Meine Wahrheit 2
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About this ebook
Hier sind die dramatischen Geschichten aus dem wahren Leben, authentisch und voller Emotionen!
Jede Menge ergreifende Schicksale und aufregende Bekenntnisse – aktuell, ehrlich und persönlich.
Jetzt wird endlich mal deutlich Klartext geredet!
Geschichte 1:
Verzweifelte Mutter
Mein Sohn war immer still und in sich gekehrt. Ich hätte niemals gedacht, dass er auf die schiefe Bahn geraten könnte. Doch als er abrutschte, wäre es fast sein Ende gewesen…
Um Dominik haben mich viele meiner Freundinnen beneidet. Ihre eigenen Kinder waren häufig Rabauken, die ihnen den letzten Nerv raubten und sie ständig auf Trab hielten. Wenn sie jedoch bei mir zum Kaffeetrinken waren, schauten sie häufig verzückt auf meinen kleinen Sohn, der still in einer Ecke saß und mit seinen Legosteinen spielte.
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Meine Wahrheit 2 - Martin Kelter Verlag
Inhalt
Geschichte 1
Geschichte 2
Geschichte 3
Geschichte 4
Geschichte 5
Geschichte 6
Geschichte 7
Geschichte 8
Geschichte 9
Geschichte 10
Geschichte 11
Geschichte 12
Meine Wahrheit –2–
50 Seiten Private Bekenntnisse
Roman von Diverse Autoren
Geschichte 1
Verzweifelte Mutter
Roman von Petra S.
Mein Sohn war immer still und in sich gekehrt. Ich hätte niemals gedacht, dass er auf die schiefe Bahn geraten könnte. Doch als er abrutschte, wäre es fast sein Ende gewesen…
Um Dominik haben mich viele meiner Freundinnen beneidet. Ihre eigenen Kinder waren häufig Rabauken, die ihnen den letzten Nerv raubten und sie ständig auf Trab hielten. Wenn sie jedoch bei mir zum Kaffeetrinken waren, schauten sie häufig verzückt auf meinen kleinen Sohn, der still in einer Ecke saß und mit seinen Legosteinen spielte.
»Dein Sohn ist immer so was von brav. Du kannst wirklich von Glück sagen, dass du so einen Engel zum Kind hast.«
Und ich war auch glücklich. Schon kurz nach der Geburt hatten mein Mann und ich uns getrennt, und ich musste Dominik ganz allein aufziehen. Mein Exmann schickte uns zwar jeden Monat einen festen Geldbetrag, aber ich musste noch jeden Tag arbeiten gehen, damit wir genug Geld zum Leben hatten. Der Job schaffte mich: Ich arbeitete in einem Lebensmittel verarbeitenden Betrieb. Und so war ich insgeheim froh, dass Dominik mir so wenig Sorgen bereitete. Manchmal las ich ihm etwas vor, oder wir schauten gemeinsam fern – das war es aber eigentlich auch schon, was ich ihm an Zuwendung gab. Ich musste ja auch noch den kompletten Haushalt in Schuss halten und war abends häufig nur todmüde und wie erschlagen.
Dominik schaffte nach der Grundschule den Sprung aufs Gymnasium. Als er älter wurde, begann er, viel vor dem Computer zu sitzen. Er hatte nur wenige Freunde in der Schule, kam aber gut im Unterricht mit.
Als er vierzehn war, lernte ich Werner kennen. Er und Dominik verstanden sich nicht besonders gut, aber ich war so verliebt und glücklich, wieder jemanden an meiner Seite zu haben, dass ich Werner nicht aufgab. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich auch häufig am Wochenende bei ihm war, um mit ihm schöne Stunden zu verleben.
Ich ließ Dominik zu dieser Zeit auch schon mal für das ganze Wochenende allein. Ein schlechtes Gewissen war zwar immer dabei, aber ich war ein wenig selbstsüchtig und dachte mir im Stillen: »Dominik sitzt ja sowieso immer nur vor dem Computer, da musst du ja nicht immer dabei sein.«
Und schließlich schien Dominik sogar Anschluss in der Schule gefunden zu haben. Es waren zwei Freunde aus seiner Klasse, mit denen er immer häufiger etwas unternahm. Mir passte das sehr, denn umso eher konnte ich in mein Liebesnest zu Werner flüchten.
Alles schien prima zu laufen, und mir ging es richtig gut. Doch dann kam der Tag, an dem die Polizei mit meinem Sohn vor der Tür stand.
*
Zwei Beamte standen im Treppenhaus, in der Mitte Dominik mit hängendem Kopf. Die Männer fragten, ob sie mal hereinkommen könnten. Etwas verdutzt ließ ich sie ins Wohnzimmer.
»Tja, Frau Safranski«, begann der eine, »wir haben ihren Sohn dabei erwischt, wie er mit zwei Freunden in eine Gaststätte eingebrochen ist.«
Mir blieb fast das Herz stehen. Es war ein bisschen so, als ob eine schillernde Seifenblase zerplatzen würde, eine Blase, in der ich mich in einer heilen Welt gewähnt hatte. Ich bekam diese beiden Bilder erst nicht zusammen: Mein stiller Dominik vor dem Computer und derselbe Dominik als Einbrecher. Das konnte nicht sein, das war nicht mein Sohn.
»Ein Anwohner hat den Einbruch beobachtet und uns gerufen. Wir haben die drei auf frischer Tat ertappt.«
Mein Kopf war in diesem Augenblick vollkommen leer. Ich blickte Dominik an. Jetzt erst sah ich, wie bleich er war. Ein tiefes Gefühl der Schuld erfasste mich. Hatte ich in der letzten Zeit überhaupt noch auf ihn geachtet? Hatte ich mich überhaupt jemals richtig um ihn gekümmert? Dominik starrte stumm auf den Couchtisch.
»Es liegt jetzt eine Strafanzeige gegen Ihren Sohn vor, in etwa zwei Wochen wird es wohl zu einer Verhandlung kommen.«
Ich suchte nach Worten. »Dominik«, sagte ich schließlich, »wie konnte das nur passieren?«
Er schwieg.
Die Beamten standen auf und verabschiedeten sich. Kaum hatte ich die Tür hinter ihnen geschlossen, hörte ich das Schlagen von Dominiks Zimmertür und das Geräusch des Schlüssels, der sich im Schloss drehte. Ich klopfte an die Tür, versuchte, mit ihm zu sprechen, vergeblich.
Verzweifelt setzte ich mich wieder aufs Sofa. Ich musste zu ihm Kontakt aufnehmen. Da hörte ich Dominiks Tür gehen. Ich stand auf, doch schon zwei Sekunden später fiel die Wohnungstür ins Schloss.
Ich war allein.
*
Während der folgenden Tage hörte ich erst einmal nichts mehr von ihm. Ich starb fast vor Sorge und machte mir unglaubliche Vorwürfe. Über Jahre hinweg hatte ich einfach alles laufenlassen. Ich dachte, ich wäre eine gute Mutter gewesen, weil ich Dominik ein Dach über dem Kopf, zu essen und ordentliche Kleidung geboten hatte. Jetzt wurde mir klar, dass das zu wenig gewesen war. Wie konnte ich das nur wiedergutmachen?
Am dritten Tag ging ich zur Polizei. Ich konnte diese Ungewissheit einfach nicht mehr ertragen. Ich stellte Vermisstenanzeige.
»Ihr Sohn ist siebzehn«, sagte der Beamte. »Da haben Sie noch das Sorgerecht. Und die Strafanzeige gegen ihn läuft auch noch. Ich werde eine Fahndung herausgeben.«
Bangen Herzens wartete ich auf Ergebnisse. Doch eine Woche später rief mich die Polizei an und sagte, dass sie ihn nicht hatten finden können. Mit klopfendem Herzen legte ich den Hörer auf.
Mein Sohn war intelligent, das wusste ich. Er konnte sich denken, dass die Polizei nach ihm suchte, und er würde sich sorgfältig versteckt halten.
Ich quälte mich die nächsten Tage durch meinen Job. Ich schlief schlecht und rauchte zu viel. Mir ging es miserabel.
Und eine Woche später schreckte ich aus meinem unruhigen Schlaf hoch. War da nicht die Wohnungstür gegangen? Schlich da nicht jemand durch den Flur? Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Dann hörte ich, wie eine Schublade mit aller Sorgfalt aufgezogen wurde. Mit einer raschen Bewegung schlug ich die Bettdecke beiseite und ging in den Flur.
Ich drehte das Licht an und da sah ich meinen Sohn vor der offenen Schublade knien, mit der Keksdose, in der ich immer meine Barschaft aufbewahrte.
»Dominik!«, rief ich entgeistert, »Wie kannst du nur?«
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Im selben Moment sprang er auf und ging rückwärts zur Wohnungstür, die Keksdose in der Hand.
»Dominik!«, schrie ich verzweifelt. »Bleib hier!«
Ich griff nach seinem Arm, versuchte ihn festzuhalten, doch er begann sich zu wehren.
»Lass mich in Ruhe!«, schrie er.
»Dominik, wir müssen reden. Du kannst nicht einfach verschwinden. Wir können das Ganze besprechen«, sagte ich mit Tränen in den Augen.
»Wir müssen gar nichts!«, schrie er zurück. »Du hast mein Leben lang nicht mit mir geredet, da brauchst du auch jetzt nicht damit anzufangen!«
»Dominik, ich habe Fehler gemacht. Ich sehe es ja ein. Lass uns daran arbeiten. Das lässt sich einrenken, ganz bestimmt.« Meine Stimme zitterte vor Erregung.
»Du kannst mich mal!« Mit einer raschen Bewegung riss er sich los, öffnete die Wohnungstür und verschwand durch den Hausflur.
Ich rief ihm noch hinterher, doch es war vergeblich. Die halbe Nacht saß ich auf der Couch, rauchte eine Zigarette nach der anderen, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Wie sollte das nur weitergehen?
*
Mehrere Monate hörte ich gar nichts mehr von ihm. Auch die Polizei meldete sich nicht. Ich vermutete, dass er nach Berlin abgehauen war. Wir wohnen etwa 150 Kilometer entfernt in einer kleinen Stadt. Ich wachte jeden Morgen mit dem Gedanken an ihn auf und schlief abends mit seinem Bild ein. Ich malte mir alle möglichen Szenarien aus.
Ob er noch lebte? Ich konnte mir nichts anderes vorstellen. Wie gesagt, er war intelligent und auf seine Weise zäh. Wann immer Bilder in meinen Kopf kamen, die mit seinem Tod zu tun hatten, verdrängte ich sie schnell. War er obdachlos? Das war ziemlich sicher anzunehmen. Wovon er lebte? Ob er bettelte? Vielleicht noch besser, als wenn er kriminell geworden wäre.
Oft stand ich in der Tür zu seinem Kinderzimmer. Ich hatte das Gefühl, er könnte jeden Moment die Wohnungstür aufschließen, seinen Schulranzen unter die Garderobe legen, wie er es immer tat, und mich fragen, was es zu essen gäbe. Doch das war nur eine Illusion. Er war verschwunden, und die Wohnung erschien mir unendlich trostlos.
Manchmal stellte ich mir vor, er wäre durch unglaubliches Glück zu Geld gekommen und es ginge ihm richtig gut, doch im selben Moment schalt ich mich selber für so viel Naivität. Er hatte wahrscheinlich nur richtig Geld, wenn er mit krummen Geschäften sein Geld verdiente und das wäre schlimmer als alles andere.
*
Und dann kam der Tag, an dem das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war Gerhard, ein alter Freund und Geschäftsmann.
»Ich habe Neuigkeiten für dich, Petra«, sagte er. »Ich habe Dominik gesehen.«
Mein Herz begann zu schlagen. »Wo ist er?«, fragte ich nur.
»In Berlin«, meinte er, »und es scheint ihm nicht gut zu gehen. Er stand in der Nähe des Hauptbahnhofes und schien auf Drogen zu sein. Ich habe ihn angesprochen. Erst hat er mich überhaupt nicht erkannt, aber dann wurde er pampig und ist schließlich abgehauen.«
Mir schnürte sich der Hals zu. Die schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. »Danke«, sagte ich, »du hast mir sehr weitergeholfen.«
Ich legte den Hörer auf und blickte aus dem Fenster. Immerhin, ich hatte einen Anhaltspunkt und Dominik lebte. Was jetzt? Ich dachte noch einige Sekunden nach und dann stand mein Entschluss fest: Ich würde nach Berlin fahren.
Zwei Tage später war Freitag, und eine Stunde nach Ende der Schicht