Toni der Hüttenwirt 123 – Heimatroman: Herzen in Flammen
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Toni setzte Sebastian und Franziska vor der Schule ab. Danach fuhr er zum Marktplatz von Waldkogel. Er stellte seinen Geländewagen ab und ging die wenigen Schritte zum Rathaus. Alle Türen in der Bürgermeisterei standen offen.
"Grüß Gott, Toni, komm rein! Ich bin hier hinten!", rief ihm Bürgermeister Fellbacher entgegen.
"Grüß Gott, Fellbacher!"
"Setz dich, Toni! Ich habe eigenhändig Kaffee gemacht", lachte der Bürgermeister. "Was bleibt mir auch anderes übrig? Nachdem mir meine Vorzimmerdame abhanden gekommen ist, fühle ich mich fast so ein bisserl wie ein Strohwitwer."
"Daran bist selbst schuld, Fellbacher! Stell' endlich jemanden ein!"
"Ja, ja! Das mache ich schon!"
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Toni der Hüttenwirt 123 – Heimatroman - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt –123–
Herzen in Flammen
Roman von Friederike von Buchner
Toni setzte Sebastian und Franziska vor der Schule ab. Danach fuhr er zum Marktplatz von Waldkogel. Er stellte seinen Geländewagen ab und ging die wenigen Schritte zum Rathaus. Alle Türen in der Bürgermeisterei standen offen.
»Grüß Gott, Toni, komm rein! Ich bin hier hinten!«, rief ihm Bürgermeister Fellbacher entgegen.
»Grüß Gott, Fellbacher!«
»Setz dich, Toni! Ich habe eigenhändig Kaffee gemacht«, lachte der Bürgermeister. »Was bleibt mir auch anderes übrig? Nachdem mir meine Vorzimmerdame abhanden gekommen ist, fühle ich mich fast so ein bisserl wie ein Strohwitwer.«
»Daran bist selbst schuld, Fellbacher! Stell’ endlich jemanden ein!«
»Ja, ja! Das mache ich schon!«
Sie tranken Kaffee. Toni schaute den Bürgermeister an.
»So, jetzt erzähle mir, warum die Agnes gekündigt hat. Du hast mich neugierig gemacht, besonders weil du mich als Experte in Sachen Liebesangelegenheiten angesprochen hast.« Toni schmunzelte. »Aber damit hast du schon ins Schwarze getroffen, Fellbacher. Ich werde immer mehr zu einem Fachmann in Sachen Liebe, des bringt die Arbeit eines Hüttenwirts so mit sich. Des sagt auch der Alois und der muss es wissen, bei seiner Jahrzehnte langen Erfahrung als Hüttenwirt. Mei, im Urlaub kommen oft Gefühle hoch. Des ist auch zu verstehen. Im Alltag mit Arbeit, Hektik und Stress, da werden die Bedürfnisse des Herzens oft vergessen. Dann hat man keine Ruhe, um sich damit auseinanderzusetzen. Wenn die Leut’ hier auf der Berghütte sind, dann senkt sich die Ruhe der Berge in ihre Herzen, und sie hören das Flüstern der Sehnsucht nach Liebe. Sie spüren die Leere und wünschen sich die Zweisamkeit mit einem anderen liebenden Herzen.«
»Mei, Toni, des hast schön gesagt. Genauso ist es!«
»Aber es ist oft noch ein weiter Weg, bis sie zu ihren Gefühlen stehen, die Verliebten. In der heutigen Zeit, in der es in erster Linie immer nur um Materielles geht, ist des schwierig. Ich sage immer, Lieben kann man nur mit dem Herzen, net mit dem Hirn.«
Toni lachte.
»Mei, Fellbacher, ich könnte dir Geschichten erzählen, da würdest du staunen. So oft habe ich erlebt, dass die Liebe erst einmal Verwirrung und Unsicherheit auslöst. Die Menschen sind so zielstrebig und gewinnorientiert, dass sie sich scheuen, sich auf das Abenteuer Liebe einzulassen, das über sie hereinbricht. Sie haben dafür kein Computerprogramm, das die Chancen und Zukunftsprognosen berechnet.«
Toni lachte.
»Dabei müssten sie nur auf die innere Stimme hören. Doch oft braucht es eine Weile, bis sie dazu bereit sind.«
Bürgermeister Fellbacher nickte eifrig.
»Toni, bei der Entscheidung für oder gegen einen Menschen, da wird auch oft zu sehr Rücksicht genommen. Da reden Eltern, Verwandte und Freunde hinein. Jeder gibt seinen Senf dazu. Himmel!«, stöhnte Fellbacher und schaute gegen die Zimmerdecke, meinte aber den Himmel. »Als könnten die eine Garantie geben. Ich möchte net wissen, wie viele unglückliche Paare es auf der Welt gibt, zwischen die man einen Keil getrieben hat.«
»Kann des sein, dass du auf die Agnes anspielst?«, fragte Toni.
»Genau! Davon will ich dir erzählen. Doch vorweg bemerkt, die Agnes hat sich erfolgreich dagegen gewehrt! Der einzige Leidtragende bei der Sache bin ich. Aber vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung.«
Bürgermeister Fritz Fellbacher trank einen Schluck Kaffee.
»Unsere gute Agnes fuhr also in Kururlaub. Dort hat sie einen Mann kennengelernt. Die beiden waren sofort ein Herz und eine Seele.«
»Mei, des freut mich für sie!«
»Mich auch! Ich gönne dem Madl von Herzen ihr Glück!« Er schmunzelte. »Ich habe in ihr immer nur die Vorzimmersekretärin gesehen. Als ich des gehört habe, da ist mir zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, dass die Agnes ein fesches Madl ist. Dazu ist sie fröhlich, klug und tüchtig.«
»Des stimmt, Fellbacher! Red’ weiter!«
»Also, die Aggi rief einige Mal bei ihrer Familie daheim an. Berichtete, dass es ihr gut ginge, dass sie sogar sehr glücklich sei. Schließlich erzählte sie von Max, ihrem Liebsten. Ihre Schwägerin, die am Telefon war, war zuerst erfreut. Doch als Agnes erzählte, dass der Max fast zehn Jahre jünger ist als sie, stieß die Aggi nimmer auf offene Ohren. Die Schwägerin hat wohl auch die anderen Verwandten beeinflusst. Da sind bei denen alte Vorurteile aufgebrochen. Es kam zum Streit. Da hat es richtig gekracht, Toni!«
»Ja, sind die denn alle deppert?«
»Ja, des sind sie! Wie kann man dem Glück nur so im Weg stehen? Mei, ihre Schwägerin muss ja den Max net heiraten, sondern die Agnes. Es gipfelte darin, dass ihr Bruder den Max übel beschimpfte, dabei kannte er ihn gar nicht, nannte ihn Casanova und schlimmer. Ich will es deutlich sagen. Er erteilte dem Max Hausverbot. Die Aggi stellte er vor die Wahl, Heimat oder Liebe.«
»Mei, Fellbacher, des verschlägt mir die Sprache. Was hat den denn geritten?«
»Vielleicht ist der Teufel aus dem ›Höllentor‹ gekommen und hat sich auf deren Dach niedergelassen.«
Toni trommelte wütend mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Erstens geht den Hutseppel des nix an, denn des ist ganz allein
die Herzensangelegenheit seiner Schwester. Zweitens leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert und net im Mittelalter. Des ist so ein Quatsch! Ehen, in denen ein größerer Altersunterschied besteht, die gab es immer und wird es immer wieder geben. Außerdem wird dabei meist mit zweierlei Maß gemessen, Fellbacher. Wenn ein gestandenes Mannsbild sich ein blutjunges Madl nimmt, dann ist er ein toller Hecht und alle bewundern ihn. Umgekehrt wird die Frau mit einem jüngeren Lebenspartner regelrecht verurteilt. Das ist schreiend ungerecht!«
»Da stimme ich dir zu! Auf der einen Seite freute sich Agnes sehr, dass sie ihr Glück gefunden hat. Auf der anderen Seite war sie sehr verunsichert, wie des hier aufgenommen werden würde. Des ist nur die Schuld ihrer Schwägerin, die ist ein richtiges Biest. Aber die ist ja auch keine Einheimische, die hat eingeheiratet.«
»Fellbacher, sei vorsichtig, was du da sagst. Meine Anna kommt auch von weit her!«
»Mei, Toni, lege bitte net jedes Wort von mir auf die Goldwaage. Ich muss meinem Herzen einfach Luft machen. Ich bin wütend. Des hat die Agnes net verdient, dass man sie vor ein solches Ultimatum stellt. Sie hat sich für ihren Max entschieden, des ist auch gut so. Doch sie wollte nicht mehr hier leben, wegen ihrer Familie. Sie haben inzwischen geheiratet, und ihr Mann wäre bereit gewesen, hierher zu ziehen. Max ist selbstständig, hat eine kleine Firma. Er wäre bereit gewesen, die Firma zu verkaufen oder sie hierher zu verlegen. Für seine Aggi hätte er alles getan. Doch die Agnes sah nach dem Familienkrach für sich und ihren Mann keine Zukunft – und vor allem net für ihr Kind.«
»Die Agnes erwartet ein Kind?«
»Ja, sie wurde sofort schwanger. Des ist ein wirkliches Kind der Liebe.«
»Wie schön! Wie hast des alles erfahren, Fellbacher?«
»Allein hätte ich des nie geschafft. Des hab’ ich meiner lieben Frau zu verdanken. Die hat gesehen, wie ich nur noch darüber gegrübelt habe, warum die Aggi sich ohne schlüssige Erklärung für mich zurückgezogen und gekündigt hat. Meine Irene ist sogar ein bissel ärgerlich geworden. Sie warf mir vor, dass ich mehr an die Agnes denken würde als an sie. Es käme ihr bald vor wie eine Ehe zu dritt. Mei, des war natürlich total übertrieben. Aber ich konnte meine Irene auch verstehen. Also sagte ich daheim nix mehr. Ich behielt meine Gedanken für mich. Des hat meiner Irene auch net gepasst.
Aber sie wusste, dass die Sache mich weiter beschäftigte. Also nahm sie heimlich des Heft in die Hand. Sie hat sich die Postanschrift von der Aggi besorgt und ihr einen langen Brief geschrieben, weißt, einen Brief, so von Frau zu Frau. Des hat gewirkt. Die Aggi rief mich letzte Woche an. Wir haben fast zwei Stunden telefoniert. Sie hat