Anne weiß sich zu helfen: Sophienlust 125 – Familienroman
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Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Beeile dich doch!«, rief Vicky Langenbach ungeduldig von der Tür her. »Herr Larousse ist schon da. Auch Pünktchen, Heidi und Jeanette sind schon unten.«
Angelika Langenbach legte die Bürste, mit der sie ihr Haar bearbeitet hatte, auf die Kommode zurück und wandte sich zu ihrer um zwei Jahre jüngeren Schwester um. »Ich bin gleich fertig. Hast du auch nichts vergessen? Immerhin wollen wir eine Woche in dem Blockhaus von Herrn Larousse bleiben.«
»Eigentlich heißt er doch Monsieur Larousse«, meinte Vicky. Dabei warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. Seit kurzem trug sie ihr braunes Haar glatt aus dem Gesicht gebürstet und am Hinterkopf mit einer Schleife zusammengebunden. Sie fand diese neue Frisur sehr schick. Ihre Schwester dagegen ließ ihr blondes Haar auf die Schultern fallen. Manchmal trug sie es in der Mitte und manchmal auf der linken Seite gescheitelt.
»Hast du bestimmt nichts vergessen?«, wiederholte Angelika und zog die Schnur ihres Rucksackes zusammen.
»Bestimmt nicht. Viel brauchen wir ja dort auch nicht«, erwiderte Vicky sorglos. »Pünktchen und Heidi nehmen auch nicht mehr mit als Jeans und Pullis. Vielleicht noch einen Rock und eine Wolljacke. So, nun komm doch endlich!«
»Ich bin ja schon fertig.« Angelika sah sich noch einmal in dem Zimmer um. »Ich finde es ganz toll, dass Jeanette uns beide, Pünktchen und Heidi, ins Blockhaus eingeladen hat, und Peggy auch.«
»Bei Peggy ist es doch selbstverständlich. Schließlich sind Herr Luchs und Monsieur Larousse Freunde. Nicht wahr, man muss Monsieur Larousse zu ihm sagen?«
»Das ist gehüpft wie gesprungen. Monsieur heißt mein Herr.« Angelika besuchte
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Anne weiß sich zu helfen - Judith Parker
Sophienlust –125–
Anne weiß sich zu helfen
Roman von Judith Parker
»Beeile dich doch!«, rief Vicky Langenbach ungeduldig von der Tür her. »Herr Larousse ist schon da. Auch Pünktchen, Heidi und Jeanette sind schon unten.«
Angelika Langenbach legte die Bürste, mit der sie ihr Haar bearbeitet hatte, auf die Kommode zurück und wandte sich zu ihrer um zwei Jahre jüngeren Schwester um. »Ich bin gleich fertig. Hast du auch nichts vergessen? Immerhin wollen wir eine Woche in dem Blockhaus von Herrn Larousse bleiben.«
»Eigentlich heißt er doch Monsieur Larousse«, meinte Vicky. Dabei warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. Seit kurzem trug sie ihr braunes Haar glatt aus dem Gesicht gebürstet und am Hinterkopf mit einer Schleife zusammengebunden. Sie fand diese neue Frisur sehr schick. Ihre Schwester dagegen ließ ihr blondes Haar auf die Schultern fallen. Manchmal trug sie es in der Mitte und manchmal auf der linken Seite gescheitelt.
»Hast du bestimmt nichts vergessen?«, wiederholte Angelika und zog die Schnur ihres Rucksackes zusammen.
»Bestimmt nicht. Viel brauchen wir ja dort auch nicht«, erwiderte Vicky sorglos. »Pünktchen und Heidi nehmen auch nicht mehr mit als Jeans und Pullis. Vielleicht noch einen Rock und eine Wolljacke. So, nun komm doch endlich!«
»Ich bin ja schon fertig.« Angelika sah sich noch einmal in dem Zimmer um. »Ich finde es ganz toll, dass Jeanette uns beide, Pünktchen und Heidi, ins Blockhaus eingeladen hat, und Peggy auch.«
»Bei Peggy ist es doch selbstverständlich. Schließlich sind Herr Luchs und Monsieur Larousse Freunde. Nicht wahr, man muss Monsieur Larousse zu ihm sagen?«
»Das ist gehüpft wie gesprungen. Monsieur heißt mein Herr.« Angelika besuchte bereits das Gymnasium in Maibach, während ihre Schwester noch in die Wildmooser Volksschule ging.
»Mein Herr Larousse«, wiederholte Vicky kopfschüttelnd. »Wir sagen doch auch nicht mein Herr Rennert oder mein Herr Brodmann oder …«
»Im Französischen heißt es eben so.« Angelika ging neben ihrer Schwester die Treppe in die Halle des Kinderheims Sophienlust hinunter. Die beiden Mädchen lebten seit dem tragischen Tod ihrer Eltern als Dauerkinder hier. Michael, der ältere Bruder der beiden, studierte bereits und hatte eine zweite Heimat bei der Familie von Schoenecker auf Schoeneich gefunden. Er war mit Sascha, dem ältesten Sohn Alexander von Schoeneckers, eng befreundet.
Tatsächlich stand der große Wagen mit der französischen Nummer bereits vor der Freitreppe des Herrenhauses. Herr Larousse, ein schlanker gutaussehender Mann in einer saloppen Wildlederjacke, hellgrauer Hose und einem hellgrünen Sporthemd, dessen Kragen offen war, stand daneben. Sein Töchterchen Jeanette, ein ungefähr sechsjähriges Mädchen, mit braunen Haaren und dunklen Augen, saß auf der untersten Stufe der Freitreppe und strich dem großen Bernhardiner Barri zärtlich über den dicken Kopf.
Pünktchen und Heidi saßen eine Stufe höher und erhoben sich sogleich, als die Schwestern Langenbach erschienen. »Endlich!«, rief Pünktchen. Dabei krauste sie ihre kleine, mit Sommersprossen besprenkelte Nase. »Wo steckt ihr nur so lange?«
»Ich war schuld. Aber wo sind die anderen?« Damit meinte Angelika die übrigen Bewohner von Sophienlust.
»Die Kinder warten am Tor. Schwester Regine ist schnell noch einmal ins Haus gegangen, um noch einen dicken Schinken aus der Küche zu holen, damit wir auch genügend Proviant haben. Und Tante Ma will uns noch ein paar Tafeln Schokolade bringen. Von den anderen haben wir uns bereits verabschiedet.« Pünktchen blickte auf ihre Armbanduhr. »Wo nur Tante Isi, Nick und Henrik bleiben?«, fragte sie beunruhigt. Nick hatte ihr fest versprochen, an diesem Morgen dazusein, um sich noch von ihr zu verabschieden. Mehr als acht Tage lang würde sie ihn dann nicht mehr sehen. Wirklich schade, dass er nicht mitkam. Aber weil sein Bruder Sascha nach Hause gekommen war, wollte er mit diesem beisammensein. Deshalb hatte sie selbst auch die Einladung von Herrn Larousse angenommen. Denn Nick würde sich in den nächsten Wochen nur wenig in Sophienlust sehen lassen.
Schwester Regine und die Heimleiterin, Frau Rennert, kamen zusammen die Freitreppe herunter. Monsieur Larousse bedankte sich noch einmal herzlich für die reichlichen Lebensmittel. »Ein Jammer, dass ich nicht einige Tage mit Herrn Luchs und den Kindern im Blockhaus bleiben kann«, erklärte er. Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr. »Wir müssen fahren«, sagte er dann.
Pünktchen stieg zögernd ein. Für sie war es eine große Enttäuschung, dass Tante Isi, Nick und Henrik noch nicht gekommen waren. Nun konnte Nick sie nicht mehr sehen. Doch da rief Heidi: »Tante Isi kommt!«
Pünktchens blaue Augen strahlten sofort wie zwei Sterne vor Glück. »Ich steige noch einmal aus!«, rief sie Herrn Larousse zu und kletterte schon aus dem Auto.
Nick war eben aus dem Wagen seiner Mutter ausgestiegen und kam Pünktchen entgegen. »Ich freue mich so, dass ihr es noch geschafft habt«, sagte das Mädchen leise und blickte ihren großen Freund selig an.
»Henrik ist an unserer Verspätung schuld. Er war bei den Pferden. Aber Mutti wollte ihn durchaus mitnehmen. Pünktchen, du tust ja so, als würdest du auf eine Weltreise gehen«, fügte Nick schmunzelnd hinzu. »Dabei sind es nur acht Tage. Es wird dir in dem Blockhaus bestimmt gut gefallen. Wären Sascha und Michael nicht da, würde ich auch mitfahren. Das Blockhaus soll in dem gleichen Stil erbaut sein wie die Blockhäuser in Kanada. Monsieur Larousse hat doch als junger Mann in Kanada gelebt. Er hat Herrn Luchs und Vati auch erzählt, dass ihn der Ort, an dem er das Blockhaus hat bauen lassen, an Kanada erinnert.«
Pünktchen fasste impulsiv nach Nicks Hand. »Vielleicht kommst du einmal mit Sascha und Michael hin? Angelika und Vicky würden sich auch freuen, wenn ihr Bruder sie besuchen würde.«
Nick drückte Pünktchens Hand, ließ sie aber schnell wieder los. Er liebte das Mädchen sehr, aber er genierte sich zu zeigen, was er für Pünktchen empfand.
Denise von Schoenecker und ihre beiden Söhne verabschiedeten sich von dem Franzosen und den Mädchen, die nun alle in dem großen Auto saßen.
Monsieur Larousse startete. Als das Auto das Parktor passierte, stiegen Denise und ihre Söhne die Freitreppe des Herrenhauses empor. Barri trottete hinter ihnen her. Man sah ihm deutlich an, dass er enttäuscht war, weil man ihn nicht mitgenommen hatte.
»Nicht wahr, die Larousses sind sehr reich?«, fragte Henrik seine Mutter.
»So ist es, mein Junge.« Denise fuhr ihrem Jüngsten liebevoll durch den stets etwas wilden Haarschopf.
»Ich mag Jeanette sehr. Müssten ihre Eltern nicht nach Amerika fahren, wäre sie nicht zu uns gekommen.«
»Das stimmt, Henrik.« Denise lächelte still in sich hinein.
»Vielleicht heirate ich sie später«, überlegte der Junge.
»Wenn sie dich will, dann heirate sie nur.« Denise betrat die Halle. »Na, Nick, tut es dir nicht doch leid, dass du nicht mitgefahren bist?«, fragte sie ihren großen Sohn.
»Aber nein, Mutti. Und wenn ich Lust habe, kann ich ja jederzeit nachfahren. Sogar mit dem Fahrrad. Denn das Blockhaus von Herrn Larousse ist ja nicht weit von Roggendorf entfernt. Findest du es nicht auch seltsam, dass er sich als Franzose ein Haus in Deutschland hat bauen lassen?«
»Seine Frau ist doch Deutsche. Soviel ich weiß, wurde sie ganz in unserer Nähe geboren. Aber jetzt muss ich zu Frau Rennert.«
»Gut, Mutti. Komm, Henrik, wir laufen zu den Koppeln. Die beiden neuen Kinder wollen doch auf den Ponys reiten.«
Mit mütterlichem Stolz blickte Denise ihren beiden Söhnen nach. Dann wandten sich ihre Gedanken Frau Rennert zu, mit der sie einiges zu besprechen hatte.
*
Peggy saß auf der roh gezimmerten Bank neben der Tür des Blockhauses und streichelte liebevoll ihren Hund Balthasar, einen bildschönen Collie. »Freust du dich auch, dass wir in der nächsten Woche hier wohnen dürfen?«, fragte sie und schluckte krampfhaft. Seit diesem Morgen hatte sie Halsschmerzen, aber auf keinen Fall durfte ihr lieber Onkel Luchs etwas davon erfahren.
Der Schriftsteller trat aus dem Haus. »Eigentlich könnten sie schon dasein«, meinte er nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
»Sie werden schon kommen.« Peggy fuhr sich über ihr Kraushaar. Zu dumm, dass sie auch noch Kopfschmerzen hatte.
»Fehlt dir etwas?«, fragte der mittelgroße, etwas untersetzte Mann mit dem dichten rotblonden Haar und dem Vollbart besorgt. »Ich habe dich heute noch gar nicht singen hören.«
»Du weißt doch, dass ich schrecklich viel zu tun hatte.« Vorwurfsvoll sah Peggy ihn aus ihren runden schwarzen Augen an. »Ich habe Tante Larousse doch versprochen, dass ich alles für den Empfang unserer Gäste vorbereiten werde. Tante Larousse ist sehr lieb.«
»Das ist sie wirklich.« In den blauen Augen des beliebten Tiermärchenonkels vom Stuttgarter Rundfunk funkelte es hell. Camilla Larousse war eine alte Bekannte von ihm. Als er sie kennengelernt hatte, war sie noch unverheiratet gewesen und hatte Camilla Bruhns geheißen. Er war Gast bei ihrer Hochzeit gewesen. Von Anfang an hatte er sich mit Henri Larousse fantastisch verstanden. Er war auch Jeanettes Patenonkel und hatte ihren Eltern vorgeschlagen, sie während ihrer Reise nach den Vereinigten Staaten in Sophienlust unterzubringen.
Um Jeanette das Eingewöhnen in dem Kinderheim leichter zu machen, hatte Camilla die Idee gehabt, ihn zusammen mit ihrer Tochter, Peggy und sowie einigen Kindern von Sophienlust zum Blockhaus zu schicken, das Jeanette ja gut kannte. Eugen Luchs hatte Pünktchen, die beiden Langenbach-Schwestern und Heidi gefragt, ob sie mitfahren wollten. Begiestert hatten alle zugestimmt.
Camilla war schon nach Frankfurt vorausgefahren, um dort vor dem Abflug noch