Und er kommt und findet sie schlafend: Eine Erzählung
By Ernst Köhler
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Ernst Köhler
Ernst Köhler, geboren 1939, lebt in Konstanz. Er hat als Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz gelehrt.
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Book preview
Und er kommt und findet sie schlafend - Ernst Köhler
Für Hans-Günter Zmarzlik
INHALT
Vorwort des Nachlaßverwalters
I
Das vertraute Bild des Negers wollte sich nicht einstellen
Gelegentlich muß ich ihn einmal fragen, wovon er eigentlich lebt
Ich zum Beispiel stimmte ein altes italienisches Arbeiterlied an
II
Die Stadt hat nicht einmal die Größe besessen, ihn öffentlich zu verbrennen
Ich weiß, daß das ungerecht ist
VORWORT DES NACHLASSVERWALTERS
Die hier vorgelegten Texte berichten über merkwürdige Vorgänge in einer kleinen Universitätsstadt in einem entfernten Winkel unseres Landes. Sie stammen aus dem wissenschaftlichen Nachlaß eines verstorbenen Freundes und Kollegen. Sie fanden sich dort in einem Leitzordner mit der Aufschrift »Die Auferstehung des B.«, aber diese deutlich auf den Ostermythos anspielende Formulierung ist leider ziemlich irreführend. Das Material besteht aus fünf Manuskripten: drei Stellungnahmen, die mein Kollege eingeholt haben will, und zwei von ihm selbst verfaßte Essays, die freilich fragmentarisch geblieben sind.
Wenn ich die Papiere jetzt der Öffentlichkeit übergebe, so nicht ihres gedanklichen Reichtums wegen. Sie enthalten keinen. Sie enthalten nur eine gewisse unreife, gleichsam verfrüht vom Baume der Erkenntnis abgefallene Originalität. Aus diesem Grund möchte der Fachbereich Sozialwissenschaft an der hiesigen Universität, dem der Autor zuletzt doch angehört hatte, mit dieser Veröffentlichung nichts zu tun haben. Auch der Fachbereich Religionswissenschaft hat sich strikt geweigert, das kleine Werk in eine seiner wissenschaftlichen Reihen aufzunehmen. Man hat es sich mit der Entscheidung nicht leichtgemacht: Es liegen mir zwei sorgfältig und ausgewogen argumentierende schriftliche Ablehnungen vor. Übereinstimmend kommen sie beide zu dem Schluß, daß die Arbeit unbrauchbar sei. Sie enthalte möglicherweise einen brillanten Gedanken, verfolge ihn aber nicht konsequent, sondern lasse ihn bald wieder in einer durchaus konventionellen Sicht der Dinge untergehen.
Ich muß sagen, das ist letztlich auch meine Meinung, so hart es mich ankommt, den Verstorbenen hier in dieser Weise disqualifizieren zu müssen. Wenn ich es dennoch wage, mich über ein einhelliges Urteil hinwegzusetzen und die Materialien zu publizieren, so zum einen, um einer freundschaftlichen Pflicht nachzukommen, und zum andern weil ich im Unterschied zu den Fachkollegen meine, daß jener neue Denkansatz, der dann zweifellos wieder im Morast der Gemeinplätze versackt ist, noch erkennbar bleibt. Es bedarf dazu freilich eines freundlich geneigten, um nicht zu sagen großmütigen Lesers, der es auf sich nimmt, diese gleichsam beschmutzte, über und über mit Schlamm bedeckte Denkfigur behutsam wieder herauszupräparieren.
Ich hatte mit dem Kollegen seinerzeit gelegentlich darüber gesprochen, vielleicht bin ich deshalb eher als andere bereit, seine Forschungen ernstzunehmen. Alles ließ sich sehr vielversprechend an. Eines Tages trat der Kollege in mein Arbeitszimmer und erzählte mir etwas von einem etwa 60jährigen Mann namens B., der auf ziemlich mysteriöse Weise aus irgendeinem Psychiatrischen Landeskrankenhaus entwichen sei. Dabei seien sämtliche eisernen Pforten und Gitter der Anstalt buchstäblich weggeschmolzen worden – im ganzen Irrenhaus nichts Eisernes mehr oder gerade noch die Angeln beziehungsweise kurze Metallstummel direkt am Beton, aber auch diese ganz verbogen und verschmort.
Ich dachte, der Mann hat bestimmt Basaglia gelesen, denn er hätte sich schließlich auch damit begnügen können, ein einziges Loch in ein einziges Gitter zu schmelzen und sich dann davonzumachen. Eine andere Fassung der Geschichte erinnerte eher an Pfingsten: Eine große Menge von Geisteskranken habe die nunmehr weit geöffnete Anstalt ebenfalls verlassen und sei singend und in prozessionshafter Ordnung an den blühenden Obstbäumen vorbei weggegangen. An einer Wegkreuzung sei dann plötzlich B. gestanden, wie aus dem Nichts, und habe versucht, den Zug in die Stadt zu dirigieren. Aber die Leute seien einfach, rechts und links an ihm vorbei, weitergezogen, und niemand habe sie seither je wieder gesehen. Mit dem für ihn charakteristischen Scharfsinn wies der Kollege auf einen häßlichen Makel an dem naiven kleinen Wunder, auf eine gewisse innere Unstimmigkeit hin: Dieser B. habe hier eine Instinktlosigkeit ersten Ranges, eine fast jakobinisch anmutende Neigung zum Voluntarismus an den Tag gelegt. Man könne nicht zuerst auf eine Weise verschwinden, die die Menschen tief berühre, und dann wieder auftauchen und, sagen wir, eine Revolte der Randgruppen anleiern wollen. Das profaniere die Legende, sei stillos, ja pietätlos.
Über die näheren Umstände von B.’s Ausbruch erfahren wir allerdings nichts aus diesen Papieren. Aber die Geschichte inspirierte meinen Freund zu einem richtiggehenden Untersuchungsvorhaben. Ausgangshypothese war, daß der »Auferstehung« des B. aus der Gruft der Psychiatrie ein Leidensweg vorausgegangen sein mußte – oder, weniger ironisch, so etwas wie ein sozialer Aufstieg oder doch zumindest eine öffentliche Anerkennung. Irgendein nobody hätte das Irrenhaus nicht in dieser triumphalen Manier verlassen können. Der Autor hat dafür im Gespräch äußerst prägnante Formulierungen gefunden, die in seinem Text dann nicht wieder erscheinen werden. Was ihn daran fasziniere, sei weniger B. als die Reaktionen auf B., the making of B. sozusagen. Er wittere darin einen intellektuellen Skandal: Die politische Kultur dieses Landes erlaube so eine Karriere an sich nicht. Sie erlaube einen Baghwan, aber nicht einen B. – B. sei nämlich alles andere als ein kleiner Baghwan. Nach seinen bisherigen Recherchen sei das eher ein Penner als ein Kultunternehmer.
Ich muß sagen, ich war nun doch recht erstaunt. Der Kollege hatte sich bisher nicht gerade durch gewagte Sprünge und Würfe ausgezeichnet, seine Domäne waren zurückhaltende, solide Studien zur Gesellschaftsstruktur der Bundesrepublik Deutschland gewesen. Jetzt erzählte er mir die ganze, einigermaßen verquere Geschichte dieses B., soweit er sie bis dahin schon rekonstruiert hatte, und schloß mit der Forderung nach einer neuen Politologie, einer »Politologie des Unvorhersehbaren«, wie er es formulierte. Dieser Penner habe offensichtlich eine Bedeutung erlangt, die mit den herkömmlichen wissenschaftlichen Ansätzen schlicht nicht mehr zu erklären sei. Er sagte wörtlich, ich habe es mir notiert: »Der alte Querulant ist zu leicht und zu tief in die Köpfe dieser Stadt eingedrungen, als daß wir einfach weitermachen könnten, als sei nichts geschehen.« – Schon halb überzeugt, sagte ich ihm, daß das für mich noch keine ausgereifte und intersubjektiv restlos zu vermittelnde These sei. Er erwiderte, im Grunde gehe es uns Wissenschaftlern doch immer wieder so, die Phänomene und Ereignisse würfen unsere wohlfundierten Prognosen doch jedesmal über den Haufen – ganz wie der im Frühling angeschwollene Fluß die Bauten des Bibers. Und wie die Biber bauten wir hinterher alles wieder auf bis zum nächstenmal. Er wolle aber kein Biber mehr sein.
Die unvermittelte Leidenschaftlichkeit des Kollegen überwältigte mich einigermaßen. Auf die Fragwürdigkeit von Prognosen war ich auch meinerseits bereits gestoßen. Aber das Bild von den Bibern ging ja noch viel weiter. Ich fragte ihn, ob er damit etwa sagen wolle, daß die Kausalanalyse und Rekonstruktion eines Ereignisses ebenfalls wertlos sei? Er bejahte dies. Er sagte, eine solche Herleitung sei in der Regel sogar irreführend.
Man wird kaum bestreiten, daß das ganz nach einem gedanklichen Durchbruch aussieht. Auch wer sich, wie ich, eher als ein Fußgänger im Terrain der Geistes- und Sozialwissenschaften versteht, wird nicht leugnen wollen, daß der Zweifel am nachträglichen Erklären der Dinge seit langem an uns allen nagt. Es mag hier genügen, an die bislang nie gelichtete tiefe Rätselhaftigkeit aller Revolten und Revolutionen der Geschichte zu erinnern. Gewiß, man wird nicht jedesmal, wenn jemand – wie anscheinend dieser B. – unerwartet aus der Versenkung auftaucht, gleich das ganze Kausalitätsprinzip in Frage stellen. Zuerst müßte mindestens das gesamte Land systematisch nach verwandten Erscheinungen durchforscht werden – aber auch das wäre nur ein erster Schritt, dem dann international vergleichende Studien folgen müßten. Erst wenn sich daraufhin das Unvorhergesehene zu einer dunklen, drückenden Masse zusammengeballt hätte, würde man sich zu einschneidenden theoretischen Konsequenzen entschließen müssen. Aber das sind triviale Vorbehalte, welche die grundsätzliche Bedeutung der hier anvisierten Befreiung von der Kette der Ursachen nicht verdunkeln können.
Der Verstorbene selbst hat freilich die Tragweite seines Gedankens nicht erfaßt. Weder das für diese Universität seit jeher kennzeichnende, ausgeprägt innovative, sozusagen kalifornische Klima noch die neue Aufgeschlossenheit unserer Zeit für die spirituelle Dimension der sozialen Realität hat ihn dazu bringen können, an seinem Forschungsansatz beharrlich festzuhalten. Ich, als sein enger Freund, habe das schon geahnt, als ich dann auf einmal das Foto von B. an der Wand über seinem Schreibtisch sah. Es war sehr klein, kleiner als ein Paßbild zum Beispiel, und hing genau an