Toni der Hüttenwirt 124 – Heimatroman: Eine neue große Liebe?
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Am Rathaus in Waldkogel hing ein Zettel:
Heute Vormittag geschlossen!
Fellbacher
Toni las es und griff zum Handy.
"Grüß Gott, Fellbacher", meldete sich Toni. "Warum hast du heute das Amt zugemacht? Bist du krank oder streikst du?"
Die Männer lachten.
"Grüß dich, Toni! Naa, streiken tu ich net. Aber vielleicht wäre des eine gute Idee."
"Jetzt bist narrisch, Fellbacher! Los, red! Was gibt es?"
"Ich bin unterwegs zum Aumüller, genauer gesagt, zur Gina."
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Toni der Hüttenwirt Classic
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Toni der Hüttenwirt 124 – Heimatroman - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt –124–
Eine neue große Liebe?
Roman von Friederike von Buchner
Am Rathaus in Waldkogel hing ein Zettel:
Heute Vormittag geschlossen!
Fellbacher
Toni las es und griff zum Handy.
»Grüß Gott, Fellbacher«, meldete sich Toni. »Warum hast du heute das Amt zugemacht? Bist du krank oder streikst du?«
Die Männer lachten.
»Grüß dich, Toni! Naa, streiken tu ich net. Aber vielleicht wäre des eine gute Idee.«
»Jetzt bist narrisch, Fellbacher! Los, red! Was gibt es?«
»Ich bin unterwegs zum Aumüller, genauer gesagt, zur Gina.«
»Ah, dann willst endlich Nägel mit Köpfen machen? Gut so!«
»Ja, willst mich net ein bisserl unterstützen, Toni? Du kannst doch gut mit der Gina und dem Friedel.«
»Wenn du mich so fragst, Fellbacher, dann muss ich wohl. Bin gleich dort!«
Toni schaltete das Handy aus und fuhr weiter.
Minuten später hielt Toni auf dem Aumüller Hof und ging ins Haus.
»Grüß Gott! Mei, ist des ein schönes Bild!«, rief Toni aus. »Die ganze Familie ist um des Kinderbettchen versammelt.«
Toni genoss den Anblick. In der großen Wohnküche stand ein Kinderbettchen mit einem rosa Baldachin und rosa Bettwäsche mit Spitzen.
Toni ging hin.
Die kleine Angelina, deren Name Engelchen bedeutet, schlief fest.
»Sie ist wirklich ein Engelchen«, flüsterte Toni.
»Besonders, wenn sie schläft«, schmunzelte Friedel, der junge Vater.
»Ja mei, Friedel, es ist nun mal so, kleine Kinder, die schreien schon mal. Bei dir war es net anders«, sagte Alma Aumüller, die stolze Großmutter, und lachte.
Gina schlug vor, dass sie alle hinausgingen und sich draußen vor dem Haus weiter unterhielten. Die Männer, Friedel, sein Vater Hans, Fellbacher und Toni gingen voraus. Gina und ihre Schwiegermutter machten Kaffee und kamen nach.
»Also«, Fellbacher rieb sich verlegen das Kinn. »Also, Gina, du bist in meinen Augen die geeignetste Bewerberin.«
»Die Gina hat sich net beworben«, fiel Friedel dem Bürgermeister ins Wort.
»Mei, das weiß ich schon! Aber deine Gina ist einfach sehr patent. Ich hätte sie gern in meinem Vorzimmer. Als ehemalige Chefsekretärin hat sie die besten Voraussetzungen. Außerdem …«, Fellbacher spielte mit dem Kaffeelöffel, »… außerdem hatte sie sofort zugepackt, als du mit ihr bei mir auf dem Rathaus warst, wegen der Anmeldung und eurem Aufgebot. Mei, so ein Madl gibt’s so schnell nimmer! Dazu spricht die Gina mehrere Sprachen und des wird auch heut’ innerhalb der öffentlichen Verwaltung immer wichtiger. Mei, da könnte sich Waldkogel richtig hervortun, wenn alle Texte gleich mehrsprachig veröffentlicht werden könnten, alle Bekanntmachungen und so. Waldkogel würde die EU-Empfehlungen mehr als erfüllen. Als Bürgermeister will ich natürlich immer des Beste für meine Gemeinde, Friedel, des musst verstehen«, ereiferte sich Fritz Fellbacher.
»Des verstehe ich schon! Ich weiß schon, was ich an meiner Gina hab’. Die Entscheidung, die liegt auch ganz bei ihr. Ich bin kein Mann, der seine Frau an Haus und Herd anbindet. Nur dass des klar ist! Aber wir haben unsere kleine Angelina, unser Engelchen, und des geht vor, Fellbacher. Bist doch selbst Familienvater!«
Gina räusperte sich.
»Fellbacher, dein Angebot ehrt mich. Freude würde es mir auch machen. Das Muttersein ist eine schöne Aufgabe, und ich bin glücklich, aber ich habe auch ein wenig Sorge, dass ich mich zu einem unausstehlichen Muttertier entwickle. Friedel, deine Mutter bremst mich schon mal, weil ich die Angelina zu sehr verhätschle.«
Gina atmete tief durch.
»Wie wären denn so die Arbeitszeiten?«, fragte sie vorsichtig.
»Also, um dich als Vorzimmermadl zu bekommen, können wir darüber verhandeln. Sicher willst du morgens net so früh im Amt sein. Die Agnes, die war ja ledig. Bei der war des etwas anderes.«
Fellbacher trank einen Schluck Kaffee.
»Also, ich will dir jetzt mal sagen, wie ich mir des vorstellen könnte. Wenn du vormittags im Rathaus sein würdest, dann wäre des bis auf Ausnahmen genug. Ausnahmen sind die abendlichen Gemeinderatsitzungen und es kann schon mal vorkommen, dass es Eheschließungen am Samstagvormittag gibt. Doch des ist dann höchstens eine Stunde, meisten noch net mal so lange. Ich habe mir da etwas ausgedacht. Wir haben unten ein kleines Zimmer, einen Nebenraum des Vorzimmers. Da lagern Akten. Des ist net nötig, dass man dafür so einen schönen Raum nutzt. Die Akten, die kommen in den Keller. Aus dem Zimmer machen wir einen Babyraum. Des ist ganz modern, dass öffentliche Ämter eine hausinterne Kinderbetreuung haben. Ich weiß, dass des jetzt ein bisserl übertrieben klingt. Es wäre nur so, dass du dann für des Engelchen einen schönen Raum hättest, wenn du es mitbringen willst.«
»Kommst du mit einer Halbtagskraft aus, Fellbacher?«, fragte Toni.
»Des wird schon gehen, denke ich. Wenn net dann, suchen wir eben noch eine Hilfskraft für Nachmittags, die Akten ablegen kann und so weiter. Aber die Hauptverantwortliche, des wäre die Gina. So hab’ ich mir des gedacht. Was sagt ihr dazu?«
Gina sah ihren Mann an.
»Friedel, gefallen würde mir die Aufgabe schon. Meine Mutter ist auch immer arbeiten gegangen. Mir hat es nicht geschadet. Außerdem, die Zeit vergeht so schnell und dann kommt die Angelina in den Kindergarten und später in die Schule. Zu dem Zeitpunkt wollte ich mir sowieso wieder eine Aufgabe suchen.«
»Und ich bin ja auch noch da«, warf Friedels Mutter ein. »Also ich denke, dass die Aufgabe im Rathaus für die Gina genau des Richtige ist.«
Friedel Aumüller sah seine Frau an.
»Gina, ich überlasse es dir«, sagte Friedel. »Ich will, dass du glücklich bist.«
»Das hast du schön gesagt, Friedel. Ich könnte viel für Waldkogel tun. Mir ist nämlich aufgefallen, dass Waldkogel keine Partnerstädte hat.«
»Des war bisher immer daran gescheitert, dass die Agnes in Fremdsprachen net so fit war. Deshalb hab’ ich des auf die lange Bank geschoben. Aber wir haben Anfragen aus Italien, Frankreich, Spanien und England«, verkündete Fellbacher.
Gina strahlte Fellbacher an.
»Gut, dann sage ich zu! Ab morgen?«
»Mei, Gina! Du machst mich glücklich!«
»Des sollte nur deine Irene tun! Lass sie das net hören. Hast net Angst, dass dein dich liebendes Eheweib eifersüchtig wird?«, fragte Toni lachend.
»Naa, die wird froh sein, wenn des auf dem Rathaus wieder seinen geordneten Gang geht. Sie sagt, seit die Agnes fort ist, wäre es daheim fast nimmer mit mir auszuhalten. Aber des ist jetzt Schnee von gestern. Dann kommst morgen früh aufs Rathaus und wir regeln alles, Gina!«
Fellbacher streckte Gina die Hand hin. Sie schlug ein.
»Frau Gemeindesekretärin, des muss begossen werden! Gibt es hier einen Obstler?«, fragte Fellbacher.
»Ein Haus ohne Obstler, des möchte ich sehen«, lachte Friedel. Er stand auf und ging Obstler und Gläser holen. Dann tranken sie auf Gina, die neue Gemeindesekretärin.
Bürgermeister Fellbacher verabschiedete sich bald. Er wollte schnell ins Rathaus zurück und aufräumen. Das sagte er aber niemandem. Nach der wochenlangen Männerwirtschaft sah es in seinem Zimmer und im Vorzimmer etwas chaotisch aus. Er wollte bei Gina einen guten Eindruck machen. Außerdem musste die Sache mit den alten Akten sofort in Angriff genommen nehmen. Wenn Gina am nächsten Tag käme, sollte das kleine Zimmer schon geräumt sein. Fritz Fellbacher wusste auch, wen er um Hilfe bitten konnte. Sicherlich würde ihm sein Freund, Pfarrer Heiner Zandler, für den Rest des Tages seine Haushälterin ausleihen. Helene Träutlein war eine tüchtige Person und konnte zupacken.
*
Die Sonne stand tief über Berlin und fiel durch die raumhohen Sprossenfenster des Loftbüros. Die Mitarbeiter der jungen Werbefirma waren schon alle gegangen. Nur die beiden Inhaber Heiko und Julian saßen noch an ihren Schreibtischen. Heiko schaute auf die Uhr. Dann schaltete er seinen Computer aus.
»Gehst du?«, rief Julian zu ihm herüber, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
»Ja, ich habe versprochen, nicht zu spät heimzukommen. Ich will die Kinder noch ins Bett bringen und ihnen eine Gutenachtgeschichte vorlesen.«
»Grüß alle schön vom Onkel Julian!«
»Danke, das werde ich! Arbeite nicht mehr so lange, Julian. Du hast fast schon viereckige Augen.«
Julian lächelte bitter. Er sah auf, verschränkte die Arme vor