Zu Besuch bei Hans Bender und Arnold Stadler
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Aber Hans Bender war auch selbst Schriftsteller, Verfasser von Lyrik, Kurzgeschichten und Romanen. Im Alter bevorzugte er die für ihn typischen Ausdrucksformen des Vierzeilers und der Aufzeichnung, in denen er seine stille, hintergründige, von feinem Humor gekennzeichnete Sprache wunderbar zum Ausdruck brachte.
Arnold Stadler, wurde im Gründungsjahr der Akzente 1954, in Meßkirch in Baden geboren. Wie viele andere hat auch er seine ersten Veröffentlichungen und danach die Einladung ins Literarische Colloquium Berlin dem unermüdlichen Förderer guter Literatur Hans Bender zu verdanken. Schon im Jahre 1999 mit nur 45 Jahren erhielt Stadler den renommiertesten deutschen Literaturpreis, den Georg Büchner Preis, für seine hintergründige, humorvolle, dem Trotzdemschönen des Lebens verpflichtete hinreißende Prosa zuerkannt.
Hans Bender und Arnold Stadler verband eine enge Freundschaft. Ilka Scheidgen war mit Hans Bender 35 Jahre lang befreundet bis zu seinem Tod im Jahre 2015.
Mit beiden Schriftstellern konnte Ilka Scheidgen ausführliche Gespräche führen, die sich in diesem Doppelporträtband nachlesen lassen. In den Porträts lassen sich Leben, Werk und Wirken zweier bedeutender Schriftsteller nachvollziehen.
Ilka Scheidgen
Ilka Scheidgen, Biografin der Dichterin Hilde Domin und der Schriftstellerin Gabriele Wohmann, porträtiert den Schriftsteller, Essayisten, Lyriker und Dramatiker Martin Walser in ihrem neuen Buch in der ihr eigenen Weise als "Meisterin des Biografischen" (G. Magirius). Wie schon in ihren zahlreichen Schriftstellerporträts gelingt es ihr, den Menschen hinter und in seinem Werk lebendig werden zu lassen. "Ich bewundere Ihre Art, wie Sie einen Autor in der Beschreibung erfassen und lebendig machen." (Hans Bender, Mitbegründer und langjähriger Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente).
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Book preview
Zu Besuch bei Hans Bender und Arnold Stadler - Ilka Scheidgen
Un coup de dés
Jamais
N‘abolira
Le hasard
*********
Ein Würfelwurf
Bringt nie
Zu Fall
Zufall
Stéphane Mallarmé
Inhalt
Einleitung
Hans Bender
Biografisches
Mein erster Besuch bei Hans Bender
Zwischendurch
Hans Bender und Hilde Domin
Hans Bender und Gabriele Wohmann
Besuch anlässlich seines 90.Geburtstages
Nachruf
Arnold Stadler
Biografisches
Es liest: Arnold Stadler
Mein Besuch bei Arnold Stadler
Salvatore
Komm, gehen wir
Veröffentlichungen
Einleitung
Die beiden Schriftsteller Hans Bender und Arnold Stadler gemeinsam in einem Buch zu porträtieren, erscheint mir beinahe wie eine Zwangsläufigkeit.
Mehrfach kreuzen sich die Linien ihrer Biografien. Hans Bender, 1919 geboren, erlebte Krieg und Gefangenschaft, bevor er im Jahre 1954 die legendäre Literaturzeitschrift Akzente – gemeinsam mit Walter Höllerer – gründete.
1954 wurde Arnold Stadler geboren. Im Schulunterricht begegnete er erstmals Kurzgeschichten von Hans Bender. Und als er seine ersten Gehversuche als Dichter machte, bot Hans Bender dem jungen unbekannten Dichter ein erstes Forum der Veröffentlichung.
Hans Bender, dieser Förderer unzähliger junger Talente, dieser stille Dichter und große Freundschaftsmensch, begleitete auch mein Schreiben 35 Jahre lang.
Als ich begann, meine Kollegen, die Dichter, zu porträtieren, lernte ich auch Arnold Stadler kennen. Und dieser gemeinsame Freund begleitete Hans Bender am Lebensende und darüber hinaus mit seinen Worten, die vor allem den Zurückgebliebenen Trost spendeten.
Hans Bender
Der Schriftsteller Hans Bender wurde am 1.Juli 1019 in Mühlhausen im Kraichgau als Sohn eines Gastwirts geboren. Aus seinem Studium der Literatur, Philosophie und Musikwissenschaft in Erlangen wurde er durch den Krieg herausgerissen und musste fast zehn Jahre im Krieg und in russischer Kriegsgefangenschaft verbringen. Endlich zurückgekehrt nahm er sein Studium in Heidelberg wieder auf. Dort begann seine einmalige Doppelberufung: als Dichter und als Herausgeber. Nach der eigenständigen Gründung der Literaturzeitschrift „Konturen gründete Bender zusammen mit Walter Höllerer 1954 die bis zum heutigen Tage maßgebliche Literaturzeitschrift „Akzente
.
Bis 1980 war er deren Herausgeber. Als solcher förderte und begleitete Hans Bender unzählige Autoren der deutschen Nachkriegszeit in den unterschiedlichsten literarischen Prägungen und Strömungen. Ein weiterer Schwerpunkt seines unermüdlichen Einsatzes für die deutschsprachige Literatur waren seine epochalen Anthologien sowohl von Prosa, aber besonders auch deutscher Lyrik wegweisend.
Nebenher und nach dem Rückzug aus der Tätigkeit als Herausgeber verstärkt schrieb Hans Bender eigene Texte: Kurzgeschichten, Romane, Gedichte. Kennzeichnend für sein Spätwerk waren seine Vierzeiler und das Genre der „Aufzeichnungen".
Seit 1959 lebte Hans Bender in Köln. Zu seinem 75. Geburtstag richtete ihm zu Ehren die Stadt Köln eine Ausstellung „Gelegenheit macht Dichter" im Historischen Archiv aus.
Diesem Archiv hatte Hans Bender seine Sammlung von 27.000 Briefen übergeben. Als im Jahre 2009 das Kölner Historische Archiv einstürzte, wurde auch dieser unschätzbare Wert einer unvergleichlichen Sammlung von zeitgenössischen literarischen Briefdokumenten vernichtet.
Hans Bender wurde mit zahlreichen Preisen, dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrendoktorwürde der Universität Köln ausgezeichnet. Er war Mitglied in der Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Freien Akademie der Künste Mannheim sowie der Akademie der Künste Berlin, außerdem Juror in verschiedenen Gremien.
Hans Bender starb am 28. Mai 2015 in Köln. Er wurde in einem Ehrengrab in seiner Heimatgemeinde Mühlhausen beigesetzt.
Mein erster Besuch bei Hans Bender
Taubengasse - eine romantisch anmutende Adresse, in der sich Hans Bender seit langer Zeit eingerichtet hat und wohl fühlt, wie seine Antwort auf die Frage „Wo möchten Sie leben?" bezeugt: In der Taubengasse in Köln.
Hier im Zentrum von Köln, unweit des geschäftigen und verkehrsreichen Barbarossaplatzes ist dennoch so etwas wie eine kleine Oase. Seine Wohnung liegt im obersten Stockwerk des in den sechziger Jahren erbauten Backsteingebäudes. Im „Laubengang" befindet sich der Eingang zu Benders Reich. Vergeblich suche ich zunächst diesen Laubengang im Parterre des Hauses, doch einen Ausgang zu einem solchen kann ich nicht finden.
Hans Bender kommt mir auf halbem Weg entgegen. „Das passiert immer wieder, sagt er und geleitet mich hinauf, „dass mich die Besucher nicht finden.
Ich bin zum ersten Mal bei Hans Bender in der Taubengasse, obwohl wir uns schon seit vielen Jahren aus Briefen kennen und auch bei Lesungen begegnet sind.
Was einem Mann mitbringen, der mit Büchern lebt seit seiner Jugendzeit? Ein Buch hieße Eulen nach Athen tragen. Also bringe ich einen Strauß Blumen mit. Über den freut er sich, schneidet die Stiele sachkundig an und stellt die Blumen in eine Vase. Tee oder Kaffee, fragt er mich, er selbst trinke um diese Zeit meist Kaffee, und ich schließe mich gerne an.
„Ja, so