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Mehr Hofnarr als Hofrat: Über die Krisen der Psychotherapie
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Ebook36 pages23 minutes

Mehr Hofnarr als Hofrat: Über die Krisen der Psychotherapie

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About this ebook

Der Psychotherapeut Wolfgang Schmidbauer bezeichnet seine Berufskollegen als krisengeschüttelte Hofnarren im System berufsständischer und ökonomischer Zurichtung.
LanguageDeutsch
Release dateFeb 14, 2012
ISBN9783867742092
Mehr Hofnarr als Hofrat: Über die Krisen der Psychotherapie
Author

Wolfgang Schmidbauer

Wolfgang Schmidbauer, Dr. phil., ist Diplompsychologe, Psychotherapeut und Lehranalytiker. Er lebt in München. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Regelmäßige Kolumne im ZEIT-Magazin zu Paar-Problemen.

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    Mehr Hofnarr als Hofrat - Wolfgang Schmidbauer

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    Wolfgang Schmidbauer

    Mehr Hofnarr als Hofrat

    Über die Krisen der Psychotherapie

    Moderne Gesellschaften überlasten die Psyche. In zwei Jahrzehnten einer Biografie von heute sollen kleine Wilde, die ihre Affekte auf ein kurzes, heißes Leben in der paläolithischen Steppe vorbereitet haben, zu – sagen wir – einem Bankangestellten geformt werden, der geduldig seinen Dienst tut, sich scheinbar nicht ärgert, wenn er von einem Kunden beleidigt wird, und neun Stunden im Büro aushält, auch wenn es ihn noch so juckt, hinauszuziehen und Beute zu machen.

    Die moderne »Nervosität«, die Freud keineswegs als Erster, aber doch nachdrücklicher und methodischer als seine Vorgänger thematisiert hat, wird durch ein archaisches Erbe schneller Affekte geprägt, die um der Kultur willen verlangsamt, unterdrückt und umgewandelt werden müssen. Das ist ein komplizierter Prozess, der oft genug scheitert. Menschen sind geschaffen, durch die Welt zu wandern, nicht irgendwo in ihr bewegungslos festzusitzen. Sie können (und wollen) schnell entscheiden, ob ein Bündel an Reizen sie zur Beute zu machen droht oder ihre Beute werden kann. Ihre Gefühle drängen zur Tat.

    Was Folgen hat: Je weniger affektbestimmte Handlungsmöglichkeiten es in einer verwalteten Welt gibt, desto mehr wächst die Zahl von Menschen, die dem Druck nicht standhalten. Zu Freuds Zeiten nannten wir sie hysterisch, heute nennen wir die Unruhigen manisch oder schreiben ihnen eine Aufmerksamkeitsstörung zu. Die von erzwungener Ruhe Erschöpften stellen das Heer der Depressiven. Es wird immer unglaubwürdiger, psychische Krankheiten zu konstruieren, ohne zu berücksichtigen, dass wir eine Welt geschaffen haben, die unseren Gefühlen widerspricht.

    Ein Leben in der Fremde

    Freud schlug vor, als Erwachsener noch einmal zu betrachten, was dem abhängigen und

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