Pablo und Sam: Acht tierische Geschichten
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Evelin Monschein
Evelin Monschein, geboren 1951, lebt in der Steiermark und ist seit vielen Jahren in der Erwachsenenbildung tätig. Sie schreibt Kurzgeschichten und Sachbücher.
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Book preview
Pablo und Sam - Evelin Monschein
SAMS NEUES RUDEL
Ich bin Sam. Ich lebe schon so lang in diesem Haus, dass ich mich gar nicht mehr genau erinnern kann, wann ich eingezogen bin. Wir sind eine wirklich lustige Schar hier. Ein Rudel von Zweibeinern und ich.
Mein Rang ist nicht besonders hoch. Genau genommen bin ich glaube ich sogar der Rangniedrigste. Das macht mir aber überhaupt nichts aus, denn allzu viel Verantwortung ist sowieso nichts für mich.
Und sie behandeln hier auch die Untersten in der Rangfolge gut. Manchmal versuche ich, mir einen höheren Rang zu erkämpfen. Nicht weil ich das für wichtig halte, sondern weil es eben so üblich ist in einem Rudel. Das macht ihnen gar nichts aus. Sie haben da so einen Rangfolgenblick, und mit dem schauen sie mich dann an. Ich glaube, der soll mich einschüchtern, und so schau halt so schuldbewusst wie möglich drein – und erledigt ist die Sache wieder.
Alles in allem verstehen wir uns gut und leben ein friedliches Leben.
Als ich noch ganz klein war, lebte ich in einem Haus mit vielen, vielen anderen Hunden. Wir waren lauter alleinstehende Hunde. Keiner von uns hatte ein eigenes Rudel, und so wurden wir eben dort gesammelt und aufbewahrt. Es ging uns nicht schlecht. Wir wurden täglich gefüttert, und manchmal wurden wir ins Freie gelassen. Oft kamen Zweibeiner, um uns anzusehen. Sie gingen zwischen allen Käfigen durch und betrachteten uns ausgiebig. Manchmal blieben sie vor einem Käfig länger stehen und sagten Dinge, wie: „Na du bist ja ein ganz Lieber!" Und dazu fletschen sie die Zähne. Aber ich glaube, das meinten die freundlich. Wir kläfften und bellten immer wie verrückt, wenn solche Besucher da waren. Ich weiß zwar nicht, warum wir das taten, aber alle nahmen daran teil, also machte ich eben auch mit.
Und manchmal nahmen sie einen von uns mit. Keiner wusste, was mit denen geschah, denn sie kamen nicht mehr wieder. Unsere Aufpasser sagten dann Sachen, wie: „Gott sei Dank hat er ein gutes Zuhause gefunden." Nur wusste leider keiner von uns, was ein Zuhause ist.
Und eines Tages passierte es mir. Ich wurde mitgenommen. Ein Rudel von Zweibeinern war gekommen und wollte ausgerechnet mich. Ich hatte keine Ahnung, warum.
Da ich ja noch niemals mitgenommen worden war, hatte ich schreckliche Angst, als sie mich aus dem Käfig hoben. Ich zappelte und schrie was ich konnte. Ich weinte und heulte und trat nach ihnen. Aber es half nichts. Sie trugen mich aus meinem bisherigen Haus hinaus. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit, mich anständig von meinen Kumpels zu verabschieden.
Und was dann geschah, war so ungeheuerlich, dass keiner es mir glauben wird. Sie betraten eine winzig kleine Hütte mit vier Türen und Rädern unten dran. Zwei kletterten durch die Vordertüren hinein und zwei durch die Hintertüren. Alle setzten sich hin, denn zum Stehen war diese Hütte viel zu klein. Mich legten sie hinten in die Mitte. Und dann ganz plötzlich ertönte ein lautes Dröhnen und im selben Moment begannen die Bäume und Häuser draußen vorbeizufliegen. Ich erschrak so sehr, dass mir schlecht wurde und ich übergab mich. Es war ganz einfach entsetzlich und ich lag da und winselte verzweifelt.
Nun, irgendwann stand alles wieder