Dr. Laurin 120 – Arztroman: Immer an deiner Seite...
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Der junge Arzt Dr. Claudius Volkhard erwies sich als wirkliche Bereicherung für die Prof.-Kayser-Klinik. Leider stand es von Anfang an fest, dass er höchstens drei Monate bleiben würde, da er die Möglichkeit hatte, sich an der Mayo-Klinik in Rochester weiterzubilden. Eigentlich war er als Urlaubsvertretung für Dr. Michael Hillenberg eingestellt worden, aber schon bald hatten Ärzte und Schwestern festgestellt, dass er ausgezeichnet in das Team passen würde.
Der neue Kollege war immer gut gelaunt, strahlte Optimismus aus, brachte selbst die griesgrämigen Patienten zum Lachen und gehörte zu denen, die für den Arztberuf geboren schienen.
Was Claudius Volkhard jedoch zu schaffen machte, waren Patientinnen, die alles daransetzten, ihn in einen mehr oder minder heftigen Flirt zu verwickeln. Das konnte er mit seiner Einstellung zu seiner Tätigkeit nicht vereinbaren. Zurzeit befand sich in der Prof.-Kayser-Klinik eine Dame, die es verstand, ihre Reize ganz besonders herausfordernd einzusetzen. Und das war ausgerechnet Eva Bolkow, die Frau von Professor Bolkow, der bei Professor Joachim Kayser studiert hatte.
Nach zwei Wochen Dienst in der Prof.-Kayser-Klinik wollte Claudius zum ersten Mal pünktlich gehen, aber Eva Bolkow hielt ihn auf.
Sie war vor vier Tagen an der Galle operiert worden. Es hatte keine Komplikationen gegeben, aber sie spielte die Leidende, um Beachtung zu erzwingen. Sie war achtunddreißig Jahre alt und unbestreitbar eine attraktive Frau, aber Claudius hatte sich eine ganz besondere Art angewöhnt, es einfach zu ignorieren, wenn eine Frau ihr Interesse an ihm zu deutlich zeigte.
Er war ein Mann, nach dem sich die Frauen umdrehten, ein jungenhafter Typ mit einem lässigen
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Dr. Laurin 120 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 120 –
Immer an deiner Seite...
Patricia Vandenberg
Der junge Arzt Dr. Claudius Volkhard erwies sich als wirkliche Bereicherung für die Prof.-Kayser-Klinik. Leider stand es von Anfang an fest, dass er höchstens drei Monate bleiben würde, da er die Möglichkeit hatte, sich an der Mayo-Klinik in Rochester weiterzubilden. Eigentlich war er als Urlaubsvertretung für Dr. Michael Hillenberg eingestellt worden, aber schon bald hatten Ärzte und Schwestern festgestellt, dass er ausgezeichnet in das Team passen würde.
Der neue Kollege war immer gut gelaunt, strahlte Optimismus aus, brachte selbst die griesgrämigen Patienten zum Lachen und gehörte zu denen, die für den Arztberuf geboren schienen.
Was Claudius Volkhard jedoch zu schaffen machte, waren Patientinnen, die alles daransetzten, ihn in einen mehr oder minder heftigen Flirt zu verwickeln. Das konnte er mit seiner Einstellung zu seiner Tätigkeit nicht vereinbaren. Zurzeit befand sich in der Prof.-Kayser-Klinik eine Dame, die es verstand, ihre Reize ganz besonders herausfordernd einzusetzen. Und das war ausgerechnet Eva Bolkow, die Frau von Professor Bolkow, der bei Professor Joachim Kayser studiert hatte.
Nach zwei Wochen Dienst in der Prof.-Kayser-Klinik wollte Claudius zum ersten Mal pünktlich gehen, aber Eva Bolkow hielt ihn auf.
Sie war vor vier Tagen an der Galle operiert worden. Es hatte keine Komplikationen gegeben, aber sie spielte die Leidende, um Beachtung zu erzwingen. Sie war achtunddreißig Jahre alt und unbestreitbar eine attraktive Frau, aber Claudius hatte sich eine ganz besondere Art angewöhnt, es einfach zu ignorieren, wenn eine Frau ihr Interesse an ihm zu deutlich zeigte.
Er war ein Mann, nach dem sich die Frauen umdrehten, ein jungenhafter Typ mit einem lässigen Charme. Er hatte auch nichts gegen einen Flirt, aber nicht mit Patientinnen. So zeigte er es Eva Bolkow auch sehr deutlich, dass sie nichts von ihm zu erwarten hatte.
»Ich habe noch zu tun, Frau Bolkow«, sagte er betont.
»Ich fühle mich aber so elend. Es liegt sicher nicht allein am Wetter …«
»Ich schicke Ihnen Schwester Marion.« Die war stets sein rettender Engel, denn sie war robust und machte kurzen Prozess, wenn sie merkte, dass sich Patienten langweilten.
»Sie könnten ruhig ein bisschen netter sein«, klagte Eva Bolkow jetzt.
»Mein Dienst ist gleich zu Ende«, erklärte Claudius, aber die Patientin missverstand es, weil sie es so wollte.
»Dann haben Sie ja Zeit für mich«, sagte sie mit einem verführerischen Lächeln, das angebliche Schmerzen Lügen strafte.
»Ich bin verabredet. Ich habe auch ein Privatleben«, erwiderte Claudius nun kühl.
Eine steile Falte erschien auf Evas Stirn. »Mit wem sind Sie verabredet?«, fragte sie gereizt.
Bei dieser Dame musste man wirklich starke Geschütze auffahren, das hatte Claudius begriffen. »Mit meiner Verlobten«, erwiderte er daher spöttisch.
Diese Antwort hob er sich immer bis zuallerletzt auf, obwohl es überhaupt keine Verlobte gab. Aber er hatte sein Ziel erreicht: Eva Bolkow hielt den Mund.
Eilig wandte sich der junge Mann ab, denn er wollte am Abend ein Konzert besuchen. Auf dem Gang traf er Schwester Marion, und sie fragte, was er vorhätte, denn sie waren es nicht gewöhnt, dass er so schnell verschwinden wollte.
»Frau Bolkow nervt mal wieder«, raunte er ihr zu. »Wenn Sie sich nach meiner Verlobten erkundigen sollte, sagen Sie einfach, dass Sie sich für meine Privatangelegenheiten nicht interessieren.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie verlobt sind«, sagte Marion erstaunt.
»Bin ich auch nicht, aber manchmal bleibt mir nichts anderes übrig, als solche Ausreden zu erfinden.«
»Diese verheirateten Frauen!«, meinte Marion missbilligend. »Ich kann mir schon denken, warum sich der Professor nicht öfter blicken
lässt.«
Aber auf dem Parkplatz wäre Claudius beinahe doch mit Professor Bolkow zusammengestoßen, der gerade kam, als Claudius wegfahren wollte. Er atmete auf. Eva Bolkow war für die nächste Zeit beschäftigt und würde auch die Schwestern nicht schikanieren.
*
Claudius wohnte mit seinem Vater zusammen in einem hübschen Haus am Stadtrand. Sie verstanden sich sehr gut.
Claudius war erst vierzehn Jahre alt gewesen, als die Mutter starb, aber er hatte nichts zu entbehren brauchen, denn der Ministerialrat Walter Volkhard umgab seinen einzigen Sohn mit doppelter Liebe und Fürsorge.
»Warum bist du so in Eile, Claudius?«, fragte Walter erstaunt.
»Ich will doch ins Konzert, hast du es vergessen?«
»Hast du es mir überhaupt gesagt?«
»Hab’ ich vielleicht nicht daran gedacht?«
»Du machst ziemlich viel Dienst, ich sehe dich selten«, stellte der Ältere fest. »Was für ein Konzert ist es denn diesmal?«
»Ein Klavierabend.«
Walter Volkhard musterte seinen Sohn erstaunt. »Kein Jazz, du steigst auf Klassisch um?«
»Ich bin flexibel, Paps. Aber ich muss mich jetzt wirklich beeilen.«
»Dann lass dich nicht aufhalten. Kommst du am Wochenende mal mit, wenn ich Katinka besuche?«
Claudius seufzte. »Ich kann es noch nicht sagen. In der Klinik ist viel zu tun. Es macht mir nichts aus, ein paar Stunden mehr zu machen.«
»Wäre das nicht auch eine Aufgabe auf Dauer?«, fragte der Vater vorsichtig.
»Ich will noch lernen, und ich möchte auch nicht ewig Assistenzarzt bleiben«, gab Claudius entschieden zurück.
Er kleidete sich in Windeseile um und stürmte mit einem kurzen Gruß aus dem Haus.
Kopfschüttelnd blickte ihm der Ältere nach. Das sah doch gerade danach aus, als wolle sein Sohn Fragen ausweichen.
Hatte er etwa ein Rendezvous? Walter Volkhard lächelte in sich hinein. Es war an der Zeit, dass Claudius mal ernsthaftes Interesse an einem weiblichen Wesen zeigte. Auswahl hatte er ja wahrhaftig genug. Aber anscheinend hatte er eine ganz bestimmte Vorstellung von seiner Zukünftigen.
Nun, das mochte auch gut sein. Es war schwierig genug, mit einem Menschen ein ganzes oder wenigstens ein halbes Leben lang zu verbringen. Er selbst hatte auch mal aus Liebe geheiratet, und alles schien rosig und perfekt zu sein. Aber dann, kaum dass Claudius geboren war, veränderte sich das Wesen seiner Frau völlig. Anfangs hatte man nicht feststellen können, dass eine Krankheit dahintersteckte.
Es gehörte schon viel Liebe und Geduld dazu, ein solches Leiden mit anzusehen und zu ertragen. Und da hatten sie noch keinen Dr. Laurin gekannt, der so viel Verständnis für die Angehörigen aufbrachte. Erst die letzten beiden Jahre vor ihrem Tod war Annemarie Volkhard in der Prof.-Kayser-Klinik betreut worden.
Walter Volkhard ließ die Gedanken nicht gern in die Vergangenheit schweifen. Damals war Claudius sein einziger Trost gewesen, aber er wollte keinesfalls, dass er nun aus Rücksicht auf ihn einer festen Bindung auswich.
Walter Volkhard setzte sich mit der Zeitung ins Wohnzimmer. Doch dann musste er an den Klavierabend denken, zu dem es Claudius so eilig hingezogen hatte. Was mochte das für ein Konzert sein?
Er fand im Veranstaltungskalender einen Hinweis. Sabrina Fabian hieß die junge Pianistin, der man eine große Zukunft prophezeite. Und eine Seite weiter konnte er auch ein Foto von ihr sehen und einen kurzen Artikel lesen.
Ihr Gesicht war ausdrucksvoll und anmutig. Kann es sein, dachte Walter, dass Claudius sich mehr für die Künstlerin als für Klaviermusik interessiert?
Der junge Mann kam früh genug zum Konzertsaal, um am Büfett noch ein Sandwich zu essen. Sein Magen hatte sich schon mit einem dumpfen Grollen gemeldet, und damit wollte er im Konzertsaal gewiss nicht aufmerksam auf sich machen.
Im Foyer herrschte schon ein reges Treiben. Er hörte, welch Interesse man an Sabrina hatte, die zum ersten Mal einen Klavierabend in München gab.
Claudius hatte die Pianistin bei einer ganz anderen Gelegenheit kennengelernt, nämlich bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn, bei der er als Notarzt eingesetzt worden war. Sabrina hatte mit ihrer Mutter im Auto gesessen und war von einem anderen Wagen in eine stehende Schlange vor ihnen geschoben worden.
Beide Frauen