ALS - auch nach sechs Jahren ist mein Leben noch bunt
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ALS - auch nach sechs Jahren ist mein Leben noch bunt - Books on Demand
ALS
Amyotrophe Lateralsklerose
Ich heisse Christel Herrmann, bin 62 Jahre alt und habe vor etwas mehr als sechs Jahren eine schlimme Diagnose bekommen - ALS. Diese Nervenerkrankung ist nicht heilbar, fortschreitend und führt immer zum Tod. Zuerst wollte ich die Tragweite einer solchen Aussage nicht zur Kenntnis nehmen - nicht wahrhaben. Es konnte nicht sein, was nicht sein darf. Ich habe in einer Art Nebelwolke gedacht, gelebt. Die meisten Menschen sind ja auch geneigt, Gesundheit bis ins hohe Alter als normal anzusehen. Dass dem nicht so ist, wurde mir erst langsam klar. Aber ich wollte mich nicht so einfach aufgeben, ich wollte kämpfen. Natürlich weiß ich, dass diese Krankheit nicht zu besiegen ist - aber ihr kampflos meinen Körper überlassen? Nein, das kam und kommt nicht in Frage.
Ich mache jede Therapie mit, regelmäßige Untersuchungen, bitte um Hilfe und akzeptiere Hilfsmittel, die mir den Alltag erleichtern, die mir helfen, Kraft zu sparen; Kraft, die ich lieber in schöne Aufgaben investiere.
Ich schreibe gerne. Illustrierte Kinderbücher für meine sechs Enkel, Briefe an liebe Menschen, Mails, um schnellen Kontakt zu haben. Und dann eben so etwas wie dieses Buch. Ich lasse einen Blick zu, tief in mein Innerstes.
Ich möchte damit Mut machen, Verständnis wecken und zeigen - Krankheit kann man - ja muss man - annehmen als Teil des Lebens - eines dann auch noch lebenswerten Lebens.
Ich habe darüber ein Buch geschrieben, was die Krankheit mit meinem Körper und mit mir macht. Anfänglich habe ich das nur für mich gemacht weil ich meine Gefühle und die Sympthome und damit das Fortschreiten der Krankheit festhalten wollte. Aber auch, um ein Ventil zu haben.
Pflegerinnen zeigten jedoch Interesse daran. Sie wollten die Krankheit und auch mich besser verstehen. Und so habe ich die Initiative ergriffen und das Buch veröffentlicht. Dabei ist es nicht geblieben. Das zweite folgte recht schnell. Hier ist nun das dritte Buch. Das hat mich vor besondere Herausforderungen gestellt, weil ich alles wirklich nur mit den Augen machen konnte.
Im Teil 1 (Christel Herrmann: ALS sie mich traf) habe ich recht umfassend über die Entwicklung der Erkrankung berichtet, meinen stetigen Kampf um etwas Selbstständigkeit, Normalität. Im Teil 2 (Christel Herrmann: ALS – die Krankheit schreitet weiter fort, doch ich lebe) Hier berichte ich weiter über meine Bemühungen, mein Leben zu meistern, meine Sicht auf die Weiterentwicklung der Krankheit, meine innere Einstellung zum Leben, meinem Leben. Mut haben, Mut machen.
Inhaltsverzeichnis
Neue Möglichkeiten
März 2015
Anfang April 2015
Besonders elegante Landung: Ostern
Der erste Mai
Treckerhochzeit (15.05.2015)
Ende Mai 2015
Wichtige Menschen
Petra Jäkel
Ellen
Janina
Physiotherapeut E. Piech
Sabine
Dr. Kemper, der Urologe
Logopädie
Ergotherapie mit Dagmar Steiner
Frau Dr. Apelt
Jürgen
Verschiedene Arten von Hilfe(ruf)
Auf ein Wort
Ende Mai
Anders mobil
Was ich so lebe / liebe 26. Juli
Justus Frantz
August
Wespe
Ende August
Trikot
Was kann ich machen? (07. 10. 2015)
Empfinden (02.11.2015)
Neue Wege
Besser kennenlernen
28.11.2015
Weihnachtsmarkt
Mitte Dezember 2015
Sylvester 2015
Neujahr 2016
14.1.2016
25.01.2016
01.02.2016
02.02.2016: Resilienz
Schlaflabor (08.02.2016)
13.02.2016
März 2016
März 2016: Rollstuhl kaputt
Wie ein Käfer
Muskelsprechstunde
Mal kurz gelacht
Aquarium
Informationen: 18.3.2016
Quantenmedizin
05.04.2016.
20.4.2016
25.4.2016
Zahnarzt
Sicherheit als Kind: 1965
Schweigen: 16.5.2016
29.05.2016: Oft ein Tabuthema
Unsere Ausflüge
Ende Mai
Eine Mail an eine Freundin
Einstellung: 15.07.2016
Geburtstag: 23.07.2016
August: Schlaflabor
Die Hand
Konzert: 5.8.16
11.9.16
4.11.2016
3.12.2016
Weihnachten
Neue Möglichkeiten
März 2015
Endlich gelingt es mir, einen längeren Text recht flüssig zu schreiben, mit den Augen zu schreiben. Das ist inzwischen weniger anstrengend, als mit der Maus und der Bildschirmtastatur, wobei das anstrengendste das Platzieren der Hand auf der Maus ist. Am Morgen geht es vielleicht noch, aber am Nachmittag oder gar Abend ist es fast unmöglich. Da benötige ich immer die Hilfe von jemandem, der meine Hand richtig über die Maus legt und die Finger sortiert. Für mich alleine fast unmöglich, ich vergeude bei einem solchen Versuch nur unnötig meine wenige Kraft. Fast habe ich auch das Gefühl, dass meine Gedanken so viel besser fließen können, fast so als flössen sie direkt durch die Augen auf die Tastatur. Hört sich das ziemlich komisch an? Egal, ich empfinde es so, was andere davon denken, ist deren Sache. So sitze ich hier in meinem Rollstuhl, denke vor mich hin und halte die Gedanken quasi mit den Augen fest. Das hört sich tatsächlich ein klein wenig verrückt an, macht aber gute Laune. Na ja, und Gedanken laufen fast ständig durch meinen Kopf. Aber das ist wenigstens nicht körperlich anstrengend.
Licht, Sonne, Helligkeit und Wärme sind mein Treibstoff. Jetzt beginnt eine wirklich schöne Zeit. Die Natur steht sozusagen in den Startlöchern. Die Knospen der Bäume sitzen prall an den Zweigen. Nur ein paar warme Tage benötigen sie und schon grünt und blüht wieder alles, weiß, gelb, rot und vor allem leuchtet das helle Grün. Merkt man eigentlich, dass ich für den Frühling schwärme? Aber der Sommer mit seiner Wärme und der Herbst mit seiner Farbenpracht und der Stille sind mir genauso lieb. Nur der Winter mit seiner Kälte und Nässe ist nicht so mein Ding.
Anfang April 2015
Es ist endlich trockener und ich kann meinen Lieblingsplatz oben am alten Friedhof wieder erreichen. Da sitze ich nun in der Sonne und sehe die weißen Buschwindröschen, die gelben Blüten des Scharbockkrauts und das satte Grün vom Giersch. Ich höre und sehe die verschiedensten Vögel. Ein Bussard nutzt die Thermik und schraubt sich ohne einen einzigen Flügelschlag immer höher in