kopf sowie ein stark angezogener oder durchgedrückter Schwanz, stark hervortretende Schultern und stark kreuzende Flügel. Auch Spaltbrust – eine senkrecht verlaufende Falte auf der Brust – und Kielbildung – eine von der Brust bis zum Hinterteil durchlaufende Hautfalte – sind nicht erwünscht.
Jede Federpartie der Laufente hat einen Namen. Hier gezeigt bei einer weiblichen Ente.
Die verschiedenen Körperpartien der Laufenten – hier gezeigt am Beispiel eines Erpels.
Wer mehrere weibliche Laufenten hält, kann im Sommer mit einem reichen Eiersegen rechnen. (Foto: Gomez Ringe)
Das durchschnittliche Gewicht eines Laufentenerpels beträgt etwa 2 Kilo, das einer Ente etwas weniger. Typisch für die Laufente sind neben den äußerlichen Merkmalen vor allem auch ihr lebhafter Charakter und ihre Robustheit, weshalb sie sich gut für Einsteiger in die Geflügelhaltung eignet.
Als Nutztier wird die Laufente in Deutschland in der Regel nicht gehalten, obwohl ein weiteres herausragendes Merkmal dieser Rasse ihre Legeleistung ist. Da der Genuss von Enteneiern hier jedoch nicht verbreitet ist, trat die Laufente ihren Siegeszug durch deutsche Gärten vor allem als Schnecken fressendes Liebhabertier an und wird überwiegend nach äußerlichen Merkmalen gezüchtet. Dennoch hat sie ihre Eigenschaft als fleißige Eierlegerin nicht verloren.
Der Rekord soll bei über 250 Eiern pro Jahr liegen. Das wird bei den heute gehaltenen Tieren jedoch eher die Ausnahme sein. Bis zu 160 Eier jährlich kann eine junge weibliche Ente trotzdem problemlos legen, sodass den Halter je nach Anzahl der weiblichen Tiere eine wahre Eierflut erwartet. Die Legeperiode beschränkt sich dabei vor allem auf die Frühlings- und Sommermonate. Ein Entenei wiegt etwa 60 bis 75 Gramm und ist damit etwas größer als ein Hühnerei. Auch der Dotter ist vergleichsweise groß. Die Schale der Eier ist hellcremefarben, kann bei dunkleren Enten aber auch etwas grünlich getönt sein.
Laufenten gibt es in den verschiedensten Farben. (Foto: Gomez Ringe)
Bunte Vielfalt
Laufenten gibt es in vielen unterschiedlichen Farben. So mancher private Halter kann darum langfristig der Versuchung kaum widerstehen, seine Entengruppe immer mal wieder um ein oder mehr Tiere einer anderen Farbe zu erweitern, bis eine bunte geflügelte Truppe den Garten bevölkert – Auswahl an möglichen Farbschlägen hat man schließlich genug. In Deutschland werden Laufenten offiziell in insgesamt zehn verschiedenen Farben gezüchtet. Neben diesen gibt es noch zahlreiche Mischfarben beziehungsweise sogenannte Fehlfarben, die in der Regel bei Haltern entstehen, die sich nicht der gezielten Laufentenzucht im Verein widmen, sondern die bei ihnen lebenden verschiedenfarbigen Tiere beliebig miteinander kreuzen. Das Ergebnis sind zwar keine typvollen Zuchttiere, aber die Enten erfreuen ihre Besitzer natürlich trotzdem durch ihren Charakter und bestechen oft gerade wegen ihres individuellen Äußeren. In vielen Gärten von Entenliebhabern tummeln sich solche Tiere und erfüllen ihre Aufgabe als Schneckenfresser und possierliche Gartenbewohner trotz nicht adliger Herkunft bestens. Für die gezielte Zucht hingegen sind sie vollkommen ungeeignet. Der Sonderverein der Laufentenzüchter Deutschlands e. V. erlaubt für Rassetiere die im Folgenden beschriebenen zehn Farben.
Rassemerkmale der Laufente