ICH BIN unSICHTBAR.DE: Eine künstlerische Kampagne mit und für Flüchtlinge
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ICH BIN unSICHTBAR.DE - Unsichtbar Verlag
BLEIBEN«
ZUR KAMPAGNE:
Es ist eine geheime Superkraft wie wir sie aus Comics, Filmen und Kinderträumen kennen: Unsichtbarkeit.
Für viele Flüchtlinge ist dieser »Traum« Realität geworden. Aus ihrem Heimatland sind sie für Familie und Freunde verschwunden. Angekommen in Deutschland werden sie anonymisiert und in Gemeinschaftunterkünften versteckt.
Viel Grund zur Sichtbarkeit haben sie nicht. Die immer gleichen Essenspakete bekommen sie zweimal die Woche geliefert. Saisonale Kleidung gibt es zweimal im Jahr. Mit den 10 Euro Taschengeld pro Woche kann man sich kaum in die Gesellschaft einkaufen.
Fast ein Jahr lang haben wir mit Flüchtlingen zusammen gearbeitet und im Laufe dieser Zeit sind Texte, Filme, Bilder, Theaterstücke und Lieder entstanden. Das sind zumindest die sichtbaren Ergebnisse. Die Gedanken, Gefühle, Ängste und Ahnungen während der zahllosen Gespräche lassen sich nicht so gut darstellen. Sie bleiben unsichtbar.
Am Anfang der Kampagne kam oft der Vorwurf, wir würden die Flüchtlinge nur ausbeuten, um unser Kunstprojekt zu verwirklichen. Ich habe mich dann oft gefragt, wie man jemanden ausbeuten kann, der alles verloren hat? Mir war bewusst, dass wir keine tatsächliche Hilfe leisten können, aber wir konnten durch das Medium Kunst die Wahrnehmung von Flüchtlingen in der Gesellschaft mitgestalten. Wir konnten die unsichtbaren Schicksale sichtbar machen. Ihre Geschichten anhören, ihre Gedanken aufzeichnen und ihnen ein Gedächtnis innerhalb der Fremde einrichten.
Es war nicht immer leicht, Künstler während dieser Kampagne zu bleiben. Wer wollte nicht mindestens einmal seinen Beruf wechseln, um zum Anwalt, Arzt oder Beamten zu werden, nur um wirklich helfen zu können, angesichts von so viel Ungerechtigkeit und Missachtung von Menschenrechten.
Wir kämpften gegen viele Vorurteile an. Einige Deutsche denken, dass man erst alle anderen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Drogenkonsum, Alkoholismus und Kriminalität lösen muss, bevor man sich um Ausländer kümmern kann. Man geht davon aus, dass es sich um ein innerdeutsches Gleichgewicht handelt, aber das ist zu kurz gedacht.
Wie viele Menschen hat Deutschland im 20. Jahrhundert zu Flüchtlingen gemacht? Und wer war nicht froh angesichts des Krieges aufgenommen zu werden? Und auch heute noch trägt unser Verhalten dazu bei, dass Menschen fliehen müssen. Spätkoloniale Schäden, Waffenindustrie, passives Verhalten gegenüber den Kriegen in der Welt – bei gleichzeitiger Produktion von Luxusgütern und Dekadenzverhalten – bringen das weltliche Gleichgewicht ins Schwanken.
Unser Ensemble hat sich auf all das eingelassen. Wir wurden dank Margot Laun (»Tür an Tür e.V.«) in die politische Rechtslage eingearbeitet, durften Flüchtlingsheime besuchen und vor allem mit den Menschen hinter dem Stigma »Flüchtling« sprechen und arbeiten.
Ich hatte oft Angst, dass wir der Verantwortung nicht gerecht werden können. Nicht nur der politischen, sondern vor allem der poetischen und menschlichen Verantwortung. Aber wenn ich sehe, dass Nina und Moses gemeinsam joggen gehen, Christian mit Musa und Moses Fußball anschaut, Helen einen Kuchen für Ali und Bahram backt und ich gerade einen Text für unser erstes Buch schreibe, dann weiß ich, dass alles gut gelaufen ist.
Es ist überwältigend zu beobachten, wie eine Idee in die Wirklichkeit kommt. Ich bin sehr stolz auf unser Ensemble. Vor einem Jahr war alles noch ein Konzept und ein Gedanke und jetzt ist es so viel mehr. Wenn ich alle Ergebnisse anschaue, dann sehe ich nicht die schlechte Bezahlung und die harte Arbeit, sondern nur noch Glaube, Liebe, Hoffnung und die Gewissheit, dass Kunst etwas verändern kann.
Petra Leonie Pichler – Künstlerische Leitung
www.ichbinunsichtbar.de
Claudia Roth bei der Fotoausstellung am 20.06.2012 im Augsburger Rathaus. (Bild: Christina Maria Pichler)
BLUESPOTS PRODUCTIONS
ist ein multimediales, freies und innovatives Künstlerensemble, das den Theaterraum in jeder Hinsicht aufbrechen will. Unter der künstlerischen Leitung von Petra Leonie Pichler arbeiten Schriftsteller, Schauspieler, Regisseure, Fotografen, Musiker, Filmemacher, multimediale Künstler und Designer zusammen, um neue Theatererfahrungen in unerwarteten Räumen zu kreieren.
We don’t represent reality on stage, but use reality as stage.
Egal ob Schwimmbad, IKEA, Hotelturm, Bank, Gefängnis oder öffentliche Räume; bluespots productions nimmt absurde Ideen ernst und setzt sie spielerisch um. Es geht darum, neue Erfahrungswelten in der Wirklichkeit zu schaffen, um Theater wieder spaßig, erfrischend und anders zu gestalten.
Es geht darum, neue Gefühle zu erfinden. Egal wie!
Wir sind nicht bourgeois. Wir gehen nicht konform. Wir fallen auf, weil wir gegen die Erwartungshaltung gehen und Kunst ernst nehmen.
Künstlerische Leitung: Petra Leonie Pichler
Geschäftsführung: Alexander Vos
Projektkoordination und -management: Lisa Bühler
Pressesprecherin: Nina Hortig
Public Design: Mathias Höchst
Projektmitarbeit: Christina Pichler & Christian Weiblen
Bisherige Projekte:
In Planung 2012 – 2014:
PRISON BLUES – Ein Stück hinter schwedischen Gardinen
IKEA – Ein Wandertheater durch IKEA und die Generation Ende 20 BANG BANG – Ein Banküberfall zwischen Liebe und Kapitalismus ANALOG BABY – Stadien der Liebe und Stadien der Fotografie IM DICKICHT DER BÜCHER – Eine kafkaeske Schnitzeljagd durch die Bibliothek
KATAKOMBEN PLAY – Halloween in den Katakomben der Stadt
VOYEUR-X-MAS – Intime Einsichten in Privatwohnungen zur Weihnachtszeit
DIE PEST – Auf beide eure Häuser
THEATER NOIR – Irgendwo zwischen Kino und Theater ist der Mörder
3 X 3 – Ein Stück über die 9 Möglichkeiten des Lebens
www.bluespotsproductions.com
DAS UNSICHTBARE THEATER
Gedanklicher Voyeurismus oder
Verstecken Spielen für Große
Vor einem Jahr habe ich Evan (Kanada) und Alice (Amerika) bei einem internationalen Regie-Treffen in Chicago kennengelernt. An einem Tag gegen Ende des Workshops landeten wir gemeinsam in einer Gruppe. Unsere Aufgabe bestand darin, in fünf Minuten ein Regie-Konzept mit Technik zu entwickeln. Wir waren alle unfassbar müde und schauten aus dem Fenster aus dem 20ten Stock eines Hochhauses, Downtown. Wir beobachteten die Touristen und überlegten uns dabei, über was sie sich unterhalten könnten. Einer ahmte nach, der andere musste raten, um welchen Touristen es sich handelte. So vergingen vier unterhaltsame Minuten, bis wir plötzlich mit der Präsentation dran waren. Also stellten wir unser zufälliges Konzept dar: Das unsichtbare Theater.
Unter