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Störtebekers Henker: Historischer Kriminalroman
Störtebekers Henker: Historischer Kriminalroman
Störtebekers Henker: Historischer Kriminalroman
eBook533 Seiten7 Stunden

Störtebekers Henker: Historischer Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Hamburg im Jahr 1400. Gegen den Willen der alten Patrizier haben die Englandkaufleute eine Flotte ausgesandt und den Seeräuber Klaus Störtebeker gefangen. Richard von Hardin, entsprungener Bruder des Deutschen Ordens, kommt Geseke Cletzen, graue Eminenz der Englandfahrer, da grade recht. Abgerissen und pleite, bleibt dem Ritter kaum etwas übrig, als ihr Angebot anzunehmen und Störtebeker gegen gutes Geld zu richten. Seine Henkersdienste kosten ihn allerdings Ehre und Selbstachtung. Doch als er seine Verzweiflung in Aqua Vitae ertränken will, trifft er auf eine heilkundige Begine, deren Klugheit und Witz ihn wieder ins Leben zurückholen – und mit deren Hilfe der 'Ritter und Henker' eine große Intrige aufdeckt.
SpracheDeutsch
HerausgeberEmons Verlag
Erscheinungsdatum16. Jan. 2017
ISBN9783863587512
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    Buchvorschau

    Störtebekers Henker - Silke Urbanski

    Silke Urbanski, geboren 1964 in Hamburg, ist promovierte Mittelalterhistorikerin mit den Schwerpunkten Kloster, Hanse- und Wirtschaftsgeschichte. Sie wohnt und lehrt in Hamburg. Im Emons Verlag erschien (zusammen mit Michael Siefener) »Totentanz«.

    Dieses Buch ist ein Roman. Die Handlung ist frei erfunden, wenngleich im historischen Umfeld eingebettet. Einige Personen, Ereignisse und Orte sind historisch, einige sind es nicht. Der Anhang enthält ein Glossar.

    © 2014 Hermann-Josef Emons Verlag

    Alle Rechte vorbehalten

    Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz

    eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

    ISBN 978-3-86358-751-2

    Ein Krimi aus dem Mittelalter

    Originalausgabe

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    In memoriam

    Sigrid Will †

    Der besten aller Lehrerinnen zugedacht.

    Der Büttel, der hieß Rosenfeld,

    Der hieb so manchen stolzen Held

    Zu Tod mit frischem Muthe,

    Er stund wohl in geschnürten Schuh’n

    Bis an die Knöchel im Blute.

    Störtebekerlied aus der Zeit um 1550

    I

    DAS BUCH VON DER VERLORENEN RITTERLICHKEIT

    ADMONITIA – MAHNREDE

    AM FESTE DER HEILIGEN GERTRUD

    17. März im Jahr des Herrn 1392

    Denn auch wenn Er in Seinem großen Erbarmen groß im Verzeihen ist, sind dennoch Seine Gerichte tief wie das Meer.

    Bernhard von Clairvaux, Das Lob der neuen Ritterschaft

    Sie hatte versucht, es wegzumachen, aber es hatte sich in ihr festgehalten. Keiner durfte es sehen, denn zu ihr kamen die Frauen, die ihre Sündenfrüchte verschwinden lassen wollten. Deshalb hatte sie ihren Bauch geflissentlich unter einem weiten Surcot und einer dicken Wollcotte verborgen.

    Auf dem Fest zur Grundsteinlegung für die Hamburger Gertrudenkapelle spürte sie die ersten Wehen. Es gab Bier und Wein, gestiftet von den reichen Bürgern und der Geistlichkeit, und alle einfachen Bürger des Jacobi-Kirchspiels waren da, sie konnte nicht fortbleiben. Das Kind wühlte in ihr, und sie trank viel, um die Schmerzen zu bekämpfen. Als es dunkel wurde, schlich sie sich davon. Aber sie kam nicht weit. Auf dem Friedhof, im Schatten einer Mauer, warfen die Wehen sie zu Boden. Mühsam hob sie ihre Röcke und hockte sich hin. Sie war stark, sie schrie nicht. Kurz bevor es hinauskam, spürte sie zwei warme Hände auf ihren Schultern. Ihre Nachbarin zog sie hoch, half ihr, sich gegen die Friedhofsmauer zu lehnen, und kniete vor ihr hin. Sie holte das Kind, trennte die Nabelschnur durch und hüllte das Neugeborene in ihr altes Schultertuch.

    »Du hast ein Mädchen. Was willst du damit tun?«

    Sie stöhnte. Sie hatte sich keine Gedanken gemacht, was aus dem Kind werden sollte.

    »Ich bring es für dich ins Kloster, wenn du mir was für meinen Jacob gibst.« Die Nachbarin wiegte das kleine Bündel.

    »Damit er nicht mehr außerhäusig Lust sucht?«

    »Ja, genau. Braust du mir was gegen seine Hurengängerei?«

    Sie nickte. »Gib mir das Kind«, bat sie leise.

    »Lieber nicht, sonst schaffst du nicht, es wegzugeben.«

    Doch sie hob die Arme. Das Kind greinte wie ein Kätzchen, also legte sie es an die Brust. Sie sah seine Augen, seine Hände, seine zarten Lippen. Es sah aus wie sie. Es trug sogar ihr Muttermal. Die Nachbarin nahm es ihr aus dem Arm. »Und dein Gebräu wirkt sicher bei meinem Jacob?«

    »Ich schwöre es bei allen Heiligen.«

    Ihre Tränke wirkten immer.

    Als die Nachbarin mit dem Neugeborenen davonging, sah sie ihnen hinterher, und es geschah etwas, das ihr lange nicht mehr geschehen war: Tränen füllten ihre Augen.

    FEST DES HEILIGEN ANSGAR

    Donnerstag, 9. September im Jahr des Herrn 1400

    Welch Staunen erregender Irrtum also, ihr Ritter, welch unerträgliche Raserei, Kriegsdienst zu leisten unter so vielen Auslagen und Mühen!

    Bernhard von Clairvaux, Das Lob der neuen Ritterschaft

    Draußen auf dem Strom im Sonnenlicht erfüllte sich die Hoffnung aller Englandfahrer. Die Vitalienbrüder waren gefangen und wurden von Fredeschiffen nach Hamburg gebracht, ihrem gerechten Schicksal zu.

    Tausendmal lieber wäre Geseke Clingspor mit den Schniggen hinausgerudert, die Mannschaft und Gefangene in den Hafen holen sollten, als vor dem Rathaus am Markt zu warten. Auch wenn es eine Ehre war, in der ersten Reihe zu stehen, missfielen ihr die neidischen Blicke der Gattinnen der alten Ratsfamilien aus der Reichenstraße. Nervös spielte sie mit den Korallenschnüren am Mieder ihrer Robe. Auf keinen Fall durfte sie sich anmerken lassen, dass sie sich unwohl fühlte. Denn sie, mehr als jede andere, mehr als die Frau des Flottenführers, Alleke Schoke, repräsentierte die Englandfahrer. Sie war Albert Schreyes Tochter, und Albert Schreye war der Wortführer der Vitalierfeinde.

    Sie wusste, es würde nicht lange dauern, bis die Lästerei begann, denn neben ihr stand leicht schwankend ihr Stiefsohn, Sigvrid der Jüngere, der schon früh am Morgen angetrunken war. Der Junge sollte nicht hier sein, sondern bei den anderen Männern draußen auf den Schiffen, unter den Seehelden, deren glorreiche Heimkehr sie gleich feiern würden. Dann würde er nicht saufen müssen.

    Geseke warf einen schnellen Blick zu ihrem Gatten hinüber, dem Ratsherrn Clingspor. Wie der Sohn, so der Vater. Mit stolzgeblähter Brust stand der alte Sigvrid neben den anderen Englandfahrern aus dem Stadtrat. Zu dem heutigen Triumph hatte er allerdings nicht mehr beigetragen, als die Anweisungen ihres Vaters zu befolgen: für den Pfundzoll stimmen, Schiffsausrüstung für die Kriegsfahrt bezahlen, Schiffskinderlohn vorstrecken. Sigvrid war mitgelaufen, weil er ihr Ehemann war. Jetzt sonnte er sich in dem Erfolg, den andere errungen hatten, jene, zu deren Anhängern er sich zählte. So war der Lauf der Welt. Gemeinsame Interessen schufen Bruderschaften, Parteiungen, Gesellschaften. Bünde wurden mit Handelsverträgen besiegelt und mit Ehen wie ihrer.

    An der Alsterschleife kam die prächtige Ratsschnigge in Sicht. Geseke stockte der Atem. Auf dem schlanken Schiff lagen Fässer, aus denen Köpfe ragten: