Dr. Daniel 79 – Arztroman: In Liebe gefangen - in Sünde verstrickt
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»Inga! Nun komm schon! Beeil dich ein bißchen!« ermahnte Gerda Kolbe ihre knapp vierzehnjährige Tochter. »Herr Weigl wird nicht sehr erfreut sein, wenn du andauernd zu spät zum Nachhilfeunterricht kommst.«
Inga preßte die Lippen zusammen. Sie wollte Helmut nicht sehen – nie mehr! Andererseits… sie brauchte die Nachhilfestunde doch so dringend! Erst heute hatte sie in Latein wieder eine Fünf bekommen. Darüber würde Helmut ohnehin nicht sehr erfreut sein. Immerhin hatte er zwei volle Wochen mit ihr für diese Schulaufgabe gebüffelt. Und nun? Alles umsonst.
»Ich fühle mich nicht so besonders«, behauptete Inga, konnte ihre Mutter dabei aber nicht ansehen. »Kannst du nicht anrufen und für heute absagen?«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, wehrte Gerda Kolbe streng ab, dann seufzte sie und setzte sich neben ihre Tochter. »Was ist denn plötzlich mit dir los, Inga? Noch vor ein paar Wochen wärst du am liebsten jeden Tag zur Nachhilfe gegangen und jetzt… hast die Probleme mit Herrn Weigl? Ist er zu streng? Oder unfreundlich?«
Inga schüttelte den Kopf. »Nein, mit ihm selbst hat es eigentlich gar nichts zu tun.« Lüge! schrie es in ihr. Natürlich hat es mit ihm zu tun! Es hat sogar ausschließlich mit ihm zu tun!
»Es ist nur…« Sie zögerte. »Na ja… irgendwie macht mir die Schule gar keinen Spaß mehr. Ständig muß ich nur büffeln, während meine Freundinnen in die Disco gehen dürfen.«
»Disco ist bei uns sowieso nicht drin«, erklärte Gerda Kolbe entschieden. »Du weißt genau, wie Papa dazu steht. Er will nicht, daß du dich in diesem verräucherten Schuppen herumtreibst
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Dr. Daniel 79 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 79 –
In Liebe gefangen - in Sünde verstrickt
Marie Francoise
»Inga! Nun komm schon! Beeil dich ein bißchen!« ermahnte Gerda Kolbe ihre knapp vierzehnjährige Tochter. »Herr Weigl wird nicht sehr erfreut sein, wenn du andauernd zu spät zum Nachhilfeunterricht kommst.«
Inga preßte die Lippen zusammen. Sie wollte Helmut nicht sehen – nie mehr! Andererseits… sie brauchte die Nachhilfestunde doch so dringend! Erst heute hatte sie in Latein wieder eine Fünf bekommen. Darüber würde Helmut ohnehin nicht sehr erfreut sein. Immerhin hatte er zwei volle Wochen mit ihr für diese Schulaufgabe gebüffelt. Und nun? Alles umsonst.
»Ich fühle mich nicht so besonders«, behauptete Inga, konnte ihre Mutter dabei aber nicht ansehen. »Kannst du nicht anrufen und für heute absagen?«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, wehrte Gerda Kolbe streng ab, dann seufzte sie und setzte sich neben ihre Tochter. »Was ist denn plötzlich mit dir los, Inga? Noch vor ein paar Wochen wärst du am liebsten jeden Tag zur Nachhilfe gegangen und jetzt… hast die Probleme mit Herrn Weigl? Ist er zu streng? Oder unfreundlich?«
Inga schüttelte den Kopf. »Nein, mit ihm selbst hat es eigentlich gar nichts zu tun.« Lüge! schrie es in ihr. Natürlich hat es mit ihm zu tun! Es hat sogar ausschließlich mit ihm zu tun!
»Es ist nur…« Sie zögerte. »Na ja… irgendwie macht mir die Schule gar keinen Spaß mehr. Ständig muß ich nur büffeln, während meine Freundinnen in die Disco gehen dürfen.«
»Disco ist bei uns sowieso nicht drin«, erklärte Gerda Kolbe entschieden. »Du weißt genau, wie Papa dazu steht. Er will nicht, daß du dich in diesem verräucherten Schuppen herumtreibst und womöglich in schlechte Gesellschaft gerätst.«
»Ach, Mama, wir leben hier in Steinhausen und nicht in der Großstadt«, entgegnete Inga ungeduldig. Manchmal hatte sie die arg konservative Einstellung ihrer Eltern bis obenhin – auch wenn sie normalerweise recht gut mit ihnen auskam. »Alle meine Freundinnen gehen samstags in die Disco und unter der Woche treffen sie sich im JUZ… im Jugendzentrum«, erläuterte sie. »Nur ich muß immer zu Hause bleiben und lernen.«
»Das hast du auch bitter nötig«, meinte Gerda Kolbe. »Deine Noten sind schlecht genug. Eines Tages sollst du schließlich studieren, und dazu brauchst du nun mal das Abitur.«
»Ach, Mama, ich bin sowieso viel zu dumm fürs Abi«, wehrte Inga ab. »Lissi, Meike und Verena gehen auf die Realschule. Die haben’s viel besser als ich. Außerdem habe ich gar keine Lust, später mal zu studieren. Wozu brauche ich ein Abitur, wenn ich danach doch bloß irgendwo im Büro lande?«
»Wer sagt denn, daß du in einem Büro landen wirst?« entgegnete ihre Mutter. »Aber selbst wenn… mit Abitur hast du etwas in der Hand. Und nun lassen wir diese Diskussion. Herr Weigl erwartet dich in zehn Minuten. Also los, sieh zu, daß du fertig wirst.«
»Ich will aber nicht hingehen!« Inga war den Tränen nahe. »Bitte, Mama, ich fühle mich wirklich nicht besonders.«
»Wenn ich dir erlauben würde, ins Jugendzentrum zu gehen, dann würdest du dich sicher gleich wieder gut fühlen«, vermutete Gerda Kolbe. »Latein ist wichtig, Inga. Komm schon, die eine Stunde wirst du auch noch überstehen.«
Das Mädchen seufzte abgrundtief. Offensichtlich führte an dieser Nachhilfestunde für sie kein Weg vorbei. Mit langsamen Bewegungen schlüpfte Inga in ihre Sandalen, klemmte sich Bücher und Hefte unter den Arm und machte sich auf den Weg zu der kleinen Dachwohnung von Helmut Weigl.
Ihre Mutter hatte ja völlig recht. Noch vor wenigen Wochen war sie voller Freude zu Helmut gegangen. Er war bereits dreißig und ein äußerst gutaussehender Mann. Aus diesem Grund war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich Inga in ihn verliebt hatte. Helmut war eben so ganz anders als ihre Klassenkameraden, die sich allesamt in der Pubertät befanden und sich Mädchen gegenüber zum Teil schrecklich kindisch benahmen. Helmut dagegen war ein reifer Mann, der erstaunlicherweise nicht verheiratet war.
Als Inga dann gemerkt hatte, daß ihre schwärmerischen Gefühle auf fruchtbaren Boden fielen, schwebte sie wochenlang auf der sprichwörtlichen Wolke sieben. Am liebsten wäre sie von Helmut überhaupt nicht mehr getrennt gewesen, und wenn er sie dann auch noch zärtlich »mein kleines Spätzchen« genannt hatte, war sie förmlich dahingeschmolzen. Doch mit der Zeit war Helmuts Liebe immer erdrückender geworden. Für ihn war diese Bindung so endgültig. Er sprach ständig von Heirat… ein Gedanke, der eine Vierzehnjährige unweigerlich erschrecken mußte. Inga hatte versucht, sich zurückzuziehen. Einmal hatte sie ihn sogar mit sanften Worten darauf hingewiesen, daß sie noch gar nicht an Heirat denken dürfe.
»Warte nur, bis du mal sechzehn oder siebzehn bist, dann wird sich das ändern«, war Helmuts einzige Erwiderung darauf gewesen.
Nun hätte Inga ihm einfach klipp und klar sagen können, daß sich ihre Gefühle geändert hätten… daß sie ihn nicht mehr liebte, aber das brachte sie auch nicht übers Herz. Helmut war so nett und fürsorglich. Sie mochte ihn ja auch, aber Liebe… eine so bedingungslose, endgültige Liebe konnte es in ihrem Alter einfach noch nicht geben.
Jetzt stand Inga vor Helmuts Wohnung, atmete tief durch und drückte dann auf den Klingelknopf. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. Helmut begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln, zog sie liebevoll in seine Arme und küßte sie.
Inga wollte sich aus seiner Umarmung befreien, doch Helmut hielt sie fest, seine warmen, weichen Lippen glitten zärtlich über ihren Mund und über ihre Wangen bis zum Hals.
»Bitte, Helmut, nicht«, wehrte Inga ab und machte sich steif in seinen Armen.
»Ich habe dich so vermißt«, seufzte er und vergrub sein Gesicht in ihrem langen, hellbraunen Haar.
Mit sanfter Gewalt löste sich Inga aus seinen Armen und lenkte seine Gedanken ganz bewußt in eine andere Richtung.
»Ich habe heute die Latein-Arbeit zurückbekommen«, erzählte sie, dann senkte sie den Kopf. »Du wirst enttäuscht sein. Es ist wieder eine Fünf geworden.«
Helmut seufzte tief auf. »Meine Güte, Inga, wir haben doch wie verrückt gebüffelt. Soll das wirklich alles für die Katz’ gewesen sein?«
Inga kramte die Arbeit aus einem ihrer Bücher und zeigte sie Helmut. Völlig fassungslos schüttelte er den Kopf.
»Also weißt du, Inga, das alles haben wir x-mal durchgekaut.« Vorwurfsvoll schaute er das Mädchen an. »Ich glaube, du warst noch auf keine Arbeit so gut vorbereitet wie auf diese hier.« Er legte die Blätter auf den Tisch und schob sie weit von sich. »Wie soll das eigentlich weitergehen? Willst du sitzenbleiben?«
»Nein, natürlich nicht«, murmelte Inga. Niedergeschlagen winkte sie ab. »Ich hab’s zu Mama heute schon gesagt – ich bin einfach zu dumm fürs Gymnasium.« Sie seufzte. »Ich will auch gar nicht mehr. Ich möchte am liebsten auf die Realschule. Da sind meine Freundinnen und…« Sie zuckte die Schultern. »Ich will nicht studieren, sondern einfach einen Beruf ergreifen… Rechtsanwaltsgehilfin vielleicht.« Ihr Gesicht strahlte plötzlich. »Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich mich mit Trixie Velden unterhalten. Sie arbeitet seit kurzem in der Kanzlei von Herrn Eichinger. Das muß einfach toll sein… so interessant…«
Liebevoll nahm Helmut sie in die