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Hidden Tracks: Ein himmlisches Rock`n`Roll Märchen
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Hidden Tracks: Ein himmlisches Rock`n`Roll Märchen
Ebook200 pages2 hours

Hidden Tracks: Ein himmlisches Rock`n`Roll Märchen

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About this ebook

An manchen Tagen geht wirklich alles schief! Clay, der Sänger einer erfolglosen Rockband, stürzt betrunken von der Bühne – und findet sich im Paradies der toten Rockstars wieder. Doch bevor Clay im Himmel höllisch gute Partys mit Jimmy Hendrix & Co. feiern darf, muss er zuerst seine Seele retten. Denn Clay hat sein Talent verschwendet. Zur Strafe schickt ihn Gott zurück auf die Erde. Damit er hier die Leben von drei scheinbar hoffnungslosen Versagern in die richtigen Bahnen lenkt. Was Clay nicht weiß: Gott hat seine Seele längst verwettet …
LanguageDeutsch
Release dateFeb 1, 2012
ISBN9783942920582
Hidden Tracks: Ein himmlisches Rock`n`Roll Märchen

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    Hidden Tracks - Oliver Dreyer

    A ONE, A TWO, A THREE, A …

    »I fall, well I fall«

    (The Damned)

    Licht aus, Spot an.

    Jimmy flatterte aufgeregt mit den Flügeln. »Gleich ist es soweit!«

    Sein bester Kumpel Jim griff nach den Erdnüssen.

    »Wer von ihnen ist es denn?«

    Und dann kam er: Clay. Der Frontmann. In seiner Linken das Mikrophon, in der Rechten ein Bier – nicht das erste an diesem Abend. Aber das letzte.

    Jimmy deutete auf den Bildschirm.

    »Ich glaub’, es ist … DER DA!«

    Jim schüttelte ungläubig den Kopf.

    »Oh, mein Gott! Was für ein Freak … Meint der Boss wirklich, dass wir mit DEM diesmal gewinnen?«

    »Keine Ahnung. Lassen wir uns überraschen …«

    Dezibelgewitter. Der Gitarrist spielte den Auftaktakkord, Clays Einsatz … Verpasst. Die Band warf sich genervte Blicke zu und traute ihren Augen kaum: Denn just in diesem Moment fiel Clay von der Bühne. Bumm.

    »This ist the end …«, entfuhr es Jim. Das Große Spiel hatte wieder einmal begonnen.

    INTRO

    »Take me down to the Paradise City …«

    (Guns ’n’ Roses)

    Clays Schädel dröhnte. Mühsam rappelte er sich auf und rieb sich die Augen. Jedoch vergebens: Die hügelige Landschaft, die sich weiß und schaumig vor ihm ausbreitete, wollte einfach nicht verschwinden. Komisch. Wie zum Teufel war er nur hierher gekommen?

    Verwirrt versuchte Clay zu rekonstruieren, was ihm in den letzten Minuten widerfahren war. Ohne Erfolg. Alles, woran er sich erinnern konnte, war sein Sturz und das warme Licht, das ihn magisch angezogen hatte. Und jetzt stand er hier. Am Fuß dieses seltsamen Berges. Ratlos spuckte Clay eine kleine Wolke aus. Langsam schwebte sie davon.

    Und stieg höher …

    und höher …

    und höher …

    und plötzlich durchfuhr Clay die Erkenntnis mit der brachialen Wucht eines AC/DC-Gitarrenriffs:

    Zur Hölle, dies musste der Himmel sein!

    Das konnte nur eines bedeuten: Er war tot. Abgenippelt. Über den Jordan gegangen. Verdammt! Wie konnte das sein? Man starb doch nicht einfach so. Ohne jede Vorankündigung. Obwohl: Wie sonst? Der Tod verteilte schließlich keine Verwarnungen wie ein Basketballschiedsrichter. Aber weshalb wurde er ausgerechnet jetzt vom Platz gestellt? Nach nur 27 Jahren. An exakt dem Punkt seiner Karriere, an dem die Songs seiner Band, The Slacky Sacks, endlich im Lokalradio gespielt wurden. Mann, war das unfair – und peinlich! In Gedanken konnte Clay den Text seiner eigenen Todesanzeige schon deutlich vor sich sehen:

    Was für eine Blamage! Die ganze Stadt würde sich halbtot über ihn lachen. Das coole Image, das er sich im Laufe seines Lebens mühsam erarbeitet hatte, konnten sie direkt mit ihm zu Grabe tragen. Wie sollte es jetzt bloß weitergehen? Am besten, er checkte erst einmal die Lage …

    Etwa im selben Moment als Clay durch die Wolken kletterte, wurde im Tal auf der anderen Seite des Wolkenberges jemand, der in dem wohl größten Buch aller Zeiten die wohl größte Hauptrolle aller Zeiten spielte, immer unruhiger. Mit angespannter Miene lief er in seinem Palast, übrigens dem wohl größten aller Zeiten, vor seinem Assistenzengel auf und ab und schaute immer wieder auf die Uhr.

    »Sag mal, müssten wir nicht schon längst los? Wo steckt unsere Spielfigur?«

    Der Assistenzengel räusperte sich.

    »Etwa eine Flugmeile von hier, Boss. Sie kämpft sich gerade den Nordpass hoch.«

    Sein Gegenüber hielt überrascht inne.

    »Was will sie denn dort?«

    Das Gegenüber des Gegenübers zuckte mit den Schultern. »Wegen Bauarbeiten im Lebensende-Tunnel mussten wir die Spielfigur leider eine Ausfahrt früher raus lassen.«

    »Jesus Maria! Das zeigen wir aber nicht live … oder?«

    Der Assistenzengel schüttelte den Kopf.

    »Keine Sorge. Die Regie bringt gerade einen Einspieler mit den besten Szenen der letzten Spieljahre … Wir gehen erst wieder on air, wenn Sie den Protagonisten feierlich in die Regeln des Spiels einweihen.«

    »Super. Dann hol’ am besten schon mal den Wagen aus der Garage!«

    Clay, der nichts davon ahnte, dass er bereits erwartet wurde, erreichte derweil den Gipfel. Erschöpft zog er sich hoch – und blickte hinab auf den sündigsten Ort des gesamten Universums: das gottverdammte Paradies. Oder um es mit den etwas weniger pathetischen Worten des Ortschilds zu sagen:

    ROCK CITY – Home of Rock ’n’ Roll.

    Unzählige Wolkenkratzer in der Form von Gitarrenhälsen ragten dicht aneinander gedrängt aus dem endlos scheinenden Dächermeer hervor. Verstärkertürme zerteilten die Luft, und von überall her drangen Rockriffs in seine Ohren. Was für eine Stadt! Noch stundenlang hätte Clay vor der imposanten Skyline verharren können. Aber hey! Er war doch ein Frontmann, und Frontmänner beobachten Städte nicht: sie erobern sie.

    Und so stürmte Clay den Hügel hinab – direkt in das Zentrum des pulsierenden Treibens. Alles um ihn herum war in Bewegung. Groupies tanzten ausgelassen in den Straßen, Engel mit E-Gitarren auf dem Rücken flatterten breit grinsend durch die Lüfte, und dort: War das nicht …? Nein, er musste sich täuschen … Jim Morrison war doch schon lange …

    Quiiiiiiiietsch!

    Clay zuckte zusammen. Direkt neben ihm kam ein strahlend weißer Luxusschlitten zum Stehen. Die Türen flogen auf. Zwei muskelbepackte Engel flatterten auf den Boulevard und schubsten ihn wortlos ins Innere des Wagens.

    »Äh, Jungs …«, protestierte Clay. Doch die Limousine war bereits gestartet. Und er saß drin. Eingeschüchtert kauerte sich Clay in die teuren Ledersitze. Sein Gegenüber (weiße Haare, weißer Anzug, weißer Vollbart) musterte ihn interessiert.

    »Schau mal einer an: Da ist ja unser Gipfelstürmer!«

    »Äh …?!«

    Verzweifelt suchten Clays Augen nach einem Türgriff. Es gab keinen.

    »Du kannst vor mir nicht weglaufen, Clay!«, las der Entführer seine Gedanken. »Denn ich weiß, was du denkst und fühlst, kenne deine intimsten Wünsche und schlimmsten Lügen. Zum Beispiel, dass das angebliche Top-Model, mit dem du ein Verhältnis hattest, in Wirklichkeit nur …«

    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Clay, der nicht an seine alkoholgetränkten Nächte mit der übergewichtigen Fleischfachverkäuferin erinnert werden wollte, schnell. »Wer … äh … sind Sie überhaupt?«

    Der Fremde sah ihn durchdringend an. Tiefes Donnergrollen erfüllte den Wagen. Rauch stieg auf. Die Autofenster vibrierten.

    »Wer ich bin? Zum Teufel, was für eine dämliche Frage! Ich bin das Licht in der Dunkelheit. Der Hirte. Der Richter über Gut und Böse. Jener, der die Melodie für die Trompeten von Jericho komponierte und das Dasein im Himmel wie auf Erden dirigiert. Kurz gesagt: Ich bin der Herr, dein Gott – und ganz schön wütend auf dich.«

    Zisch! Ein kleiner weißer Blitz traf Clay direkt am Kopf. Fassungslos rieb er sich die schmerzenden Schläfen. Niemals hatte er sich träumen lassen, einmal mit dem Schöpfer höchstpersönlich durch eine Stadt zu fahren, in der jeder einzelne Bordstein mehr Rock ’n’ Roll versprühte als ganz San Francisco in den wilden Sixties. Und nun, als Höhepunkt dieser ohnehin schon bizarren Situation, war der Herr auch noch sauer auf ihn. Aber warum nur? Er hatte doch niemanden um die Ecke gebracht, seinen Eltern gelegentlich den Rasen gemäht, und verheiratete Frauen standen auch nicht auf ihn. Gegen welches Gebot sollte er also verstoßen haben?

    »Du hast dein Talent verschwendet, Clay!«

    Clay sah Gott an, als hätte dieser gerade behauptet, eine E-Gitarre habe sieben Saiten.

    »Aber der Rock ’n’ Roll war doch mein Leben.«

    »Papperlapapp! Anstatt hart an dir zu arbeiten und Songs zu komponieren, die in die Annalen der Rockgeschichte eingehen, hast du Trottel lieber nächtelang gesoffen und keine Party ausgelassen.«

    Gottes Blick wurde kalt.

    Der Frontmann fröstelte.

    »Aber … äh … es heißt doch Sex and Drugs and …«

    »Bullshit!«, unterbrach der Schöpfer Clays zaghaften Einwand. »Die Backstage-Belohnungen sind nur für diejenigen bestimmt, die es im Rock ’n’ Roll zu was bringen. Du kannst ja noch nicht mal auf einer Bühne stehen, ohne gleich wieder runter zu purzeln. Deshalb habe ich beschlossen, dass die Pforten Rock Citys für dich verschlossen bleiben. Und zwar bis in alle Ewigkeit.«

    Stille. Das Jüngste Gericht hatte gesprochen. Über dem Kopf des Bandleaders bildete sich eine dunkle Wolke und begann zu regnen. Betreten wischte sich Clay das Wasser aus dem Gesicht.

    »Aber wo soll ich denn hingehen?«

    Gott zuckte mit den Schultern.

    »Na, direkt in die Hölle. Oder noch schlimmer: Ich steck’ dich in den Himmel für Fleischfachverkäuferinnen!«

    Clay erschauderte.

    »Es sei denn …«, geheimnisvoll senkte der Oberbefehlshaber aller Engelsheere die Stimme, »du begibst dich auf eine heilige Mission, in der du deine frevelhaften Versäumnisse auf Erden ausgleichst und dein verlorenes Seelenheil zurück gewinnst. Dazu musst du zurück in die Stadt, in der du deiner unwürdigen Existenz ein so erbärmliches Ende gesetzt hast. Dort leben drei Personen, die aufgrund einer Störung im Schicksalsgefüge ihre wahre Bestimmung – ebenso wie du – aus den Augen verloren haben. Ich will, dass du in ihre Haut fährst und die tief in ihnen schlummernden Potenziale aufdeckst und nutzbar machst.«

    »Äh … Wie viel … äh … Zeit habe ich denn dafür?«

    Gott sah Clay lang und fest in die Augen.

    »99 Tage. Bist du bereit, dich der Herausforderung zu stellen?«

    Mit feierlicher Miene streckte der Schöpfer Clay die Hand entgegen.

    Clay zögerte. Jedoch nur kurz. Dann schlug er ein – und meinte für einen kurzen Moment, eine kleine Kamera im Dach der Limousine entdeckt zu haben. Doch bevor er darüber weiter nachdenken konnte, löste sich Clay in Luft auf.

    Während der frisch gestorbene Frontmann mit 479facher Lichtgeschwindigkeit durch den Seelen-Molekular-Transmitter Richtung Zielperson schoss, musste Gott immer noch über Clays verängstigte Reaktion auf die Blitz-, Regen- und Rauch-Effekte seines Holyator 3001 schmunzeln. Sie machten hier oben wirklich eine verdammt gute Show – und das schon seit vielen Jahren. Dabei war das Konzept total simpel … Aber einfach war eben einfach gut.

    »Und wie fandest du mich?«, wollte der Herr aller Himmelsscharen von seinem Assistenzengel wissen.

    »Göttlich«, antwortete Gottes erster Angestellter beflissen. »Die Fans werden es lieben!«

    Der Schöpfer nickte zufrieden. Er mochte Zuschauer, die ihn liebten – und in diesem Jahr konnte er gar nicht genug davon haben. Denn er hatte eine echte Überraschung in petto, die ihm den wohl größten Triumph aller Zeiten bescheren würde. Leider lag es in der Natur von Überraschungen, dass man sie erst einmal niemand verraten durfte. Gott wusste dies nur zu gut, schließlich hatte er das Prinzip der Überraschung selbst erfunden.

    Was er dagegen immer noch nicht kapierte, war, wie man ein Mobiltelefon bedient. Sein teuflischer Widersacher hatte ihm in dieser Hinsicht einiges voraus. Er konnte sogar MMS versenden. Und jene Multimedia-Message, die Gott in diesem Moment aus der Hölle erreichte, gefiel ihm überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es waren die Quoten der Buchmacher. Sie standen eindeutig gegen ihn …

    TRACK 01: SEX

    »Go on and dream – your house is on fire«

    (Tori Amos)

    Eigentlich hatte Officer Willy Wisecracker seinem Boss hoch und heilig versprochen, es nie wieder zu tun. Aber sein Chef war um diese Zeit nicht im Dienst. »Und was er nicht weiß«, pflegte Officer Willy Wisecracker immer mit einem Augenzwinkern zu seinen Kollegen zu sagen, »macht ihn nicht heiß.« Die letzten vier Worte sprachen er und seine Männer jedes Mal gemeinsam. Und dann richtete Officer Willy Wisecracker das Parabol-Richtmikrofon wieder auf die Anschlussstelle 1.800.252.0306, einem Telefonapparat in einem Imbiss am Rande der Stadt.

    »Junge, willst du nicht endlich was Vernünftiges lernen?«

    »Ma … ich bin nicht für so einen Nine-to-Five-Job geschaffen. Ich bin Schauspieler!«

    »Aber Joe, Schauspieler arbeiten doch beim Film und nicht in einem Hähnchengrill.«

    »Das mache ich auch nur, bis ich den Durchbruch geschafft habe, Ma.«

    »Mein Junge, auf den wartest du

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